Schmerzlied

4,00 Stern(e) 6 Bewertungen

Vera-Lena

Mitglied
Schmerzlied

Die Nacht singt leis ihr Einschlaflied,
derweil der Schlaf mich ganz vermied.
Der Schmerz in meinem Magen kniet
und weiter durch die Därme zieht.

Ich hätt es gerne umgekehrt,
dem Schmerz der Zugang sei verwehrt,
der Schlaf soll kommen ohne Lied,
vielleicht, dass es vom Fenster zieht,
das könnte ich noch gelten lassen.

Ich krieg dich, Schmerz, ja doch zu fassen
und schmeiß dich rein in den Kamin,
da kannst du durch den Schornstein ziehn.
 

Udogi-Sela

Mitglied
Zug um Zug

Der Schmerz in meinem Magen kniet
und weiter durch die Därme zieht.
Uijujui, das hört sich nach dem Ergebnis des überdosierten Genusses von Hülsenfrüchten an!

der Schlaf soll kommen ohne Lied,
vielleicht, dass es vom Fenster zieht,
Ein doppelter Zug: Erst durch die Därme, dann vom Fenster.

das könnte ich noch gelten lassen.
Ja, ohne weiteres! Denn ein gewisses Quantum an Frischluft könnte vonnöten sein!

Ich krieg dich, Schmerz, ja doch zu fassen
und schmeiß dich rein in den Kamin,
da kannst du durch den Schornstein ziehn.
Hier wird dem Schmerz im Scherz schmerzlich bewusst gemacht, dass man ihn gut verschmerzen kann.

Alles in Allem: Recht schön und zügig über den Wunsch nach Schlaf ohne Schmerz gedichtet

findet
Udo
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Udo,

mit versetzten Blähungen scheinst Du Dich ja auszukennen.
Jede Deiner Erläuterungen ist ein Volltreffer!:D

Notfalls Kümmeltee!;)

Danke für Deine amüsante Antwort!:)

Einen hülsenfrüchtefreien Tag mit intaktem Abzug wünscht Dir
Vera-Lena
 
H

Harald

Gast
Liebe Vera-Lena!

Hoffentlich nicht so:

Der Schmerz erlaubt sich einen Scherz
und zieht – kaminwärts – jäh ins Herz.

Besser im Magen
wärs zu ertragen,
als dass die Plagen
am Herzen nagen?​

Wer die Wahl hat ...
Mit verständnisvollem Bedauern

Harald
 

Vera-Lena

Mitglied
Kamin

Lieber Harald,

das Gedicht habe ich ja schon gestern geschrieben, aber heute Morgen ist mir eingefallen, dass man mit dem Kamin noch viel schlimmere Dinge verbinden kann, die dann schon in Richtung "Schwarzer Humor" gehen. Ich habe mich bei dem Gedanken sehr erschrocken, denn das ist nun doch nicht meine Richtung, obgleich ich bei anderen zunächst sehr darüber lachen kann, aber anschließend zieht sich mir doch alles zusammen. Ich benenne das jetzt nicht, Du wirst schon allein darauf kommen.
Da ist Deine Querverbindung zum Kamin noch relativ harmlos. Aber an Liebeskummer pflege ich nicht zu leiden, und meine Pumpe funktioniert auch noch ganz und gar unauffällig.

Danke für Deine Anteilnahme an meinem kleinen Wehwehchen!:)

Inzwischen völlig schmerzfrei dank Kümmeltee grüßt Dich herzlich
Vera-Lena
 
L

Larissa

Gast
Liebe Vera-Lena,

jedem, der schon Nächte schmerzverkrümmt im Bette verbrachte und vergeblich den erlösenden Schlaf herbeisehnte, hast du mit deinem prima gelungenen Gedicht aus dem Herzen gesprochen. Nur leider besitzt nicht jeder einen Kamin, durch den er den Quälgeist zum Teufel jagen kann. Was soll der arme Wicht dann tun? Ich fürchte, er muss sich in sein Schicksal ergeben und ausharren, bis der Morgen graut.
Wie dem auch sei, ich wünsche dir in Zukunft schmerzfreie Nächte und noch viele solcher herrlichen Gedichte!

Liebe Grüße
Larissa
 

Vera-Lena

Mitglied
Rumjammern

Liebe Larissa,

es ist ja immer besser, statt rum zu jammern, die Sache irgendwie anders zu verarbeiten. Solange einem noch solche Zeilen gelingen, kann es nicht so schlimm gewesen sein.

Tja, ohne Kamin, müssen sich die Schmerzen anders verziehen. Vielleicht sollte man ihnen verzeihen, und dann verschwinden sie auch aus lauter Scham.

Danke für Deine liebe Antwort!:)

Einen fröhlichen Tag wünsche ich Dir.:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
K

Klopfstock

Gast
Liebe Vera-Lena,
habe schon gestern Abend Dein "Schmunzel-Schmerzgedicht"
gelesen, hatte aber selber zu viel Schmerzen in der Schulter um zu antworten. Du siehst, es hat mal wieder alles gepaßt. Verzogen hat er sich nicht, der Schmerz,
"verzeihen" muß noch geübt werden;) aber es ist eine gute Idee die Sache mit Reimen zu bekämpfen.
"Reime gegen Rheuma" - oder ähnlich. Bei Dir waren es mehr
die Eingeweide;)die schmerzten.
"Der Schmerz in meinem Magen kniet" - diese Zeile finde ich ganz besonders gelungen, denn Magenschmerzen könnte man oft wirklich mit einen Knie im Magen umschreiben, mit einem
spitzen sogar;)


Dir einen schönen und schmerzfreien Tag
und ganz liebe Grüße
Irene (vom Schmerz in die Schulter getreten)
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Irene,

danke für Deine schmerzverständige Antwort!:)

Die Sache mit Deiner Schulter tut mir sehr leid. Ich schreibe Dir gleich noch eine Mail deshalb.

Reime contra Rheima

Im Mittelalter haben die Menschen mit Reimen geheilt, also die kranken Stellen besprochen. Ich zitiere Dir hier mal einen Ausschnitt aus dem ganzen Gedicht:

Been zi Beena
Bluod zi Bluoda
Lid zi Gelidden
Sose geliemida sien.

Ich habe das jetzt so geschrieben, wie man es leicht richtig lesen kann. Im Althochdeutschen hat es so Häkchen für die langen Vokale und es heißt auf inzwischen Hochdeutsch:

Bein zu Bein
Blut zu Blut
Glied zu Glied
als ob sie geleimt wären.

Die dazugehörige Krankheit hieß "Fuoß birenket",
also wenn man sich einen Fuß verrenkt hat oder Ähnliches. Das wäre dann ja vom Rheuma nicht weit weg.

Liebe Irene, werde rasch wieder kerngesung.
Das wünscht Dir von ganzem Herzen und sendet Dir liebe Grüße:)
Vera-Lena
 
K

Klopfstock

Gast
Liebe Vera-Lena,
das ist ja interessant, dieses Besprechen von Krankheiten,
darf man nur nicht der Krankenkasse erzählen, die bringt es fertig und stellt einen noch in eine Eigentherapie-Pflicht;)
Hab's gerade versucht:

Schulter zu Schulter
Gelenk zu Gelenk
als ob sie geleimt wären....

Hat leider nicht geklappt -
hab mich wohl selbst geleimt:D;)

Liebe Grüße
Irene (übt jetzt das Besprechen);)
 



 
Oben Unten