Sage, kein Wort

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Ralf Langer

Mitglied
Sage,kein Wort

Wieder das Verlorene finden
an jenem sagenhaften Ort
zwischen den Fronten,
hinter den Linien
der Sprache, der Sätze,
entspringt eine Quelle,
die löscht das gesprochene Wort.

Dort gibt es Feuerpausen,
Sterne, die leuchten des Nachts.
Wir lagern an brennenden Scheiten,
wir schweigen, wir löschen
der Stille den Durst.

Ich will nicht mehr kämpfen
in Häusern,
streiten um Ruinen des Rechts.
Es zieht mich ins Niemandsland,
dort, jenseits der Schützen, der Gräben
zum sprachlosen Ort.
 

Walther

Mitglied
Lb. Ralph,

schönes Werk über das falsche, scharfe, Wort.

Ein der Titel "Sage,kein Wort" sollte wohl um das Komma "bereinigt" werden. ;)

LG W.
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo walther, hallo oli,

habt dank für eure meldung.

gerne möchte ich euch beide bestätigen:
zum einen soll dies ein stück
über das falsche, gefallene wort sein
und zum anderen soll sich hier die hoffnung ausdrücken,
das es einen utopischen Ort gibt,
der alles wieder " aufhebt".

lg
ralf
 

ENachtigall

Mitglied
der Titel "Sage,kein Wort" sollte wohl um das Komma "bereinigt" werden.
... oder um ein Leerzeichen hinter dem Komma bereichert, falls der Bezug auf das Differente zwischen Sage und Wort erhalten bleiben soll - worin mich der "sagenhafte Ort" und das metaphorische Schlachtfeld bestärken.
Ich denke hier an die gefühlte Zeit, wie z.B. gegen Ende des dreißigjährigen Krieges. Wenn Frieden so fern ist, dass er einem fremd geworden ist, wie eine geliebte Person, die einem aus Kindertagen verschwunden ist.
Der "sagenhafte Ort" ist ein Sehnsuchtspunkt, ein Ort gefühlten Glücks, der nicht herbeigeredet, vielleicht - und nur manchmal - erschwiegen werden kann.

Wir lagern an brennenden Scheiten,
wir schweigen, wir löschen
der Stille den Durst.
Sehr gelungen!

Grüße von Elke
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo elke,

du hast meine intention mit dem titel durchschaut.

ich deute hier auf die mehrfachinhalte des begriffs "sage" hin

in gedanken stellte ich auch einen doppelpunkt nach sage,
also
Sage : " Kein Wort"

aber wie soll man kein wort aussprechen?

hab dank für deinen kommentar

ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
Sage, kein Wort

Wieder das Verlorene finden
an jenem sagenhaften Ort
zwischen den Fronten,
hinter den Linien
der Sprache, der Sätze,
entspringt eine Quelle,
die löscht das gesprochene Wort.

Dort gibt es Feuerpausen,
Sterne, die leuchten des Nachts.
Wir lagern an brennenden Scheiten,
wir schweigen, wir löschen
der Stille den Durst.

Ich will nicht mehr kämpfen
in Häusern,
streiten um Ruinen des Rechts.
Es zieht mich ins Niemandsland,
dort, jenseits der Schützen, der Gräben
zum sprachlosen Ort.
 

Ralf Langer

Mitglied
noch ergänzend,
der "sagenhafe ort"
wurde inspieriert durch den begriff Utopia,
der aus dem altgriechischen ou-topos,
übersetzt " Nicht-Ort/Stelle" bedeutet.
im weitesten sinne etwas von dem man sich nur einen begriff macht,aber an sich nur im land der ideen existiert.

ralf
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Ralf,

ich denke, in den sprachlosen Ort muss man sich von Zeit zu Zeit immer wieder zurückziehen. Dort ist die eigentliche Heimat, wo das Denken wieder an seine ursprünglichen Quellen zurückfinden kann. Wo die Dinge sich bis auf den Kern hin aufblättern und herbfällt, was sich nicht bewähren konnte, weil man blockiert war durch die Fülle der Ansichten und Meinungen.

"Der Stille den Durst zu löschen", ein geglücktes Bild. Alle tragen wir diesen Durst in uns, aber meistens bemerken wir das nicht.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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