Sauber!

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plotzn

Mitglied
Sauber!

Die Putzfrau zeigte viel Geschick
bei ihrem Schmutz-weg-Saubertrick
und wurde deshalb oft gebeten
als Sauberkünstler aufzutreten.

Sie schaffte es, selbst zwischen Tischen,
dem Publikum eins auszuwischen,
doch einmal saßen von der Steuer
zwei Herren dort – das wurde teuer.

Schnell prüften die Finanzbeamten
der Putzfrau Konten (die gesamten),
sie waren schließlich echte Kenner
der Szene aller Saubermänner.

Ihr half kein Reinigungsbestreben,
zu vieles war noch zu erheben,
so flüchtete sie, wie es hieß,
ins Schweizer Scheuerparadies.
 
P

Pelikan

Gast
Die Worterfindung "Schweizer Scheuerparadies" ist herrlich :D:D:D und ganz bestimmt der Realität der Schweizer abgeguckt - Steuern und Scheuern....Man sagt die Schweizer sind sehr reinlich. Ich kann mich noch an eine Kishon-Anekdote oder Erzählung erinnern in welcher man jemandem der ein Papierchen fallen ließ, dieses wieder aushändigte...
so oder so ähnlich ;)
Auf jeden Fall sehr amüsant, Deine Putzfrauen-Verdichtung,
lieber Stefan. Mit herzlichen und schmunzelnden Grüßen
Irene ;)
 

Aurora

Mitglied
Die Idee finde ich herrlich, aber für mich hakt es ein wenig beim Lesen.

Ich oute mich als Fan des einheitlichen Metrums... :)
 
P

Pelikan

Gast
Ich kann kein Holpern entdecken, nicht beim leisen Lesen
und nicht beim lauten Vortragen. Ich wundere mich über
die Behauptung hier würde etwas nicht fließen.
Pelikan :)
 

Aurora

Mitglied
doch einmal saßen von der Steuer
zwei Herren dort – das wurde teuer. [kann man "schöner" formulieren]

Ihr half kein Reinigungsbestreben, [sprich: Reínigúngsbestrében: eine Betonung mehr als "normal", klingt dadurch nicht natürlich]
zu vieles war noch zu erheben,
so flüchtete sie, wie es hieß, [sprich: fl´üchteté, s.o.]
ins Schweizer Scheuerparadies.


Ich störe mich zudem ein wenig daran, dass die ersten und letzten beiden Verse je eine Silbe weniger haben als der Hauptteil.

Bitte nicht falsch verstehen:

Ich find das Gedicht nicht schlecht - ich glaube nur, man kann da noch mehr raus holen.
 
P

Pelikan

Gast
...hmmm...eines begreife ich nicht so gut....
Auf der einen Seite sich dem Verrätseln verschreiben,
und auf der anderen so kleinlich sein und Silben
zählen - da fehlt mir der Bogen der Großzügigkeit :D
oder sind das die "ach, zwei Seelen in meiner Brust"....Pelikan :)
 
P

Pelikan

Gast
....der Bogen der Großzügigkeit, die man von den Lesern
seiner Ergüsse nicht nur erwartet, sondern geradezu einfordert ;)
 

plotzn

Mitglied
Besten Dank, liebe Irene. In der Schweiz kann man sogar Schwarzgeld wieder blütenweiß waschen.
Alle sind so reinlich, nur der Schreiberling nicht, für den ist ein klinisch weißes Blatt der Alptraum ...

Liebe Grüße, Stefan
 

plotzn

Mitglied
Hallo Aurora, ich lege auch selbst Wert auf Versmaß, weil ich die feste Form gerade bei humoristischen Gedichte für sinnvoll halte.

Bei der natürlichen Betonung muss man meiner Meinung nach in drei Fälle unterscheiden. Silben, die natürlich betont sind, solche, die natürlich unbetont sind, und deren Betonung in den Ohren schmerzen würde, und relativ neutrale, die man schwach betonen kann, es aber auch nicht muss.

Die "gungs" Silbe in "Reinigungsbestreben" würde ich in die 3. Kategorie einordnen. Man kan sie betonen, muss aber nicht und die Betonung ergibt sich eher aus dem Kontext des Versmaßes als aus einer natürlichen Betonung. Wenn in diesem Wort die 2./4./6. Silbe betont würden, wäre das eher die Holperkategorie.

Mein Gedicht sollte zum Schmunzeln anregen und ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Das ist auch nicht sein Anspruch. Vielleicht könnte man auch noch mehr aus ihm rausholen. Aber nach Deiner strikten Auslegung der natürlichen Betonung dürfte das Wort "Reinigungsbestreben" in überhaupt keinem Gedicht vorkommen und damit wäre eines der Wortspiele unbrauchbar.

Da bleibe ich lieber unperfekt ;-)

Liebe Grüße, Stefan
 

Aurora

Mitglied
... sprach's und machte von seiner Freiheit Gebrauch.

Ich sehe das nach wie vor anders und würde, wenn es meines wäre, noch nicht den Stift nieder legen.

Da es aber deins ist, gratuliere ich dennoch an dieser Stelle zu einem recht gelungenen Stück humoristischer Lyrik.
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
M O D E R A T I O N

Hallo Irene,

bitte verlagere Deine persönlichen Ansichten zu Auroras Texten genau dorthin oder verwende private Kommunikationsmittel.

cu
lap
 

Aurora

Mitglied
Danke - genau das wollte ich ihr auch gerade sagen.

Eins noch zum Reinigungsbestreben... Ich bin dann immer eher ein Fan des Umformulierens anstelle des Klammerns an einzelnen Worten, in die man sich "verliebt" (oder verbissen?) hat. Das muss dem Wort nicht das Feuer nehmen, kann aber zur "Verflüssigung" beitragen. Ergo: Bestreben nach Reinigung etc.
 
Hey Plotzn,

Glückwunsch zu diesem Werk.

Die Prosodie der Sprache ist besonders gut gelungen. Ich lese es überaus flüssig. Alle Strophen sind pointiert und führen in einer Bilderkette zum finalen Plot und der ist ohne Zweifel „das Scheuerparadies“.

... hätte eine Vertonung verdient.

Gruß vom Hans
 

plotzn

Mitglied
Besten Dank, Hans.
Mit Vertonung meiner Gedichte habe ich bisher noch nicht herumexperimentiert. Ich muss mir mal ein vernünftiges Mikro besorgen und es ausprobieren.

Liebe Grüße, Stefan
 

Haget

Mitglied
MoinMoin,
die erzählte Idee gefällt mir sehr!
LAPISMONT: Wer ist Irene?
HANS: Für eine Vertonung passen die beiden letzten Zeilen-Enden nicht!
 

plotzn

Mitglied
Besten Dank, Haget.
Irene ist Pelikan.
Warum meinst du, dass für eine Vertonung die letzten beiden Zeilenenden nicht passen? Weil sie im Gegensatz zu den anderen Zeilen einsilbig sind?

Liebe Grüße, Stefan
 

Haget

Mitglied
Danke Stefan,
natürlich kann man jeden Text vertonen und fast jeden Text in eine bestehende Melodie "quetschen" (Udo Jürgens kann es lobenswert gut!). Insofern war meine Aussage falsch oder zumindest unvollständig oder zu kurz.
Im Normalfall aber sollte (für mein Empfinden!) für ein Lied Gleichklang der Strophen gegeben sein. Im Gegensatz zu den ersten Strophen - dort ist die Betonung der jeweils letzten Silbe in Zeile 3 und 4 abfallend - ist jedoch die Betonung in letzter Strophe je letzte Silbe Z3 und Z4 aufsteigend/kräftig.

...aber es sollte vermutlich ja auch gar kein Lied sein! Und in Gedichten ist es ja oft genutztes Stilmittel, die Schlusszeile(n) kürzer oder anders betont zu machen.

Kleine Ergänzung: Bei kürzlichem Kurzbesuch in der Schweiz erfuhr ich vom Reiseleiter, dass wegen der guten Entlohnung (netto?) viele Hausfrauen aus (Süd-)Deutschland in der Schweiz in Haushalten putzen. Dort soll eine "deutsche Putzfau" als Statussymbol gelten.
 

plotzn

Mitglied
Hallo Haget,
für ein Lied wären die Endungen eher nicht geeignet, dafür kann man in Liedtexten fast beliebig unpassende Zwischensilben "Wegsingen", die wiederum beim Gedichtevorlesen störend wären.
Seid froh, dass ich nur über eine Vertonung in Form von Vorlesen nachdenke. Würde ich Vorsingen, wäre das eine Art Antiwerbung für die Leselupe ;-)
Die Deutsche Putzfrau als Statussymbol im Scheuerparadies finde ich witzig - das Leben schreibt die besseren Gags!

Liebe Grüße, Stefan
 

Haget

Mitglied
MoinMoin Stefan,
an Deine Auslegung von VERTONEN hatte ich gar nicht gedacht.
Im Wortsinne scheint VERTONEN jedes zu-Ton-machen zu sein, also auch sprechen.
Tatsächlich jedoch versteht man wohl unter VERTONEN das „erfinden“ einer Melodie. Somit ist ein vertontes Gedicht ein singbares.
 



 
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