Schutzengel gibt es nicht

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Lars Neumann

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Schutzengel gibt es nicht

Jetzt aber schnell! Nur noch fünfzehn Minuten bis die Schule aus ist. Wenn sie ihre zwei Chaotenkids verpasst, gehen die zu Fuß heim und stellen wer weiß was an, bis sie vom Einkauf zurück ist. Maria war ja eigentlich schon auf dem Sprung, als vor fünf Minuten das Telefon läutete. Ihre Mutter hätte keinen schlechteren Zeitpunkt treffen können. Wenn sie sich wenigstens auf später vertrösten ließe, aber es muss ja immer alles sofort sein. Das lange brünette Haar liegt in weichen, schulterbreiten Wellen über dem beigen Strickmantel, als sie die Tür hinter sich ins Schloss zieht. Die Heckklappe des dunkelblauen Kombis schwingt ferngesteuert auf und der Einkaufskorb wird im Kofferraum neben den Getränkekisten platziert. Genau in dem Moment als sie auf die Straße fährt läutet ihr Handy.
»Bitte nicht schon wieder. Na klar, Mutter, wer sonst.«
Sie drückt den Anruf weg.
Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiund ... klingelingeling.
»Jetzt reicht es aber!«
Sie nimmt das Gespräch an, um ein "ich kann grad' nicht, ruf dich in zehn Minuten zurück" durch den Äther zu schicken. Auflegen und zurück befördern in die Mittelkonsole ist lang erprobte Routine.
Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiund ... klingelingeling ... Klingelingeling.
»Mutter! Ich hab dir eben schon gesagt ich kann grad' nicht reden. Nein! Nicht weil ich nicht mit dir reden will. Nein! Ich sitze im Auto und muss Jenny und Chris von der Schule abholen. Wenn ich dort bin ruf ich dich zurück, versprochen. Jaaa!«
Quieeetsch!!! Trööööt!!!
»Schscheisse!«
Dieser Laster ist schnell. Zu schnell um es noch vor ihm über die Kreuzung zu schaffen. Vor Schreck spannt sich jeder Muskel in ihrem Körper krampfhaft an, das Bremspedal wurde in seiner ganzen Existenz noch nie so getreten. Aber eben zu spät.
Mit geschlossenen Augen erwartet sie den unvermeidlichen Aufprall. Wer will denn schon seinem eigenen Ende ins Auge sehen? Aber dieses bleibt aus. Kein Stoß, kein Lärm. Kein zersplitterndes Glas. Sie dreht vorsichtig den Kopf nach links und dort füllt ein riesiger Kühlergrill das Sichtfeld aus. Zentimeter von ihrem Wagen entfernt. Ihr Handy rutscht aus den kraftlosen Fingern. Sie sinkt über dem Lenkrad zusammen, ihre Hände beginnen zu zittern. Deshalb greift sie auch neben den Schlüssel als sie den Motor abschalten will. Der bereits aus ist. Beim bremsen abgewürgt. Sie atmet mehrmals tief durch, und zwingt sich endlich dazu über die Beifahrerseite hinaus zu klettern. Denn links kommt sie nicht raus weil da ein Laster so saublöd rumsteht.
Endlich aus ihrem Fahrzeug geschält bemerkt sie dass der Trucker noch immer hinter seinem Steuer verharrt. Auf seinem Sitz erstarrt bemerkt er nicht dass sie sich ihm nähert. Sein Blick ist auf das Dach ihres Wagens gerichtet.
»Äh, hallo? Alles in Ordnung mit ihnen?«
Keine Reaktion. Sie hebt die Hand und klopft an die Tür. Denn das Fenster ist zu weit oben für sie.
»Hallo?!«
Verwundert dreht sie sich auf der Suche nach Hilfe um. Und entdeckt ein vermeintliches Rentnerpaar am Straßenrand. Die Frau hält die Hand vor den Mund, der Mann richtet seinen Arm auf die Mitte der Kreuzung. Doch beide bewegen sich nicht. Keinen Millimeter. Und genau in diesem Moment ertönt in ihrem Rücken ein Räuspern, untermalt von einem Füßescharren.
»Wohl noch mal Glück gehabt, was?«
Ein Mann steht keine zwei Meter von ihr entfernt. Er hat braunes, graumeliertes, nach hinten gekämmtes Haar. Auch der Dreitagebart ist von grauen Strähnen durchzogen. Trenchcoat, Jeans und Segeltuchschuhe haben schon bessere Zeiten erlebt, aber das schwarze T-shirt scheint neu zu sein. Ein verschmitztes Lächeln umspielt seine Lippen. Sie sieht ihn verwundert an.
»Was ist passiert?«
Er steckt seine Hände noch tiefer in die Taschen des Mantels, der Kopf sinkt auf seine Brust. Es wirkt als trüge er eine schwere Last auf seinen Schultern.
»Sie haben keine Ahnung, oder?«
»Sind sie mein … Schutzengel?«
»Wenn sie so wollen, … nein ich bin keiner. Und begegnet bin ich auch noch keinem, ehrlich. Soweit ich weiß gibt es keine Schutzengel.«
»Aber wie?«
»Das hier?«
Er zeigt in die Runde und sie nickt.
»Genau kann ich's auch nicht erklären. Ich nenne es eine Zeitblase. Das ist mir schon passiert, aber erklären kann ich's nicht. Ich kann nur sagen dass alles steht, wenn's passiert, alles außer mir.«
»Wann hört das wieder auf? Was geschieht dann mit mir?«
»Langsam, immer langsam, eins nach dem anderen. Ich hab zwar gesagt dass mir das schon passiert ist, aber auch das ich es nicht erklären kann, jedenfalls nicht genau. Ich erzähle was ich weiß und dann sehen wir weiter. O.K.?«
Erneutes Kopfnicken
»Es gibt keine Vorwarnung, und um die nächste Frage gleich zu beantworten, ich kann es nicht steuern. Es steht nicht unter meiner Kontrolle.«
Sie senkt verlegen den Kopf, was ihn veranlasst zu grinsen. Allerdings etwas breiter als vorher.
»Manchmal passiert's ohne das jemand in meiner Nähe ist, ohne jegliche Dramatik. Das kann ganz schön öde sein wenn's länger dauert. Da dann die Zeit stillsteht hab ich keinen blassen Schimmer wie lange.«
Sie blickt auf ihre Armbanduhr, klopft zweimal kurz darauf und lässt den Arm wieder sinken.
»Es ist wie beim Arzt. Man liest sämtliche Zeitungen von vorne bis hinten durch und doch ist erst 'ne halbe Stunde rum. Man wundert sich warum die Zeit so langsam vergeht. Man bemerkt nicht dass die Zeit stillsteht, und zwar wortwörtlich. Keine Ahnung wie oft es mir passiert ist.«
Man kann ihr ansehen wie angestrengt sie überlegt.
»Zerbrich dir nicht dein hübsches Köpfchen darüber. Selbst ich hab's aufgegeben.«
»War schon mal jemand mit ihnen in dieser, ähmm, dieser Zeitblase, so wie jetzt?«
»Nein das ist auch für mich das erste mal, und wie lange es dauert kann ich nicht ...«
Plötzlich lacht er laut auf und rennt zu ihrem Auto.
»Schnell, lass uns versuchen den Wagen weg zu schieben!«
Beide schieben mit ganzer Kraft doch nichts bewegt sich.
»Die Handbremse! Den Gang raus! Beeilung!«
Sie springt mehr in den Innenraum als dass sie klettert. Seine plötzliche Hektik ist ansteckend. Er hatte ja erzählt es sei nicht sicher wie lange es anhält. Sie bleibt mit dem Mantel am Ganghebel hängen. Egal. Sie löst den Handbremshebel und tritt die Kupplung durch. Endlich ein wenig Bewegung. Zuerst zögerlich, wie gegen eine starke Steigung, aber schließlich rollt der Wagen im Spaziergängertempo über die Kreuzung. Als er die Beifahrertüre zuwirft fängt die Zeit wieder zu fließen an. Und mit ihr alles was ihr unterworfen ist.
Hinter ihr Quietschende Reifen und Presslufthupen. Ihr Handy klingelt. Geschockt vom plötzlichen Lärm steigt sie aus, sieht sich nach ihrem „Helfer“ um. Doch der ist wie vom Erdboden verschwunden, Maria konnte sich nicht einmal bei ihm bedanken. Die einzigen Personen in der Nähe sind die zwei Rentner und der Lkw-Fahrer. Dieser reibt sich verwundert die Augen und schüttelt den Kopf.


»Was haben sie sich dabei gedacht, das System für ihre privaten Zwecke zu benützen? Sie wissen genau dass jeder Einsatz geprüft und abgesegnet sein muss. Bevor wir einschreiten muss absolut sicher sein, welche möglichen Auswirkungen für die folgende Zeitlinien bestehen. Und schon gar nicht wegen einer einzelnen, unbedeutenden Person!«
Der angesprochene steht stramm vor dem massiven Schreibtisch seines Vorgesetzten. Seine einfache Uniform wird nur von wenigen Streifen gekennzeichnet. Sein braunes, jetzt wieder kurzes Haar, enthält keinerlei Grau mehr. Und der Bart ist auch ab.
»Jawoll Herr General.«
»Hören sie auf zu schleimen! Haben sie eine Ahnung was sie mir da eingebrockt haben?!«
Ein Schulterzucken verdirbt die ansonsten tadellose Haltung nur kurz.
»Sie Idiot haben es irgendwie fertiggebracht einen meiner Techniker zu überreden sie zurück zu schicken. Eine Zeitblase zu errichten und anschließend die Daten zu löschen. Und wir haben davon nur erfahren weil jemand aus Langeweile die Überwachungsbänder angesehen hat. Wie soll ich mit Leuten wie ihnen die Sicherheit garantieren? Wenn das durchsickert machen die den Laden dicht. Dann können wir höchstens noch Bleistifte verkaufen. Und zwar auf der Straße! Einen normalen Job kriegen wir beide im Leben nie wieder!«
Ein hörbares Schlucken unterbricht die plötzliche Stille.
»Also gut. Ich kann sie und den Tech nicht bestrafen ohne dass jemand Wind davon bekommt. Ich lasse die Sache notgedrungen auf sich beruhen.«
Das bereits bekannte Grinsen breitet sich auf dem Gesicht des Gescholtenen aus.
»Denken sie ja nicht sie hätten jetzt einen Freibrief. Wenn das noch einmal vorkommt erschieße ich sie eigenhändig.«
»Jawoll Herr General!«
»Und den Grund dazu denke ich mir hinterher aus. Vergessen sie das nie. Wegtreten.«
Der dargebotene Salut wird nach kurzem Zögern erwidert, es scheint nicht mehr so, dass der Gang hinaus direkt zum Schafott führt. Doch als er die Klinke niederdrückt wird er erneut gerufen.
»Müller!«
Der angesprochene macht auf dem Absatz kehrt und nimmt automatisch Haltung an. Zweifel zeichnen sich auf seinem Gesicht ab.
»Herr General?«
»Wer?«
»Die Gerettete?«
»Ja, wer denn sonst?«
»Meine Schwiegermutter.«
 

jon

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Teammitglied
Liegt es an meinem Zeitmangel oder daran, dass ich mir "moderne Lesegewohnheiten" angeeignet habe? Wie auch immer: Mir kommt die Geschichte nicht markant genug auf den Punkt. Dabei meine ich nicht den Anfang, dieses Eintauchen war (bis auf diverse Stolperer bei Details) sogar recht angenehm. Aber die Erklärerei durch den "Schutzengel" langweilte mich etwas. Auch "biss" sie sich für mein Verständnis mit dem zweiten Teil: Hier wird zwar der „Sprung“ an sich als Regelverstoß genannt, das größere Problem (dass eine Unbefugte „eingeweiht“ wird) wird jedoch nicht erwähnt. Mal ehrlich: Der Zeitsprung an sich war schon heikel und dürfte eine Menge Folgen generiert haben, aber der Frau auch noch was von Zeitblasen und so zu erzählen … Mein lieber Scholli! Da ist der Knabe mit dem inoffiziellen Anschiss ja sowas von gut weggekommen! ;)


Details:



Jetzt aber schnell! Nur noch fünfzehn Minuten[red]KOMMA[/red] bis die Schule aus ist. Wenn sie ihre zwei Chaotenkids verpasst, gehen die zu Fuß heim und stellen wer weiß was an, bis sie vom Einkauf zurück ist.
… willst du damit sagen, sie sammelt sie auf und nimmt sie zum Einkaufen mit? Ich musste echt ein Weilchen überlegen, ehe mir diese Deutung des "Einkauf-Hinweises" einfiel. Ich dachte erst: Ist doch egal, ob die laufen oder fahren – die Zeit bis "vom Einkauf zurück" bleibt doch bestehen.

Maria war ja eigentlich schon auf dem Sprung, als vor fünf Minuten das Telefon läutete.
Dieser Rückschlenker ist schlecht konstruiert. Der Zusammenhang mit "schnell jetzt!" erschließt sich nur schwer. Auch der Rückschwenker auf „jetzt“ hoppelt. Ich meine: Vor fünf Minuten hatte die Mutter angeklingelt. Dann ist die Heldin plötzlich an der Tür, am Auto, dann im Auto und ihre Mutter ruft an. Was ist mit den Anklingeln von eben passiert? Idee:
Jetzt aber schnell! Nur noch fünfzehn Minuten, bis die Schule aus ist. Wenn sie ihre zwei Chaotenkids verpasst, gehen die zu Fuß heim und stellen wer weiß was an, bis sie vom Einkauf zurück ist. Mutters Anruf kommt deshalb jetzt reichlich unpassend; sie drückt ihn weg und schaut wieder auf die Straße.


Ihre Mutter hätte keinen schlechteren Zeitpunkt treffen können. Wenn sie sich wenigstens auf später vertrösten ließe, aber es muss ja immer alles sofort sein. Das lange brünette Haar liegt in weichen, schulterbreiten Wellen über dem beigen Strickmantel, als sie die Tür hinter sich ins Schloss zieht.
Bezugsproblem: Von der Mutter sofort (so) auf Haare zu kommen, irritiert, denn was bitte haben die Haare der Mutter in dieser Szene zu suchen? Und wieso sehen wir, wie die Mutter die Tür zuzieht?
Abgesehen davon: Wofür sind die Haare überhaupt wichtig?

Die Heckklappe des dunkelblauen Kombis schwingt ferngesteuert auf und der Einkaufskorb wird im Kofferraum neben den Getränkekisten platziert. Genau in dem Moment[red]KOMMA[/red] als sie auf die Straße[red]KOMMA[/red] fährt läutet ihr Handy.
»Bitte nicht schon wieder. Na klar, Mutter, wer sonst.«
Sie drückt den Anruf weg
Keine Absätze machen!
Eigentlich interessiert mich weder die Autofarbe noch die Technik oder der Einkaufskorb … Brauche ich diese Infos später im Text nochmal?

Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiund ... klingelingeling.
»Jetzt reicht es aber!«
Wie "reicht"? Das ist erst der dritte Anruf, den ersten hat die Heldin sogar angenommen gehabt. Oder? Ich meine: Irgendwo sind diese 5 Minuten ja geblieben …

Sie nimmt das Gespräch an, um ein "ich kann grad' nicht, ruf dich in zehn Minuten zurück" durch den Äther zu schicken. Auflegen und zurück befördern in die Mittelkonsole ist lang erprobte Routine.
Du verwendest oft passive, substantivbetonte Formen (wie der hier zweite Satz). Das erzeugt Abstand, legt für den Leser die Nichtmitfühl-Position fest. Kann man machen. Ist aber riskant. Weil: Der Leser muss einen Gegenwert für diesen „Verlust “bekommen. Ironie oder hochgeistige Erkenntnisse zum Beispiel.


Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiund ... klingelingeling ... Klingelingeling.
»Mutter! Ich hab dir eben schon gesagt ich kann grad' nicht reden. Nein! Nicht weil ich nicht mit dir reden will. Nein! Ich sitze im Auto und muss Jenny und Chris von der Schule abholen. Wenn ich dort bin ruf ich dich zurück, versprochen. Jaaa!«
Quieeetsch!!! Trööööt!!!
»Schscheisse!«
Auch das wirkt eher kalt-laut. Comic(tempo) ohne Bilder. Kann man machen, wirkt aber schnell mal so, als könnte der Autor zwar in seinem Kopfkino die Szene sehen, diese aber mangels Erzählfähigkeiten nicht erzählen.

Dieser Laster ist schnell. Zu schnell[red]KOMMA[/red] um es noch vor ihm über die Kreuzung zu schaffen. Vor Schreck spannt sich jeder Muskel in ihrem Körper krampfhaft an, das Bremspedal wurde in seiner ganzen Existenz noch nie so getreten. Aber eben zu spät.
Warum die Betonung auf "dieser"? Wie viele gibt es denn in dem Bild?
Hier ist der passive Tonfall schädlich: Ja, man agiert in so einem Moment eher instinktiv, aber sooo wenig, wie diese Figur davon berührt wird – das ist schon ungewöhnlich. Sie erschrickt ja nichtmal selbst, ihre Muskeln tun das.

Mit geschlossenen Augen erwartet sie den unvermeidlichen Aufprall. Wer will denn schon seinem eigenen Ende ins Auge sehen?
… ach! Das Ganze soll eigentlich ironisch/heiter sein? Dazu ist es nicht ironisch/heiter genug. Für diesen Tonfall, der hier anklingt, braucht man eine "Außenposition". Die ist – trotz des Abstandes, der hier und da erzeugt wurde – nicht festgelegt. Der Einstieg besteht anscheinend sogar aus einer extrem Innenpostion; die Klärung, dass das nicht der Blick von innen raus sondern von außen rein ist, kann ich nirgendwo erfühlen.

Im Gegenteil:
Aber dieses bleibt aus. Kein Stoß, kein Lärm. Kein zersplitterndes Glas. Sie dreht vorsichtig den Kopf nach links und dort füllt ein riesiger Kühlergrill das Sichtfeld aus. Zentimeter von ihrem Wagen entfernt. Ihr Handy rutscht aus den kraftlosen Fingern. Sie sinkt über dem Lenkrad zusammen, ihre Hände beginnen zu zittern. Deshalb greift sie auch neben den Schlüssel[red]KOMMA[/red] als sie den Motor abschalten will. Der bereits aus ist. Beim [strike]b[/strike][red]B[/red]remsen abgewürgt. Sie atmet mehrmals tief durch, [red]KEIN KOMMA[/red] und zwingt sich endlich dazu[red]KOMMA[/red] über die Beifahrerseite hinaus zu klettern.
Das hier ist wieder die klassische Einladung zum Mitfühlen (wenn auch in eher untypisch harten Sätzen).

Denn links kommt sie nicht raus weil da ein Laster so saublöd rumsteht.
Das empfand ich als ungeschickten Nachtrag. Außerdem fragte ich mich "Wie? Noch ein Laster?" Erst beim "Nachrechnen" kam ich drauf, dass das der ist, dessen Kühlergrill sie sah. Nur: Sie sah den Kühlergrill doch schon, warum bemerkt sie erst beim Rausklettern, dass da ein Laster steht??? (Beachte: Der Leser sieht die Dinge in Lesereihenfolge. Danach wird HIER erst "ein Laster steht blöd rum" real.)

Endlich aus ihrem Fahrzeug geschält bemerkt sie[red]KOMMA[/red] dass der Trucker noch immer hinter seinem Steuer verharrt. Auf seinem Sitz erstarrt bemerkt er nicht[red]KOMMA[/red] dass sie sich ihm nähert. Sein Blick ist auf das Dach ihres Wagens gerichtet.
Passiv-Form für "Als sie sich endlich rausgeschält hat"
Genau genommen weiß sie nicht, ob er sie bemerkt.

»Äh, hallo? Alles in Ordnung mit [strike]i[/strike]Ihnen?«
Keine Reaktion. [red]ABSATZ[/red] Sie hebt die Hand und klopft an die Tür. Denn das Fenster ist zu weit oben für sie. [red]KEIN ABSATZ[/red]
»Hallo?!«

Verwundert dreht sie sich auf der Suche nach Hilfe um. Und entdeckt ein vermeintliches Rentnerpaar am Straßenrand. Die Frau hält die Hand vor den Mund, der Mann richtet seinen Arm auf die Mitte der Kreuzung. Doch beide bewegen sich nicht. Keinen Millimeter. Und genau in diesem Moment ertönt in ihrem Rücken ein Räuspern, untermalt von einem Füßescharren.
Wieso nur vermeintlich? Entweder: Entweder sie denkt, es sind Rentner, oder sie denkt es nicht, oder sie denkt einen Moment nach, ob es welche sind. Oder: Der neutrale Blick-von-außen-Erzähler weiß, dass es Rentner sind, oder er weiß, dass es keine sind.

»Wohl noch mal Glück gehabt, was?«
Ein Mann steht keine zwei Meter von ihr entfernt. Er hat braunes, graumeliertes, nach hinten gekämmtes Haar. Auch der Dreitagebart ist von grauen Strähnen durchzogen. Trenchcoat, Jeans und Segeltuchschuhe haben schon bessere Zeiten erlebt, aber das schwarze T-shirt scheint neu zu sein. Ein verschmitztes Lächeln umspielt seine Lippen. [red]ABSATZ[/red] Sie sieht ihn verwundert an. [red]KEIN ABSATZ[/red]
»Was ist passiert?«
Ich verstehe nicht, warum das mit dem Äußeren sein muss. Am Ende ist z.B. sein Haar schwarz, ok, aber was soll mir dieser Unterschied mitteilen?
T-Shirt


Er steckt seine Hände noch tiefer in die Taschen des Mantels, der Kopf sinkt auf seine Brust. Es wirkt[red]KOMMA[/red] als trüge er eine schwere Last auf seinen Schultern. [red]KEIN ABSATZ[/red]
»Sie haben keine Ahnung, oder?«
»Sind sie mein … Schutzengel?«
Ich verstehe nicht … Was ist so belastend daran, dass sie keine Ahnung hat? Und wieso fragt er das überhaupt (natürlich hat sie keine Ahnung!)?

»Wenn sie so wollen, … nein ich bin keiner. Und begegnet bin ich auch noch keinem, ehrlich. Soweit ich weiß[red]KOMMA[/red] gibt es keine Schutzengel.«
»Aber wie?«
»Das hier?« [red]KEIN ABSATZ[/red]
Er zeigt in die Runde und sie nickt.
Sie
"Aber wie …?"

»Genau kann ich's auch nicht erklären. Ich nenne es eine Zeitblase. Das ist mir schon passiert, aber erklären kann ich's nicht. Ich kann nur sagen[red]KOMMA[/red] dass alles steht, wenn's passiert, alles außer mir.«
… und der Frau. So wenig erstaunt wie er ist/tut, weiß der Leser, dass eben nicht immer nur er „nicht steht“.

»Wann hört das wieder auf? Was geschieht dann mit mir?«
»Langsam, immer langsam, eins nach dem anderen. Ich hab zwar gesagt[red]KOMMA[/red] dass mir das schon passiert ist, aber [strike]auch das[/strike] [red]auch, dass[/red] ich es nicht erklären kann, jedenfalls nicht genau. Ich erzähle[red]KOMMA[/red] was ich weiß[red]KOMMA[/red] und dann sehen wir weiter. O.K.?«
… merkwürdige "Erklärung". Was sehen sie dann weiter? Und wenn ihm das schon oft passiert ist, dann müsste er einen Anhaltspunkt für das "wie lange" haben. Und wenn ihm schon passiert ist, dass auch andere "nicht stehen blieben" (siehe oben), dann muss er auch dafür einen Anhaltspunkt haben. Dass er "es" nicht erklären kann, ändert daran nichts und ist auch keine Erklärung dafür, dass er dazu nichts sagt/sagen will/sagen kann.

Erneutes Kopfnicken
»Es gibt keine Vorwarnung, und um die nächste Frage gleich zu beantworten, ich kann es nicht steuern. Es steht nicht unter meiner Kontrolle.«
Sie senkt verlegen den Kopf, was ihn veranlasst zu grinsen. Allerdings etwas breiter als vorher.
Verlegen? Wieso?
Breiter grinsen als wann? / Grinsen? Warum?

»Manchmal passiert's ohne das jemand in meiner Nähe ist, ohne jegliche Dramatik. Das kann ganz schön öde sein[red]KOMMA[/red] wenn's länger dauert. Da dann die Zeit stillsteht[red]KOMMA[/red] hab ich keinen blassen Schimmer wie lange.«
… er wird doch wohl schätzen können, ob es (für ihn in der Blase!) Tage, Stunden oder nur wenige Minuten andauert!

Sie blickt auf ihre Armbanduhr, klopft zweimal kurz darauf und lässt den Arm wieder sinken.
»Es ist wie beim Arzt. Man liest sämtliche Zeitungen von vorne bis hinten durch und doch ist erst 'ne halbe Stunde rum. Man wundert sich[red]KOMMA[/red] warum die Zeit so langsam vergeht. Man bemerkt nicht[red]KOMMA[/red] dass die Zeit stillsteht, und zwar wortwörtlich. Keine Ahnung[red]KOMMA[/red] wie oft es mir passiert ist.«
Ihre Reaktion verstehe ich, aber ich habe keine Ahnung, was er da sagt. "Wie beim Arzt" (ich nehme an, du meinst das Wartezimmer) kann ich noch einsortieren: Ohne "Action" verliert man das Zeitgefühl (man kann aber durchaus noch zwischen 5 Minuten und drei Stunden oder gar 2 tagen unterscheiden). Aber das mit dem Zeit-Stillstehen ergibt nicht viel Sinn – mag ja sein, dass die Uhr nicht tickt, aber für den Körper/die Sinne/das Denken/… geht die Zeit sehr wohl weiter. Beim letzten Satz versteh ich dann gar nichts mehr: Außer in Momenten, wo er wirklich sehr, sehr vertieft ins Lesen (oder so) ist, wird er doch wohl merken, ob die Welt rund um ihn herum stillsteht …

Man kann ihr ansehen[red]KOMMA[/red] wie angestrengt sie überlegt.
"Man" kann es sehen – und wer in der Szene sieht es?

»Zerbrich dir nicht dein hübsches Köpfchen darüber. Selbst ich hab's aufgegeben.«
… so redet er mit seiner (zukünftigen) Schwiegermutter??

»War schon mal jemand mit [strike]i[/strike][red]I[/red]hnen in dieser, ähmm, dieser Zeitblase, so wie jetzt?«
»Nein das ist auch für mich das erste mal, und wie lange es dauert[red]KOMMA[/red] kann ich nicht ...« [red]KEIN ABSATZ[/red]
Plötzlich lacht er laut auf und rennt zu ihrem Auto. [red]KEIN ABSATZ[/red]
»Schnell, lass uns versuchen den Wagen weg zu schieben
Beide schieben mit ganzer Kraft[red]KOMMA[/red] doch nichts bewegt sich.
»Die Handbremse! Den Gang raus! Beeilung!«
… da er sich oben nicht gewundert hat, MUSS er den Effekt (noch jemand in der Blase) kennen!
Wieso unterbricht er sich selbst so abrupt mit Lachen? Für mich ist das nicht glaubhaft. Abgesehen davon, dass ich auch nach dem "Komm, schieb!" nicht verstehe, worüber er lacht.
wegzuschieben


Sie springt mehr in den Innenraum[red]KOMMA[/red] als dass sie klettert. Seine plötzliche Hektik ist ansteckend. Er hatte ja erzählt[red]KOMMA[/red] es sei nicht sicher[red]KOMMA[/red] wie lange es anhält. Sie bleibt mit dem Mantel am Ganghebel hängen. Egal. Sie löst den Handbremshebel und tritt die Kupplung durch. Endlich ein wenig Bewegung. Zuerst zögerlich, wie gegen eine starke Steigung, aber schließlich rollt der Wagen im Spaziergängertempo über die Kreuzung. Als er die Beifahrertüre zuwirft[red]KOMMA[/red] fängt die Zeit wieder zu fließen an. Und mit ihr alles was ihr unterworfen ist.
Die doppelte Erklärung für ihre Hektik wirkt ungeschickt (unterbricht zu lange) und passt in sich: Entweder seine Hektik wirkt (einfach so) ansteckend oder sie entwickelt eine "eigene Hektik" aufgrund der Erkenntnis, dass über die zur Verfügung stehende Zeit Unklarheit herrscht.
Dopplung "Hebel"; "löst die Handbremse" reicht. (Sie hatte die Handbremse angezogen? Wann?)

Hinter ihr [strike]Q[/strike][red]q[/red]uietschende Reifen und Presslufthupen. Ihr Handy klingelt. Geschockt vom plötzlichen Lärm steigt sie aus, sieht sich nach ihrem „Helfer“ um. Doch der ist wie vom Erdboden verschwunden, Maria konnte sich nicht einmal bei ihm bedanken. Die einzigen Personen in der Nähe sind die zwei Rentner und der Lkw-Fahrer. Dieser reibt sich verwundert die Augen und schüttelt den Kopf.
Was sind Presslufthupen?
Das Modewort "geschockt" passt hier nicht. (Schock und Schreck sind nicht identisch!)
Die Redewendung (für: „plötzlich weg“) heißt "wie vom Erdboden verschluckt".
Wer ist Maria? Ach ja, die Hauptfigur. Hab ich glatt vergessen, so selten wie der Name genannt wurde …
MOMENT! Die Rentner standen am Straßenrand und gestikulieren nach "Zeit setzt wieder ein" weiter. Aber der LKW war mitten im Fahren, das heißt, der fährt jetzt wieder! Vielleicht nur ein paar Meter, aber er fährt – der Fahrer reibt sich also nicht die Augen, sondern hält noch das Steuer.


»Was haben [strike]s[/strike][red]S[/red]ie sich dabei gedacht, das System für [strike]i[/strike][red]I[/red]hre privaten Zwecke zu benützen? Sie wissen genau[red]KOMMA[/red] dass jeder Einsatz geprüft und abgesegnet sein muss. Bevor wir einschreiten[red]KOMMA[/red] muss absolut sicher sein, welche möglichen Auswirkungen für die folgende Zeitlinien bestehen. Und schon gar nicht wegen einer einzelnen, unbedeutenden Person!«
Der [strike]a[/strike][red]A[/red]ngesprochene steht stramm vor dem massiven Schreibtisch seines Vorgesetzten. Seine einfache Uniform wird nur von wenigen Streifen gekennzeichnet. Sein braunes, jetzt wieder kurzes Haar, enthält keinerlei Grau mehr. Und der Bart ist auch ab.
»Jawoll Herr General.«
Eine Uniform wird nicht von Streifen gekennzeichnet sondern davon, dass sie uniform ist (also einheitlich mit der Kleidung anderer die gleiche Uniform Tragender)

»Hören [strike]s[/strike][red]S[/red]ie auf zu schleimen! Haben [strike]s[/strike][red]S[/red]ie eine Ahnung[red]KOMMA[/red] was [strike]s[/strike][red]S[/red]ie mir da eingebrockt haben?!«
Ein Schulterzucken verdirbt die ansonsten tadellose Haltung nur kurz.
Passivitis: Wer zuckt und wessen Haltung wird (kurz) verdorben?

»Sie Idiot haben es irgendwie fertiggebracht[red]KOMMA[/red] einen meiner Techniker zu [strike]überreden sie[/strike][red]überreden, Sie[/red] zurück zu schicken. Eine Zeitblase zu errichten und anschließend die Daten zu löschen. Und wir haben davon nur erfahren[red]KOMMA[/red] weil jemand aus Langeweile die Überwachungsbänder angesehen hat. Wie soll ich mit Leuten wie [strike]i[/strike][red]I[/red]hnen die Sicherheit garantieren? Wenn das durchsickert[red]KOMMA[/red] machen die den Laden dicht. Dann können wir höchstens noch Bleistifte verkaufen. Und zwar auf der Straße! Einen normalen Job kriegen wir beide im Leben nie wieder!«

Ein hörbares Schlucken unterbricht die plötzliche Stille.
Passivitis: Wer schluckt? Ist da noch jemand im Raum, jemand, der gerade frühstückt vielleicht? ;)

»Also gut. Ich kann [strike]s[/strike][red]S[/red]ie und den Tech nicht bestrafen[red]KOMMA[/red] ohne dass jemand Wind davon bekommt. Ich lasse die Sache notgedrungen auf sich beruhen.«
Das bereits bekannte Grinsen breitet sich auf dem Gesicht des Gescholtenen aus.
Was für ein bekanntes Grinsen? Wem bekannt?

»Denken [strike]s[/strike][red]S[/red]ie ja [strike]nicht sie[/strike]nicht, Sie hätten jetzt einen Freibrief. Wenn das noch einmal vorkommt[red]KOMMA[/red] erschieße ich [strike]s[/strike][red]S[/red]ie eigenhändig.«
»Jawoll Herr General!«
»Und den Grund dazu denke ich mir hinterher aus. Vergessen [strike]s[/strike][red]S[/red]ie das nie[strike].[/strike][red]![/red] Wegtreten[strike].[/strike][red]![/red] «
Der dargebotene Salut wird nach kurzem Zögern erwidert, es scheint nicht mehr so, dass der Gang hinaus direkt zum Schafott führt. Doch als er die Klinke niederdrückt[red]KOMMA[/red] wird er erneut gerufen.
Was meinst du mit "Salut darbieten"? Passivitis: Wer bietet, wer erwidert und wem scheint der Gang nicht mehr lang? Problem dabei auch: Wer drückt die Klinke? Rein grammatisch stehen zur Verfügung: der Gang und der Salut

»Müller!«
Der [strike]a[/strike][red]A[/red]ngesprochene macht auf dem Absatz kehrt und nimmt automatisch Haltung an. Zweifel zeichnen sich auf seinem Gesicht ab.
»Herr General?«
»Wer?«
»Die Gerettete?«
»Ja, wer denn sonst?«
»Meine Schwiegermutter.«
Woran zweifelt er denn?
Zeichnen sich Gefühle nicht eher im Gesicht ab? Ich bin nicht sicher …



Viel Detailgemecker, ich weiß. Frohes neues Jahr trotzdem! ;)
 

Lars Neumann

Mitglied
Hallo jon

Das Jahr fängt ja schon gut an. :-/
Also erst mal Danke für dein Detailgemecker, ohne es hätte ich keine Möglichkeit besser zu werden. Erst dadurch wird mir vieles klar, dass mir selbst nicht aufgefallen ist. Vermutlich weil ich immer noch zu sehr „für mich“ schreibe. Ich muss mir mehr Gedanken darüber machen, wie ein Erstleser den Text versteht. Dass dies einen ganzen Haufen Arbeit mit sich bringt ist nicht so schlimm. Was mich wirklich umbringt ist diese verdammte Kommaschwäche.

Bevor ich den Text überarbeite, schon mal ein paar Sachen zur Klärung:
Hier wird zwar der „Sprung“ an sich als Regelverstoß genannt, das größere Problem (dass eine Unbefugte „eingeweiht“ wird) wird jedoch nicht erwähnt. Mal ehrlich: Der Zeitsprung an sich war schon heikel und dürfte eine Menge Folgen generiert haben, aber der Frau auch noch was von Zeitblasen und so zu erzählen … Mein lieber Scholli! Da ist der Knabe mit dem inoffiziellen Anschiss ja sowas von gut weggekommen!
Der General geht davon aus, dass seine Mitarbeiter über die Folgen solcher Taten bescheid wissen. Er muss es nicht extra erklären. Vielleicht sollte ich es am Anfang etwas konkreter darstellen, dann kann ich es am Schluss immer noch weglassen. Mal sehen.
Der „Täter“ hat nicht darüber berichtet dass er der Frau etwas über die Blase und ihrer Wirkung erzählt hat. Dass es außerdem ein Zeitsprung war weiß sie nicht. Würde er es seinem Vorgesetzten berichten, würde erstens die Bestrafung härter ausfallen. Zweitens bestünde dann die Gefahr dass der General jemand anderen zurückschickt um ihn an seiner Tat zu hindern. Was er natürlich nicht will. Er will dass alles so bleibt wie es jetzt ist, und das Großvaterparadoxon ist ihm egal.

Ich verstehe nicht, warum das mit dem Äußeren sein muss. Am Ende ist z.B. sein Haar schwarz, ok, aber was soll mir dieser Unterschied mitteilen? Ich verstehe nicht, warum das mit dem Äußeren sein muss. Am Ende ist z.B. sein Haar schwarz, ok, aber was soll mir dieser Unterschied mitteilen?
Er hat sein Äußeres verändert um ihr ein Wiedererkennen in der Zukunft zu erschweren. Denn wenn sein Haar bei ihrer ersten Begegnung schon ergraut, kann er in den folgenden, vielleicht zwanzig Jahren nicht jung sein. Nach seiner Rückkehr kann er nicht so bleiben. Siehe hierzu auch: Haar und Barterlass der Bundeswehr. Dieser schreibt genau vor wie ein Soldat am Kopf auszusehen hat. Die Klamotten sind nicht wichtig, aber zu wenig Infos würden ein Bild von ihm erschweren. Mal sehen wie ich das besser erkläre …

… er wird doch wohl schätzen können, ob es (für ihn in der Blase!) Tage, Stunden oder nur wenige Minuten andauert!
Zeit schätzen wenn jeder Bezug fehlt? Schwer. Subjektive Zeitwahrnehmung unterliegt ja schon ohne dem Einfluss von Morgen mehr der eigenen Aufmerksamkeit als festen Größen. Einsteins Beispiel von Frau und Ofenplatte ist wohl das berühmteste. Zeit ist relativ.

Ihre Reaktion verstehe ich, aber ich habe keine Ahnung, was er da sagt. "Wie beim Arzt" (ich nehme an, du meinst das Wartezimmer) kann ich noch einsortieren: Ohne "Action" verliert man das Zeitgefühl (man kann aber durchaus noch zwischen 5 Minuten und drei Stunden oder gar 2 tagen unterscheiden). Aber das mit dem Zeit-Stillstehen ergibt nicht viel Sinn – mag ja sein, dass die Uhr nicht tickt, aber für den Körper/die Sinne/das Denken/… geht die Zeit sehr wohl weiter. Beim letzten Satz versteh ich dann gar nichts mehr: Außer in Momenten, wo er wirklich sehr, sehr vertieft ins Lesen (oder so) ist, wird er doch wohl merken, ob die Welt rund um ihn herum stillsteht …
Das selbe Problem. Um Zeit wahrzunehmen braucht man einen Bezug. Bewegung, Geräusche, den Lauf der Sonne. Aber man muss sich erst darüber klar sein dass etwas nicht stimmt, dann kann man das Besondere beobachten, es bewerten. Aber in einem Wartezimmer, vorausgesetzt man ist darin alleine, hat man keinen Bezug. Die Stühle bewegen sich nicht, in einer kleinen Praxis wundert man sich nicht darüber dass vor der Tür nichts los ist. Und ich sehe nicht alle fünf Minuten auf die Uhr, denn das würde nichts beschleunigen. Gut, Tage würde man merken, da gebe ich dir recht. Aber Minuten oder Stunden verschwimmen ohne Bezug. Beispiele dafür sind die Erzählungen von Stanislav Lem über den Pilot Pirx, sowie der Film „Der Höllentrip“ mit William Hurt in der Hauptrolle. Bei beiden spielt ein Isolationstank eine entscheidende Rolle. In Salzwasser schwebend, von Licht und Geräuschen abgeschnitten, verliert der Körper jedes Zeitgefühl. Dauert es länger verliert man die Kontrolle über seinen Körper. Das kann sogar so weit gehen, dass der Probant beginnt die eigene Existenz zu bezweifeln. In der Russland gehörte es früher zum Kosmonautentraining, keine Ahnung ob sie es heute noch tun. Dass William Hurt im Film zusätzlich Drogen konsumiert hat nichts direkt damit zu tun.

… da er sich oben nicht gewundert hat, MUSS er den Effekt (noch jemand in der Blase) kennen!
Sicher kennt er den Effekt, er hat ihn ja mit dem Techniker ausgelöst, vielleicht von anderen „Kollegen“ etwas darüber erfahren. Aber dass es für ihn das erste mal zusammen mit einer anderen Person ist schließt dies nicht aus.

Was sind Presslufthupen?
Die Hupe eines PKW funktioniert elektrisch. Die von Transportern und LKW bis 7,5 Tonnen meistens auch. Bei großen LKW funktionieren die Hupen oft mit Pressluft, da deren Bremssystem auch damit betrieben wird. Baut man eine solche Hupe in ein kleines Fahrzeug ein, benötigt man einen extra Kompressor und einen Vorratstank für die benötigte Luft. Der Kompressor wird entweder elektrisch betrieben, oder mit dem Zahnriemen wie die Lichtmaschine. Mehrklangfanfaren funktionieren auch nach diesem Prinzip.

Eine Uniform wird nicht von Streifen gekennzeichnet sondern davon, dass sie uniform ist (also einheitlich mit der Kleidung anderer die gleiche Uniform Tragender)
Das ist nicht korrekt. Die einheitliche Kleidung, Uniform, kennzeichnet die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, hier das Militär. Die Streifen kennzeichnen den Rang innerhalb der Gruppe. Kein Streifen = niedrigster Rang; wenig Streifen = zwei, vielleicht drei Stufen darüber. Das geht weiter bis zu den höchstens Vier goldenen Sternen eines Generals. Sie werden entweder an den Schulterklappen getragen, oder sind (z. B.: bei Arbeitskleidung) an den Oberarmen festgenäht. Bei Militärs anderer Länder können sie sich auch am Kragenspiegel befinden, siehe USA.
Von den Abzeichen die den Truppenteil anzeigen (farbige Litzen), oder denen die bestimmte Ausbildungen belegen, will ich gar nicht erst anfangen.

Was meinst du mit "Salut darbieten"? Passivitis: Wer bietet, wer erwidert und wem scheint der Gang nicht mehr lang? Problem dabei auch: Wer drückt die Klinke?
Man salutiert oder der Salut wird dargeboten. Salut bedeutet Gruß und stammt aus dem Mittelalter, Ritter öffneten ihr Visier wenn sie sich trafen, diese Bewegung hat sich gehalten. Das militärische Protokoll legt fest dass immer der Rangniedere dem Ranghöheren den Salut zuerst darbietet. Als Respektsbezeugung. Er hat den Salut zu halten bis der Ranghöhere ihn erwidert hat. Darf ihn aber nicht als erster abbrechen. Wenn man einen Vorgesetzten hat der einen nicht mag, kann es schon mal ein paar Minuten dauern bis er den Salut erwidert, solange steht man mit der rechten Hand an der Schläfe und wartet.
Der Täter ist nicht so hart bestraft worden wie erwartet. Dass der erwähnte Gang hinaus nicht zum Schafott/Hinrichtungsort führt sollte das klarstellen. Davon dass der Gang lang ist habe ich nichts geschrieben.
Der General erteilt den Befehl „Wegtreten“, damit ist klar dass der Täter den Raum verlässt, und auch er auf die Klinke drückt. Kein Vorgesetzter entlässt einen mit „Wegtreten“ und geht dann zuerst, er wartet bis man sich entfernt hat.

Woran zweifelt er denn?
Zeichnen sich Gefühle nicht eher im Gesicht ab? Ich bin nicht sicher …
Er zweifelt daran so gut davongekommen zu sein. Er befürchtet der General hat sich doch anders entschieden. Ich habe Vorgesetzte erlebt (meistens Unteroffiziere) die einen Befehl erteilen, um ihn gleich danach zu widerrufen, um etwas anderes zu befehlen. Oft um ihre „Macht“ zu demonstrieren. Zum Beispiel erhält man den Befehl so schnell es geht in eine bestimmte Richtung zu laufen. Ist man hundert Meter weg nimmt er seinen Befehl zurück und befiehlt zu ihm zurück zu laufen. Danach gibt er eine andere Richtung an und das Spiel beginnt von vorn. Geschieht zwar meist in der Grundausbildung, aber auch später ist man nicht davor gefeit.
Ist Zweifel nicht auch eine Art Gefühl? Ich bin mir nicht sicher …

Aber im Großen und Ganzen bin ich mit deiner Kritik einverstanden. Ich hab nur keine Ahnung wann ich zum ändern komme da ich im Moment den Großen Verdacht umschreibe. Ich will nicht auf zu vielen Partys gleichzeitig tanzen.

Auch dir ein frohes Neues
Lars
 

jon

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Noch mal Argumente:

Dass nach einer langen Zeit ohne Input die Zeitwahrnehmung drastisch leidet, ist klar. Aber erstens ist er in der Blase nicht ganz ohne Input (wie Pirx in seinem Tank) und zweitens reden wir nicht von lange. Er sollte zumindest sagen können, ob er für gewöhnlich kurz (also im Minuten- oder gar Sekunden-Bereich) oder lange (viele Minuten oder Stunden bzw. gar Tage) in der Blase steckt. Das "sagen" unterstreiche ich mal, weil es bei meinem Hinweis eigentlich nicht um "exakte" Daten geht, sondern darum, was er der Frau antwortet.

Das gilt auch für den Komplex "er weiß es offenbar/er kennt es offenbar". Auf ihn bezogen akzeptiere ich dein Gegenargument (er ist wohl einfach nur ein miserabler Schauspieler), mich stört aber, dass die Frau das ja alles nicht weiß und ohne das geringste Anzeichen von Irritation einfach "weiter im Text" macht. Und das, nachdem die Geschichte am Anfang so klar auf sie als Point of View ausgerichtet ist.

Streifen/ Uniform: Sehr wohl korrekt! Wie du schon schreibst: Die Streifen kennzeichnen den Rang (sie machen den Rang kenntlich/erkennbar), nicht die Uniform (sie machen nicht kenntlich, dass es eine Uniform ist). (Es ist ein semantisches Problem.)

Der lange Gang war ein Versehen von mir, sorry. Das Problem aber bleibt. Natürlich hast du laut Logik recht, es z.B. ist sicher kein Alien/Hund/Diener oder der General, das/der da die Klinke drückt. Aber der exzessive Gebrauch der Passivformen löst die Handlung vom Handenden ab, als sei der Handelnde unerheblich. Das ist er in Geschichten aber nur dann, wenn er zur Kulisse gehört. Zum Beispiel wenn Herr X in einer Menschenmasse steht, die schiebt und drängelt, dann ist "es wurde geschoben und gedrängelt" ok; wenn Herr X dabei Panik bekommt, dann ist "Panik kam auf" nicht ok. (Es ist ein stilistisches Problem, das eng mit der Substantivitis verwandt ist. Menschen reagieren evolutionär bedingt auf Wesen, die etwas tun, eher als auf Objekte, mit denen was passiert (oder gar reglos bleiben). In die Grammatik übersetzt: Der Leser reagiert intensiver auf “Tuworte“ und das Aktiv.)

Bei dem Zweifel … Ich dachte mir schon, dass ich meine Bedenken nicht gut rübergebracht habe. Es war für mich eine ähnliche Irritation wie bei dem Lachen weiter oben. Neuer Versuch also: Er ist schon auf dem Weg nach draußen, (sicher) denkend, er sei nochmal davon gekommen. Der "Rückruf" hebt diese Sicherheit zwar auf, aber weckt eben nicht Zweifel (ich komme nur vielleicht davon) sondern macht die Lage wieder ganz offen (ich komme wohl doch nicht davon). Wenn der General das Spielchen ein paarmal wiederholt, dann könnte sich Zweifel einstellen: Immer, wenn es so aussieht, als sei es es ausgestanden, bleibt Zweifel, ob es wirklich ausgestanden ist. Zweifel ist mit (ich nenne es mal) "unsicheres Wissen" assoziiert, der erste/einmalige "Rückruf" erzeugt "kein Wissen (mehr)". (Semantik: Nicht das perfekte Wort)

Irritation: Klar sind Zweifel Gefühle. Deshalb eben im Gesicht und nicht auf dem … (Semantik)

Ansonsten: Ok, verstehe …
 



 
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