Sammlung Modewörter

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Nuuna

Mitglied
Frage:
Was haltet Ihr davon, wenn wir an dieser Stelle die sogenannten Modewörter oder "Füllsel" sammeln, die in einem guten Text "eigentlich" nicht auftauchen sollten (oder nur bedingt)?
Und die Worte, auf die "man" höllisch aufpassen muss, weil sie an allen möglichen und unmöglichen Stellen auftauchen?
Hier schon mal einige Vorschläge:
schon
mal
auch
eigentlich (unnötige Einschränkung?)
halt (es ist halt so)
schon (es war schon so)
sehr
einfach (einfach gut, einfach grossartig)
echt (echt stark, ey)
jedoch
zwar (ein Dank an noel)
also
eben (eben dieses)
etwas
nicht wirklich

Nuuna
 

die jutta

Mitglied
Hallo Nuuna,

da ich gerade ein Buch über das Schreiben schreibe bzw. geschrieben habe, habe ich hier einige Modewörter parat:

Ausmaß, auswerten, authentisch, bedingen, Befindlichkeit, beispielhaft, bombensicher, brutalstmöglich, schick, darstellen, durchführen, Ebene (auf Länderebene), echt, ein Stück weit, einwandfrei, eminent, erneut, erstmalig, Faktor, fieberhaft, Fingerspitzengefühl, fraglos, Fremdbestimmung, fungieren, genau, großzügig, Gespräch (die Politiker führten ein angeregtes Gespräch – vermutlich sagten sie nichts Wichtiges), Gespür, Gewinnwarnung (Warnung vor einem Gewinn?), hemmungslos, hinterfragen, hochspielen, hundertprozentig, keinerlei, klammheimlich, Klasse (als Anerkennung gemeint), eine Lawine (der Hilfsbereitschaft usw.), legitim, Manipulation, Masche (Eigenart), meisterlich, Mentalität, Milieu, nachbessern, neuartig, neuzeitlich, Partner, phänomenal, phantastisch, prima, praktikabel, preisgünstig, profiliert, prominent, richtig gehend, schmissig, Sektor, Sichtwiese, starten, Stellenwert, tadellos, tätigen, tiefschürfend, sich umstellen, unabdingbar, unentwegt, ungeahnt, unmissverständlich, untragbar, verankern, nicht verfehlen, verheerend, vertieft, vollinhaltlich, vorbildlich, wohlweislich;
ausgebrannt sein; auszeichnen durch etwas (es sei denn, Sie meinen es positiv); das Beispiel, das sich bietet; es geht ihm blendend; Brustton der Überzeugung; etwas dahingestellt sein lassen; sich entschuldigen oder um Entschuldigung bitten (wenn es nicht Ernst gemeint ist); etwas erhärten; Fakt ist …; ein Fingerzeichen für etwas sein; aufs Ganze gehen; es liegt auf der Hand; Hand in Hand mit etwas gehen; von der Hand weisen; auf der Höhe der Zeit sein; der Höhepunkt, der erreicht wird; in etwa; in erster Linie; eine Lücke ausfüllen; Mantel der Nächstenliebe; nicht drin sein (mehr ist nicht drin); echt in Ordnung; im Rahmen bleiben; kein Raum, der für einen Gedanken bleibt; selten schön; auf jemanden zukommen; etwas ist von eigenem Reiz; eine Sache, der man Rechnung trägt; verhaftet sein in etwas; ein Versprechen, das man einlöst; bloßer Verstand; nackte Wahrheit; wissen um; ein Zeichen von etwas sein.

Die Liste hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und man mag diskutieren, ob das eine oder andere Wort wirklich ein Modewort ist.

Die Füllwörter habe ich nicht als Liste parat, darüber existiert ein etwas längerer Text. Ich habe aber einen Text mit vielen Redundanzen (überflüssigen Wörtern), wenn Du möchtest, kann ich ihn hier auch einstellen.

Herzliche Grüße
 

Nuuna

Mitglied
Hallo Jutta
vielen Dank - ist ja sehr umfangreich Deine Liste...
und ob Du die Füllsel hier einstellen solltest, weiss ich nicht - wenn es die anderen auch interessiert -
ansonsten schick sie mir doch bitte per Mail -
ich brauche die Liste, um meine Texte abschliessen noch mal daraufhin abzusuchen (ich falle nämlich immer wieder darauf herein, aber vielleicht gibt sich das im Lauf der Zeit)
Nuuna
 
P

Parsifal

Gast
„Das Volk ist doof, aber gerissen.“ (Tucholsky)


Ich vermag keinen Sinn darin zu sehen, eine Liste (und sei sie noch so lang) von ausgelutschten Begriffen, Modewörtern und schiefen Bildern anzufertigen („erstellen“ nennt man das in schlechtem Deutsch). Denn wer erst in einer derartigen Liste nachsehen muß, sollte das Schreiben lieber sein lassen. Anders ausgedrückt: wer nicht einmal gehen kann, sollte nicht zu tanzen versuchen.

Nun droht uns, wie ich lese, schon wieder ein Ratgeber über das Schreiben – der wievielte eigentlich? Dazu kommen selbsternannte „Akademien“ oder wie sich diese Rezeptfariken sonst noch nennen mögen. Aber einen schmackhaften Kuchen hat noch keiner von deren „Absolventen“ gebacken.

Für den, der schreiben lernen will (und das kann nur heißen, die schlimmsten Fehler zu vermeiden), gibt es zwei Bücher:
  • Dirk R. Meynecke: Die Autorenfibel – von der Idee zum Bucherfolg
  • Otto Schumann: Grundlagen und Technik der Schreibkunst (Handbuch für Schrftsteller, Pädagogen, Germanisten, Redakteure und angehende Autoren), 2 Bände[(/list]

    Was man zum Schreiben sonst noch braucht – Geschmack, Stilgefühl, Phantasie, Gefühl für sprachlichen Rhythmus – kann man nicht lernen. Autoren, die „es geschafft haben“, können vom Schreiben, wenn überhaupt, nur recht kläglich leben.
 

Nuuna

Mitglied
Das sehe ich nicht ganz so...
(aber ich habe ja auch gefragt)
Im Laufe der Jahre habe ich verschiedene Arten der Sprache kennengelernt - auf der Strasse wird anders gesprochen, als im Vorstand einer Bank oder in einer literarischen Runde.
Nun habe ich einen ausgeprägten Hang zur Nachahmung (meist unbewusst) und das schlägt sich häufig in meinen Texten nieder.
Wenn ich gerade Tucholsky gelesen habe, schreibe ich anders, als wenn ich mich gerade mit einen Henning Mankell auseinandergesetzt habe.
Derzeit unterhalte ich mich überwiegend mit älteren Leuten oder Leuten von der Strasse, deren Sprache (wie auch allgemein) nicht die "beste" ist.
Und so hilft es mir (ungemein *g)hin und wieder einen Blick auf (in) eine solche Liste zu werfen...
Das deswegen Hopfen und Malz verloren sei, mag ich nicht glauben.
Nuuna
 
P

Parsifal

Gast
Hallo Nuuna,

ich weiß, daß es verschiedene „Sprachen“ gibt, aber wenn man nicht völlig in ihnen zu Hause ist und sie nachzuahmen versucht, merkt es der Leser sehr schnell. Wenn also ein ein Autor, dem es nicht liegt, Trivialromane zu schreiben versucht, wird sich der Leser veräppelt vorkommen, weil der Autor entweder übertreibt oder unbewußt ein parodistisches Moment hineinbringt. – Es kann recht lehrreich sein, Gespräche jeglicher Art aufzunehmen; aber das Aufgenommene dann einfach zu übernehmen, gewährleistet noch keine „Authentizität“.

Die unbewußte Nachahmung ist aus der Musik bekannt; sie bewirkt, daß komponierende Dirigenten oft nur „Kapellmeister-Musik“ schreiben. Johannes Brahms empfahl einem jungen Komponisten, Variationen zu schreiben. Ich glaube, daß sich Variationsversuche beim Schreiben durchaus positiv auf den Stil auswirken können. Auch Parodien sind Variationen (zumindest des Stils); sehr vergnügliche Beispiele geben Robert Neumann und Armin Eichholz.

Das schwerste für einen Autor (besonders, wenn er belesen ist und ständig große Vorbilder vor Augen hat) ist, herauszufinden, welche Themen ihm liegen, und dann seinen eigenen Stil zu entwickeln.

Wenn Du Negativ-Beispiele suchst, kann ich Dir „Dummdeutsch“ von Eckhard Henscheid empfehlen.

L G
Parsifal
 

Nuuna

Mitglied
Danke -
das ist auch eine gute Anregung - verschiedene Variationen - ich werde es beherzigen.
Lachen musste ich allerdings.
Ich habe seit zwei Wochen das Reclam-Büchlein von Eckhard Henscheid auf dem Tisch. Bin noch nicht zum lesen gekommen.
Werde ich jetzt umgehend nachholen.
Gruss
Nuuna
 
K

kaffeehausintellektuelle

Gast
liebe nuuna.

also eigentlich mag ich solche wörter irgendwie schon.
ein bissl total gern mag ich sie. manchmal. weil sie halt zum alltag gehören. und weil schreiben irgendwie halt ein bissl ein teil vom alltag ist. und in dialogen, da mag ich persönlich halt zum beispiel keine kunstsprache, sondern eine lebendige. und man mag das mögen oder nicht, aber diese worte werden in der gesprochenen sprache nun mal verwendet. deshalb will ich sie in der geschriebenen sprache auch nicht verurteilt haben.
ich finde verbote in der sprache generell fragwürdig. es mag sein, dass diese worte manchmal zu viel des guten sind. mag sein, aber auch irgendwie halt nicht.

ich stimme parsifal zu, es geht darum, einen stil zu finden. einen eigenen, unverwechselbaren stil. mit oder ohne verbotene wörter.

prost

die k.
 
K

kuschelmuschel

Gast
Ich habe mir die sogenannten Füllsel gerade mal angeguckt, also ich würde die nicht so pauschal verurteilen. Je nach Geschichte und Figur passen die meisten schon. Vielleicht nicht alle auf einmal. ;)

Und das mit dem Stil, würde ich auch nicht so wichtig nehmen. Man probiert einfach mal diese Perspektive oder jene, mal diesen oder jenen Erzählstil. Irgendwann schreibt man dann so wie es einem am meisten Spaß macht und schon hat man seinen eigenen Stil. Ich habe halt manchmal das Gefühl, um diesen persönlichen Stil wird viel zu viel Wirbel gemacht.

Na, ich sollte mich mal lieber wieder um meinen eigenen Schreibstil kümmern. ;)

Viele Grüße

Michael
 



 
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