Scene einer Ehe

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Maribu

Mitglied
Scene einer Ehe

Der Donnerstag ist für unsere Enkelkinder immer der
"Oma-und Opa-Tag".
Sie kommen nach der Schule zum Essen und wir gestalten den Nachmittag mit ihnen.
Die sechsjährige Enkeltochter und ihre drei und fünf Jahre älteren Brüder wechseln sich wöchentlich ab oder tauschen den Termin, wenn sie etwas anderes vorhaben.
Letzten Donnerstag ist mir ein ein Missgeschick passiert, das zu folgenden Dialog geführt hat:

Meine Frau: Anna hat eben entrüstet gesagt: 'Opa pinkelt im Stehen!'

Ich: Ich habe vergessen, die Tür abzuschließen. - Was ist daran so schlimm? Das ist doch menschlich!

Meine Frau: Sie sagte, dass ihre Brüder im Sitzen pinkeln müssen. Auch ihr Vater, dein Sohn, darf nicht im Stehen!

Ich: Mein Sohn ist auch dein Sohn! Wenn er sich von seiner Frau unterdrücken lässt, hat er selbst schuld!

Meine Frau: Lacht. Nun mach dich nicht lächerlich! Das hat überhaupt nichts mit Unterdrückung zu tun, sondern mit Hygiene!

Ich: Ich wische den Rand danach doch immer ab!

Meine Frau: Das genügt nicht! Das ist doch keine richtige Reinigung! - Warum kannst du dich nicht hinsetzen?!

Ich: Das bin ich nicht gewohnt! Bei uns Männern ist das Stehen angeboren! Rüden setzen sich im Gegensatz zu Hündinnen auch nicht hin!

Meine Frau: Die haben ja auch keinen Verstand!

Ich: Du erwartest doch nicht ernsthaft von einem Achtzigjährigen, dass er noch zum 'Sitzpinkler' mutiert?!

Meine Frau: Doch! Man lernt ja nie aus!

Ich: Vergiss es! Eigentlich gibt es mich gar nicht mehr!
Statistisch bin ich nämlich schon tot!
 

Maribu

Mitglied
Hallo Doc,

wenn es sich wie erlebt liest, ist es ja realistisch!

Hier ist ja von Seiten des Mannes Humor als Verteidigung
eingesetzt worden. - Als "Witz" hätte der Dialog ja nur zum
Ende hin eine unerwartete Pointe bekommen!

L.G. Maribu
 
A

aligaga

Gast
Der Witz dieses hübschen Stückerls besteht darin, dass die Frau mit ihren besseren Argumenten ihren Mann bei dem altbekannten, leidigen Thema soweit in die Enge treibt, dass der man Ende mit dem eigenen Tod drohen muss.

@Ali kann herzlich darüber lachen. Er rät dir, den komplett entbehrlichen Vorspann wegzulassen und mit

Neulich erklärte mir meine Frau: "Anna hat eben entrüstet gesagt, Opa ..."
zu beginnen. Da es immer Rede und Gegenrede sind und vollkommen klar bleibt, wer der Angreifer ist, bräuchz auch die nervigen "meine Frau"- und "Ich"-Vorschübe nicht. Es genügte, die Dialoge untereinander zu schreiben. Beim Vorlesen kann man die Stimme der Frau höher sprechen (oder beim Mann in den Keller gehen) und gewönne dadurch ein zusätzliches, komisches Moment.

Heiter

aligaga
 

molly

Mitglied
Hi Maribu,

Du schilderst hier eine Scene, die wohl den meisten Familien bekannt ist. Den Lesefluss störten mich hier nur "ich" und "Meine Frau"

Ich finde sie witzig und gelungen: Er hat zwar das letzte Wort, aber sie die besseren Argumente.

Mit Gruß

molly
 



 
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