S o n n e n s e i t e

Haget

Mitglied
S o n n e n s e i t e
Haget 11/96

Es ist wahr - ich bleib’ dabei -,
dass meine Ehe glücklich sei;
sie besteht fast vierzig Jahr’
- und tags klappt alles wunderbar!

Nur ein Problem wurd’ nicht bedacht,
es plagt mich seit der ersten Nacht,
grad ich, der rechten Beischlaf liebt,
- hab’s gleich von Anfang an versiebt!

Ich war in Liebe so entbrannt,
dass ich die Folgen nicht erkannt:
So schläft sie rechts - im Fenster-Bett
- das selber ich so gerne hätt’!

Jahrzehnte starr ich armer Mann
am Morgen stets den Schrank nun an
und neide ihr das rechte Bett
wo ich den Sonnenaufgang hätt’!

Ich weiß - ich weiß, es klingt verrückt,
die Worte sind nicht sehr geglückt,
tatsächlich gönn’ ich ihr die Freude
- doch bleibt’s dabei, dass ich sehr leide!

Und niemals - nie würd’ ich es wagen,
dieses Problem ihr vorzutragen;
sie ist mein Liebstes auf der Welt
- ganz klar, dass sie ihr Bett behält!

Denn sie übt sonst Bescheidenheit!
Wann kauft’ sie sich das letzte Kleid?
gar Schmuck, ‘ne Tasche, neue Schuh?
- vor solchen Wünschen hab’ ich Ruh!

Nun hab’ im Lotto ich gewonnen,
„Was wünscht sie sich?“ lang’ nachgesonnen,
Heute sagte ich: „Ein Wunsch ist frei!“
- Nun hört, was ihr das Liebste sei:

„Was ich seit Jahren gerne hätt’,
lass’ einmal mir das linke Bett,
wo morgens, wenn die Nacht aufhört,
nicht schon die helle Sonne stört.“

So wünscht sich mancher heiß im Stillen,
was scheinbar nie sich kann erfüllen:
und größter Wunsch in andrer Leben,
wär’s - grad' dies Eine herzugeben!​
 
K

Kadra

Gast
Hallo Haget,

wie wahr, wie wahr. Du hast sehr schön, an einem simplen Bild deutlich gemacht, was so oft der Grund für Beziehungsschwierigkeiten ist. Klasse umgesetzt!

Lieben Gruss von
Kadra
 
S

Silvi Degree

Gast
Sonnenseite

da kennt man sich nun schon so lang - und wagt es nicht einen solch' kleinen Wunsch zu äußern .
Lieber Haget ,sehr schön verfasst und nachdenklich stimmend .
LG
Silvi Degree
 



 
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