Schädelnerven

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gorn

Mitglied
Ich dachte, jegliches tiefere Gefühl in mir wäre längst tot: Ermordet, Ersäuft, Zerstört, Erfroren, Vergiftet.

Doch jetzt ist es wieder da, aufgewacht aus der Betäubung. Betäubt durch meine Arroganz, mein Desinteresse, Alkohol und bedeutungslosen nächtlichen Aktivitäten. Eingeschlafen bei langweiligen Bekanntschaften, immer gleichen Gesichtern und einförmigen Körpern. Taub geworden durch dünne Dialoge und schale Anekdoten. Erblindet vom immerselben Blond und den genormten Lippen.

Aufgewacht durch einen Blick, den du mir vor Wochen geschenkt hast. Aus der Betäubung gerissen durch eine Umarmung, Interesse und unaufgeregte Natürlichkeit. Durch die Freude deine Bekanntschaft zu machen, in dein Gesicht zu sehen, deine Hand zu drücken, deinen Novellen zu lauschen und deinen Tanz zu schauen.

Ich wollte es wieder betäuben, doch es wird nicht müde. Es steht ständig neben mir, begleitet mich in den Schlaf und wacht mit mir auf. Das Gefühl läßt sich nicht zerstören, nicht verdrängen - nichts kann den Raum füllen, den es einnimmt.

Der Mensch ist ja angeblich frei - doch ich bin unfrei. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Wie an Fäden, gelenkt von fremder Hand, tanzen meine Schädelnerven im hörigen Takt. Neurotisch dreht sich jeder Gedanke im Kreis, endet wo er anfing - bei Dir.
 

presque_rien

Mitglied
Hallo gorn,

hab gerade nochmal nachgeschaut, ob ich mich wirklich nicht verklickt habe. Nein, ich bin in einem Lyrik-Forum - und erstaunt, dein Werk hier vorzufinden! ;-) Ich finde, man könnte es auch nicht wirklich unter "Prosalyrik" einordnen, es ist einfach Prosa - oder verstehe ich da etwas falsch???

Dein Text an sich gefällt mir nicht besonders gut. Er hört sich an wie ein Brief, oder ein gewollt dramatisierter Abschnitt aus einem Tagebuch, ich finde jedenfalls keinen Gedanken und keine Formulierung, die irgendwie neu oder literarisch interessant wären...

LG,
presque_rien
 



 
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