Schnuppen

Walther

Mitglied
Hallo FloSibelius,

zuerst einmal herzlich willkommen in der Lupe. Ich freue mich schon darauf, noch mehr Texte von Dir kennenzulernen.

Nun zu Deinem aktuellen Posting:
Schnuppenfunken fliegen starr,
Sterne stürzen in die Meere.
Tragisch, weil sie niemand sah -
hinterlassen sie nur Leere.

Schnuppenfunken sind Relikte
[strike]der [/strike]Träume die wir einst besaßen.
Und ihr Tod erzeugt Konflikte,
in uns [strike]noch [/strike]unbekannten Maßen.

Schnuppenfunken fliegen Heere,
spüren uns am Pfade stehen.
Sterne stürzen in die Meere -
und wir haben sie gesehen.
Ich habe einmal die Silben gestrichen, die schlicht zu viel sind, also den Rhythmus, das Metrum, der Verse "stören". Die Silben erweitern die Bedeutung des Textes nicht, sie könnten also weggelassen werden, ohne den Sinn zu entstellen.

Der erste Vers
Schnuppenfunken fliegen starr,
ist als Bild in meinen Augen nicht sehr glücklich; ein starres Fliegen gibt es nicht. Dieses Bild solltest Du prüfen. Den Reim auffangen würde z.B.
Schnuppenfunken fern und nah:
Sterne stürzen in die Meere.
Tragisch, weil sie niemand sah,
hinterlassen sie nur Leere.
Die Strophe wäre so schlüssiger, der unreime Reim durch einen reinen ersetzt.

Ähnlich problematisch ist das Bild
Schnuppenfunken fliegen Heere,
. Welche Heere sollen das sein? Der Reim sollte nicht den Inhalt quasi "überwältigen", wenn das dann auf Kosten des Inhalts und seiner Verständlichkeit geht. Hier habe ich keinen Vorschlag, weil auch der nächste Vers
spüren uns am Pfade stehen.
sich nicht wirklich dem Leser erschließt. Daraus folgt, daß diese Strophe noch einmal in die Werkstatt sollte.

Das Gedicht hat durchaus gute Ansätze, aber es bedarf doch einiger Arbeit, damit es wirklich gelungen wird.

Nichts für ungut, nimm Dir diese Kritik nicht zu sehr zu Herzen. Sie ist eine Aufforderung, am Text und mit dem Dichten weiterzumachen. Sie ist aber auch ein Hinweis, wo dieser Text steht und daß noch ein Stück Weges zu gehen ist.

Dazu würden wir uns freuen - ich wenigstens -, Dich begleiten zu dürfen. In diesem Sinne eine gute Zeit wünscht

grüßend

W.
 

FloSibelius

Mitglied
Hallo Walther,

vielen lieben Dank für die Mühe die Du Dir mit meinem Gedicht gegeben hast.
Die metrischen Veränderungen sind logisch, die inhaltlichen allerdings verändern das Gedicht in eine Weise und einen anderen Stil.
Ich habe (seit ich deine Vorschläge las) wirklich drüber gegrübelt, aber ich muss es so lassen. Das wäre sonst ein Stilbruch für mich.

Also "Schnuppenfunken fern und nah" zB erinnert mich eher an Erich Kästner, ein Gedicht das jeder versteht.
Ich möchte keine klaren Gedichte, die jeder versteht, jeder soll für sich den Gedankenspielraum haben wofür stehen die Schnuppen bei mir persönlich.
Das etwas Irrationale und Surreale Bild kann man sich nicht vorstellen, entweder man spürt das oder man spürt das nicht.
In diesem Fall stehe ich gedanklich auf einer Klippe bei Nacht und erlebe dieses Bild für einen Moment. Ein Moment der voll Einsamkeit und Verwirrung geprägt ist, darum sind diese Schnuppen nicht "fern und nah" sondern wie eine Sternschnuppe in einer unveränderlichen (starren) Weise zu sehen.
Für mich sind sie starr, weil sie unveränderbar sind, trotzdem fliegen sie fort oder stürzen ab. Es ist nicht flexibel, nicht ersetzlich, sonst wäre der Verlust nicht so schmerzlich.
Das soll es ausdrücken.

Ein "starres fliegen" gibt es schon, starr bezieht sich nicht auf das Fliegen an sich sondern auf die Fluglinie oder auf ihre Veränderbarkeit oder es kann heissen, dass man ihr Fliegen kaum wahr nimmt, wenn man genau hinsieht kann es auch heissen :
Schnuppen - Funken - fliegen - starr
Es soll ein sehr symbolisches Gedicht sein mit sehr viel Platz für eigene Interpretationen.

Auch "das Schnuppen Funken fliegen Heere" ist zwar ein Bild, aber nicht bildlich zu interpretieren. Man kann sich denken "fliegen in Heeren" man kann sich bildlich vorstellen wie sie den Himmel überfluten - aber es soll eben dieses Bild sein.
Auch wenn es ein eigenwilliges Deutsch ist, so kann man es doch verstehen. Also eben gerade nicht wie bei Heinz Erhardt "Das Meer ist weit, das Meer ist blau - im Wasser schwimmt ein Kabeljau" - ich erzähle nicht.

Ich hoffe, daß ich das soweit gut verteidigen konnte.
Es ist nicht der Anspruch, daß jeder es versteht, sondern das man was fühlt.

Grundsätzlich bin ich sehr kritikfähig und verarbeite Kritik auch, wenn möglich. Nur wie gesagt, die inhaltlichen Veränderungen - nur um das Gedicht für jedermann absolut bildlich zu machen oder verständlich - das geht eben nicht. Dafür ist es nicht gedacht. ;-)
Danke. :)

Lieber Gruß,
Svenja
 



 
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