Schwarze Witwe

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ENachtigall

Mitglied

Schwarze Witwe

Ich spinne ein Netz
aus meinem roten Faden;
geduldig, ordentlich und fest,
für deine Geheimnisse:
die flatterhaften Fliegengewichte
und die schweren Seelensteine.

Ich spinne ein Netz
aus meinem roten Faden.
Behutsam wie deine Hand
auf meinem Haar,
lege ich sie hinein;
mit jedem Bein, gebe ich Acht,
dass ich keins übersehe, verliere,
keins fallen lass.

Ich spinne ein Netz
aus meinem roten Faden,
verschließe es sorgsam und gut.
Zwischen den wilden Erdbeeren
verstecke ich es im Sommer.
Im Herbst kann es
im Schneckenhaus ruhen.
!
!
!
!
!
!
!
!
!
Ich seile mich ab
an meinem roten Faden,
in Eile,
für eine Weile
hinab
zum geheimen Gemahl.
Doch beiß ich ihn nicht,
gemäß der Natur,
nach dem feurigen Liebesspiel
mit dem giftigen Kuss.
Ich begnüge mich leise,
beiße andeutungsweise,
so hat auch Herr Spinne Genuss!
 

Kasper

Mitglied
hallo ENachtigall

Ein ausgezeichneter Text mit manigfacher Auslegungsmöglichkeit.........besonders gefallen mir die letzten Zeilen: ...nach dem feurigen Liebesspiel....so hat auch Herr Spinne Genuss!
- könnte vom virtuosen Erhardt Heinzi stammen ;) ;)

lg
Kasper
 

ENachtigall

Mitglied
hallo Honey, hallo Kasper,

freut mich, Euer Lob über dieses schon fast vergessene Gedichtchen zu lesen.

Die humorvolle Wendung zum Schluss zu schreiben, hat mich selbst amüsiert!

Gute Nacht
Elke
 



 
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