Schwanz im Kopf

4,10 Stern(e) 16 Bewertungen
Herr Richter erwachte mit einem seltsamen Gefühl – im Kopf - da oben,
da wo man am Morgen auf halbem Weg zwischen Küche und Bad normalerweise überhaupt nichts fühlte, wo sich das Gehirn nach den Abenteuern der Nacht in Hauspantoffeln aus rabenschwarzem Kaffee und zu Halbkugeln geschwollenen Augenlidern erst regenerierte und sich auf das Morgengeschäft vorbereitete. Das erste Zurückstreichen der dünner werdenden Haare an der Stirn, machte es offenbar;
er hatte da was am Kopf. Etwas, das dort eindeutig nicht hingehörte.

Die erste in den Aschenbecher gezitterte Zigarette; das erste Telefonat:
„Ja, Klaus?“
„Klaus, ich kann heut nicht, ich muss zum Arzt.“
„Klaus, ich hab was am Kopf.“
„Klaus …?“
Aber ob Klaus, der Bühnenmeister mit der Frauentätowierung auf dem linken Oberarm, seine Entschuldigung, die über eine durchzechte Nacht mit anschließender Ausnüchterungszellenbesichtigung weit hinausging, akzeptiert hätte, war ihm plötzlich nicht mehr sicher.
„Ja, am Kopf, Klaus“, wiegelte er also ab.
„Nein, nichts großes.“
„Morgen?“
Herr Richter befühlte das Ding an seinem Kopf.
„Na vielleicht geht es ja …“; Oh Gott, er hörte sich jetzt an wie seine Exfrau.
„… von alleine weg.“

Im Waschbecken gesellten sich mehrere angerauchte Zigarettenstummel zu einer Lache aus Asche und Tränen der Verzweiflung.
Sie würden ihn in einen Zoo stecken. Sie würden ihm ein Freilaufgehege geben und ihn nackt kleine, bunte Würfel sortieren lassen, während eingebildete Hausfrauen ihren Kindern die Augen zuhielten.
`Ich hab es ja immer gesagt´, würden sie sich zuflüstern; und: `Groß ist er ja nicht!´
Herr Richter schlug die Hände vor das Gesicht:
„AUF DIE GRÖSSE KOMMT ES DOCH GAR NICHT AN!“
Das war bitter. Zum ersten Mal im Leben war die Größe nicht entscheidend, nur dass er da war, da oben, in seinem Kopf, schön und gerade durch die Stirn, kein Blut,
einfach nur da.

Ein Arzt ist ein Mann, dem man von ganzem Herzen vertraut, ähnlich einem Priester, einem ägyptischen Einbalsamierer oder gar einem Schamanen hat er im Laufe der Evolution seine schwarze Robe und die Zaubersprüche gegen Penizillin und die wunderbare Zauberkraft von Valium, Faustan, Stesolid, Valiquid und Valocordin eingetauscht.
Der König der Ärzte ist der Anästhesist. Seine Zauberkraft versetzt Berge. Bei dem Gedanken, einen Zahnarzt oder gar einen Chirurgen aufzusuchen, hätte Herr Richter beinahe einen Nervenzusammenbruch bekommen und bei dem Gedanken an einen allgemeinen Arzt, war ihm der Gedanke doch zu allgemein gewesen. Er brauchte einen Spezialisten, einen, der nicht gleich durchdrehte, nicht mit Skalpell und Säge über ihn herfallen und vor allem nicht ratlos in einem Hausfrauenlexikon für ansteckende Krankheiten blättern würde, einen Profi, der durchaus verstand, dass Herr Richter jetzt etwas stärkeres brauchte; Paracetamol, Thomapyrin, Aspirin, Morphium, das volle Programm.
„Ist der andere denn noch dran?“
Der Arzt, der mit einer wunderhübschen Krankenschwester gesegnet war, die seine Praxis wie ein Möbelstück zierte und alles auf das Genaueste protokollierte, fingerte ihm mit aller gebotenen Vorsicht an der Stirn herum.
Herrn Richter wurde plötzlich heiß.
„Denken Sie etwa …?“
„Denken Sie …?, fragte der Anästhesist.
„Ich kann nicht nachschauen“, flüsterte Herr Richter hilflos.
„Ich werde ganz bestimmt nicht nachschauen!“, wehrte der Herr Doktor ab.
Die Krankenschwester ließ hysterisch ihren Stift fallen.
Herr Richter drehte sich um. Seine Gürtelschnalle klimperte.
„Da ist er!“, rief er erleichtert.
Der Doktor überlegte.
„Es ist schlimmer als wir dachten.“
„Was könnte denn noch schlimmer sein?“
„Na, wenn es nicht Ihrer ist“, mutmaßte der Arzt, „wem gehört er dann?“
Herr Richter wurde heißer. War er Teil eines Mordkomplotts geworden? Nun, nicht zwingender Weise, aber doch konnte es sein, dass er der zweisame Protagonist eines schrecklichen Verbrechens war, dessen anderer, bemitleidenswerter Hauptdarsteller unzweifelhaft einem mafiösen Racheakt zum Opfer gefallen war.
Nicht mal der Pate höchstpersönlich war mit seiner Phantasie in solch schreckliche Sphären vorgedrungen.
„Polizei!“, rief Herr Richter kopflos. „Rufen Sie die Polizei!“
Die Krankenschwester stieß einen spitzen Schrei aus.
„Aber es gibt keinerlei Hinweise für ein Verbrechen“, warf der Arzt ein und drückte und fingerte an dem Ding an seinem Kopf herum.
Herr Richter lief es eiskalt den Rücken herunter.
„Hören Sie auf damit!“
„ES ERIGIERT!“, schrie der Arzt.
Herr Richter glaubte ohnmächtig zu werden.
„Ich habe – die Krankenschwester, ich habe die Krankenschwester angeschaut!“ verteidigte er sich.
Der Arzt schaute ihn angewidert und misstrauisch an.
„Sie werden doch nicht …“
„Um Gottes Willen nein!“, stotterte Herr Richter. „Wie können Sie nur auf so einen Gedanken kommen?“
„Nun, es könnte sich um eine extreme Form der Metrosexualität handeln“, sinnierte der Arzt vorsichtig weiter. „Wir könnten es das Brad-Pitt-Syndrom nennen.“
„Oder das Bill-Clinton-Syndrom“, sagte Herr Richter.
„Bill Clinton hatte vielleicht einen Schwanz im Kopf“, sagte der Arzt, „aber er war mit Sicherheit nicht metrosexuell.“
„Aber ich auch nicht!“, protestierte Herr Richter.
„SIE HABEN“, sagte der Arzt laut und lehnte sich in seinem Behandlungsstuhl zurück.
„Ja, ich habe“, meinte Herr Richter kleinlaut, „aber ich trage verdammt noch mal keinen Lidstrich auf.“
„Möchten Sie vielleicht …?“, fragte die Krankenschwester.
„ICH MÖCHTE ENDLICH WIEDER NORMAL SEIN!“, brüllte Herr Richter los.
„Wo wir beim Kern des Problems wären“, beruhigte ihn der Arzt.
„Haben Sie Kopfschmerzen?“
„Nein.“
„Übelkeit, Durchfall, Ekzeme an den unteren Gliedmaßen, Schwindelgefühl, Regelschmerzen?“
Herr Richter überlegte. „Nun eigentlich nicht.“
„Sehen Sie“, antwortete der Arzt, dann sind Sie im eigentlichen Sinne völlig gesund und normal. Sie haben eben nur…“
„… einen Schwanz im Kopf!“, schrie Herr Richter.
„Im metaphorischen Sinne sind Sie da nicht der Einzige“, warf der Arzt ein. „Wenn Sie sich die Haare etwas länger wachsen ließen …“
„Und wenn ich etwas sagen dürfte“, die Krankenschwester grinste so breit wie der Amazonas,
„er steht Ihnen ganz ausgezeichnet.“
Herr Richters Blick glich dem eines gehetzten Tigers bei einer indischen Elefantentreibjagd.
„GEBEN SIE MIR DAS STÄRKSTE WAS SIE HABEN!“

Die Affen kreischten. Man hatte ihnen die bunten Würfel weggenommen. Achtlos warfen ihnen ein paar Kinder Brotkrumen zu. Dieser Teil des Magdeburger Zoos lag verwaist. Ein paar Vögel zwitscherten sorglos und die Sonne brach durch das Blätterdach.
„Los, lasst uns das Monster mit Steinen bewerfen“, sagte einer der Jungen gelangweilt. Und sie liefen rüber zum Monstergehege, wo sich eine Reisegruppe von Freizeitemanzen gerade von dem Schock erholte und warfen ein paar mitgebrachte Steine in weitem Bogen in das Gehege.
Herr Richter stapelte die bunten Würfel.
„Ich hab es ja immer gewusst“, raunte eine Frau einer anderen zu.
„Groß ist er ja nicht“, meinte die Mittvierziger abfällig und eine andere im schönen Sommerkleid meinte, dass es auf die Größe doch gar nicht ankäme.
Mit einem Mal aber kreischten alle Frauen wie eine Sirene und stürzten wie eine Meute hungriger Hyänen auf den hohen Eisenzaun des Geheges zu.
Einer der Jungen hatte Herrn Richter am Kopf getroffen.
Er versuchte sich zu verstecken, stürzte über die bunten Würfel, die von einer fein geschichteten Pyramide in ein wildes Durcheinander verwandelt wurden.
Er fiel, rollte einen Anhang hinunter, kam auf die Beine und stand Angesicht zu Angesicht zu der geifernden Meute.
„Oh mein Gott, oh mein Gott“, kreischten sie.
„Sehen Sie nur …

„… ES ER-I-GIERT!“

Und Herr Richter schaut traurig zum Affengehege rüber, wo eine Horde junger Paviane gierig über eine Ladung Obst herfällt und beneidet sie.
„Die haben´s zum Glück“, denkt er,
„eben nicht so im Kopf.“
 

wando

Mitglied
Hallo Marcus,

eine köstliche Geschichte.
Habe mich super amüsiert, tat richtig gut, da ich von großem Abschiedsschmerz durchtränkt bin.
Danke.
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
Marcus, lass Dich an’s Herz drücken, Du Trost in dunkler Lupenstunde!

Hast mir einfach ein Grinsen ins Gesicht geworfen, obwohl mir im Augenblick garnicht sehr danach war.

Dabei bin ich beim Eintritt in Deine köstliche Geschichte erst einmal über die Pantoffeln des Zwiegeschwänzten gestolpert:
da wo man am Morgen auf halbem Weg zwischen Küche und Bad normalerweise überhaupt nichts fühlte, wo sich das Gehirn nach den Abenteuern der Nacht in Hauspantoffeln aus rabenschwarzem Kaffee und zu Halbkugeln geschwollenen Augenlidern erst regenerierte und sich auf das Morgengeschäft vorbereitete.
Trotz Einsatz all’ meiner Imaginationskraft gelang es mir einfach nicht, den rabenschwarzen Kaffee zu Pantinen gerinnen zu lassen, darin sich ein Hirn [blue]hinter[/blue] geschwollenen Augenlidern regeneriert.

Nach dem dritten vergeblichen Anlauf bin ich einfach darüber weg gehechtet und hab’ mich in die Geschichte gestürzt.
Hat überhaupt nicht weh getan, denn Dein Humor hat mich ganz lässig aufgefangen!

Von MÖGLICHKEITEN fasziniert, ist er schmunzelnd abmarschiert
 
Hallo Wando,
schön, dass ich mal wieder tatkräftig in Abschiedsschmerzen eingreifen kann. Hab da grad selber meine Probleme; nicht direkt ich selbst, aber ich weiß, man kann keinen überreden - man muss einfach machen - das Glück liegt auf der Straße.
Schön also, dass ich dich erheitern konnte.

Gruss, Marcus



Hallo Rumpelsstilzchen,
irgendwie ist dein Nickname Programm bei dieser Geschichte; der Zusammenhang ist quasi zweideutig.
Ja, der Satz mag ein Holperstein sein, aber er kam mir so natürlich von der Hand, dass es einfach einen realen Bezug zur Wirklichkeit geben "muss". Wahrscheinlich sind das unterbewußt tatsächlich die Hauspantoffeln meines Gehirns, dieser Kaffee und die geschwollenen Augen; nur dass ich meinen Kaffee immer mit Milch trinke. Mein Gehirn latscht dann immer auf diesen beiden Pantinen durch die ersten zwei Stunden des Tages.
Egal, schön, dass ich ein helles Licht, ein Trost in dunkler Stunde sein darf.

Mit freundlichen Grüssen,
Marcus
 

knychen

Mitglied
hauff

das mit den pantoffeln ist für mich ein ganz klares und bekanntes bild, marcus hat es wohl auch so gemeint.
als fan von märchen im allgemeinen und wilhelm hauff im ganz speziellen sehe ich da den kleinen muck mit seinen zauberpantoffeln vor dem inneren auge - hacken hochklappen und sich von den schlappen durch die gegend schieben lassen. so funktioniert das mit dem ersten kaffee nach langer nacht bei mir auch.
und die zu halbkugeln geschwollenen lider - also wer sich das nicht vorstellen kann, sollte einfach einen selbstversuch starten. die person im spiegel am nächsten morgen wird dich synchron zu deinem gedachten "zu wem woll'n sie?" mit einer recht fremden stimme das gleiche fragen.
ich find die story sehr originell, aber der titel verrät zuviel. "sex sells", OK, ist ein argument, aber es nimmt die anfangsspannung.
"GARNICHT" zusammengeschrieben geht ja garnicht.
und die erektion ist ja auch ganz nett, aber wenn das ding das tut, was das wort beschreibt, dann er-i-giert es.
ich will mich aber daran nicht hochziehen, die originelle ausführung macht solche petitessen wett.
ist ja nur, weil ja auch arbeit am text belegbar sein soll.
gruß aus berlin
knychen
 
Hallo Herr Kny,

na, wenn ich da mal nicht den Wald vor lauter Bäumen "nicht" gesehen habe! Als hätte mir Günther Jauch bei dieser Geschichte angesicht zu angesicht gesessen, habe ich die 50-euro-Frage im entscheidenen Augenblick falsch beantwortet.
Gut, die Geschichte ist eh nur für eine Lesung gedacht, aber ich übernehme gleich mal deine Schreibweise des "ER-I-GIERT"seins.
Die Idee kam mir übrigens in irgendeinem sinnlosen Zusammenhang zwischen Architekten und der ohnehin phallusartigen Architektur Dubais. Photos machten dann den Zusammenhang klar: Architekten haben den größten Schwanz von allen im Kopf! Maler natürlich auch, Designer, Schriftsteller - ach, alle Kunstschaffenden; ohne Sexus sähen die meißten ziemlich alt aus, denke ich.

Aber das ist nur so eine Vermutung...

Mit freundlichen Grüssen aus Magdeburg,
Herr Richter

PS: Ich glaube nicht, dass ich einen anderen Titel hätte wählen können - er ist einfach zu nah an der Umgangssprache; aber du hast Recht, er verrät leider zu viel - ist bei der Kürze des Textes aber vertretbar.
 
N

no-name

Gast
Was für eine tolle und vor allem skurrile Geschichte, Marcus! Ich bin
b e g e i s t e r t !!!

Wie kommt man nur auf so etwas? Nein, verrate es mir lieber nicht, denn ich bin nicht sicher, ob ich nach deiner zu erwartenden Antwort noch gut würde schlafen können! ;-P

Nur eine Kleinigkeit ist mir aufgefallen:
Herrn Richter wurde plötzlich heiß.
In diesem Satz ist dir ein n abhanden gekommen.

Ansonsten habe ich null zu meckern, eine wirklich klasse grotesk-phantasievolle Geschichte, Marcus!
Ich gestehe, dass ich beim Lesen sogar Mitleid mit dem armen Herrn Richter empfunden habe...

Viele Grüße von no-name.
 
Hallo Noname,

man, wie bist du nur zu diesem alten Werk von mir durchgedrungen? Es war eine wundersame Geschichte, damals, als ich sie in den Kammerspielen MD vorgelesen habe. Einer, vor mir, hatte doch tatsächlich einen Text, zu dem es wie die Faust aufs Auge passte - du verstehst schon; Schwanz im Kopf.

Gruss, Marcus
 
N

no-name

Gast
Nochmal hallo Marcus,
...man, wie bist du nur zu diesem alten Werk von mir durchgedrungen?
Ganz einfach: Ein Leselupenfreund, der dich gerne liest, hat mich auf dich aufmerksam gemacht. *Zwinker*...
Naja, und da ich es literarisch ganz gern mal skurril habe, hat mich dieser Titel von dir natürlich angesprochen.
Es war eine wundersame Geschichte, damals, als ich sie in den Kammerspielen MD vorgelesen habe.
Dem hätte ich auch gerne gelauscht... Tja, frau kann nicht alles haben.
Einer, vor mir, hatte doch tatsächlich einen Text, zu dem es wie die Faust aufs Auge passte - du verstehst schon; Schwanz im Kopf.
Öhm... nein, weiß ich nicht, aber ich habe, - denke ich, - genügend Phantasie, es mir in Gedanken zusammenzureimen und vorzustellen. :)

Viele Grüße zurück von no-name.
 

Eve

Mitglied
was für eine köstlich-schräge Idee! *g* genau das richtige für einen langweiligen Büro-Nachmittag ;-)

Prima geschrieben, spannend und genau richtig von der Länge (des Textes!) her ... ich finds schade, dass der arme Herr Richter am Ende doch im Zoo landet ...

Viele Grüße,
Eve
 
Tja, wo sollte er auch sonst landen,
nicht wahr, Eve? Ich meine, er ist ja noch irgendwie ein liebenswerter Zeitgenosse, dieser Herr Richter. Bei einem richtigen Macho allerdings könnte ich mir dann auch ein alternatives Ende vorstellen, bei dem der Protagonist enorme intellektuelle Fähigkeiten entwickelt, weil sein Gehirn jetzt doppelt so stark durchblutet wird.
Der Mann mit dem Schwanz im Kopf landet dann im Vorstand von VW und entwickelt das Auto der Zukunft - ein Auto, in dem Mann noch Mann sein darf, oder so ähnlich...

Ich glaube aber, dass für solche Visionen mein Testosteronspiegel einfach nicht den nötigen Höhenstand hat.
Da bleib ich doch lieber beim Zoo.

Gruss, Marcus
 

Roni

Mitglied
schade,

dieses alternative ende faende ich auch absolut ueberzeugend!
neben dir hab ich das gefuehl, ich hab ueberhaupt keine phantasie.

applaus!

roni
 
Was für ein Kompliment,
und das ausgerechnet von dir, Roni;
weiche bücklings zurück.

Aber solche Fantasien führen einen auch ganz leicht an den Rand der Dämlichkeit - deshalb will ich lieber vorsichtig sein.

Gruss, Marcus
 
D

Dominik Klama

Gast
Grotesk komisches Capriccio von einem Mann, der mit einem Kater aufwacht und einen zweiten Schwanz hat, nämlich am Kopf. Selbiger erigiert in Anwesenheit von Krankenschwestern und führt im Zoo zu Aufruhr am Affenkäfig, wo Herr Richter sich alsbald befindet.

Also, Herr Richter ist garantiert nicht metrosexuell, weil er sich nicht schminkt und (dennoch) mit Frauen schläft wie Brad Pitt (mir ganz entgangen, dass der sich schminkte), sondern Herr Richter reflektiert einfach nur auf die alte Volksweisheit, dass Männer mit dem Schwanz denken. Hm. Was aber, meines Erachtens nicht heißt, dass sie einen Schwanz im Kopf, sondern eher, dass sie ziemlich wenig im Kopf und dafür ihr Hirn weiter unten sitzen haben.

Was sie in so einer Nacht im Kopf hatten, wie sie Herrn Richters mühsamem Aufwachen vorangegangen sein dürfte, stelle ich mir eher vor als: Muschi, Weiberarsch, Möpschen. Und dann überkommt mich so eine Ahnung, dass mir Herrn Richters Zusammenstoß mit der Restwelt bestimmt mehr Spaß gemacht hätte, wenn seine Denkerstirn von Möpschen, Weiberarsch und Muschi gekrönt gewesen wäre nach solcher Nacht.

> „Aber ob Klaus ... seine Entschuldigung ... akzeptiert hätte, war ihm plötzlich nicht mehr sicher.“
> „Groß ist er ja nicht“, meinte die Mittvierziger abfällig.“
> „Er stand Angesicht zu Angesicht zu der geifernden Meute.“

Angesichts des überschaubaren Umfangs der Geschichte, der vielen lobenden Leser, des Zeitraumes, in welchem dies hier nun schon steht, und des Ranges von Marcus als „Fast-Bestseller-Autor“ hätte ich solche Fehler eigentlich nicht mehr erwartet.
 
Ach, Dominik,

eine alte Kamelle, von der ich schon gar nicht mehr recht weiß, wo und wann ich sie verfasst habe. Ist natürlich Unsinn - weiß ich noch ziemlich genau. Es war irgendsoeine Lesung in den Kammerspielen. Erinnere mich, dass die Geschichte dort ganz gut funktioniert hatte.
So als Unterhaltung für zwischendurch.

Komisch, nicht wahr, dass viele darauf aus sind.
Aber ich bin kein Moralapostel.
Es ist eine Minifarce, ein Schmunzler - höchstens.

Mehr sollte es gar nicht sein.

Grüsse, und danke für den Weckruf,

Marcus
 



 
Oben Unten