Schlaflos
Da lieg ich nun und horche auf seine Atmung. Ja, jetzt! Jetzt ist endlich ruhig. Ich mach die Augen zu und drehe mich in meine Prima-Einschlaf-Position. Meine Atmung verlangsamt sich und ich döse ein.
Dann ist es wieder da. Mit einem Ruck öffne ich die Augen und bin wieder hell wach.
„Das kann doch nicht wahr sein“, schimpfe ich leise. Ich setzte mich auf und blicke zu dem Unruheherd. Der Mann, der gerade ein ganzes Sägewerk beschäftigt, schläft selig ruhig. Beim einatmen gibt er ein tiefes Grollen von sich. Es klingt wie ein kaputter Auspuff, wenn zuviel Gas gegeben wird. Seine Nasenlöcher ziehen sich zusammen, so dass seine Knollnase noch eigenartiger wirkt. Läßt er die Luft wieder hinaus könnte man denken, eine Dampflokomotive habe gerade ihren Signalton von sich gegeben. Die Nasenflügel beben ehrfürchtig, bevor sie sich wieder mit aller Macht zusammen ziehen.
In ruhiger Eintönigkeit schaue ich mir dieses Schauspiel eine Weile an. Dann beschließe ich, etwas zu unternehmen. Zuerst halte ich ihm die Nase zu. Es geschieht in den ersten Sekunden gar nichts. Dann kommt aber plötzlich seine Hand hervorgeschnellt und schlägt meinen Arm beiseite. Schmatzend beschwert er sich über diese Ruhestörung, dreht sich auf den Bauch und schläft weiter.
„So ein Mist“, fluche ich, dreh mich um und versuche erneut zu schlafen. Meine Atmung wird flacher, die Glieder werden schwerer und ich entschwinde allmählich in einen Traum. Kaum bin ich eingeschlafen, ist das Grollen wieder da. Sofort öffne ich die Augen und setze mich wütend hin. Du Arsch, denke ich nur und schüttle ihn.
„He, was soll das?“, bekomme ich als Antwort. „Du schnarchst. Hör sofort auf damit.“
„Ich habe noch nicht einmal geschlafen“, klingt es gedämpft unter der Decke hervor. Mein Herzschlag beschleunigt sich, Wut steigt in mir hoch.
„Doch, hast du. Du schnarchst, das sich die Balken biegen!“
„Wir haben gar keine Balken“, klingt es schläfrig von der anderen Seite des Bettes.
„Das meine ich nicht“, antworte ich ihm erbost. „Du schnarchst so laut, das ich nicht schlafen kann.“
„Du kannst auch nicht schlafen, wenn ein Floh hustet oder ein Staubkorn zu Boden fällt. Also beschwer dich nicht bei mir!“
„Also...“, ist alles, was ich darauf sagen kann. Er dreht sich zu mir um. „Schlaf jetzt und mach nicht die Nacht zum Tag.“
Darauf gibt es für mich nichts zu erwidern. Wie lange mach ich das jetzt schon mit? Auf jeden Fall zu lang. Manche Nächte sind ja weites gehend sägewerkfrei. Aber diese Nacht nicht.
Er deckt sich zu und schläft wieder ein. Ich sitze eine Weile im Bett, um mich wieder zu beruhigen. Sein gleichmäßiger Atem ist fast geräuschlos. Über Minuten hinweg ist kaum etwas zu hören. Ja, das ist vielleicht meine Chance.
Schnell lege ich mich hin, ein paar Zentimeter weiter entfernt vom Unruheherd. Ich lege die Decke über meine Ohren, mache die Augen zu und versuche zu schlafen. Doch jetzt bin ich nicht mehr müde. Zu sehr lausche ich auf seine Atmung, warte auf das Grollen eines Auspuffs und das Signalhorn einer Lokomotive.
„Das kann doch nicht wahr ein“, fluche ich leise, wieder und wieder. Immer mehr steigere ich mich hinein und ärgere mich über meinen Partner. Er kann schlafen und ich nicht.
Irgendwann kann ich nicht mehr liegen, stehe auf und gehe in die Stube. Dort nehme ich mir ein Buch und beginne zu lesen. Am Morgen danach kommt der Störenfried zu mir und reibt sich die Augen.
„Was machst du hier?“ will er wissen. Ich lege das Buch beiseite und schaue ihn grimmig an. „Was wohl, lesen.“
„Und warum schläfst du nicht?“ Zornesröte steigt mir in das übermüdete Gesicht. Die Hände zu Fäusten geballt atme ich ruhig durch, bevor ich ihm antworte.
„Rate mal. Weil du geschnarcht hast.“
„Hab ich nicht.“
„Hast du doch. Du hast einen ganzen Wald umgelegt.“ Er schaut sich um. Seine Augen bleiben an dem kalten Kamin hängen.
„Ich sehe aber kein Holz hier, sonst hättest du schon mal den Kamin anmachen können.“
Verwirrt schaue ich ihn an. „Was?“
„Naja, das Holz. Du weißt doch, Kamin und Holz ergibt Wärme. Und wenn ich soviel Holz gesägt hätte, wie du gesagt hast...“
„Weißt du was, du bist ein Arsch!“ fahr ich ihm ins Wort. Wütend stehe ich auf und gehe an ihm vorbei.
„Ich weiß“, höre ich aus der Stube klingen, bevor ich ins Bad gehe.
Im Spiegel schaue ich mich an. Die Schatten unter den Augen sind mit etwas Make Up zu beseitigen. Aber die Übermüdung, die meine Körper schlaf und gebeugt aussehen lässt, kann ich nicht mehr überdecken. Mir fehlt jegliche Kraft, Antriebslosigkeit ist mein ständiger Begleiter. Zuviel schlaflose Nächte habe ich bereits hinter mir und bin nun an einen Punkt angelangt, wo es kein zurück mehr gibt.
Wie stark unsere Beziehung ist wird sich zeigen, wenn wir zukünftig getrennt schlafen. Nur so gibt es eine Lösung für mich und auch für unser Zusammenleben. Mit neuem Optimismus schau ich mich im Spiegel an und nicke mir zu.
„Zieh es durch und es geht dir besser“, muntere ich mich selber auf.
Ich verlasse das Bad und begebe mich ins Schlafzimmer.
„Schatz, ich muss mit dir reden“, sage ich ernst. Er schaut mich fragend an.
„Ja?“
Da lieg ich nun und horche auf seine Atmung. Ja, jetzt! Jetzt ist endlich ruhig. Ich mach die Augen zu und drehe mich in meine Prima-Einschlaf-Position. Meine Atmung verlangsamt sich und ich döse ein.
Dann ist es wieder da. Mit einem Ruck öffne ich die Augen und bin wieder hell wach.
„Das kann doch nicht wahr sein“, schimpfe ich leise. Ich setzte mich auf und blicke zu dem Unruheherd. Der Mann, der gerade ein ganzes Sägewerk beschäftigt, schläft selig ruhig. Beim einatmen gibt er ein tiefes Grollen von sich. Es klingt wie ein kaputter Auspuff, wenn zuviel Gas gegeben wird. Seine Nasenlöcher ziehen sich zusammen, so dass seine Knollnase noch eigenartiger wirkt. Läßt er die Luft wieder hinaus könnte man denken, eine Dampflokomotive habe gerade ihren Signalton von sich gegeben. Die Nasenflügel beben ehrfürchtig, bevor sie sich wieder mit aller Macht zusammen ziehen.
In ruhiger Eintönigkeit schaue ich mir dieses Schauspiel eine Weile an. Dann beschließe ich, etwas zu unternehmen. Zuerst halte ich ihm die Nase zu. Es geschieht in den ersten Sekunden gar nichts. Dann kommt aber plötzlich seine Hand hervorgeschnellt und schlägt meinen Arm beiseite. Schmatzend beschwert er sich über diese Ruhestörung, dreht sich auf den Bauch und schläft weiter.
„So ein Mist“, fluche ich, dreh mich um und versuche erneut zu schlafen. Meine Atmung wird flacher, die Glieder werden schwerer und ich entschwinde allmählich in einen Traum. Kaum bin ich eingeschlafen, ist das Grollen wieder da. Sofort öffne ich die Augen und setze mich wütend hin. Du Arsch, denke ich nur und schüttle ihn.
„He, was soll das?“, bekomme ich als Antwort. „Du schnarchst. Hör sofort auf damit.“
„Ich habe noch nicht einmal geschlafen“, klingt es gedämpft unter der Decke hervor. Mein Herzschlag beschleunigt sich, Wut steigt in mir hoch.
„Doch, hast du. Du schnarchst, das sich die Balken biegen!“
„Wir haben gar keine Balken“, klingt es schläfrig von der anderen Seite des Bettes.
„Das meine ich nicht“, antworte ich ihm erbost. „Du schnarchst so laut, das ich nicht schlafen kann.“
„Du kannst auch nicht schlafen, wenn ein Floh hustet oder ein Staubkorn zu Boden fällt. Also beschwer dich nicht bei mir!“
„Also...“, ist alles, was ich darauf sagen kann. Er dreht sich zu mir um. „Schlaf jetzt und mach nicht die Nacht zum Tag.“
Darauf gibt es für mich nichts zu erwidern. Wie lange mach ich das jetzt schon mit? Auf jeden Fall zu lang. Manche Nächte sind ja weites gehend sägewerkfrei. Aber diese Nacht nicht.
Er deckt sich zu und schläft wieder ein. Ich sitze eine Weile im Bett, um mich wieder zu beruhigen. Sein gleichmäßiger Atem ist fast geräuschlos. Über Minuten hinweg ist kaum etwas zu hören. Ja, das ist vielleicht meine Chance.
Schnell lege ich mich hin, ein paar Zentimeter weiter entfernt vom Unruheherd. Ich lege die Decke über meine Ohren, mache die Augen zu und versuche zu schlafen. Doch jetzt bin ich nicht mehr müde. Zu sehr lausche ich auf seine Atmung, warte auf das Grollen eines Auspuffs und das Signalhorn einer Lokomotive.
„Das kann doch nicht wahr ein“, fluche ich leise, wieder und wieder. Immer mehr steigere ich mich hinein und ärgere mich über meinen Partner. Er kann schlafen und ich nicht.
Irgendwann kann ich nicht mehr liegen, stehe auf und gehe in die Stube. Dort nehme ich mir ein Buch und beginne zu lesen. Am Morgen danach kommt der Störenfried zu mir und reibt sich die Augen.
„Was machst du hier?“ will er wissen. Ich lege das Buch beiseite und schaue ihn grimmig an. „Was wohl, lesen.“
„Und warum schläfst du nicht?“ Zornesröte steigt mir in das übermüdete Gesicht. Die Hände zu Fäusten geballt atme ich ruhig durch, bevor ich ihm antworte.
„Rate mal. Weil du geschnarcht hast.“
„Hab ich nicht.“
„Hast du doch. Du hast einen ganzen Wald umgelegt.“ Er schaut sich um. Seine Augen bleiben an dem kalten Kamin hängen.
„Ich sehe aber kein Holz hier, sonst hättest du schon mal den Kamin anmachen können.“
Verwirrt schaue ich ihn an. „Was?“
„Naja, das Holz. Du weißt doch, Kamin und Holz ergibt Wärme. Und wenn ich soviel Holz gesägt hätte, wie du gesagt hast...“
„Weißt du was, du bist ein Arsch!“ fahr ich ihm ins Wort. Wütend stehe ich auf und gehe an ihm vorbei.
„Ich weiß“, höre ich aus der Stube klingen, bevor ich ins Bad gehe.
Im Spiegel schaue ich mich an. Die Schatten unter den Augen sind mit etwas Make Up zu beseitigen. Aber die Übermüdung, die meine Körper schlaf und gebeugt aussehen lässt, kann ich nicht mehr überdecken. Mir fehlt jegliche Kraft, Antriebslosigkeit ist mein ständiger Begleiter. Zuviel schlaflose Nächte habe ich bereits hinter mir und bin nun an einen Punkt angelangt, wo es kein zurück mehr gibt.
Wie stark unsere Beziehung ist wird sich zeigen, wenn wir zukünftig getrennt schlafen. Nur so gibt es eine Lösung für mich und auch für unser Zusammenleben. Mit neuem Optimismus schau ich mich im Spiegel an und nicke mir zu.
„Zieh es durch und es geht dir besser“, muntere ich mich selber auf.
Ich verlasse das Bad und begebe mich ins Schlafzimmer.
„Schatz, ich muss mit dir reden“, sage ich ernst. Er schaut mich fragend an.
„Ja?“