Scheideweg

4,50 Stern(e) 2 Bewertungen

Cyrano

Mitglied
Scheideweg

Auf der in grau
gehüllten Brücke steht
mit sorgdurchfurchtem Gesicht
ein Alter.

Er steht, ganz ungerührt,
an der Stelle,
die auf die andere Seite führt.
In seiner Brille spiegelt sich
das warme Sonnenlicht.

"Dort willst du hin?"
so fragt er dich,
"und was willst du erreichen?
Haben sie auch andere Namen,
sind die Städte
doch die gleichen.
Ich, ich halt dich nicht,
geh doch nach drüben!
Suche dort dein Glück
Ist, als sei´st du hiergeblieben,
kommst dann vielleicht zurück."
 
S

Sandra

Gast
lieber Cyrano,

das ist ein schönes Gedicht und passt wunderbar in Lebenszeiten, denn genau das sind Gedanken, die man sich in einsamen Stunden über das Leben macht.
Der alte Mann, der Scheideweg, das ist ein sehr stimmiges Bild. Denn am Ende unseres Lebens werden die Fragen bestimmt nicht weniger.
Der Reim wird von dir sehr sporadisch gesetzt und wirkt ein wenig halbherzig. ;)

LG
Sandra
 
Hallo Cyrano,
ohne Zweifel ein schönes Gedicht, das du geschrieben hast. Altersweisheit.
Aber ist das wirklich Weisheit, was der alte Mann verkündet. Es lohnt nicht, sich zu bewegen. Man findet überall dasselbe, was man hier hat.
Selbst wenn es wirklich so ist, drückt sich darin nicht Weisheit aus, sondern Niedergeschlagenheit. Das zeigt sich auch darin, dass das Gesicht des Alten von Sorgen durchfurcht ist.
Du hast also ein schönes Gedicht darüber geschrieben, dass es sich nicht lohnt zu leben.

Grüße von Wilhelm.
 

Gabriele

Mitglied
Hsllo Cyrano,
dieses Werk gefällt mir gut, es besticht vor allem inhaltlich und durch die knappe Wortwahl, finde ich.
Ein paar Kleinigkeiten haben mich beim Lesen aber doch gestört; zum Teil lag das auch nur an den Zeilenumbrüchen und Beistrichen, die ich etwas anders setzen würde, z.B. so:

"Auf der in grau
gehüllten Brücke steht
mit sorgdurchfurchtem Gesicht
ein Alter.

Er steht, ganz ungerührt,
an der Stelle,
die auf die andere Seite führt.
In seiner Brille spiegelt sich
das warme Sonnenlicht.

"Dort willst du hin?"
so fragt er dich,
"und was willst du erreichen?
Haben sie auch andere Namen,
sind die Städte
doch die gleichen.
Ich, ich halt dich nicht,
geh doch nach drüben!
Suche dort dein Glück
Ist, als sei´st du hiergeblieben,
kommst dann vielleicht zurück."

Was mich noch irritiert hat:

das Wort sorgdurchfurcht - vielleicht sorgenzerfurcht?

statt "und was willst du erreichen?" vielleicht "was willst du dort erreichen?"

Ist, als sei´st du hiergeblieben,
kommst dann vielleicht zurück."

Dieser Schluss hinkt, wenn ich ihn lese, ein bißchen; vielleicht findest Du da noch eine besser Lösung?
Ansonsten Kompliment!
Gruß, Gabriele
 
P

Perle

Gast
Hallo cyrano,

ich kann Gabriele nur zustimmen, auch mir gefällt es gut und doch komme ich auch nach mehrmaligem Lesen immer noch ins Grübeln. Wer steht hier am Scheideweg? Er sagt: " dort willst du hin, so fragt er dich", meint er sich , dich, oder den Leser? Ich finde es sehr interessant, dass so viele Deutungsmöglichkeiten gegeben sind.

"Sorgdurchfurcht" empfinde ich übrigens als sehr getroffen, würde es nicht ändern.

Mit dem Schluß dagegen habe ich so meine Probleme:
"Suche dort dein Glück
ist als sei`st du hiergeblieben
kommst dann vielleicht zurück"

Wieso ist er "hiergeblieben",wenn er doch geht? Muss man da nicht ein Teil von sich zurücklassen (Wie es in einem Lied so schön heißt: Ich hab noch einen Koffer in Berlin.), um einen Grund zu haben wiederzukommen?

Darüber muss ich noch weiter nachdenken. Werde als dein Gedicht sicher noch mal lesen.
Danke dafür
sagt Perle
 

Cyrano

Mitglied
Vielen dank für die vielen ( und dann auch noch positiven:) Antworten...

Die Zeile "Und was willst du erreichen" werde ich ändern, mir gefällt "was willst du dort..." ebenfalls
besser.

Das Ende sagt für mich aus, dass es letztendlich wahrscheinlich keinen Unterschied macht, ob man jetzt hier oder dort lebt, nicht unbdingt räumlich betrachtet, logischerweise. Warum also die letzte Zeile, dass mögliche Zurückkommen? Die Antwort liegt für mich darin, dass es eben nur wahrscheinlich egal ist.Ich hätte statt der möglichen Rückkehr ebenso das einschlagen eines neuen Weges setzen können, dann wäre aber wohl der Klang des Gedichtes dahin gewesen. Man kann eben nicht zu 100% sicher sein, dass es letztlich egal war, wo man gelebt, und was man gedacht, oder gemacht hat.Derzeit sieht es für mich oftmals so auß, und entsrechende Grundtendenzen weist das gedicht auf, ein Endgültiges Urteil kann man sich aber erst erlauben, wenn man sein Leben zum letztmöglichen Zeitpunkt rückblickend betrachten könnte.Vorher zu behaupten, es gäbe keinen Sinn, würde bedeuten, ohne Komplette Kenntnisse wenigstens der eigenen Sachlage ein vernichtendes Urteil abzugeben... wahrscheinlich wird man auch am Ende zu keinem Ergebnis kommen, aber auszuschließen ist es nicht.

So, um nicht weiter abzuschweifen, beende ich meinen Beitrag jetzt mal...

mfg

Cyrano
 



 
Oben Unten