Schicksalsfarbe ROT

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Ilona B

Mitglied
Schicksalsfarbe ROT

„Mensch, wo kommst Du denn jetzt her!“ Anja sah demonstrativ auf ihre Armbanduhr. Lara hatte luftschnappend vor ihrem Tisch abgebremst und hob nun beschwichtigend die Hand. Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihre feuchten Ponyfransen, die dadurch in sämtliche Richtungen vom Kopf abstanden. Seufzend vor Erleichterung ließ sie sich auf den zierlichen Cafehausstuhl nieder. „Einen Moment noch.“ Lara winkte der Kellnerin und bestellte ein großes Glas stilles Wasser und einen Milch-kaffee, dann wandte sie sich ihrer Freundin zu. „Ich bin so froh, dass Du gewartet hast. Sei mir bitte nicht böse. Du weißt doch, eigentlich bin ich selten unpünktlich.“ Anja war nicht von der nachtragenden Sorte und außerdem freute sie sich viel zu sehr ihre Freundin wieder zu sehen. Die Beiden kannten sich schon seit der Schulzeit und hatten den Kontakt während des Studiums aufrechterhalten. In den vergangenen Monaten gingen sie längere Zeit getrennte Wege. Anja reiste mit dem Rucksack durch die Weltgeschichte und Lara schnupperte die trockene Luft in der familiären Buchhandlung. „Böse, quatsch! Ich bin viel zu happy Dich wieder bei mir zu haben.“ Glücklich umarmten die Freundinnen sich.
„Aber Du hättest ja wenigstens mal kurz anrufen können.“
„Das mit dem Anruf wäre zu auffällig gewesen.“ Anja wollte schon nachhaken, doch in dem Moment ging ihr ein Licht auf. „Nein, sag nichts. Du machst es noch immer? Ich dachte Du bist inzwischen erwachsen geworden.“
Kopfschüttelnd betrachtete Anja die glänzenden blauen Augen und die leicht geröteten Wangen ihrer Freundin.
„Nur noch in absoluten Ausnahmefällen! Und zufälligerweise … „
„ …war heute ein absoluter Ausnahmefall.“ beendete Anja den Satz.
„Genau!“
Anja dachte an den Tag zurück als die Freundin das ersten Mal von ihrem Schicksal erzählt hatte. Sie waren nach der Schule Schlittschuh laufen gegangen und Lara kreuzte die ganze Zeit auffällig die Wege eines älteren Jungen, der sie jedoch vollständig ignorierte. Nach dem wohl fünften Sturz vor seinen Füßen hatte Anja, die sich vernachlässigt fühlte, die Nase voll und wollte beleidigt abhauen. Da rückte Lara mit ihrem schicksalhaften Rot-Tick heraus. Ihre Eltern hatten sich am Roten Meer kennen gelernt, als einzigen Teilnehmer eines Ausfluges, der sich „Erlebnis rote Stunde“ nannte. Ihre Großeltern fanden sich während einer Rettungsaktion für eine rote Katze. Und scheinbar gab es in der Familiengeschichte für jede glückliche Ehe eine solche Erzählung, in der die Farbe rot eine Rolle spielte. Nun war es nicht weiter verwunderlich, dass Lara von der Annahme ausging ihre große Liebe müsste etwas mit der Farbe rot zu tun haben. Der Junge auf dem Eis hatte übrigens einen leuchtend roten Pullover an. Von diesem Tag an wurde es für die Mädchen eine vergnügliche Freizeit-beschäftigung, männliche Wesen zu verfolgen, die etwas in der Farbe rot trugen und wenn es nur ein rotes Buch war.
„Also, sag schon! Er hatte rote Haare, aber hoffentlich nicht so leuchtend rote wie ich oder er hatte einen roten Cowboyhut an?“
„Nein, nein! Du glaubst es nicht! Ich weiß ja noch nicht mal, ob es überhaupt ein Mann war. Das hoffte ich ja nur.“
Anja sah man die Verwirrung an.
„Ich habe nur eine knallrote Ente gesehen. Du weißt, mein absolutes Lieblingsauto. Oft gibt es die nicht mehr und dieses Exemplar war richtig gut in Schuss. Der Wagen stand vor diesem wahnsinnig schicken Bekleidungsgeschäft in der Bachstraße und da hab ich halt ein wenig gewartet. - Leider …“
Theatralisch faltete Anja die Hände vor der Brust.
„Ich fühle mich geschmeichelt. Wegen mir hast du Deinen Zukünftigen entwischen lassen.“ Lara lachte.
„Na ja, wenn er mein Schicksal ist, begegnen wir uns schon noch.“

Zwei Wochen später trafen Lara und Anja sich am frühen Nachmittag vor dem Unihochhaus, Teil eines riesigen Büro- komplexes. Dort im 14. Stock sollte eine Lesung abgehalten werden. Der Autor war relativ unbekannt und es handelte sich um Gedichte, deshalb fand die Veranstaltung in einem kleinen Rahmen statt. Lara sollte den Vortrag beurteilen und den Verfasser eventuell für eine Lesung in der elterlichen Buchhandlung verpflichten. Die beiden Freundinnen betraten die Eingangshalle und blieben vor den Aufzügen stehen. „Das ist doch wohl ein Scherz!“ An allen Aufzügen hing ein Schild: Zurzeit außer Betrieb. „Und jetzt?“ Anja zog Lara zum Treppenhaus. „Wir sind zum Glück früh genug hier. Auf geht’s.“ Im vierten Stock überholten sie zwei junge Männer die eine schwere Kiste schleppten und sich angeregt unterhielten. Die Vier lächelten sich zu und im nächsten Moment plumpste die Kiste mit einem lauten Knall auf den Boden. „Ja, ja, wenn man die Augen nicht bei sich behält.“ konnte Lara sich nicht
verkneifen, bückte sich jedoch sofort um die Bücher aufzuheben, die teilweise schon die Treppe hinunterrutschten. „Wieso, es hat sich doch gelohnt“ entgegnete der Dunkelhaarige und sein blonder Freund nickte grinsend. Da der Karton gerissen war, ließen die Freundinnen sich schnell überreden den Inhalt aufzuteilen und gemeinsam nach oben zu tragen. Witziger weise handelte es sich bei dem Buch um den Gedichtband des Autors zu dessen Lesung sie unterwegs waren und der dunkelhaarige Alex war der Verfasser höchstpersönlich. Viel zu schnell erreichten sie den 14. Stock. „Vielleicht könnten wir Euch gleich wieder beim Tragen helfen?“ Anja beeilte sich hinzuzufügen: „Ich meine, wenn nicht genug Bücher verkauft werden. - Was wir natürlich nicht hoffen, aber …“
„Sehr gerne! Und als Dankeschön laden wir Euch anschließen zum Essen ein.“ David blickte Anja in die Augen und Alex strahlte Lara an. Wiederstrebend trennten sie sich. Die beiden Frauen betraten den Lesungsraum und suchten sich in der Nähe des Rednerpultes einen Platz. Hektisch wurden dort die Bücher aufgebaut, die eben noch im Treppenhaus gelegen hatten.
Kaum waren sie entsprechend dekoriert erschienen die beiden charmanten Kartonträger und begaben sich nach vorne. David schaute lächelnd zu Anja hinüber, und diese wäre am liebsten in ihrem Sitz auf und ab gehüpft, so sehr flatterte ihr Magen. Lara schien es mit Alex genauso zu gehen. Alles war ganz wunderbar und übermütig stießen die Freundinnen sich an. Die Lesung begann und David klopfte an das Mikro. „Meine Damen und meine Herren, Herr Alexander Stübner wird ihnen heute einige seiner selbst verfassten Lieblingsgedichte vortragen und meine Wenigkeit, David Roth, werde Ihnen …“ die restliche Worte vernahm Anja nicht mehr, da sie ihre Freundin anstarrte, die bei dem Namen David Roth ruckartig ihren Kopf von Alex in Richtung David gedreht hatte. Sie sah förmlich die Gehirnzellen in Laras Kopf herumwirbeln. „Lara.“ Keine Reaktion. „Haaaallo Laarraa.“ Anjas Flüstern wurde energischer. Lara sah abwesend zu ihr hinüber und schüttelte leicht mit dem Kopf. Zwei Gedichte später, von denen beide Mädchen nicht viel mitbekamen, trug Alex ein romantisches Gedicht über ewige Liebe vor. Ein bisschen kitschig, trotzdem stiegen Anja die Tränen in die Augen. „Mensch Lara, das kann nicht Dein Ernst sein. Alex gefällt Dir doch viel besser.“ Lara sah das eigentlich genau so, aber eine gewisse Unsicherheit blieb trotzdem. Sie konnte nicht mehr still sitzen. Unter den flehenden Blicken ihrer Freundin und den erstaunten Augen von Alex und David verließ sie rasch den Raum. Mit einem entschuldigenden Murmeln an die restlichen Zuhörer, folgte Anja ihr. Lara stand am Treppenhausfenster und sah hinaus „Vielleicht habe ich mich sonst zu sehr auf Äußerlichkeiten festgelegt?!“ Lara lehnte ihren Kopf an die Fensterscheibe. „Vielleicht!“ seufzend legte Anja ihr den Arm um die Schultern. So standen sie einige Zeit und hingen ihren Gedanken nach. Plötzlich richtete Lara sich auf und schüttelte den Kopf. „Es ist doch wirklich verrückt, dass ich mich so von diesen Familiengeschichten beeinflussen lasse oder? – Jetzt stehen wir hier, haben zwei tolle Typen kennen gelernt und sollten glücklich sein und es genießen. Stattdessen überlege ich die ganze Zeit ob ich nicht besser mit David ausgehen sollte, weil dieser Roth heißt. Bescheuert!“
„Und was machen wir nun?“
„Nah, wir warten auf die Beiden, helfen ihnen die Bücher tragen und verbringen einen tollen Abend miteinander. Was daraus wird? -Abwarten!“
Anja lachte erleichtert und knuffte Lara in die Seite.
„Eine sehr gute Idee!“
Gesagt, getan. Die Freundinnen erklärten mit einer kleinen Notlüge warum sie die Lesung verlassen hatten und dann machten sich die Vier unter viel Gelächter auf den Weg nach unten. „Wir nehmen meinen Wagen, der ist bequemer.“ David öffnete die Haustür und zog seinen Autoschlüssel aus der Hosentasche. „O.K.! Ich bringe nur schnell die Bücher zu Roxanne.“
„Roxanne?“ Lara hob eine Augenbraue. Alex beeilte sich zu antworten. „Ja, das ist mein Auto. Ich liebe es heiß und innig und es ist im Moment die einzige Frau in meinem Leben.“
„Ich komme mit. Die Dame möchte ich mir mal ansehen.“
Alex und Lara bogen in eine kleine Straße ab und blieben vor einem Auto stehen. Lara konnte es kaum fassen, denn es war die knallrote Ente. Ihre restlichen Zweifel verflogen. Heute hatte ihr Schicksal sich echt Mühe gegeben, denn eine knallrote Ente stand in der Rangordnung weit über dem Namen Roth.
 

Rafi

Mitglied
Verzeihung, aber die Geschichte ist doch einer dieser Kurzromane, wie sie zuhauf in den gängigen Frauenzeitschriften abgedruckt werden, oder? Zumindest liest sie sich so. Mit einer guten Erzählung hat das meiner bescheidenen Meinung nach nicht wirklich viel zu tun.
Ein kleiner Tipp noch (wenn auch ein erbsenzählerischer): Die Farbe Rot wird groß geschrieben, nur im adjektivischen Gebrauch klein.
Nichts für Ungut …

Rafi
 

Ilona B

Mitglied
Hallo Rafi,
da hast Du natürlich nicht ganz Unrecht. Ist eine ziemlich belanglose Geschichte, aber ab und an will meine Kitschseite auch bedient werden. :) Danke für den Hinweis auf das Rot, ich ändere das ab.
Herzliche Grüße Ilona
 

Ilona B

Mitglied
Schicksalsfarbe ROT

„Mensch, wo kommst Du denn jetzt her!“ Anja sah demonstrativ auf ihre Armbanduhr. Lara hatte luftschnappend vor ihrem Tisch abgebremst und hob nun beschwichtigend die Hand. Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihre feuchten Ponyfransen, die dadurch in sämtliche Richtungen vom Kopf abstanden. Seufzend vor Erleichterung ließ sie sich auf den zierlichen Cafehausstuhl nieder. „Einen Moment noch.“ Lara winkte der Kellnerin und bestellte ein großes Glas stilles Wasser und einen Milchkaffee, dann wandte sie sich ihrer Freundin zu. „Ich bin so froh, dass Du gewartet hast. Sei mir bitte nicht böse. Du weißt doch, eigentlich bin ich selten unpünktlich.“ Anja war nicht von der nachtragenden Sorte und außerdem freute sie sich viel zu sehr ihre Freundin wieder zu sehen. Die Beiden kannten sich schon seit der Schulzeit und hatten den Kontakt während des Studiums aufrechterhalten. In den vergangenen Monaten gingen sie längere Zeit getrennte Wege. Anja reiste mit dem Rucksack durch die Weltgeschichte und Lara schnupperte die trockene Luft in der familiären Buchhandlung. „Böse, quatsch! Ich bin viel zu happy Dich wieder bei mir zu haben.“ Glücklich umarmten die Freundinnen sich.
„Aber Du hättest ja wenigstens mal kurz anrufen können.“
„Das mit dem Anruf wäre zu auffällig gewesen.“ Anja wollte schon nachhaken, doch in dem Moment ging ihr ein Licht auf. „Nein, sag nichts. Du machst es noch immer? Ich dachte Du bist inzwischen erwachsen geworden.“
Kopfschüttelnd betrachtete Anja die glänzenden blauen Augen und die leicht geröteten Wangen ihrer Freundin.
„Nur noch in absoluten Ausnahmefällen! Und zufälligerweise … „
„ …war heute ein absoluter Ausnahmefall.“ beendete Anja den Satz.
„Genau!“
Anja dachte an den Tag zurück als die Freundin das ersten Mal von ihrem Schicksal erzählt hatte. Sie waren nach der Schule Schlittschuh laufen gegangen und Lara kreuzte die ganze Zeit auffällig die Wege eines älteren Jungen, der sie jedoch vollständig ignorierte. Nach dem wohl fünften Sturz vor seinen Füßen hatte Anja, die sich vernachlässigt fühlte, die Nase voll und wollte beleidigt abhauen. Da rückte Lara mit ihrem schicksalhaften Rot-Tick heraus. Ihre Eltern hatten sich am Roten Meer kennen gelernt, als einzigen Teilnehmer eines Ausfluges, der sich „Erlebnis rote Stunde“ nannte. Ihre Großeltern fanden sich während einer Rettungsaktion für eine rote Katze. Und scheinbar gab es in der Familiengeschichte für jede glückliche Ehe eine solche Erzählung, in der die Farbe Rot eine Rolle spielte. Nun war es nicht weiter verwunderlich, dass Lara von der Annahme ausging ihre große Liebe müsste etwas mit der Farbe Rot zu tun haben. Der Junge auf dem Eis hatte übrigens einen leuchtend roten Pullover an. Von diesem Tag an wurde es für die Mädchen eine vergnügliche Freizeitbeschäftigung, männliche Wesen zu verfolgen, die etwas in der Farbe Rot trugen und wenn es nur ein rotes Buch war.
„Also, sag schon! Er hatte rote Haare, aber hoffentlich nicht so leuchtend rote wie ich oder er hatte einen roten Cowboyhut an?“
„Nein, nein! Du glaubst es nicht! Ich weiß ja noch nicht mal, ob es überhaupt ein Mann war. Das hoffte ich ja nur.“
Anja sah man die Verwirrung an.
„Ich habe nur eine knallrote Ente gesehen. Du weißt, mein absolutes Lieblingsauto. Oft gibt es die nicht mehr und dieses Exemplar war richtig gut in Schuss. Der Wagen stand vor diesem wahnsinnig schicken Bekleidungsgeschäft in der Bachstraße und da hab ich halt ein wenig gewartet. - Leider …“
Theatralisch faltete Anja die Hände vor der Brust.
„Ich fühle mich geschmeichelt. Wegen mir hast du Deinen Zukünftigen entwischen lassen.“ Lara lachte.
„Na ja, wenn er mein Schicksal ist, begegnen wir uns schon noch.“

Zwei Wochen später trafen Lara und Anja sich am frühen Nachmittag vor dem Unihochhaus, Teil eines riesigen Büro- komplexes. Dort im 14. Stock sollte eine Lesung abgehalten werden. Der Autor war relativ unbekannt und es handelte sich um Gedichte, deshalb fand die Veranstaltung in einem kleinen Rahmen statt. Lara sollte den Vortrag beurteilen und den Verfasser eventuell für eine Lesung in der elterlichen Buchhandlung verpflichten. Die beiden Freundinnen betraten die Eingangshalle und blieben vor den Aufzügen stehen. „Das ist doch wohl ein Scherz!“ An allen Aufzügen hing ein Schild: Zurzeit außer Betrieb. „Und jetzt?“ Anja zog Lara zum Treppenhaus. „Wir sind zum Glück früh genug hier. Auf geht’s.“ Im vierten Stock überholten sie zwei junge Männer die eine schwere Kiste schleppten und sich angeregt unterhielten. Die Vier lächelten sich zu und im nächsten Moment plumpste die Kiste mit einem lauten Knall auf den Boden. „Ja, ja, wenn man die Augen nicht bei sich behält.“ konnte Lara sich nicht verkneifen, bückte sich jedoch sofort um die Bücher aufzuheben, die teilweise schon die Treppe hinunterrutschten. „Wieso, es hat sich doch gelohnt“ entgegnete der Dunkelhaarige und sein blonder Freund nickte grinsend. Da der Karton gerissen war, ließen die Freundinnen sich schnell überreden den Inhalt aufzuteilen und gemeinsam nach oben zu tragen. Witziger weise handelte es sich bei dem Buch um den Gedichtband des Autors zu dessen Lesung sie unterwegs waren und der dunkelhaarige Alex war der Verfasser höchstpersönlich. Viel zu schnell erreichten sie den 14. Stock. „Vielleicht könnten wir Euch gleich wieder beim Tragen helfen?“ Anja beeilte sich hinzuzufügen: „Ich meine, wenn nicht genug Bücher verkauft werden. - Was wir natürlich nicht hoffen, aber …“
„Sehr gerne! Und als Dankeschön laden wir Euch anschließen zum Essen ein.“ David blickte Anja in die Augen und Alex strahlte Lara an. Wiederstrebend trennten sie sich. Die beiden Frauen betraten den Lesungsraum und suchten sich in der Nähe des Rednerpultes einen Platz. Hektisch wurden dort die Bücher aufgebaut, die eben noch im Treppenhaus gelegen hatten.
Kaum waren sie entsprechend dekoriert erschienen die beiden charmanten Kartonträger und begaben sich nach vorne. David schaute lächelnd zu Anja hinüber, und diese wäre am liebsten in ihrem Sitz auf und ab gehüpft, so sehr flatterte ihr Magen. Lara schien es mit Alex genauso zu gehen. Alles war ganz wunderbar und übermütig stießen die Freundinnen sich an. Die Lesung begann und David klopfte an das Mikro. „Meine Damen und meine Herren, Herr Alexander Stübner wird ihnen heute einige seiner selbst verfassten Lieblingsgedichte vortragen und meine Wenigkeit, David Roth, werde Ihnen …“ die restliche Worte vernahm Anja nicht mehr, da sie ihre Freundin anstarrte, die bei dem Namen David Roth ruckartig ihren Kopf von Alex in Richtung David gedreht hatte. Sie sah förmlich die Gehirnzellen in Laras Kopf herumwirbeln. „Lara.“ Keine Reaktion. „Haaaallo Laarraa.“ Anjas Flüstern wurde energischer. Lara sah abwesend zu ihr hinüber und schüttelte leicht mit dem Kopf. Zwei Gedichte später, von denen beide Mädchen nicht viel mitbekamen, trug Alex ein romantisches Gedicht über ewige Liebe vor. Ein bisschen kitschig, trotzdem stiegen Anja die Tränen in die Augen. „Mensch Lara, das kann nicht Dein Ernst sein. Alex gefällt Dir doch viel besser.“ Lara sah das eigentlich genau so, aber eine gewisse Unsicherheit blieb trotzdem. Sie konnte nicht mehr still sitzen. Unter den flehenden Blicken ihrer Freundin und den erstaunten Augen von Alex und David verließ sie rasch den Raum. Mit einem entschuldigenden Murmeln an die restlichen Zuhörer, folgte Anja ihr. Lara stand am Treppenhausfenster und sah hinaus „Vielleicht habe ich mich sonst zu sehr auf Äußerlichkeiten festgelegt?!“ Lara lehnte ihren Kopf an die Fensterscheibe. „Vielleicht!“ seufzend legte Anja ihr den Arm um die Schultern. So standen sie einige Zeit und hingen ihren Gedanken nach. Plötzlich richtete Lara sich auf und schüttelte den Kopf. „Es ist doch wirklich verrückt, dass ich mich so von diesen Familiengeschichten beeinflussen lasse oder? – Jetzt stehen wir hier, haben zwei tolle Typen kennen gelernt und sollten glücklich sein und es genießen. Stattdessen überlege ich die ganze Zeit ob ich nicht besser mit David ausgehen sollte, weil dieser Roth heißt. Bescheuert!“
„Und was machen wir nun?“
„Nah, wir warten auf die Beiden, helfen ihnen die Bücher tragen und verbringen einen tollen Abend miteinander. Was daraus wird? -Abwarten!“
Anja lachte erleichtert und knuffte Lara in die Seite.
„Eine sehr gute Idee!“
Gesagt, getan. Die Freundinnen erklärten mit einer kleinen Notlüge warum sie die Lesung verlassen hatten und dann machten sich die Vier unter viel Gelächter auf den Weg nach unten. „Wir nehmen meinen Wagen, der ist bequemer.“ David öffnete die Haustür und zog seinen Autoschlüssel aus der Hosentasche. „O.K.! Ich bringe nur schnell die Bücher zu Roxanne.“
„Roxanne?“ Lara hob eine Augenbraue. Alex beeilte sich zu antworten. „Ja, das ist mein Auto. Ich liebe es heiß und innig und es ist im Moment die einzige Frau in meinem Leben.“
„Ich komme mit. Die Dame möchte ich mir mal ansehen.“
Alex und Lara bogen in eine kleine Straße ab und blieben vor einem Auto stehen. Lara konnte es kaum fassen, denn es war die knallrote Ente. Ihre restlichen Zweifel verflogen. Heute hatte ihr Schicksal sich echt Mühe gegeben, denn eine knallrote Ente stand in der Rangordnung weit über dem Namen Roth.
 

fraulange

Mitglied
Liebe Ilona,

ich weiß, was Rafi meint, sehe es aber nicht ganz so streng. es kommt doch immer drauf an, was man möchte. Und wenn Du eine kurzweilige, hübsche Freundinnengeschichte schreiben wolltest, bei der der Leser ein bischen was zu lächeln hat, dann ist Dir das doch gelungen. Vielleicht hast Du ein anderes Mal ja Lust auf einen schwierigeren Stoff! Also, mir hat die Geschichte durchaus Spaß gemacht, ich finde sie flott geschrieben, und ich wollte wissen, wie sie ausgeht.

Ich habe mir erlaubt, die vielen, vielen Kommafehler und ein paar grammatische Fehler anzustreichen, ich hoffe, das ist in Deinem Sinne. Richtige Grammatik und Rechtschreibung sind die absolute Grundvoraussetzung jeder Veröffentlichung. Ja, da bin ich eine "strenge Henne" - und mit mir bestimmt fast jede/r hier. Wenn Du magst, kannst Du es ja noch einmal überarbeiten.

[quote[blue]]Caféhausstuhl[/blue][/quote] hier fehlt das Accent aigu, weißt Du, wie man es setzt?

Anja war nicht von der nachtragenden Sorte[red] Komma[/red] und außerdem freute sie sich viel zu sehr[red] Komma [/red]ihre Freundin wiederzusehen.
Anja reiste mit dem Rucksack durch die Weltgeschichte [red]Komma[/red] und Lara schnupperte die trockene Luft ...
Ich bin viel zu happy [red]Komma[blue] dich [/blue][/red]wieder bei mir zu haben.
In der wörtlichen Rede würde ich "dich" klein schreiben, groß nur (manchmal noch) in Briefen oder Emails. Zieht sich durch die ganze Geschichte, würde ich an allen Stellen ändern.
"Ich dachte [red]Komma[/red] du bist inzwischen erwachsen geworden."
Anja dachte an den Tag zurück Komma als die Freundin das [red]ersten[/red] Mal von ihrem Schicksal erzählt hatte.
- [blue]das erste Mal [/blue]oder:[blue] zum ersten Mal.
[/blue]
Anja dachte an den Tag zurück [red]Komma[/red] als die Freundin ...


Sie waren nach der Schule Schlittschuh gelaufen [red]Komma[/red] und Lara kreuzte die ganze Zeit ...
Die Geschichte mit dem Schlittschuhlaufen würde ich im Plusquamperfekt erzählen; Deine eigentliche Geschichte spielt ja in der Vergangenheit (Imperfekt) und die Schlittschuhgeschichte in der Vorvergangenheit.

Ihre Eltern ... als [red][blue]einzige[/blue][/red] Teilnehmer eines [red][blue]Ausflugs[/blue][/red] ... (nicht einzigen, nicht Ausfluges)
... dass Lara von der Annahme ausging[red] Komma [/red]ihre große Liebe müsse etwas ...
Er hatte rote Haare, aber hoffentlich nicht so leuchtend wie ich[red] Komma [/red]oder er hatte einen roten Cowboyhut[red] [blue]auf[/blue][/red]?
Und: Würdest Du mit Deiner Freundin von einem "Bekleidungsgeschäft" sprechen und nicht eher von einem "Klamottenladen" oder so? Ich versuche das bei Dialogen immer so, dass ich mir vorstelle, ich würde z.B. mit meiner Freundin sitzen und quatschen. Dann wird es mit etwas Glück natürlicher und nicht so brav.

... Teil eines riesigen [blue]Bürokomplexes[/blue].
[blue]Hier sollte im 14. Stock ... [/blue]
(etwas eleganter, und der Leser steht ja mit den beiden Mädels schon "hier" am Bürokomplex, und nicht irgendwo "dort")
... zwei junge Männer[red] Komma [/red]die eine schwere Kiste schleppten ...
Die Vier lächelten sich zu [red]Komma [/red]und im nächsten Moment ...
"Wieso, es hat sich doch gelohnt" [red]Komma[/red] entgegnete der Dunkelhaarige[red] Komma [/red]und sein blonder Freund nickte [red]grinsend [/red]
(hier würde ich übrigens lieber z.B "lächelnd" oder "eifrig" schreiben, "grinsend" wirkt hier auf mich ein bisschen unsympathisch-anzüglich, und er soll doch sympathisch rüberkommen?
... ließen die Freundinnen sich schnell überreden [red]Komma[/red] den Inhalt aufzuteilen ...
[blue]Witzigerweise[/blue] handelte es sich bei dem Buch um den Gedichtband des Autors [red]Komma [/red]zu dessen Lesung sie unterwegs waren [red]Komma[/red] und der dunkelhaarige Alex ...
- so langsam schälen sich die Kommaregeln heraus, zwinker, oder? Sonst nimm Dir doch nochmal das schlaue Grammatikbüchlein vor, nochmal zwinker. Du weißt schon: Zwei Hauptsätze, durch ein "und" verbunden, Nebensätze mit erweitertem Infinitiv und all dieses ... Ich glaube, dass Du die Regeln kennst, manchmal setzt Du nämlich die Kommata.
"Ich meine, wenn nicht genug Bücher verkauft werden [blue]- was[/blue] wir natürlich nicht hoffen, aber ..."
... Und als Dankeschön laden wir [blue]euch[/blue] [red]anschließen[/red] zum Essen ein."
lies unbedingt immer den Text nochmal langsam und halblaut durch, bevor Du ihn veröffentlichst! Zweimal, dreimal, ein letztes und ein allerletztes Mal, damit jeder Tipp- und Flüchtigkeitsfehler ausgemerzt ist. Das ist echt wichtig.

Es heißt [blue]widerstrebend[/blue] und nicht [red]wiederstrebend[/red].

Kaum waren sie entsprechend [red]dekoriert[/red] (hm, vielleicht platziert?) [red]Komma[/red] erschienen die beiden charmanten Kartonträger ...
Alles war ganz wunderbar[red] Komma[/red] und übermütig ...
Die Lesung begann[red] Komma [/red]und David klopfte an das Mikro.
]... Lieblingsgedichte vortragen [red]Komma[/red] und meine Wenigkeit, David Roth, [blue]wird[/blue] Ihnen ... die restlichen Worte ...
Sie sah förmlich die Gehirnzellen ... herumwirbeln -
- herumwirbelnde Gehirnzellen, ein etwas schräges Bild, vielleicht lieber "Sie sah die Gehirnzellen ... arbeiten" oder so etwas?
Mit einem entschuldigenden Murmeln an die restlichen Zuhörer[red] kein Komma![/red] folgte Anja ihr.
Die Freundinnen erklärten mit einer kleinen Notlüge [red]Komma[/red] warum sie die Lesung verlassen hatten [red]Komma[/red] und die Vier machten sich ...
Bitte verzweifele nicht an der Menge der Anmerkungen! Zeichensetzung ist nun wirklich ein Problem, das sich mit etwas Sorgfalt ganz leicht und ein für allemal lösen lässt. Und dann liest sich der Text schon ganz anders und ist viel überzeugender.

Falls Du Lust hast, alle diese Stellen zu ändern, will ich Deine Geschichte auch gerne mit einer 7 bewerten.

Herzliche Grüße von Kristin.
 

Ilona B

Mitglied
Hallo Kristin,
der absolute Wahnsinn! In zweierlei Hinsicht.
Erstens ist es echt toll, so eine genaue Beurteilung zu bekommen. Du hast Dir wirklich viel Arbeit gemacht. :D
Zweitens war ich natürlich geschockt, dass meine Geschichte eine so lange Verbesserung nötig hat. :(
Ich muss zugeben, seit meiner Schulzeit, habe ich mir die Kommaregeln nicht mehr angesehen. Ich setzte sie meistens nach Gefühl. Das sollte ich wohl ändern. ;)
Es versteht sich von selbst, dass ich den Text korrigiere. Du hast Dir so viele Mühe gegeben, da wäre es sehr unhöflich nicht zu reagieren.
Mit dem "Klamottenladen" liegst Du auch richtig. Ich hab nur gedacht, ein Mann würde nicht allein in einen Klamottenladen gehen, und einen Anzug kauft er sich eher in einem Bekleidungsgeschäft. Ich glaube, ich stelle den Wagen einfach vor einen Computershop. ;)
 

Ilona B

Mitglied
Schicksalsfarbe ROT

„Mensch, wo kommst du denn jetzt her!“ Anja sah demonstrativ auf ihre Armbanduhr. Lara hatte luftschnappend vor ihrem Tisch abgebremst und hob nun beschwichtigend die Hand. Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihre feuchten Ponyfransen, die dadurch in sämtliche Richtungen vom Kopf abstanden. Seufzend vor Erleichterung ließ sie sich auf den zierlichen Caféhausstuhl nieder. „Einen Moment noch.“ Lara winkte der Kellnerin und bestellte ein großes Glas stilles Wasser und einen Milchkaffee, dann wandte sie sich ihrer Freundin zu. „Ich bin so froh, dass du gewartet hast. Sei mir bitte nicht böse. Du weißt doch, eigentlich bin ich selten unpünktlich.“ Anja war nicht von der nachtragenden Sorte, und außerdem freute sie sich viel zu sehr, ihre Freundin wieder zu sehen. Die Beiden kannten sich schon seit der Schulzeit und hatten den Kontakt während des Studiums aufrechterhalten. In den vergangenen Monaten gingen sie längere Zeit getrennte Wege. Anja reiste mit dem Rucksack durch die Weltgeschichte, und Lara schnupperte die trockene Luft in der familiären Buchhandlung. „Böse, quatsch! Ich bin viel zu happy, dich wieder bei mir zu haben.“ Glücklich umarmten die Freundinnen sich.
„Aber du hättest ja wenigstens mal kurz anrufen können.“
„Das mit dem Anruf wäre zu auffällig gewesen.“ Anja wollte schon nachhaken, doch in dem Moment ging ihr ein Licht auf. „Nein, sag nichts. Du machst es noch immer? Ich dachte, du bist inzwischen erwachsen geworden.“
Kopfschüttelnd betrachtete Anja die glänzenden blauen Augen und die leicht geröteten Wangen ihrer Freundin.
„Nur noch in absoluten Ausnahmefällen! Und zufälligerweise … „
„ …war heute ein absoluter Ausnahmefall.“ beendete Anja den Satz.
„Genau!“
Anja dachte an den Tag zurück, als die Freundin das erste Mal von ihrem Schicksal erzählte. Sie waren nach der Schule Schlittschuh gelaufen, und Lara kreuzte die ganze Zeit auffällig die Wege eines älteren Jungen, der sie jedoch vollständig ignorierte. Nach dem wohl fünften Sturz vor seinen Füßen wollte Anja, die sich vernachlässigt fühlte, beleidigt abhauen. Da rückte Lara mit ihrem schicksalhaften Rot-Tick heraus. Ihre Eltern lernten sich am Roten Meer kennen, als einzige Teilnehmer eines Ausflugs, der sich „Erlebnis rote Stunde“ nannte. Ihre Großeltern fanden sich während einer Rettungsaktion für eine rote Katze. Und scheinbar gab es in der Familiengeschichte für jede glückliche Ehe eine solche Erzählung, in der die Farbe Rot eine Rolle spielte. Nun war es nicht weiter verwunderlich, dass Lara von der Annahme ausging, ihre große Liebe müsste etwas mit der Farbe Rot zu tun haben. Der Junge auf dem Eis trug übrigens einen leuchtend roten Pullover. Von diesem Tag an wurde es für die Mädchen eine vergnügliche Freizeitbeschäftigung, männliche Wesen zu verfolgen, die etwas mit der Farbe Rot verband und wenn sie nur ein rotes Buch kauften.
„Also, sag schon! Er hatte rote Haare, aber hoffentlich nicht so leuchtend rote wie ich, oder er hatte einen roten Cowboyhut auf?“
„Nein, nein! Du glaubst es nicht! Ich weiß ja noch nicht mal, ob es überhaupt ein Mann war. Das hoffte ich ja nur.“
Anja sah man die Verwirrung an.
„Ich habe nur eine knallrote Ente gesehen. Du weißt, mein absolutes Lieblingsauto. Oft gibt es die nicht mehr und dieses Exemplar war richtig gut in Schuss. Der Wagen stand vor diesem wahnsinnig teuren Sportladen in der Bachstraße und da hab ich halt ein wenig gewartet. - Leider …“
Theatralisch faltete Anja die Hände vor der Brust.
„Ich fühle mich geschmeichelt. Wegen mir hast du Deinen Zukünftigen entwischen lassen.“ Lara lachte.
„Na ja, wenn er mein Schicksal ist, begegnen wir uns schon noch.“

Zwei Wochen später trafen Lara und Anja sich am frühen Nachmittag vor dem Unihochhaus, Teil eines riesigen Bürokomplexes. Hier sollte im 14. Stock eine Lesung abgehalten werden. Der Autor war relativ unbekannt und es handelte sich um Gedichte, deshalb fand die Veranstaltung in einem kleinen Rahmen statt. Lara sollte den Vortrag beurteilen und den Verfasser eventuell für eine Lesung in der elterlichen Buchhandlung verpflichten. Die beiden Freundinnen betraten die Eingangshalle und blieben vor den Aufzügen stehen. „Das ist doch wohl ein Scherz!“ An allen Aufzügen hing ein Schild: Zurzeit außer Betrieb. „Und jetzt?“ Anja zog Lara zum Treppenhaus. „Wir sind zum Glück früh genug hier. Auf geht’s.“ Im vierten Stock überholten sie zwei junge Männer, die eine schwere Kiste schleppten und sich angeregt unterhielten. Die Vier lächelten sich zu, und im nächsten Moment plumpste die Kiste mit einem lauten Knall auf den Boden. „Ja, ja, wenn man die Augen nicht bei sich behält.“ konnte Lara sich nicht verkneifen, bückte sich jedoch sofort um die Bücher aufzuheben, die teilweise schon die Treppe hinunterrutschten. „Wieso, es hat sich doch gelohnt“, entgegnete der Dunkelhaarige, und sein blonder Freund nickte lächelnd. Da der Karton gerissen war, ließen die Freundinnen sich schnell überreden, den Inhalt aufzuteilen und gemeinsam nach oben zu tragen. Witzigerweise handelte es sich bei dem Buch um den Gedichtband des Autors, zu dessen Lesung sie unterwegs waren, und der dunkelhaarige Alex war der Verfasser höchstpersönlich. Viel zu schnell erreichten sie den 14. Stock. „Vielleicht könnten wir euch gleich wieder beim Tragen helfen?“ Anja beeilte sich hinzuzufügen: „Ich meine, wenn nicht genug Bücher verkauft werden - was wir natürlich nicht hoffen, aber …“
„Sehr gerne! Und als Dankeschön laden wir euch anschließend zum Essen ein.“ David blickte Anja in die Augen und Alex strahlte Lara an. Widerstrebend trennten sie sich. Die beiden Frauen betraten den Lesungsraum und suchten sich in der Nähe des Rednerpultes einen Platz. Hektisch wurden dort die Bücher aufgebaut, die eben noch im Treppenhaus gelegen hatten.
Kaum waren sie ansprechend präsentiert, erschienen die beiden charmanten Kartonträger und begaben sich nach vorne. David schaute lächelnd zu Anja hinüber, und diese wäre am liebsten in ihrem Sitz auf und ab gehüpft, so sehr flatterte ihr Magen. Lara schien es mit Alex genauso zu gehen. Alles war ganz wunderbar, und übermütig stießen die Freundinnen sich an. Die Lesung begann, und David klopfte an das Mikro. „Meine Damen und meine Herren, Herr Alexander Stübner wird ihnen heute einige seiner selbst verfassten Lieblingsgedichte vortragen, und meine Wenigkeit, David Roth, wird Ihnen …“ die restliche Worte vernahm Anja nicht mehr, da sie ihre Freundin anstarrte, die bei dem Namen David Roth ruckartig ihren Kopf von Alex in Richtung David gedreht hatte. Sie sah förmlich die Gedanken in Laras Kopf herumwirbeln. „Lara.“ Keine Reaktion. „Haaaallo Laarraa.“ Anjas Flüstern wurde energischer. Lara sah abwesend zu ihr hinüber und schüttelte leicht mit dem Kopf. Zwei Gedichte später, von denen beide Mädchen nicht viel mitbekamen, trug Alex ein romantisches Gedicht über ewige Liebe vor. Ein bisschen kitschig, trotzdem stiegen Anja die Tränen in die Augen. „Mensch Lara, das kann nicht dein Ernst sein. Alex gefällt dir doch viel besser.“ Lara sah das eigentlich genau so, aber eine gewisse Unsicherheit blieb trotzdem. Sie konnte nicht mehr still sitzen. Unter den flehenden Blicken ihrer Freundin und den erstaunten Augen von Alex und David verließ sie rasch den Raum. Mit einem entschuldigenden Murmeln an die restlichen Zuhörer folgte Anja ihr. Lara stand am Treppenhausfenster und sah hinaus „Vielleicht habe ich mich sonst zu sehr auf Äußerlichkeiten festgelegt?!“ Lara lehnte ihren Kopf an die Fensterscheibe. „Vielleicht!“ seufzend legte Anja ihr den Arm um die Schultern. So standen sie einige Zeit und hingen ihren Gedanken nach. Plötzlich richtete Lara sich auf und schüttelte den Kopf. „Es ist doch wirklich verrückt, dass ich mich so von diesen Familiengeschichten beeinflussen lasse oder? – Jetzt stehen wir hier, haben zwei tolle Typen kennen gelernt und sollten glücklich sein und es genießen. Stattdessen überlege ich die ganze Zeit ob ich nicht besser mit David ausgehen sollte, weil dieser Roth heißt. Bescheuert!“
„Und was machen wir nun?“
„Nah, wir warten auf die Beiden, helfen ihnen die Bücher tragen und verbringen einen tollen Abend miteinander. Was daraus wird? - Abwarten!“
Anja lachte erleichtert und knuffte Lara in die Seite.
„Eine sehr gute Idee!“
Gesagt, getan. Die Freundinnen erklärten mit einer kleinen Notlüge, warum sie die Lesung verlassen hatten, und dann machten sich die Vier unter viel Gelächter auf den Weg nach unten. „Wir nehmen meinen Wagen, der ist bequemer.“ David öffnete die Haustür und zog seinen Autoschlüssel aus der Hosentasche. „O.K.! Ich bringe nur schnell die Bücher zu Roxanne.“
„Roxanne?“ Lara hob eine Augenbraue. Alex beeilte sich zu antworten. „Ja, das ist mein Auto. Ich liebe es heiß und innig und es ist im Moment die einzige Frau in meinem Leben.“
„Ich komme mit. Die Dame möchte ich mir mal ansehen.“
Alex und Lara bogen in eine kleine Straße ab und blieben vor einem Auto stehen. Lara konnte es kaum fassen, denn es war die knallrote Ente. Ihre restlichen Zweifel verflogen. Heute hatte ihr Schicksal sich echt Mühe gegeben, denn eine knallrote Ente stand in der Rangordnung weit über dem Namen Roth.
 

fraulange

Mitglied
Liebe Ilona,

Gute Idee mit dem Computershop! Nein, mit "Klamottenladen" meinte ich nur die Art, wie Freundinnen unter sich reden.

Und sei ehrlich nicht geschockt wegen der Länge meiner Anmerkungen, die Menge der Kommafehler sagt überhaupt nichts über den Inhalt aus. Weniger penibel hätte ich auch schreiben können: Zwischen zwei Hauptsätzen, die durch ein "und" verbunden sind, steht immer ein Komma, ebenso vor dem erweiterten Infinitiv mit "zu". Et voilà - das sind nur zweieinhalb Zeilen Anmerkungen ;-)

Viel Freude weiterhin hier und einen schönen Sonntag wünscht Kristin.
 

fraulange

Mitglied
Liebe Ilona,

ich muss und muss es nochmal loswerden:
Es waren keine Trostworte, sondern eine ehrliche Einschätzung :)

Ganz viel Spaß und Freude hier weiterhin,

Kristin.
 

Vera S

Mitglied
Liebe Ilona B, liebe fraulange, ich schließe mich an, die Geschichte ist leicht und unterhaltsam, aber gut erzählt.
Eine Anmerkung zu den Kommata: So schrecklich ich die Regelung finde, muss zwischen zwei Hauptsätzen, die mit "und" verbunden sind, kein Komma mehr stehen. Das gilt mittlerweile als ein "Kann-Komma". Ich bin aber ebenfalls der Meinung, dass diese Kommata gesetzt werden sollten.
Liebe Grüße
Vera
 

Ilona B

Mitglied
Hallo Vera,
vielen, lieben Dank für die Beschäftigung mit meiner Erzählung und den Hinweis auf das Kann-Komma. :)
Herzliche Grüße Ilona
 

fraulange

Mitglied
Hallo Vera, hallo Ilona,

Ja, sage ich auch, danke für den Tipp (das ist ja furchtbar mit dieser Kommaregel, mir sträuben sich die Schreiber- und Leserhaare!). Und in dem Fall natürlich auch ein "Pardon!" an Ilona, die ich in diesem Fall zu Unrecht kritisiert habe. Allerdings finde ich nach wie vor, dass das Kann-Komma dann in ein und demselben Text konsequent durchgehend gesetzt oder eben nicht gesetzt werden sollte (so, wie man ja auch nicht in EINEM Text einmal "Fotograf" und dann wieder "Photograph" schreibt).

Liebe Grüße Euch beiden von Kristin.
 



 
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