Schauplatz

Pola Lilith

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Schauplatz



Die Augen der Menschen haben ihre Blicke verloren. Ein Mensch
öffnet das Gartentor. Das Geschlecht spielt keine Rolle, wenn
Krieg und Frieden nichts mehr bedeuten. Es ist Herbst und es
gibt einen Schauplatz. Laub knirscht unter den Füßen und
Schnee liegt in der Luft. Der Mensch im Garten der Toten
folgt den Anweisungen eines anderen Menschen. Er nähert sich
dem Haus, das feuchte Mauern hat und dicke, modrig riechende
Teppiche. Später wird Musik unterlegt, Cello, Violine oder
auch nur ein Flüstern, das nichts sagt. Das Geräusch eines
Flugzeuges unterbricht die Einstellung. Geschäftsreisende
sind unterwegs, getrieben von einer Vorstellung. Der Mensch,
der die Anweisungen gibt, hat eine andere. Und der Mensch,
der sich dem Haus nähert, möchte eigentlich nur noch
schlafen. Aber dafür wird er nicht bezahlt. Und so wartet er
wie die anderen, bis sich das Flugzeug weit genug entfernt
hat. Die Augen der Menschen haben ihre Blicke verloren. Nur
aus den Schnappschüssen der Kriegsreporter stürzen sie ab und
an hervor und fressen uns an. Müde öffnet eine Hand das
Gartentor. Noch ist sie schlank und weiß und sehnig. Aber
auch das hat ein Ende, irgendwann. Laub knirscht unter den
Füßen und Schnee liegt in der Luft. Hinter dem Gemäuer warten
dicke, modrig riechende Teppiche aus der Requisitenkammer.
Die Toten treiben jede Vorstellung an und so kehren sich die
Augen der Künstler nach innen. Allein dafür werden sie
bezahlt. Und jetzt fällt auch noch viel zu früh der Schnee.
So schließt die Blende sich, der Flüstern verstummt und einer
erwacht aus der vermeintlichen Rettung des Schlafes.
 



 
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