Wegen einer Tagung war ich für eine Woche fern von Zuhause. Wir tagten in einem großen Hotel am Rande einer Kleinstadt.
Mitte der Woche hatte ich mittags zwei Stunden für mich und nutzte sie unter anderem, um in dem Städtchen ein Mitbringsel für meine Frau zu suchen.
Nach einem passenden Laden brauchte ich nicht lange Ausschau zu halten, ich sah in der belebten Fußgängerzone zwei mobile Stände, einen mit Korbwaren, einen mit Blumen und Dekoartikeln. Stand Nummer zwei kam wie gerufen.
Als ich mich näherte und mir gleich auf Anhieb Keramikherzen in drei verschiedenen Farben ins Auge stachen, wurde das Gezänk eines älteren Paars zur Rechten, das ich gar nicht wahrgenommen hatte, auf einmal laut.
Sie: "Ich habe dir gesagt, ich gehe nicht mit leeren Händen zu Gerda in die Klinik. Es ist ja nur eine kleine Aufmerksamkeit ..."
Er: "Blumen gehören nicht ins Zimmer einer Kranken!"
Sie: "Nochmal: sie hat hier echte und sie hat Seidenblumen. Verstehst du das? Das Gesteck hier ist künstlich. Schluss jetzt! Bitte einmal als Geschenk einpacken. Und basta!"
Ich war irritiert. Schließlich bin ich alles andere als kundig auf diesem Gebiet. Wog aber weiterhin eins der Keramikherzen in meiner Hand.
Auf tritt von links ein junges Paar. Er riskiert die Frage: "Du, wäre das nicht ein Superkranz für die Eingangstür? So bunt, wie der ist? Du sagtest doch dieser Tage ..."
Die klärende Antwort besteht aus einem Glucksen und kurzen Auflachen seiner Partnerin, die auf kalte Ablehnung deuten. Und schwupps ist sie auch schon fünf Meter weiter.
Ich fange an, an meinem Vorhaben in der fremden Stadt auf dem mir fremden Gebiet zu zweifeln, lege das Herz fürs erste beiseite und beschließe, zwecks Klärung meiner Gedanken eine Tasse Kaffee zu trinken.
Nach Rückgewinnung meiner Balance kehrte ich zurück zu dem Blumenstand. Die Anziehungskraft der Herzen war ungebrochen. Ich zaudere noch, da nähert sich wieder von links ein Paar, mittleren Alters, eine Tochter, ich schätze, 12, 13 Jahre alt.
Vater nimmt eine kleine Wandleuchte in die Hand, auch aus meiner Sicht eine gelungene Kreuzung aus Metall und Glas um eine Kerze herum. Er überlegt, traut sich: "Wäre das nicht das Richtige für die kleine Nische, ihr wisst, am Treppenaufgang?"
Mutter lacht laut, unmissverständlich abfällig, und Töchterchen stellt klar: "Pappaaa! Lass es einfach!"
Ich traue mich kaum noch, eins der Keramikherzen in die Hand zu nehmen, schwanke ohnedies zwischen Blau und Rot, da schlurft von rechts ein betagtes Paar heran.
Sie: "Ach, da hängt der Kranz ja noch. Heute kaufen wir den, Georg. Ich habe dir ja gesagt, ..."
Er: "Staubfänger! Alles nur Staubfänger. Ich denke gar nicht dran." Und ist weg bei den Körben.
Sie entschuldigend zur Verkäuferin: "Er hat heute das Geld. Was soll ich machen? Sind Sie am Samstag wieder hier? Ja? Das ist gut. Da komme ich mit meinem eigenen Geld. Können Sie mir den Kranz bis dahin zurücklegen?"
"Aber ja doch", bekommt sie zur Antwort.
Ich halte wild entschlossen das blaue Herz fest, blicke die gelassene Verkäuferin an: "Sagen Sie mal, geht es immer so zu in dieser Stadt?"
"Nicht immer, nein." Sie schmunzelt. "Aber, ich sage mal, oft. Ziemlich oft. Soll's das Herz sein?"
"Für meine Frau, ja. Bin mir nicht sicher - blau oder rot? Was denken Sie?"
Nehmen Sie das rote. Rot wie die Liebe."
Mitte der Woche hatte ich mittags zwei Stunden für mich und nutzte sie unter anderem, um in dem Städtchen ein Mitbringsel für meine Frau zu suchen.
Nach einem passenden Laden brauchte ich nicht lange Ausschau zu halten, ich sah in der belebten Fußgängerzone zwei mobile Stände, einen mit Korbwaren, einen mit Blumen und Dekoartikeln. Stand Nummer zwei kam wie gerufen.
Als ich mich näherte und mir gleich auf Anhieb Keramikherzen in drei verschiedenen Farben ins Auge stachen, wurde das Gezänk eines älteren Paars zur Rechten, das ich gar nicht wahrgenommen hatte, auf einmal laut.
Sie: "Ich habe dir gesagt, ich gehe nicht mit leeren Händen zu Gerda in die Klinik. Es ist ja nur eine kleine Aufmerksamkeit ..."
Er: "Blumen gehören nicht ins Zimmer einer Kranken!"
Sie: "Nochmal: sie hat hier echte und sie hat Seidenblumen. Verstehst du das? Das Gesteck hier ist künstlich. Schluss jetzt! Bitte einmal als Geschenk einpacken. Und basta!"
Ich war irritiert. Schließlich bin ich alles andere als kundig auf diesem Gebiet. Wog aber weiterhin eins der Keramikherzen in meiner Hand.
Auf tritt von links ein junges Paar. Er riskiert die Frage: "Du, wäre das nicht ein Superkranz für die Eingangstür? So bunt, wie der ist? Du sagtest doch dieser Tage ..."
Die klärende Antwort besteht aus einem Glucksen und kurzen Auflachen seiner Partnerin, die auf kalte Ablehnung deuten. Und schwupps ist sie auch schon fünf Meter weiter.
Ich fange an, an meinem Vorhaben in der fremden Stadt auf dem mir fremden Gebiet zu zweifeln, lege das Herz fürs erste beiseite und beschließe, zwecks Klärung meiner Gedanken eine Tasse Kaffee zu trinken.
Nach Rückgewinnung meiner Balance kehrte ich zurück zu dem Blumenstand. Die Anziehungskraft der Herzen war ungebrochen. Ich zaudere noch, da nähert sich wieder von links ein Paar, mittleren Alters, eine Tochter, ich schätze, 12, 13 Jahre alt.
Vater nimmt eine kleine Wandleuchte in die Hand, auch aus meiner Sicht eine gelungene Kreuzung aus Metall und Glas um eine Kerze herum. Er überlegt, traut sich: "Wäre das nicht das Richtige für die kleine Nische, ihr wisst, am Treppenaufgang?"
Mutter lacht laut, unmissverständlich abfällig, und Töchterchen stellt klar: "Pappaaa! Lass es einfach!"
Ich traue mich kaum noch, eins der Keramikherzen in die Hand zu nehmen, schwanke ohnedies zwischen Blau und Rot, da schlurft von rechts ein betagtes Paar heran.
Sie: "Ach, da hängt der Kranz ja noch. Heute kaufen wir den, Georg. Ich habe dir ja gesagt, ..."
Er: "Staubfänger! Alles nur Staubfänger. Ich denke gar nicht dran." Und ist weg bei den Körben.
Sie entschuldigend zur Verkäuferin: "Er hat heute das Geld. Was soll ich machen? Sind Sie am Samstag wieder hier? Ja? Das ist gut. Da komme ich mit meinem eigenen Geld. Können Sie mir den Kranz bis dahin zurücklegen?"
"Aber ja doch", bekommt sie zur Antwort.
Ich halte wild entschlossen das blaue Herz fest, blicke die gelassene Verkäuferin an: "Sagen Sie mal, geht es immer so zu in dieser Stadt?"
"Nicht immer, nein." Sie schmunzelt. "Aber, ich sage mal, oft. Ziemlich oft. Soll's das Herz sein?"
"Für meine Frau, ja. Bin mir nicht sicher - blau oder rot? Was denken Sie?"
Nehmen Sie das rote. Rot wie die Liebe."