Lieber Holger,
danke für deinen Kommentar und sorry für meine verspätete Antwort. Ich wollte mir erst Zeit nehmen und war dann dank meines Internetanbieters und diversen Umstellungsproblemen längere Zeit offline. Eines der letzten Dinge, die ich möchte, ist Leute bzw. Leser im Regen stehen zu lassen.
Zu II
Warum wandelt sich das Du zum Euch. Soll das die Versinnbildlichung für Adelung sein, jemanden erhöhen, auch einen Sockel setzen.
Ja, genau diese Erhöhung ist gemeint. Der weitere, ebenso gemeinte Aspekt ist, dass das "Euch" (auch als Erhöhungsanrede) sowohl Plural als auch Singular sein kann. Es stellt sich somit auch die Frage, ob die "du" "dich" "dein" usw. immer an die selbe Person gerichtet sind. Das Thema der Erhöhung ist in "Schwärmkraft" wichtig, auch das Unpersönliche/das spezifisch Persönliche als Gegensatz und die Beziehung des "schwärmenden" Lyrischen Ich zu seinem Gegenüber, Attribute anheften - und sie wieder entfernen.
Ich weiß nicht, ob das in SK I schon so herauskommt, auf jeden Fall soll II genau das thematisieren bzw. diese Aspekte in den Raum stellen.
Der dritte Vers: Ist sein Mund aus deiner Hand oder isst sein Mund aus deiner Hand.
Der Mund
ist aus meiner Hand - das ist kein Tippfehler. Das Lyrische Ich hat ihn also erschaffen, oder das angeredete "Du" besteht eigentlich nur aus dem Ich.
Wenn hier irgendwie das "Fressen" anklingt, ist es also nicht meine Schuld *summsumm pfeif* ... naja, zugegeben - das gewohnte "aus der Hand fressen" kam mir glücklicherweise gelegen, weil es perfekt in die Aussage passt.
Dir flocht ich (mich)
als Speise mich in die See.
Es wird dadurch nicht lyrischer.
Nein, es soll dadurch auch nicht lyrischer werden! *gott behüte*
Dich pries ich [Imperfekt]
Dir flocht ich [Imperfekt]
Dein Mund ist [Präsens]
Einen Biss Du Habe ich [Präsens]
...habe mich festgesagt. [Perfekt]
Das mich steht an dieser Stelle, weil ich das "mich" rauszögern (glaube ich zumindest) und die Struktur mit den vier Fälle betonen wollte. Mit dem Dich/Dir/Dein so betont am Anfang wird es zudem wahrscheinlicher, dass es verschiedene Personen sind, die angesprochen werden (ich beabsichtige eine 50/50 - Chance zwischen Einer und mehreren Personen) - darauf zurück bezieht sich dann das "Euch" im letzten Vers.
Man
könnte (!) nun sagen, dass der erste Vers mit dem preisen/anpreisen als Erhöhung/Werbung in Verbindung mit der Erhöhung im letzten steht. Als Verb könnte man ein "seid" einsetzen, wenn man es nicht als schöne Ellipse abtun will - oder aber es stellt sich die Frage, warum das Gegenüber nicht explizit handelt/ist. Ich habe eben wegen o.g. Themen das "ist" vermieden (auch in I) - gerade weil es nicht sicher ist, ob das Gegenüber tatsächlich ein eigenständig seiendes Subjekt ist, oder ob es nicht nur die Attribute sind, die sich selbständig gemacht haben.
Das "Du" in Vers 4 ist allerdings schon eine leichte Auflösung der Strukur.
Das mein Bildgefüge in II nur von sehr dünnen (roten) Fäden zusammengehalten wird, gebe ich gerne zu - ich hatte auch schon mal stimmigere und glatter fließende Bilder.
Zu III
Warum ist hier nun alles kleingeschrieben.
Vermutlich reine Willkür. Es sah für das IIIer einfach besser aus.
Hier soll die Trennung zwischen den "[einer,]Der" - Attributen und dem echten, lebendigen, persönlichen "Du" angedeutet werden.
Ich meine, ich hätte (in einem anderen Forum) den Absatz auf einen Vorschlag hin nach der fünften Zeile angesetzt. Vermutlich habe ich es hier nur nicht aktualisiert.
Die Aufforderung „sei“ am Ende ist fast zu minimalistisch. Ich kann mir aber vorstellen, dass dir das Buchstabenspiel von Seide und sei untereinander gefällt.
Einerseits das, andererseits rührt es wieder an das zentrale Thema: wenn ich schon sage, "Sei!" - bist du dann eigentlich??
Zu IV
Nachdem ich mein Gegenüber zuvor schon so oft beschrieben und mit Attributen und Bilder überhäuft habe, ist es doch eher eine direktere Anrede als je zuvor (in SK). Mein Lyrisches Ich spricht hier meiner Meinung nach mehr mit dem Du als in den Teilen zuvor. Es beschreibt seine eigene Metamorphose, das auf jeden Fall - aber es FRAGT nach der des "Du". Eine Frage erwartet eine Antwort und setzt eigentlich ein lebendiges, mündiges Du voraus, es ist nun nicht mehr so, dass das "Du" nur ein Bild des Lyrischen Ich ist. Eben im Rahmen der Frage zeigt das Ich seine Wandlung und wartet auf ein Echo. Und es fragt, weil es nicht weiß und nicht wissen kann, es sei denn, durch die Antwort des Du.
Die Doppeldeutigkeit von "Schwarm" (ob Vogel- oder Angebeteter) ist etwas, was mich beschäftigt (hat).
Hier muss ich mich leider, wie auch bei V, daraus rausreden, dass es "aus persönlichen Gründen sein musste".
Der Vogel ist für mein Lyrisches Ich ein Alter Ego, die zweite Erscheinungsform. Der Schwarm, der zum Vogelschwarm wird ist vielleicht eine Art Flucht/Loslösung von dem erhöhten "Du".
Zu V
Ach ja, der berüchtigte V-er...für den habe ich schon Lob und Schläge eingesteckt. Mit der Form habe ich hier experimentiert, ich wollte...vielleicht neue Pfade.
Die Wiederholungen sind zum Teil Echo, zum Teil Anrufung. (Ich kann z.B. BEI Odin sitzen oder BEI Odin schwören)´Es endet alles ganz anders, als es begann - es gelang mir wirklich nicht, den Bogen zu schließen und alles abzurunden, ich hätte mich inhaltlich wiederholen müssen und es war alles übrige schon gesagt.
Hier bezieht sich das lyrische Ich fast ausschließlich auf sich, das "Du" wird nur gestreift angesprochen.
Danke übrigens für das Lob - die Beschäftigung ist ganz meinerseits
Lieben Gruß
Khalidah
(hat jetzt einen ganz fusseligen Mund)