Saunastudie

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tho schett

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Saunastudie

Ich habe mich mit Gernot in der Höttinger Sauna verabredet. Immer am Samstag, denn der Samstag ist der geeignetste Tag für die Höttigner Sauna (Sauna immer nur in Hötting, die Höttinger Sauna ist die einzig mögliche Sauna, sie ist eine philosophische Sauna). Ich habe den Gernot begrüßt, und habe dann einen Fehler, einen so genannten Fehler gemacht, indem mir sein Hemd, das mir ein durch und durch widerwärtiges Hemd ist, aufgefallen ist, und ich dieses Auffallen des gernotschen Hemdes meinerseits nicht unterdrücken konnte, und ich zum Gernot in diesem kritschen Moment (Begrüßungsmoment) "Hemdenmensch" gesagt habe, und im selben Moment gewusst habe, dass es ein gigantischer Fehler gewesen war, diesen Ausdruck zu verwenden, ihn praktisch mit diesem Begriff zu überfallen. Ich wollte mich, angesichts dieser Feindseligkeit, beim Gernot entschuldigen, aber diese meine Entschuldigung, die keinerlei Entschuldigung gewesen war, sondern nur eine so genannte Entschuldigung, hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Tatsächlich hatte diese Bemerkung über das Hemd des Gernot, den Gernot gegen mich gnadenlos aufgebracht, tatsächlich wollte der Gernot, aufgrund meiner Bemerkung die Höttinger Sauna sofort verlassen, und es ist nur meiner Überredungskunst zu verdanken, dass ich den Gernot doch noch dazu bewegen konnte, in der Höttinger Sauna zu, wenn auch widerwillig so doch, zu verbleiben, doch noch mit mir, der ihn dermaßen vor den Kopf gestoßen hatte, in die Höttinger Sauna zu gehen, mit mir also zu saunieren.

Wir sind zuerst (wie immer) in das sogenannte Dampfbad, das Höttinger Dampfbad also, gegangen, während dessen der Gernot eisern geschwiegen hat, und ich in meiner Erwartung, gleich ein philosophisches Gespräch beginnen zu können, naturgemäß enttäuscht wurde, da der Gernot offenbar immer noch unter dem Eindruck meiner Hemdenkritik gestanden war. Jedes Schweigen des Gernot war mir mit einem Male ein "Hemdschweigen" gewesen, gleichzeitig aber habe ich nicht gewusst, ob das eiserne Schweigen des Gernot ein gegen mich gerichtetes Schweigen gewesen war (aufgrund meiner Hemdenbemerkung als Hemdenkritik als Hemdenbeleidigung als Hemden-Vor-den-Kopf-Stoßung), oder ob das eiserne Schweigen des Gernot ein allgemeines Schweigen gewesen war, das mit meiner Hemdenkritik, und also mit mir als meiner Person, überhaupt nichst zu tun hatte. Und ich habe in meinem Kopf begonnen hin und her zu denken, hat es jetzt mit meiner Hemdenbemerkung zu tun oder hat es mit meiner Hemdenbemerkung nichts zu tun? Den Gernot anschauend, dachte ich mir, ich spreche ihn jetzt gleich an, und frage ihn, ob er immer noch in der Hemdenbemerkungsstimmung gefangen ist und deshalb nichts spricht, mit mir nichts spricht, und ich also, falls dies der Fall sein sollte, noch einige Bemerkungen machen musste, die die Hemdenkritik ein für alle mal aus der Welt räumen, wie gesagt wird, würde, oder ob es nur ein allgemeines und also harmloses Schweigen des Gernot ist, und es mit meiner Bemerkung über das gernotsche Hemd überhaupt nichts zu tun hat oder hätte.

Nach dem sogenannten Dampfbad wartete traditionell die Finnische Sauna mit 92 Grad Celsius auf uns, abwechselnd, einmal mit Aufguss, einmal ohne Aufguss. Wir sind also in die Saunakabine, die vollkommen überfüllte Saunakabine, muss gesagt werden, hineingegangen. Sofort begannen ich und auch der Gernot, so meine Vermutung den Gernot betreffend, uns über die Vorgänge in der Kabine, die Aufgussvorgänge sozusagen, zu wundern, ja wir begannen zu staunen. Den Aufguss machte eine dicke, unansehnlich Frau mit offenen, riesengroßen Brüsten, mit denen sie die heiße Luft mehr in Bewegung zu setzen schien, als dem so genannten Saunatuch, das in diesem Prozess nur eine nebengeordnete Rolle zu spielen schien. Die großen, ja riesigen Brüste, die den ganzen Raum auszufüllen schienen, hin und her schwingend, bewirkten aber, dass die Luftbewegung in der Kabine eine ganz außergewöhnliche war, ja es muss gesagt werden, und der Gernot hat mir diese Wahrnehmung bestätigt, ich habe noch keinen so intensiven Aufguss in meiner bisherigen Saunakarriere erlebt und auch der Gernot hat noch keinen solch intensiven, ja intensivsten Aufguss je erlebt. Dieser Riesenbrüste-Aufguss als Fächer für die sogenannte Luftwirbelung, als Luftbewegung war der intensivste und außergewöhnlichste überhaupt.

Ein kleiner, dicklicher Mann hatte jetzt angefangen sogenannte Witze, die durchwegs schlechte Witze gewesen waren, zu erzählen, und während die dickliche, unansehnliche Frau mit den überdimensionierten Brüsten herumwirbelte, erzählte dieser ebenso unansehnliche wie geschmacklose Mann seine geschmack- und witzlosen Witze. Je intensiver die Frau mit Tuch und vor allem Brüsten herumwirbelte, desto intensiver trug der Mann seine geschmacklosen Witze vor. Mindestens zehn oder fünfzehn Witze trug dieser Mann, einen nach dem anderen, unter schallendem Gelächter der Anwesenden, Schwitzenden, vor, einmal Burgenländerwitze, einmal sogenannte Mohammedaner-Witze, einmal wertete er die Burgenländer durch seine Witze ab, dann wieder die Mohammedaner. Während die dickliche, unförmige Frau mit ihren gigantischen Brüsten hin und herwirbelte, hin- und her schlug, muss gesagt werden, (ja es kam vor, dass sie mit ihren Brüsten hin und wieder den Kopf eines Saunagastes, der einen Moment nicht aufgepasst hatte, streifte, und ihm damit praktisch eine Ohrfeige verpasste) trug dieser schamlose Mann abwechselnd einmal einen sogenannten Burgenländerwitz vor (schallendes Gelächter), einmal einen so genannten Mohammedaner-Witz (noch intensiveres, schallendes Gelächter, nicht Lachen, Gelächter).

Nachdem wir aus der finnischen Saunakabine hinausgetreten waren, um uns, wie üblich, abzukühlen, haben wir darüber philosophiert, was uns aufgefallen war, während dieses überaus ungewöhnlichen, ja einzigartigen Saunakabinenaufenthaltes. Dem Gernot war aufgefallen, dass die Witze des kleinen, dicklichen Mannes keinerlei Pointe enthalten hätten, während mir aufgefallen war, dass der Mann mit dem von mir so genannten großen Maul den kleinsten Penis gehabt hatte. Tatsächlich war es so gewesen, und Gernot hat mir diese meine Wahrnehmung einwandfrei bestätigt, dass der kleine, dickliche Mann, der die schamlos- witzlosen Witze unter schallendem Männergelächter in der (Männer)überfüllten Saunakabine mit der mit Riesenbrüsten herumwirbelnden Frau, erzählt, ja deklamiert hatte, den kleinsten Penis gehabt hatte, den ich und auch der Gernot, und also wir beide, jemals gesehen hatten (wir haben im Zuge unserer jahrzehntelangen Erfahrung im Sauna- und Saunierbereich sicher schon tausende- ja vielleicht sogar zehntausende Penisse gesehen (nicht betrachtet, gesehen!), und können diese Tatsache also durchaus objektiv beurteilen).


http://die-korrektur.blogspot.com/2007_02_01_archive.html
 

tho schett

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Ich habe mich mit Gernot in der Höttinger Sauna verabredet. Immer am Samstag, denn der Samstag ist der geeignetste Tag für die Höttigner Sauna (Sauna immer nur in Hötting, die Höttinger Sauna ist die einzig mögliche Sauna, sie ist eine philosophische Sauna). Ich habe den Gernot begrüßt, und habe dann einen Fehler, einen so genannten Fehler gemacht, indem mir sein Hemd, das mir ein durch und durch widerwärtiges Hemd ist, aufgefallen ist, und ich dieses Auffallen des gernotschen Hemdes meinerseits nicht unterdrücken konnte, und ich zum Gernot in diesem kritschen Moment (Begrüßungsmoment) "Hemdenmensch" gesagt habe, und im selben Moment gewusst habe, dass es ein gigantischer Fehler gewesen war, diesen Ausdruck zu verwenden, ihn praktisch mit diesem Begriff zu überfallen. Ich wollte mich, angesichts dieser Feindseligkeit, beim Gernot entschuldigen, aber diese meine Entschuldigung, die keinerlei Entschuldigung gewesen war, sondern nur eine so genannte Entschuldigung, hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Tatsächlich hatte diese Bemerkung über das Hemd des Gernot, den Gernot gegen mich gnadenlos aufgebracht, tatsächlich wollte der Gernot, aufgrund meiner Bemerkung die Höttinger Sauna sofort verlassen, und es ist nur meiner Überredungskunst zu verdanken, dass ich den Gernot doch noch dazu bewegen konnte, in der Höttinger Sauna zu, wenn auch widerwillig so doch, verbleiben, doch noch mit mir, der ihn dermaßen vor den Kopf gestoßen hatte, in die Höttinger Sauna zu gehen, mit mir also zu saunieren.

Wir sind zuerst (wie immer) in das sogenannte Dampfbad, das Höttinger Dampfbad also, gegangen, während dessen der Gernot eisern geschwiegen hat, und ich in meiner Erwartung, gleich ein philosophisches Gespräch beginnen zu können, naturgemäß enttäuscht wurde, da der Gernot offenbar immer noch unter dem Eindruck meiner Hemdenkritik gestanden war. Jedes Schweigen des Gernot war mir mit einem Male ein "Hemdschweigen" gewesen, gleichzeitig aber habe ich nicht gewusst, ob das eiserne Schweigen des Gernot ein gegen mich gerichtetes Schweigen gewesen war (aufgrund meiner Hemdenbemerkung als Hemdenkritik als Hemdenbeleidigung als Hemden-Vor-den-Kopf-Stoßung), oder ob das eiserne Schweigen des Gernot ein allgemeines Schweigen gewesen war, das mit meiner Hemdenkritik, und also mit mir als meiner Person, überhaupt nichst zu tun hatte. Und ich habe in meinem Kopf begonnen hin und her zu denken, hat es jetzt mit meiner Hemdenbemerkung zu tun oder hat es mit meiner Hemdenbemerkung nichts zu tun? Den Gernot anschauend, dachte ich mir, ich spreche ihn jetzt gleich an, und frage ihn, ob er immer noch in der Hemdenbemerkungsstimmung gefangen ist und deshalb nichts spricht, mit mir nichts spricht, und ich also, falls dies der Fall sein sollte, noch einige Bemerkungen machen musste, die die Hemdenkritik ein für alle mal aus der Welt räumen, wie gesagt wird, würde, oder ob es nur ein allgemeines und also harmloses Schweigen des Gernot ist, und es mit meiner Bemerkung über das gernotsche Hemd überhaupt nichts zu tun hat oder hätte.

Nach dem sogenannten Dampfbad wartete traditionell die Finnische Sauna mit 92 Grad Celsius auf uns, abwechselnd, einmal mit Aufguss, einmal ohne Aufguss. Wir sind also in die Saunakabine, die vollkommen überfüllte Saunakabine muss gesagt werden, hineingegangen. Sofort begannen ich und auch der Gernot, so meine Vermutung den Gernot betreffend, uns über die Vorgänge in der Kabine, die Aufgussvorgänge sozusagen, zu wundern, ja wir begannen zu staunen. Den Aufguss machte eine dicke, unansehnlich Frau mit offenen, riesengroßen Brüsten, mit denen sie die heiße Luft mehr in Bewegung zu setzen schien, als mit dem so genannten Saunatuch, das in diesem Prozess nur eine nebengeordnete Rolle zu spielen schien. Die großen, ja riesigen Brüste, die den ganzen Raum auszufüllen schienen, hin und her schwingend, bewirkten aber, dass die Luftbewegung in der Kabine eine ganz außergewöhnliche war, ja es muss gesagt werden, und der Gernot hat mir diese Wahrnehmung bestätigt, ich habe noch keinen so intensiven Aufguss in meiner bisherigen Saunakarriere erlebt und auch der Gernot hat noch keinen solch intensiven, ja intensivsten Aufguss je erlebt. Dieser Riesenbrüste-Aufguss als Fächer für die sogenannte Luftwirbelung, als Luftbewegung war der intensivste und außergewöhnlichste überhaupt.

Ein kleiner, dicklicher Mann hatte jetzt angefangen sogenannte Witze, die durchwegs schlechte Witze gewesen waren, zu erzählen, und während die dickliche, unansehnliche Frau mit den überdimensionierten Brüsten herumwirbelte, erzählte dieser ebenso unansehnliche wie geschmacklose Mann seine geschmack- und witzlosen Witze. Je intensiver die Frau mit Tuch und vor allem Brüsten herumwirbelte, desto intensiver trug der Mann seine geschmacklosen Witze vor. Mindestens zehn oder fünfzehn Witze trug dieser Mann, einen nach dem anderen, unter schallendem Gelächter der Anwesenden, Schwitzenden, vor, einmal Burgenländerwitze, einmal sogenannte Mohammedaner-Witze, einmal beleidigte er die Burgenländer durch seine Witze, dann wieder die Mohammedaner. Während die dickliche, unförmige Frau mit ihren gigantischen Brüsten hin und herwirbelte, hin- und her schlug, muss gesagt werden, (ja es kam vor, dass sie mit ihren Brüsten hin und wieder den Kopf eines Saunagastes, der einen Moment nicht aufgepasst hatte, streifte, und ihm damit praktisch eine Ohrfeige verpasste) trug dieser schamlose Mann abwechselnd einmal einen sogenannten Burgenländerwitz vor (schallendes Gelächter), einmal einen so genannten Mohammedaner-Witz (noch intensiveres, schallendes Gelächter, nicht Lachen, Gelächter).

Nachdem wir aus der finnischen Saunakabine hinausgetreten waren, um uns, wie üblich, abzukühlen, haben wir darüber philosophiert, was uns aufgefallen war, während dieses überaus ungewöhnlichen, ja einzigartigen Saunakabinenaufenthaltes. Dem Gernot war aufgefallen, dass die Witze des kleinen, dicklichen Mannes keinerlei Pointe enthalten hätten, während mir aufgefallen war, dass der Mann mit dem von mir so genannten großen Maul den kleinsten Penis gehabt hatte. Tatsächlich war es so gewesen, und Gernot hat mir diese meine Wahrnehmung einwandfrei bestätigt, dass der kleine, dickliche Mann, der die schamlos- witzlosen Witze unter schallendem Männergelächter in der (Männer)überfüllten Saunakabine mit der mit Riesenbrüsten herumwirbelnden Frau, erzählt, ja deklamiert hatte, den kleinsten Penis gehabt hatte, den ich und auch der Gernot, und also wir beide, jemals gesehen hatten (wir haben im Zuge unserer jahrzehntelangen Erfahrung im Sauna- und Saunierbereich sicher schon tausende- ja vielleicht sogar zehntausende Penise gesehen (nicht betrachtet, gesehen!), und können diese Tatsache also durchaus objektiv beurteilen).
 

ledsgo

Mitglied
unlängst bernhard gelesen ; ) ?

Vor allem den Schluss finde ich, mit seiner überaus klischeehaften und eigentlich banalen Pointe des kleinen Penisses sehr amüsant, weil es gut gelingt, diese Enthüllung mit einiger Überraschung dem Leser zu eröffnen, man also nicht damit rechnet, dass in dieser "philosophischen" Gesellschaft gerade ein kleiner Penis auffällt. Weil das ganze auch sehr trocken erzählt ist, muss man da natürgemäß lachen!

Den Anfang finde ich dafür ein bisserl holprig und manchmal gelingt die Bernhard Imitation nicht so wirklich, aber alles in allem hab ich schön gelacht,

lg
 

tho schett

Mitglied
Hallo ledsgo,
danke fürs Lesen und Kommentieren. Ist schon ein älterer Text, (damals hatte ich wieder einmal eine Bernhard Phase) diesen fand ich aber ganz gelungen, deshalb hab ich ihn eingestellt. Wenn du ein wenig lachen konntest ist das natürlich der schönste Lohn für mich.
 

tho schett

Mitglied
Saunastudie

Ich habe mich mit Gernot in der Höttinger Sauna verabredet. Immer am Samstag, denn der Samstag ist der geeignetste Tag für die Höttigner Sauna (Sauna immer nur in Hötting, die Höttinger Sauna ist die einzig mögliche Sauna, sie ist eine philosophische Sauna). Ich habe den Gernot begrüßt, und habe dann einen Fehler, einen so genannten Fehler gemacht, indem mir sein Hemd, das mir ein durch und durch widerwärtiges Hemd ist, aufgefallen ist, und ich dieses Auffallen des gernotschen Hemdes meinerseits nicht unterdrücken konnte, und ich zum Gernot in diesem kritschen Moment (Begrüßungsmoment) "Hemdenmensch" gesagt habe, und im selben Moment gewusst habe, dass es ein gigantischer Fehler gewesen war, diesen Ausdruck zu verwenden, ihn praktisch mit diesem Begriff zu überfallen. Ich wollte mich, angesichts dieser Feindseligkeit, beim Gernot entschuldigen, aber diese meine Entschuldigung, die keinerlei Entschuldigung gewesen war, sondern nur eine so genannte Entschuldigung, hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Tatsächlich hatte diese Bemerkung über das Hemd des Gernot, den Gernot gegen mich gnadenlos aufgebracht, tatsächlich wollte der Gernot, aufgrund meiner Bemerkung die Höttinger Sauna sofort verlassen, und es ist nur meiner Überredungskunst zu verdanken, dass ich den Gernot doch noch dazu bewegen konnte, in der Höttinger Sauna zu, wenn auch widerwillig so doch, verbleiben, doch noch mit mir, der ihn dermaßen vor den Kopf gestoßen hatte, in die Höttinger Sauna zu gehen, mit mir also zu saunieren.

Wir sind zuerst (wie immer) in das sogenannte Dampfbad, das Höttinger Dampfbad also, gegangen, während dessen der Gernot eisern geschwiegen hat, und ich in meiner Erwartung, gleich ein philosophisches Gespräch beginnen zu können, naturgemäß enttäuscht wurde, da der Gernot offenbar immer noch unter dem Eindruck meiner Hemdenkritik gestanden war. Jedes Schweigen des Gernot war mir mit einem Male ein "Hemdschweigen" gewesen, gleichzeitig aber habe ich nicht gewusst, ob das eiserne Schweigen des Gernot ein gegen mich gerichtetes Schweigen gewesen war (aufgrund meiner Hemdenbemerkung als Hemdenkritik als Hemdenbeleidigung als Hemden-Vor-den-Kopf-Stoßung), oder ob das eiserne Schweigen des Gernot ein allgemeines Schweigen gewesen war, das mit meiner Hemdenkritik, und also mit mir als meiner Person, überhaupt nichst zu tun hatte. Und ich habe in meinem Kopf begonnen hin und her zu denken, hat es jetzt mit meiner Hemdenbemerkung zu tun oder hat es mit meiner Hemdenbemerkung nichts zu tun? Den Gernot anschauend, dachte ich mir, ich spreche ihn jetzt gleich an, und frage ihn, ob er immer noch in der Hemdenbemerkungsstimmung gefangen ist und deshalb nichts spricht, mit mir nichts spricht, und ich also, falls dies der Fall sein sollte, noch einige Bemerkungen machen musste, die die Hemdenkritik ein für alle mal aus der Welt räumen, wie gesagt wird, würde, oder ob es nur ein allgemeines und also harmloses Schweigen des Gernot ist, und es mit meiner Bemerkung über das gernotsche Hemd überhaupt nichts zu tun hat oder hätte.

Nach dem sogenannten Dampfbad wartete traditionell die Finnische Sauna mit 92 Grad Celsius auf uns, abwechselnd, einmal mit Aufguss, einmal ohne Aufguss. Wir sind also in die Saunakabine, die vollkommen überfüllte Saunakabine muss gesagt werden, hineingegangen. Sofort begannen ich und auch der Gernot, so meine Vermutung den Gernot betreffend, uns über die Vorgänge in der Kabine, die Aufgussvorgänge sozusagen, zu wundern, ja wir begannen zu staunen. Den Aufguss machte eine dicke, unansehnlich Frau mit offenen, riesengroßen Brüsten, mit denen sie die heiße Luft mehr in Bewegung zu setzen schien, als mit dem so genannten Saunatuch, das in diesem Prozess nur eine nebengeordnete Rolle zu spielen schien. Die großen, ja riesigen Brüste, die den ganzen Raum auszufüllen schienen, hin und her schwingend, bewirkten aber, dass die Luftbewegung in der Kabine eine ganz außergewöhnliche war, ja es muss gesagt werden, und der Gernot hat mir diese Wahrnehmung bestätigt, ich habe noch keinen so intensiven Aufguss in meiner bisherigen Saunakarriere erlebt und auch der Gernot hat noch keinen solch intensiven, ja intensivsten Aufguss je erlebt. Dieser Riesenbrüste-Aufguss als Fächer für die sogenannte Luftwirbelung, als Luftbewegung war der intensivste und außergewöhnlichste überhaupt.

Ein kleiner, dicklicher Mann hatte jetzt angefangen sogenannte Witze, die durchwegs schlechte Witze gewesen waren, zu erzählen, und während die dickliche, unansehnliche Frau mit den überdimensionierten Brüsten herumwirbelte, erzählte dieser ebenso unansehnliche wie geschmacklose Mann seine geschmack- und witzlosen Witze. Je intensiver die Frau mit Tuch und vor allem Brüsten herumwirbelte, desto intensiver trug der Mann seine geschmacklosen Witze vor. Mindestens zehn oder fünfzehn Witze trug dieser Mann, einen nach dem anderen, unter schallendem Gelächter der Anwesenden, Schwitzenden, vor, einmal Burgenländerwitze, einmal sogenannte Mohammedaner-Witze, einmal beleidigte er die Burgenländer durch seine Witze, dann wieder die Mohammedaner. Während die dickliche, unförmige Frau mit ihren gigantischen Brüsten hin und herwirbelte, hin- und her schlug, muss gesagt werden, (ja es kam vor, dass sie mit ihren Brüsten hin und wieder den Kopf eines Saunagastes, der einen Moment nicht aufgepasst hatte, streifte, und ihm damit praktisch eine Ohrfeige verpasste) trug dieser schamlose Mann abwechselnd einmal einen sogenannten Burgenländerwitz vor (schallendes Gelächter), einmal einen so genannten Mohammedaner-Witz (noch intensiveres, schallendes Gelächter, nicht Lachen, Gelächter).

Nachdem wir aus der finnischen Saunakabine hinausgetreten waren, um uns, wie üblich, abzukühlen, haben wir darüber philosophiert, was uns aufgefallen war, während dieses überaus ungewöhnlichen, ja einzigartigen Saunakabinenaufenthaltes. Dem Gernot war aufgefallen, dass die Witze des kleinen, dicklichen Mannes keinerlei Pointe enthalten hätten, während mir aufgefallen war, dass der Mann mit dem von mir so genannten großen Maul den kleinsten Penis gehabt hatte. Tatsächlich war es so gewesen, und Gernot hat mir diese meine Wahrnehmung einwandfrei bestätigt, dass der kleine, dickliche Mann, der die schamlos- witzlosen Witze unter schallendem Männergelächter in der (Männer)überfüllten Saunakabine mit der mit Riesenbrüsten herumwirbelnden Frau, erzählt, ja deklamiert hatte, den kleinsten Penis gehabt hatte, den ich und auch der Gernot, und also wir beide, jemals gesehen hatten (wir haben im Zuge unserer jahrzehntelangen Erfahrung im Sauna- und Saunierbereich sicher schon tausende- ja vielleicht sogar zehntausende Penise gesehen, nicht betrachtet, gesehen!, und können diese Tatsache also durchaus objektiv beurteilen).
 
P

Pagina

Gast
Auch wenns schon länger her ist, daß Du den Text eingestellt hast: ich finde ihn heute erst - und ich mag den Erzählstil.
 

van Geoffrey

Mitglied
Hallo!

Diesen Text finde ich einfach witzig und sympathisch geschrieben. Der Erzähler scheint ein sympathischer, skrupulöser Dauerquatscher zu sein.
Der Mythos der Brustohrfeige (ugs. Duttelwatschn)wird endlich bestätigt! Na, bitte, das hatten wir schon als Jugendliche geahnt und uns unter Gekicher daran ergötzt, welche verheerenden Konsequenzen das für einen Mann haben könne.
Den "Hemdenmensch" und die damit verbundenen quälenden Skrupel fand ich einfach urkomisch.
Auch "gesehen, nicht betrachtet" findet meine volle Zustimmung.
Ich würde mich wirklich über mehr solcher subtil humorvollen Texte freuen. Das hat für mich eine große Qualität.

LG,

Roman
 



 
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