Schmetterlinge

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Schmetterlinge

Ich hatte gewusst dass dieser Tag kommen würde.
Du schleichst um mich herum. Wie ein Tier. Ich wittere die Gefahr.
Ich weiß genau, was du sagen willst. Dass alles ein Ende hat ist eine Binsenweisheit.
Du schaust nervös- betreten, weichst meinen Blicken aus. Willst du mich verlassen?
Wo denkst du hin!? Schließlich gehörst du mir! Ich liebe dich!
Ich hatte es kommen sehen. Damit gerechnet. Es fest einkalkuliert. Du hast dich verändert. Ich habe mich verändert. Wir haben nicht mehr zusammen geträumt.
Wie soll ich nur ohne dich leben?

Der Verstand war bereit, bestens präpariert, ein Verhaltensmuster für die absehbar kritisch-schmerzhafte Situation ausgearbeitet. O.k., wenn du gehen willst dann sag` s nur! Ich werde mich nicht verzweifelt an dich klammern, in der Hoffnung dich zu halten!
Ich habe Angst. Dich zu verlieren.

„Ich liebe eine andere.“
Jetzt ist` s heraus. Er hat sein Herz an eine neue Frau verschenkt. Gelinde gesagt. Ich ringe um Fassung. Das bereitgelegte Verhaltensmuster lässt sich nicht aktivieren.
Wer oder treffender formuliert was nicht mitspielt, ist das verdammte Gefühl. Das kleine zarte Herz, das mir einen Strich durch die Rechnung macht. Mich im Stich lässt, verrät, hintergeht; ehrlich ist. Du wirst mir fehlen. Sehr.

Statt den Schein zu wahren von der beherrscht- emanzipierten Frau die durch nichts und niemanden so leicht aus der Fassung zu bringen ist, verliere ich durch sein Zutun eben jene. Es tut so weh.
Die Situation lässt mich trotz intensiver Vorbereitung Hinabstürzen ins Jammertal.
Ich kann nicht ohne dich leben!
Wenn ich jetzt noch die Klippe ins Selbstmitleid hinabrutsche, bin ich verloren! Versuchen, logisch zu denken! Herz aus, Verstand an.

„Warum?“, frage ich dich endlich.
„Wegen der Schmetterlinge“.
Ich habe dir vertraut. Und du verrätst mich wegen Schmetterlingen!
„Wohin sind unsere entschwunden?“
„Die hat die Zeit gefressen“.
Wozu brauchte es Schmetterlinge, wo wir doch uns hatten?
Du schaust mich an. In deinen Augen sammeln sich Tränen. Warum weinst du?
Nein, meine Hand bekommst du nicht. Nie mehr! Ich will dich nicht verlieren.
Ich überlege , wen ich mehr hasse: dich oder sie.
Ich liebe dich.
 

peaches

Mitglied
Ja, die Schmetterlinge...
Es tut immer weh, wenn man feststellen muss, dass sie mit der Zeit irgendwie verschwunden sind und es reicht dann schon, wenn sie bei einem von beiden verschwunden sind.
Und wieviel leichter wäre die ganze Enttäuschung und Traurigkeit zu ertragen, wenn man den anderen wenigstens hassen könnte, statt ihn immer noch zu lieben.
Und wiesehr wünscht man sich dann oft, die Gefühle einfach ausschalten und vergessen und alles mit dem Verstand regeln zu können.
Ist irgendwie traurig, dass dies eine immer wiederkehrende Situation ist, die jedes Mal aufs Neue wieder weh tut...

Lieben Gruß,
Thorsten
 
A

Arno1808

Gast
Liebe Sanne,
hat mir sehr gut gefallen, wie Du in Deinem Text die innere Zerrissenheit und die scheinbar paradoxe Widersprüchlichkeit der Gedanken eines Menschen darstellst, der gerade verlassen wird.
Etwas gestört hat mich dabei nur der Wechsel zwischen der zweiten und dritten Person, in der die Erzählerin an 'ihn' denkt.
Aber - wirklich schön!

Lieben Gruß

Arno
 

Evchen13

Mitglied
Ein liebes Hallöchen Sanne,

mir hat dein Text gut gefallen. Einfach klasse dargestellt, der Schmerz und der so oft widersprüchliche Gegensatz zwischen Herz und Verstand - wer kennt das nicht.

Freue mich auf weitere Werke von dir.

Liebe Grüße

Ev
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
boh!

eine hinreißende geschichte. n bißchen an der rechtschreibung feilen und sie ist druckreif. ganz lieb grüßt
 



 
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