Rückzug

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Balu

Mitglied
Rückzug

mein Zug kam an
sonntags gegen vier
wir standen eng umschlungen
bis gegen sieben
wär gern geblieben
hatt gar gedacht
ich wäre angekommen
doch gegen acht
hat mich der nächste Zug
mit in die Nacht genommen
die Hand so kalt
doch ihr Bisbald
hab ich ins Herz geschlossen
dort soll es wohnen
unverdrossen
zähl ich Bahnstationen
spür nicht den Wind
der über Gleise weht

ob sie Sonntag
gegen vier
wieder auf dem Bahnsteig steht?
 

Leise Wege

Mitglied
Lieber Knut, zum dritten Mal setze ich hier zum Komment an, Deine Zeilen sind berührend, und sehr sehr zweigleisig. Einerseits das
hatt gar gedacht
ich wäre angekommen
was einen verdammt schweren Rückzug bedeutet.
andererseits aber auch
doch ihr Bisbald
hab ich ins Herz geschlossen
wenn es denn dahin gesprochen war, dann ist das auch so.
Und doch steht dem auch wider
spür nicht den Wind
der über Gleise weht
...doch es bleibt die Hoffnung...

Am Liebsten möchte ich hier ein Schild hinhängen:
Im Rückzug nur kann man sich neu entgegenkommen,
jedoch bleibt offen, was der Wind gebracht.,..

beschäftigt, schraubt sich tief, - mehr als gute Zeilen.
Lieben Gruß
Moni
 

MarenS

Mitglied
Oh, Balu. Man bangt regelrecht mit und wünscht, er würde am Montag erzählen, sie sei da gestanden, auf ihn wartend.
Hoffentlich.

Du verstehst es ureigene Befürchtungen, hier die Angst nicht angenommen zu werden, auf sehr zarte, einfühlsame Weise weiterzugeben.

Grüße von Maren
 
H

Heidrun D.

Gast
Guten Morgen, Knut!

Und gut ist dieser lyrische Tagesbeginn allemal.

Auch der doppeldeutige Titel deines Gedichts, der professionell die Zerrissenheit der Protagonisten andeutet (will ich das alles wirklich?).

Eine letzte Sicherheit gibt es nicht, der weitere Verlauf bleibt offen. - Das gefällt!


Liebe Grüße
Heidrun
 

petrasmiles

Mitglied
Sehr schön auch die Doppeldeutigkeit des Rück-Zuges; da greift alles schön ineinander, eine stimmige und tiefgründende Momentaufnahme!

Liebe Grüße
Petra
 



 
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