Schluss!

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Udogi-Sela

Mitglied
Applaus braust auf, der Künstler latscht
weit vor auf seiner Bühne.
Die Menge rast und tobt und klatscht!
Es strahlt des Dichters Miene.

Er meint, der Beifall gelte ihm,
doch so kann man sich täuschen.
Erlösung zeigt sich ungestüm
in Beifallklatschgeräuschen.

Sein Vortrag, der war grauenvoll,
und ohne Sinn sein Reden,
dass allen dick der Hals anschwoll,
es quälte schließlich jeden.

Man jubelt, von der Pein befreit,
begeistert patschen Hände.
Das Publikum zeigt sich erfreut

zu Moderators ENDE!
 

george

Mitglied
Gut getroffen, auch sprachlich.

Und vor allem nahe an der Wirklichkeit! Endlich kann die dichterische Freiheit sich in deinem Beispiel ungehindert von den Regeln der Grammatik, Höflichkeit und Bildung wieder ausbreiten. Nieder mit den Überbringern schlechter Botschaften. Auch wenn ich einsehe, dass im Unterschied zu einem normalen Tor ein moderater Tor ein klein wenig die bessere Karte hat. Dein Protagonist kann ja immer noch Tor-Wart werden. Die Anfangsqualifikation hat er ja schon.

Gruß
Jürgen
 

aboreas

Mitglied
Der Horror eines jeden Vortragenden. Wohl dem, der frühestens am kommenden Morgen die Melodie des Beifalls durchschaut. :D

Klasse, das Gedicht!

PS: Ist es nicht wirklich so, dass man Kritik im täglichen Miteinander nicht äußert? Ob zurecht oder zu Unrecht bleibt oftmals subjektiv. Und könnte deshalb nicht auch die Pein des Publikums die Pein ahnungsloser Ignoranten sein? Beispiel: klassische Musik. Für einen Schlager-Fan und Spezialisten der seichten Muse nicht selten ein Horror. Gehört aber bei manchen Anlässen zum guten Ton. Ja, da kann man sie beobachten, die Klatscher.

Bei Gedichte-/Literaturveranstaltungen trifft man hingegen eher auf "Kenner" der Materie. Die wissen durchaus, was gut ist, auch wenn sie andere Präferenzen haben. Auch verstehen sie es, ihren Beifall zu dosieren. Na ja, ein dickes Fell empfiehlt sich schon, denn wer sich der Meute aussetzt, sollte mit ihr umzugehen wissen...
 

Udogi-Sela

Mitglied
Tor-Schluss...

George, wenn man ein Tor ist, muss die Frage erlaubt sein, ob man offen oder geschlossen ist. Mein Protagonist ist in jedem Fall ein geschlossenes, denn wäre er offen, hätte sich ihm der Beifall als das offenbart, was er letztendlich wirklich ist. Und so gesehen eignet er sich als Tor bestens zum Tor-Wart. Er lässt nichts an sich heran, geschweige denn einen Ball durch.

Aboreas, Kritik im täglichen Miteinander zu äußern hieße ja, sich mit seinen Mitmenschen auseinanderzusetzen. Das ist oft anstrengend und erfordert Zeit.
Und was sind ahnungslose Ignoranten? Alles ist letztendlich eine Frage des Standpunktes und alle Ansichten sind doch immer subjektiv. Es gibt unendlich viele Sichtweisen eine Sache zu betrachten.

Na ja, ein dickes Fell empfiehlt sich schon, denn wer sich der Meute aussetzt, sollte mit ihr umzugehen wissen...

Wie recht Du damit hast!

Danke für Eure Kommentare.
Herzlichst
Udo
 
U

Urbinia

Gast
Hallo Udogi, eins a echt! Du sprichst mir aus der Seele und das noch wirklich in perfekt satirischer Form... Tschüssi liebe Grüße von Urbinia
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Udogi-Sela,

das Wort "latschen" kenne ich (mit kurzem Vokal) aus meinem Heimatdialekt, es heißt: dusslig reden. Aber das ergibt keinen Sinn in dem Gedicht.

Aber es erfordert: "wo?", nicht "wohin?"

Wennes aber mit langem Vokal gemeint ist, bekomme ich sofort Probleme mit dem Reim.

Insgesamt stimmt die Logik des Zeitablaufes nicht. Einfach die Reihenfolge der Handlungen stimmt nicht. Ich denke, Du solltest Dir das noch mal ansehen. Es beißt nicht und ich finde den Humor nicht.

Viele Grüße von Bernd
 
U

Urbinia

Gast
hallo Bernd und Udogi,
obwohl Udogi sicher für sich selbst sprechen kann, möchte ich mich zu deinem Kommentar äussern, dialektal gibt es Unterschiede in der umgangsspachlichen Sinngebung von Wörtern."Latschen" bedeutet im hiesigen Bereich "weggehen" und zwar mit der Konnotation negativ.,betont lässig, was hier als Bild besonders gut passt, weil der Protagonist ja sehr von sich überzeugt ist. Der Vokal wäre dann allerdings lang, das stimmt,ich finde aber nicht, dass es die Reimqualität mindert.
Das Gedicht ist allerdings auf so hohem sprachlichen und geistigen Niveau angesiedelt, dass es natürlich überlegenswert für einen solchen Könner wäre, diesen winzigen Reim-Faux-Pas auszumerzen.
Die logische! Reihenfolge ist nachvollziehbar,-die Aussage perfekt .
Tschüssi von urbinia
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Wort "Latschen" kenne ich nur mit einem langen Vokal als "Weggehen". Dagegen kenne ich das Wort "klatschen" nur mit kurzem Vokal. Mit kurzem Vokal kenne ich "latschen" wirklich nur in der Bedeutung "quatschen": "Latsch net so rüm!" Da die Länge übereinstimmen muss, wegen der lyrischen Form, erhalte ich ausgehend von "klatschen" ein Wort mit kurzem Vokal.
Das ist der Kritikpunkt. Das funktioniert eben so nicht.

Die Kritik geht hier zu einer rein formalen Sache, nicht zum Inhalt.

In den restlichen Versen ist die Konsistenz ja beachtet.

Grüße von Bernd
 

Udogi-Sela

Mitglied
Wenn sich die Kritik allein an der Kleinigkeit der „...atscht“-Endung festmacht, zeigt mir das auch, dass der Rest eben o.k. ist. – Auch ein Lob.

Also: Erst mal Danke, urbinia, für Deinen mir beistehenden Kommentar.

Bernd: In der Tat, das ursprünglich von mir geschriebene letzte Wort der ersten Zeile hieß: „trattscht“, damit es sich besser auf „klatscht“ reimt.
Aber ich war mir nicht sicher, ob dieser Ausdruck „trattschen“ für eine Art des alles ignorierenden Gehens allgemein bekannt ist, oder nur eine geografisch angesiedelte Bezeichnung.
Wie ich nun feststelle, ist es das „latschen“, mit langem a (laatschen) ja auch. Also kann ich auch wieder „trattschen“ einsetzen, nicht zu verwechseln mit dem „tratschen“, was soviel wie über jemanden klatschen, sprich: etwas über jemanden lang und breit ins Lächerliche ziehend weitererzählen heißt.

Geänderte Version:

Applaus braust auf, der Künstler [blue]trattscht[/blue]
weit vor auf seiner Bühne.
Die Menge rast und tobt und klatscht!
Es strahlt des Dichters Miene.

Er meint, der Beifall gelte ihm,
doch so kann man sich täuschen.
Erlösung zeigt sich ungestüm
in Beifallklatschgeräuschen.

Sein Vortrag [blue]vorher:[/blue] grauenvoll,
und [/blue]sinnlos, leer[/blue] sein Reden,
[blue]bis[/blue] allen dick der Hals anschwoll,
es quälte schließlich jeden.

[blue]Nun jubelt man,[/blue] der Pein befreit,
begeistert patschen Hände.[/blue]
Im[/blue] Publikum [blue]Zufriedenheit[/blue]
zu Moderators ENDE!

Meiner Meinung nach ist es so auch nicht viel besser geworden.

Ich sehe nicht, was in der „Logik des Zeitablaufs, in der Reihenfolge der Handlungen“ nicht stimmt.
Das musst Du mir noch näher erläutern.

Dass das Gedicht nicht beisst und humorlos ist, liegt möglicherweise an der Tatsche, dass es ironisch auf mich selbst gemünzt war, ich aber nach der Veröffentlichung hier Moderator geblieben bin.

Herzliche Grüße
Udo
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mehr detailliert:

Applaus braust auf, der Künstler latscht
(Eröffnung, setzt Bedingungen für das Gedicht.)
weit vor auf seiner Bühne.
(ok)
Die Menge rast und tobt und kl[red]a[/red]tscht!
(Vokallänge)
Es strahlt des Dichters Miene.
(Der Künstler erweist sich als Dichter. Aus Gründen der Kohärenz sind es nicht zwei Personen.)

Er meint, der Beifall gelte ihm,
doch so kann man sich täuschen.
Erlösung zeigt sich ungestüm
in Beifallklatschgeräuschen.
(Er bezieht sich auf den Dichter, den Künstler - ebenfalls aus Gründen der Kohärenz. Erlösung bezieht sich auf nichts Erkennbares, steht isoliert.)

Sein Vortrag, der war grauenvoll,
und ohne Sinn sein Reden,
dass allen dick der Hals anschwoll,
es quälte schließlich jeden.
(der Künstler redete grauenvoll. Das Anschwellen des Halses: wieso? Wenn der Hals des Künstlers geschwollen wäre ...)

Man jubelt, von der Pein befreit,
begeistert patschen Hände.
Das Publikum zeigt sich erfreut
zu Moderators ENDE!
(Jetzt fehlt völlig der Textzusammenhang. Es fehlt eine Person, die den Dichter unterbrach. Der Moderator aber erscheint völlig unmotiviert, ich sehe keinen Zusammenhang.
Was aber ist des Moderators Ende? Der Moderator tauchte an keiner Stelle auf. Er ist da, wie Deus ex Machina. Sollte gemeint sein, dass der Moderator vorher sprach, und das Publikum dann klatschte, weil er aufhörte, dann wäre das sehr unlogisch und unwahrscheinlich. Noch unwahrscheinlicher aber wäre, dass der Künstler, der Dichter nichts gemerkt hätte.)

Einen Zusammenhang zum Foremmoderator kann ich nicht erkennen, der überraschte mich.
 

Udogi-Sela

Mitglied
Applaus braust auf, der Dichter trattscht
weit vor auf seiner Bühne.
Die Menge rast und tobt und klatscht!
Es strahlt des Dichters Miene.

Der Dichter meint, es gelte ihm,
wie kann man sich so täuschen!
Das Publikum braust ungestüm
in Beifallklatschgeräuschen.

Des Dichters Vortrag: grauenvoll!
War sinnlos, leer, sein Reden.
Dem Publikum der Hals anschwoll,
es quälte schließlich jeden.

Nun jubelt man, der Pein befreit,
begeistert patschen Hände.
Im Publikum Zufriedenheit
zu Dichters Vortragsende.


ENDE

offen...
 
U

Urbinia

Gast
hallo Udogi,
ich finde es schade, wenn man den Inhalt,derganz klar und einleuchtend war- mir jedenfalls ( auch der Bezug auf einen Foren-Moderator,-grade dadurch wurde das Gedicht ja ironisch), dann verändert, bloß weil einer Person sich jener nicht erschliesst- schade-echt.
Tschüssi von Urbinia
 



 
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