Ruhestörung

Lord Nelson

Mitglied
Hallo Spitze Feder,

Bußgeldbescheid heißt das Ding - das macht's aber kein Deut besser.

Lord Nelson,
weder zum Lachen noch zum Weinen animiert
 

Spitze Feder

Mitglied
„Hallo Spitze Feder,

Bußgeldbescheid heißt das Ding - das macht's aber kein Deut besser.

Lord Nelson,
weder zum Lachen noch zum Weinen animiert“

Wenigstens ist dein Kommentar zum Lachen. Es kann eben auch „Bußbescheid“ heißen, siehe zum Beispiel hier:

https://www.mydict.com/Wort/Bußbescheid

Da entlarvt sich die Humorlosigkeit.
 

anbas

Mitglied
Hallo Spitze Feder,

ich muss einräumen, dass mir die Sachen, die ich bisher von Dir gelesen habe, nicht sonderlich gefielen. Dieser Vierzeiler aber hat was, wie ich finde. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass da noch einiges herauszuholen ist - zum einen metrisch, zum anderen durch das Auflösen der Wortwiederholung "Lieder".

Hier mein Vorschlag:
Ruhestörung

Vor deinem Fenster sang ich [blue]immer wieder[/blue]
[blue]sehnsuchtsvoll von meinem[/blue] Liebesleid.
[blue]Doch j[/blue]etzt sing ich [blue]nur[/blue] Klagelieder
über [blue]diesen einen[/blue] Bußbescheid.

oder
über [blue]diesen[/blue] Bußbescheid.
über [blue]einen[/blue] Bußbescheid.
über [blue]diesen fiesen[/blue] Bußbescheid.
über [blue]einen kleinen[/blue] Bußbescheid.
oder, oder, oder ... ;)
Wie gesagt, es ist ein Vorschlag. Was Du draus machst, bleibt natürlich Dir überlassen.


Liebe Grüße

Andreas
 

Spitze Feder

Mitglied
Hallo anbas,

vielen Dank für deine konstruktive Kritik. Deine Vorschläge bedeuten für mich aber die schlechtere Variante.

Was dich wahrscheinlich gestört hat, ist der metrische Wechsel vom zweiten zum dritten Vers: Hier wechselt es in meinem Gedicht von einem vierhebigen zu einem dreihebigen Versmaß.

Das korrespondiert aber klar mit dem Inhalt des Gedichts – sprich mit der plötzlichen Ernüchterung des lyrischen Ichs nach der Liebesschwelgerei.

Durch den metrischen Wechsel wird also der ironische Bruch hervorgehoben.

Das wird in deinem Änderungsvorschlag verwischt: Du hast dich offenbar bemüht, die Vierhebigkeit beizubehalten – was dir allerdings auch nicht ganz geglückt ist, denn in der letzten Zeile wechselst du in ein fünfhebiges Versmaß. In deiner Variante beginnt es ab dem dritten Vers metrisch arg zu holpern.

Metrisch holprig ist mein Gedicht dagegen nicht, es hat eine metrisch klare Struktur – die ersten beiden Verse sind vierhebig, die letzten beiden Verse sind dreihebig; wie schon erwähnt, korrespondiert der metrische Wechsel mit dem Inhalt.

Das Metrum meines Gedichts wird durch den Jambus bestimmt, allerdings mit eingefügten daktylischen Versfüßen – schon der Beginn lässt sich daktylisch betonen; ein eindeutig daktylischer Versfuß findet sich im zweiten Vers („Sehnsucht und“). Eindeutig daktylisch ist auch der Beginn des vierten Verses („über den“) – und auch der Beginn des dritten Verses („Jetzt“) sollte daktylisch betont werden; der Wechsel vom jambischen Beginn des zweiten Verses zum daktylischen Beginn des dritten Verses unterstreicht zusätzlich den bereits erwähnten metrischen „Bruch“, der wiederum im klaren Bezug zum Inhalt steht.

Hier das Versmaß meines Gedichts im Schema:

xXxXxXxXx (auch daktylischer Beginn möglich: XxxXxXxXx)
xXxXxxXxX
XxxXxXx
XxxXxX

Ein weiterer Punkt, warum ich deinen Änderungsvorschlag nicht gelungen finde: Du hast die Korrespondenz zwischen dem dritten Vers und dem ersten Vers aufgelöst – die „Klagelieder“ des dritten Verses (bzw. der letzten beiden Verse) korrespondieren mit den „Liebesliedern“ des ersten Verses (bzw. der ersten beiden Versen). Durch diese Korrespondenz wird wiederum der ironische Bruch des Gedichts unterstrichen (einst sehnsuchtsvolle Liebeslieder – jetzt ernüchterte Klagelieder).
 

Spitze Feder

Mitglied
"... ein eindeutig daktylischer Versfuß findet sich im zweiten Vers („Sehnsucht und“)"

Korrektur: Es ist im Kontext ein Anapäst ("-sucht und Lie-").
 

Lord Nelson

Mitglied
Wenigstens ist dein Kommentar zum Lachen. Es kann eben auch „Bußbescheid“ heißen, siehe zum Beispiel hier:
"( Quelle: Tagesspiegel vom 28.04.2004?"

Ist das deine einzige Quelle? Merke: ein Zeitungsartikel ist kein Garant für korrekte Rechtschreibung.

Lord Nelson,
immer erfreut über humorvollen Umgang mit Kritik
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Liebe Feder!

Unter wessen Fenster singst Du den Bußbescheid? Unter dem der Liebsten? Oder unter Deinem eigenen? Oder unter dem des Nachbarn?

Und - wo ist denn dieses Lied über den Bußbescheid nun? Hier steht eine reine Ankündigung, noch uneingelöst. Dabei wäre das ein schönes Thema, modern und cool. Trocken und schmerzlich zugleich. Solange Du keine lange Ballade draus machst.

Also ran ans Werk!

grusz, hansz
 

Spitze Feder

Mitglied
„Ist das deine einzige Quelle? Merke: ein Zeitungsartikel ist kein Garant für korrekte Rechtschreibung.“

Nein, das ist nicht meine einzige Quelle.

„Ordnungswidrigkeitenrecht – Lexikon“ von Karl Brenner; „Bußbescheid“, S. 112; „Fehlerhafte Bußbescheide“, S. 179

https://books.google.de/books?id=j_...ce=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false

Die Frage, ob es „Bußgeldbescheid“ oder „Bußbescheid“ heißen muss, in einem Lyrikforum zu diskutieren, ist reichlich absurd. Notfalls berufe ich mich einfach auf meine dichterische Freiheit.

Das Wort „Bußgeldbescheid“ möchte ich in der letzten Zeile schon aus metrischen Gründen vermeiden.

Vergleiche:

Jetzt sing ich Klagelieder
über den Bußbescheid.

Metrische Struktur:

XxxXxXx
XxxXxX

Jetzt sing ich Klagelieder
über den Bußgeldbescheid.

XxxXxXx
XxxXxxX

In meiner Fassung entspricht der vierte Vers metrisch dem dritten Vers.

Mit dem Wort „Bußgeldbescheid“ würde der vierte Vers durchgehend daktylisch und das metrische Schema würde gesprengt. „Bußbescheid“ ist also die bessere Wahl.
 

anbas

Mitglied
Hallo Spitze Feder,

Was dich wahrscheinlich gestört hat, ist der metrische Wechsel vom zweiten zum dritten Vers
nein, es ist eher der zweite Vers, der mich metrisch stört. Während das letzte Verspaar metrisch harmoniert, tut dies das erste Verspaar nicht. Für mein Empfinden sind dies zu viele metrische Wechsel in solch kurzem Gedicht.

Deinen Gedanken hinsichtlich des Wortes "Lieder" kann ich nachvollziehen. Allerdings solltest Du aus meiner Sicht dann auch "Liebeslieder" schreiben. So würde diese Korrespondenz aus meiner Sicht sauberer und griffiger rüber kommen.

Liebe Grüße

Andreas
 

Lord Nelson

Mitglied
„Ordnungswidrigkeitenrecht – Lexikon“ von Karl Brenner; „Bußbescheid“, S. 112; „Fehlerhafte Bußbescheide“, S. 179

...

Die Frage, ob es „Bußgeldbescheid“ oder „Bußbescheid“ heißen muss, in einem Lyrikforum zu diskutieren, ist reichlich absurd. Notfalls berufe ich mich einfach auf meine dichterische Freiheit.
In beiden Punkten muss ich dir zustimmen.
Bitte meinen leider sehr unqualifizierten Einwand zu entschuldigen.

Lord Nelson :eek:
 



 
Oben Unten