Schenken

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HerbertH

Mitglied
Schenken

Die Kunst, das richtige Geschenk zu finden,
Entbehrt nicht jeder nötigen Finesse
Und lässt gar manchen Schenker schier sich winden
Vor seiner Liebsten. Wie er sich vermesse,

Ihr solchen Schund zu schenken, zu verkünden,
Sie bräuchte dieses Puder, sei so blass,
Sie sei doch wohlgebräunt! Und welche Sünden
Der Kerl vor ihr verstecke, das sei krass!

Ich schweige still und lass mich von ihr schinden.
Warum? Ich kann's nicht sagen. Ich vergaß
Noch jede ihrer Sünden. Anzubinden
Vermochte ich sie nie, auch nicht als Spaß.

Doch jetzt verlier ich endlich die Geduld!
Warum bin ich beim Schenken immer schuld?
 
G

gitano

Gast
Lieber Herbert!
...diesmal also englisch.
Männer beschenken Frauen...Fallstricke und geschlechterspezifische (Prägungen?)Inkompatibilität in der Aufassung von Freude über Geschenke...Ja, die Weihnachtszeit rückt wieder näher!

Ich persönlich bin ein Freund der verdichteten und der argumentierenden (Hintergrund erhellend) Sonettsprache...Freund William läßt grüßen!
Ja ich würde sogar soweit gehen daß ich die (rhethorisch) argumentierende Sprache als eine typische Sonettsprache sehe verstehe.

In diesem Sinne ist S3 für mich eine Freude.
In S1 lese ich weniger Esprit und erzählend..ab Z2
Die Sichtweise in S2 im Sinne von Mißverständnissen: also "uminterpretierte Bedeutungen" von Geschenken, ist eine schöne inhaltliche Idee aus der sich sicher mehr machen läßt (Dichte, Witz...,Klang)

Der Schluß will daher auch noch nicht so recht zünden...obwohl er passen könnte wenn die Rede davor die Spannung aufbaut. Ein Korkenknall wäre dann schön :)

Über äußere Formalia müssen wir hir nicht lange debatieren - die kennst Du.

...und die Kritik der inneren Aspekte des Textes zeigt Dir sicher an, daß meine Kritik eher auf die Optimierung der Freude gerichtet ist - in einer Textform die wir lieben.

Grüße aus dem Taunus
gitano
 

HerbertH

Mitglied
Lieber gitano, lieber Walther,

über die Anregungen muss ich zunächst mal in Ruhe nachdenken.

Auf jeden Fall Danke für die Kommentare!

Liebe Grüße

Herbert

PS: ugs. ist "das Puder" ist m.W. OK.... und es soll sich ja nach gesprochener Rede "anhören" ;). Ausserdem ist "der Puder" nach meinem Verständnis eher die süddeutsche Variante :).
 

HerbertH

Mitglied
Schenken

Die Kunst, das richtige Geschenk zu finden,
Erfordert stets die äußerste Finesse
Und lässt gar manchen Schenker schier sich winden
Vor seiner Liebsten. Wie er sich vermesse,

Ihr solchen Schund zu schenken, zu verkünden,
Sie bräuchte dieses Puder, sei so blass,
Sie sei doch wohlgebräunt! Und welche Sünden
Der Kerl vor ihr verstecke, das sei krass!

Ich schweige still und lass mich von ihr schinden.
Warum? Ich kann's nicht sagen. Ich vergaß
Noch jede ihrer Sünden. Anzubinden
Vermochte ich sie nie, auch nicht als Spaß.

Warum bin ich beim Schenken immer schuld?
Doch jetzt verlier ich endlich die Geduld!
 

Walther

Mitglied
Sorry, Herbert, der 2. Vorschlag hatte einen Takt zuviel. Das hier paßt aber: Ich gehe! Jetzt ist Schluss mit der Geduld! ;)
 

HerbertH

Mitglied
Schenken

Die Kunst, das richtige Geschenk zu finden,
Erfordert stets die äußerste Finesse
Und lässt gar manchen Schenker schier sich winden
Vor seiner Liebsten. Wie er sich vermesse,

Ihr solchen Schund zu schenken, zu verkünden,
Sie bräuchte dieses Puder, sei so blass,
Sie sei doch wohlgebräunt! Und welche Sünden
Der Kerl vor ihr verstecke, das sei krass!

Ich schweige still und lass mich von ihr schinden.
Warum? Ich kann's nicht sagen. Ich vergaß
Noch jede ihrer Sünden. Anzubinden
Vermochte ich sie nie, auch nicht als Spaß.

Warum bin ich beim Schenken immer schuld?
Doch jetzt verlier ich endlich die Geduld!


Rezitation: mp3/105577_schenken.mp3
 

Label

Mitglied
Lieber HerbertH

schönes Thema, das obendrein noch die geschlechtsspezifischen Vorurteile streichelt ;)

Eugen Roth hat gedichtet "Das Rechte nach Bedarf zu schenken, macht's immer nötig scharf zu denken" ;)

Mir fiel auf, dass die Quartette aus der Sicht eines Beobachters
sind, danach ist da plötzlich ein LyrI.
Beabsichtigt?
Mir gefiele es besser, wenn alles aus der Beobachtersicht wäre.
Schau mal:

Die Kunst, das richtige Geschenk zu finden,
Entbehrt nicht jeder nötigen Finesse
Und lässt gar manchen Schenker schier sich winden
Vor seiner Liebsten. Wie er sich vermesse,

Ihr solchen Schund zu schenken, zu verkünden,
Sie bräuchte dieses Puder, sei so blass,
Sie sei doch wohlgebräunt! Und welche Sünden
Der Kerl vor ihr verstecke, das sei krass!

[blue]Er[/blue] schweig[blue]t ganz[/blue] still und [blue]lässt sich[/blue] von ihr schinden.
Warum? Ich kann's nicht sagen. [blue]Er[/blue] vergaß
Noch jede ihrer Sünden. Anzubinden
Vermochte [blue]er[/blue] sie nie, auch nicht als Spaß.

Doch jetzt verlier[blue]t er[/blue] endlich die Geduld!
Warum [blue]ist er[/blue] beim Schenken immer schuld?

mit lieben Gruß
Label
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Label,

danke für den mitfühlenden Kommentar ;) und Deinen Vorschlag. Ich habe eine Weile darüber nachgedacht. Die dritte Person gefällt mir nicht so gut wie die erste. Denn als LyrI kommt das zunehmende Aufbegehren gegen diese schreiende Ungerechtigkeit :) stärker heraus, denke ich.

Eugen Roth wusste anscheinend auch, wovon er schrieb :)

Liebe Grüße

Herbert
 



 
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