Sammy schafft Ordnung

3,50 Stern(e) 2 Bewertungen
Sammy schafft Ordnung

Saddy war ein richtiger Schweinehund! Jeder wusste das, allen voran Sammy, denn früher einmal waren sie richtig gute Freunde gewesen. Damals nannte Sammy seinen Freund Saddy manchmal sogar scherzhaft: "mein Schweinehund", aber das ist lange her! Dass Saddy vor Jahren einmal einen Nachbarn krankenhausreif zugerichtet hatte, wäre vielleicht noch zu verzeihen gewesen. Unverzeihlich war dagegen, dass er bei jeder Gelegenheit seine arme Frau Laila und seine sieben erwachsenen Söhne verprügelte.
Das, so fand Sammy, war ungehörig und zwang ihn gewissermaßen moralisch zum Eingreifen. Sammy nämlich war ein Ehrenmann, und wenn er sich je prügelte, dann hatte er edle Gründe dafür. Und aus allen diesen Gründen, so fand Sammy, hatte Saddy jetzt eine gewaltige Abreibung verdient.
Natürlich ging Sammy nicht einfach hin und haute ihm eine in die Fresse. Obwohl... eigentlich hätte das nicht schaden können!
Aber Sammy fand: Recht muss Recht bleiben, auch wenn es sich bei Saddy um einen Schurken handelte. Sammy ging zum Gericht und verlangte einen Beschluss, der lauten müsse, dass er, Sammy, Saddy praktisch per Amtshandlung daran hindern müsse, alle seine Nachbarn zu verprügeln und womöglich auszurauben. Nicht mehr und nicht weniger!
Das Gericht tat sich erst schwer, verlangte Beweise und Tatzeugen für Saddys geplante Untaten, aber Sammy konnte den Richter davon überzeugen, dass das Recht schon deshalb auf seiner Seite war, weil es eigentlich unter seinem Dach lebte. Denn Sammy hatte dem Gericht, das so arm war, dass es sich keine eigene Unterkunft leisten konnte, vor Jahr und Tag ein Bürohaus in der Stadtmitte beinahe mietfrei überlassen. So fand der Richter nach einer kurzen Verhandlung und einem noch kürzeren Seitenblick, dass Sammy ein Mann der Ordnung sei, der Saddy zu recht und durchaus gewaltsam an dem Vorhaben hindern müsse, demnächst alle seine Nachbarn zu überfallen und ihnen etwas wegzunehmen.
Zu Sammys Ehre muss hier erwähnt werden, dass er sich nicht einbildete, er allein fühle sich für die Züchtigung des Störenfriedens zuständig! Sammy forderte alle seine guten Freunde und sogar Saddys Nachbarn auf, bei der bevorstehenden Strafaktion mitzumachen. Aber die Nachbarn behaupteten, sie fühlten sich von Saddy nicht direkt bedroht, und Sammys alte Freunde winkten ab, sie mochten sich nicht in fremde Familienangelegenheiten einmischen.
"Ja, ja", sagte Sammy nun heimlich, aber so laut, dass es alle Welt hören konnte, "meine Freunde sind in Wahrheit alle Feiglinge und Drückeberger."
Einzig auf den guten alten Tony konnte Sammy sich verlassen!
Tony hielt zu ihm in dieser schweren Stunde, und die beiden wurden umgehend Blutsbrüder.
Somit konnte sich Saddy auf eine doppelte Tracht Prügel gefasst machen. Doch kampflos mochte der sture Dummkopf nicht aufgeben. Aber gegen Sammy und Tony zusammen hatte er natürlich null Chance!
Wohl versteckte er sich zuletzt im Keller seines Hauses in einem Verließ, aber die beiden amtlich ernannten Ordnungshüter zerlegten sein Haus und sicherheitshalber auch die Häuser seiner Nachbarn in lauter winzige Einzelteile, und schon bald holten sie den feigen Saddy aus seinem Kellerloch heraus, wobei er einige Knüffe und Boxhiebe abbekam. Weil aber Sammy und Tony sehr gesetzestreue Bürger waren, lieferten sie ihn anschließend im Gefängnis ab, wo er auch hin gehörte.
Nach diesem vollkommenen Sieg gegen das Böse zog Sammy seine Boxhandschuhe aus und seinen feinen Ausgehanzug an, um Saddys nunmehr befreiter Frau Laila einen Antrittsbesuch abzustatten. In seiner rechten Faust trug er einen gewaltigen Strauß roter Rosen. Sogar ein sündhaft teures Parfum und eine Riesenschachtel feinster Pralinen nahm er mit, denn Laila war bekannt dafür, noch ganz passabel auszusehen und wer weiß... schließlich war sie nicht gerade unvermögend.
Sein Besuch war von äußerst kurzer Dauer und endete für Sammy mit einem blauen Auge und einem Hinauswurf durch Laila und ihre unangenehmen Söhne. Die streitbare Lady behauptete allen Ernstes, dass sie sich ohne Saddys Prügel direkt vernachlässigt fühle, denn ein Mann, der seine Frau nicht täglich verhaue, sei schließlich kein richtiger Mann! Zudem, so ließ sie ihn wissen, seien ihr Schläge vom eigenen Mann hundertmal lieber, als seine, Sammys, Blumen und unsittlichen Anträge. Der Schutz durch ihre zuverlässigen Söhne genüge ihr, sie pfeife auf seine Angebote!
Da beschloss Sammy, bei dieser Dame künftig andere Saiten aufzuziehen. Schließlich hat man als Befreier auch einige Rechte!
Aber Saddys Nachkommen, die sich als rechte Rowdys erwiesen, sowie die Nachbarn in ihren zerstörten Häusern gaben keine Ruhe. Anstatt sich zu freuen, dass sie nun endlich befreit waren, stänkerten sie auf allen Straßen und Plätzen herum. Sie warfen Steine und andere Gegenstände von den zerstörten Mauern und Dächern auf Sammy und Tony herunter, sobald die sich irgendwo sehen ließen. Saddys hinterlistige Brut und ihre Radaubrüder und Kumpane beschimpften und bewarfen ihre Befreier gar aus einer Moschee heraus, sie sie ihre seltsame Kirche zu nennen pflegten.
Den beiden ging das undankbare Volk gewaltig auf die Nerven!
Wenn sie einen von ihnen erwischten, fielen zehn andere über sie her. Von allen und überall bezogen sie Prügel.
Hier für Ruhe zu sorgen, so fanden Sammy und Tony, wäre die verdammte Aufgabe ihrer ehemaligen Freunde, die sich schließlich ausruhten, als sie beiden hier mutig die Drecksarbeit machten und die Häuser dieser unzivilisierten Bande zerstörten.
Aber auf die alten Freunde war wieder einmal kein Verlass: Nicht einmal am Wiederaufbau der kaputten Häuser mochten die sich beteiligen.
"Einmal Feigling, immer Feiglich", schimpfte Sammy und drohte, ihnen die Freundschaft endgültig aufzukündigen.
 



 
Oben Unten