Sebastian

3,50 Stern(e) 2 Bewertungen

Kyra

Mitglied
Sorgfältig streifte Sebastian mit den Händen das Wasser von seinem Körper, bevor er auf Zehenspitzen aus der Dusche auf die grüne Badematte trat. Er angelte nach dem schwarzen Handtuch neben dem Waschbecken und zog sich wieder in die Wärme der Duschkabine zurück, wo er sich sorgfältig, bei seinem millimeterkurz geschnittenen Haar beginnend, abtrocknete. Bei seinem Schwanz verharrte er ein Weilchen, zog die Vorhaut zurück, tupfte auf die Eichel und umschloss anschließend seine Eier mit einem genussvollen Griff. Sein Sack schien etwas zu groß für den Inhalt geraten zu sein. Sebastian fand seinen Schwanz wunderschön, groß, dick und vor allem sehr lang - ganz wie ein Schwanz aus einem Schwulenporno, den er mal bei einem Freund gesehen hat. Sein Sack bereitete ihm weniger Freude, die Eier schienen sich darin zu verlieren. Er musste grinsen, verlorenen Eier, war das nicht irgendetwas zum Essen…
Er stieg aus der Dusche und trocknete pingelig jeden einzelnen Zeh ab, er hatte schon einmal Fußpilz gehabt, das war ekelhaft gewesen, wie sich die Haut von seinen Füßen löste und juckende Löcher hinterließ. Als er sich anschließend noch einmal über das Gesicht wischte, schnüffelte an dem Handtuch und warf es angewidert auf den Boden. Er beroch direkt seine Arme und Hände, verzog den Mund leicht, beschloss aber, nicht noch einmal zu duschen. Aus einem reichhaltigen Sortiment von Flaschen wählte er ein herbes Eau de Toilette, das er großzügig über Hals und Oberkörper verteilte. Eigentlich musste er sich über seinen Geruch keine Gedanken machen, er hatte heute Nachmittag nicht vor, jemandem besonders nahe zu kommen.
Dann widmete er seine ganze Aufmerksamkeit seinem Schwanz, er nahm ein wenig Babyöl, verteilte es in seinen Handflächen und massierte ihn so lange, bis er leicht anschwoll und glänzte, wie ein fetter Albinoaal.
Schließlich noch reichlich Körperpuder, leider schwitzte er immer sehr stark, wenn er sich aufregte, dann verließ er mit ein paar angedeuteten Tanzschritten das Bad.
Er ging durch die großzügige Diele in sein Schlafzimmer, drehte sich einmal anmutig lächelnd, mit erhobenen Armen vor den Spiegeltüren des Kleiderschranks, bevor er sie beiseite schob und seine Garderobe begutachtet. Sebastian wählte eine schwarze, dünne Leinenhose, ein hellblaues Hemd mit weißem Kragen, eine dunkelblaue Krawatte und geflochtene Lederslipper. Die Hose musste dunkel sein, sonst kam sein Schwanz nicht zur Geltung - er versuchte er sich möglichst konservativ zu kleiden, dann war der Schock bei den Frauen noch größer. Probehalber zog er den Reißverschluss der Hose auf und ließ seinen Schwanz heraushängen und trat ein Stück vom Spiegel zurück. Was er sah fand er so erregend, dass sein blanker Schwanz direkt ein wenig anschwoll.
Hier stand ein gepflegt angezogener Herr von Ende Dreißig, alles schien normal, außer dass, ganz beiläufig, sein Pimmel aus der Hose hing.
Seit Sebastian vor fast fünfzehn Jahren dieses eine Foto gesehen hatte, ließ ihn die Vorstellung nicht mehr los. Er war in einem Kunstmagazin darauf gestoßen, der Unterkörper eines Mannes, dem ein dicker, schlaffer Schwanz aus der Hose hing. Auf diesem Bild war es ein Schwarzer, die haben ja angeblich oft so lange Dinger. Viele Jahre hat er diese Phantasie verdrängt, schließlich war der Gedanke allein schon pervers, seinen Penis aus der Hose hängen zu lassen, damit andere ihn sehen.
Er hatte nur einmal einem andern Menschen davon erzählt, das war an seinem dreißigsten Geburtstag gewesen, an diesem Tag hatte er sich mit seiner langjährigen Freundin Candida offiziell verlobt. Sebastian hatte viel getrunken und als alle Gäste gegangen waren, hatte er sich mit Candida auf das Sofa gesetzt, um noch ein letztes Glas Sekt zu trinken und eine letzte Linie zu ziehen. Sie hatten beide keine Lust noch aufzuräumen, so lästerten sie über ihre Freunde, planten die Hochzeit und waren überdreht und fröhlich – bis Sebastian plötzlich auf die Idee kam, ihr von dem Foto und seinen Phantasien zu erzählen. Candida hatte zwar noch einmal bei ihm übernachtet, weil sie zu betrunken war, um noch zu fahren, aber am nächsten Morgen zeigte sich, sie war doch nicht betrunken genug gewesen, um alles zu vergessen. Ohne böses Wort verschwand sie einfach aus seinem Leben, ignorierte Anrufe, verweigerte Gespräche, bis er schließlich aufgab und sich mit seinem Junggesellenleben abfand.
Als Sebastian sich jetzt vor dem Spiegel über seine Designerkrawatte strich, dachte er dankbar daran, dass er einen guten Job hatte, der ihm ein recht großzügiges Leben gestattete. Die schöne Altbauwohnung hatte er voriges Jahr von seiner Mutter geerbt. Sebastian hatte seine Mutter sehr geliebt, aber es war damals schon gut, dass sie gestorben ist, ihr Leiden hatte ihn sehr bedrückt und seinem Leben, wie ein Parasit, die Fröhlichkeit entsogen. Als es mit ihr dem Ende zuging hatte er sie kaum noch besucht, weil er sonst den ganzen Tag deprimiert war.
Komischerweise hatte sie ihn dann doch nicht ganz verlassen, ihr Atem schien ihm geblieben zu sein. Obwohl er alles neu gestrichen, fast alle ihre Möbel verkauft hatte, blieb doch ein eigentümlicher Geruch in der Wohnung - der Geruch einer alten Frau. Sebastian konnte ihn schwer beschreiben, es war wie eine Mischung aus einem gärenden Obstsalat, versetzt mit etwas Schimmel, einer Spur Staub und einer Portion Kränklichkeit. Jedes Mal, wenn er die Wohnung betrat, schnaubte er den ersten Atemzug angeekelt wieder aus. Nach wenigen Minuten hatte er sich daran gewöhnt und roch es nicht mehr. Sicher würde auch diese letzte Anwesenheit seiner Mutter bald verschwinden. Er hätte gerne die Wohnung mit einem herben, männlichen Aroma erfüllt, leider rauchte er nicht mehr – dann wäre es schneller gegangen.
Sebastian trat ans Fenster, das Wetter war ideal – bedeckt und über zwanzig Grad. Obwohl heute Samstag war, würde der Stadtwald nicht übervölkert sein, einige Läufer, die Hundebesitzer und seine Lieblinge: Freundinnen, mit gesenkten Köpfen in Gespräche versunken, die ihn erst bemerkten, wenn sie dicht an ihm vorbeigingen. Aber er wollte nicht ungerecht sein, auch ältere Damen die mit ängstlich-neugieriger Entrüstung ihre kleinen Hunde an ihm vorbeizerrten, konnten ungemein erregend sein.
Sebastian verließ das Haus mit an Übelkeit grenzender, doch glücklicher Spannung - als würde er gleich seine lange ersehnte Liebste treffen.
Er parkte sein Auto an einer kleinen Haltebucht am Park und nahm die „Zeit“ vom Rücksitz. Die nahm er immer zu seinen sonntäglichen Ausflügen mit, zum einen las er sie gerne, aber vor allem bot sie einen intellektuellen Schutzschild.
Von seinem Parkplatz führte nur ein kleiner Trampelpfad zu den breiten Wegen, falls er doch einmal schnell verschwinden müsste, könnte er Verfolger so leicht abschütteln. Zum Glück war dies noch nie wirklich der Fall gewesen. Nur einmal musste er einen kurzen Rückzug antreten, als ein Fahrradfahrer versuchte ihn zu verfolgen.
Aber Sebastian ist damals nur rasch in einen anderen Weg eingebogen und hatte sich mit der Zeitung und seiner goldgefassten Lesebrille auf die nächste Parkbank gesetzt. Als der Radfahrer mit verschwitzten Unterhemd und lila Radlerhosen um die Ecke bog, hatte er ihn zwar misstrauisch beäugt, konnte aber Sebastians strengem Blick über den Zeitungsrand hinweg nicht standhalten und fuhr mit gemurmelten Beschimpfungen weiter.
Während Sebastian sich durch das Gebüsch einem der Hauptwege näherte, dachte er nach, wo er sich heute postieren sollte. Er entschied sich für eine seiner Lieblingsstellen, ein kurzes Stück ansteigender Wiese, an das sich ein Dickicht anschloss. Sollte ihm hier jemand zu nahe kommen, konnte er zwischen den Büschen verschwinden, dann würde er nach etwa hundert Metern auf einen Parallelweg stoßen und wäre in Sicherheit.
Dieser Platz bot ihm einen wunderbar weiten Blick über den See mit den Enten und Schwänen und die angrenzende Wiese mit der alten Baumgruppe. Der Weg führte am See entlang, sein Standort hatte genau die richtige Distanz, etwa zwanzig Meter entfernt.
Sebastian bezog seinen Posten wie ein Verliebter, mit wackligen Knien, Herzklopfen und feuchten Händen - er hatte vergessen, seine Hände einzupudern, schoss es ihm durch den Kopf.
Hätte er nur jemanden gehabt, dem er davon erzählen könnte, wie aufregend, wie intensiv und erregend diese Augenblicke waren. Oft sprach er in Gedanken mit Candida darüber. Obwohl sie seit Jahren keinen Kontakt mehr miteinander hatten, war sie in seinen Phantasien noch immer seine Vertraute.
Eine Familie mit Kindern ließ er unbehelligt vorbeiziehen, aber von der anderen Seite näherte sich schon eine ältere Dame mit einem Pudel. Sebastian drehte sich um, öffnete seine Hose und brachte seinen Schwanz rasch in Stimmung. Als Sebastian einen Schritt auf die Frau zuging, stellte er erfreut fest, dass sie viel jünger war, als er gedacht hatte, höchstens vierzig, nur sehr unvorteilhaft gekleidet. Jetzt kam der schönste Moment für ihn, die Frau hob den Blick, sah ihn an, stutzte eine Sekunde, konnte aber ihren Blick nicht sofort von seinem rasch anschwellenden Schwanz wenden. Die Lust, die Sebastian in diesem Augenblick durchfuhr war unbeschreiblich, es gab keine Gewöhnung. Seine Begierde war grenzenlos, er musste sich wegdrehen um nicht sofort einen Orgasmus zu bekommen. Er wollte die Frau nicht berühren oder besitzen, allein seinen Schwanz in ihren Augen, ihrem Kopf und damit in ihr zu wissen, machte ihn wahnsinnig. Einmal hatte er nicht aufgepasst, ein junges Mädchen war einfach stehen geblieben und hatte ihn angestarrt, vielleicht war sie kurzsichtig gewesen, jedenfalls die Dauer und Intensität ihres Blickes hat ihn vor ihren Augen abspritzen lassen, obwohl er sich das eigentlich lieber für den Abend im Bett aufhob.
Heute war es noch gut gegangen. Während er der Frau den Rücken zuwandte, drückte er seinen Schwanz so fest er konnte zusammen, langsam zog sich seine Erregung wieder etwas in den Bauch zurück.
So blieb Sebastian eine Weile stehen, bis seine Erregung wieder zur Lüsternheit geschrumpft war. Als er sich dann umdrehte, ließ er die Hose zwar geöffnet, aber hielt sich die Zeitung lässig vor den Bauch. Plötzlich erschien ihm der Park wie ausgestorben, die Frau mit dem Pudel hatte sich mit schnellen Schritten entfernt, er sah auf die Uhr, kurz vor fünf, die Nachmittagsspaziergänger waren wohl schon durch, die Abendgänger würden noch kommen. Unentschlossen überflog er die gefaltete Zeitung, als ein Jogger sich näherte. Mit denen wollte er nichts zu tun haben, rasch drehte er sich weg und tat, als würde er pissen.
Er wollte sich schon gelangweilt ins Gras setzten, als er am Endes des Weges zwei junge Mädchen auftauchen sah. Er fühlte seinen Herzschlag bis zur Schwanzspitze pulsieren. Wie er dieses Vorspiel liebte, dieses Hinauszögern was ihn bis zur Unerträglichkeit geil machte. Die Mädchen blieben stehen und sahen sich die Schwäne an, einen Augenblick schien es sogar, als würden sie auf die Liegewiese abbiegen, bis sie schließlich zu seiner Erleichterung den Weg fortsetzten und langsam auf ihn zukamen.
Eines der beiden Mädchen war sogar wirklich hübsch, dafür hatte die andere eine Brille auf. Sebastian mochte Frauen mit Brille, zum einen war er dann sicher, dass sie seinen Schwanz wirklich sahen, außerdem verstärkte eine Brille die Wirkung eines Blickes, machte ihn unanständiger, ja geradezu obszön.
Sebastian versuchte an etwas anderes zu denken, während sich die beiden näherten; er sollte am Montag einen Ölwechsel bei seinem Auto machen lassen, der war schon längst fällig, versuchte er sich abzulenken. Er mochte es gar nicht, schon einen richtig Steifen zu haben, bevor der erste Blick ihn berührte. Der größte Genuss war, wenn sein Glied noch halb weich herabhing und erst durch das Saugen der Frauenaugen so heftig anschwoll, als würde es gleich platzen.
Gleich waren die beiden auf seiner Höhe. Sebastian ließ die Zeitung sinken und wedelte heftig mit ihr herum; sonst würden sie ihn möglicherweise gar nicht bemerken, so vertieft wie sie in ihr Gespräch waren. Erst bemerkte ihn die mit der Brille, sah allerdings schnell weg und schubste ihre Freundin an und tuschelte ihr etwas zu. Dann flogen beide Köpfe zu ihm herum, zwei Augenpaare auf seinem brennenden Pimmel. Er atmete tief durch und versuchte jeden kostbaren Augenblick im Gedächtnis zu behalten. Beide versuchten so zu tun, als würden sie nichts bemerken, aber er konnte genau sehen wie der Hübschen der Mund aufklappte, die andere biss sich auf die Lippen; dies verlieh ihr, zusammen mit der Brille, in Sebastians Empfinden, einen ungeheuer gierigen Ausdruck. Er kniff sich schmerzhaft in die Oberschenkel, um nicht sofort abzuspritzen. Später sollte er daran denken, wie komisch es wohl ausgesehen hatte, als hielte er seine Hände, wie ein Soldat in Habtachtstellung, militärisch an die Hosennaht. Ein gehorsamer Befehlsempfänger seiner Begierde.
Leider näherte sich ein Gruppe Jugendlicher auf ihren Mountainbikes, trotzdem versuchte Sebastian seinen Abgang hinauszuzögern, die Mädchen gingen weiter, aber nach einigen Metern konnte es sich die Hübsche nicht verkneifen, noch einmal über die Schulter zu ihm hinzusehen. Offenbar hatten die jungen Männer auf den Rädern ihn auch erspäht, grölend traten sie in die Pedale.
Sebastian floh ins Gebüsch, Zweige schlugen in sein Gesicht, eine Brombeerhecke umschlang sein Bein und gab es erst mit einem hässlichen Reißen des Stoffes frei. Einmal fiel er hin und schlug schmerzhaft mit dem Knie auf eine Wurzel. Schließlich erreichte er den anderen Weg, stoppte hier seinen Lauf um nicht aufzufallen und ging zügig zu seinem Auto zurück.
Nachdem er eingestiegen war, legte er erst einmal den Kopf in den Nacken und versuchte sich zu beruhigen, alles war in Ordnung, keiner hatte ihn erkannt, er hatte es wieder einmal geschafft.
Auf der Rückfahrt hielt Sebastian bei einem italienischen Restaurant und gönnte sich ein ausgiebiges, frühes Abendessen mit einem halben Liter Weißwein. Auf die scherzhafte Bemerkung des Wirtes über sein derangiertes Aussehen entgegnete er mit künstlicher Heiterkeit, er habe das neue Fahrrad eines Freundes ausprobiert.
Später, als er beschwingt seine Wohnungstür öffnete, schlug ihm wieder der altjüngferliche Geruch entgegen. Heute störte er ihn nicht wie sonst, er empfing ihm so vertraut und sicher, wie einen Umarmung seiner Mutter.
Sebastian ging in die Küche, holte aus dem Kühlschrank eine angebrochene Flasche Champagner und ein Glas. Dann sank er mit einem zufriedenen Seufzer auf sein Ledersofa, schaltete den Fernseher an und ließ sich von einer langweiligen Show den Schreck aus seinem Körper spülen.
Später ging er ins Schlafzimmer, zog sich aus und besah seine Blessuren im Spiegel. Eine Abschürfung zog sich über seine linke Wange, beide Hände und Unterarme waren durch die Dornen von vielen kleinen Stichen und Kratzern übersäht, das Knie mit dem er aufgeschlagen war, schien etwas angeschwollen zu sein.
Glücklich und erschöpft legte Sebastian sich auf sein Bett, streckte sich behaglich aus und ließ jedes Augenpaar noch einmal auf seinen Schwanz treffen, spürte der Lust hinterher, kaute sie genüsslich so lange wie ein Stück Schwarzbrot bis er die Süße schmeckte.
 
C

caspar

Gast
spürte der Lust hinterher, kaute sie genüsslich so lange wie ein Stück Schwarzbrot bi

meine fresse,
dein text gefällt mir
und ich bekam angst als ich ihn las.
 

Marc Mx

Mitglied
Macht Spaß, das zu lesen!

Die Geschichte hat mich schon durch die detailierten Beschreibungen am Anfang angezogen, doch als ich dann merkte, daß da noch mehr hinter steckt, habe ich noch ein bißchen schneller gelesen... Klasse Text. Gratuliere!
Allerdings: Ich kenne Frauen, denen solche Begenungen schon passiert sind (z.B. einer Freundin, als sie neuen Jahre als war) und diese Geschichte verharmlost das Ganze auf eine gewisse Weise. Das würde ich sicher als erstes kritisieren, wenn ein Mann der Autor wäre!
Viele Grüße
MarcPlanet.de
 
E

ElsaLaska

Gast
mann-frau-autor

hallo kyra,
genau wie marc mx schon schrieb, habe ich weitergelesen, weil die details am anfang so echt waren, habe an anderer stelle auch noch weiter dazu geschrieben...
ich versuche mir nur gerade krampfhaft zu überlegen, wie ich auf den text reagiert hätte, wenn ein Kyrus der Autor gewesen wäre, aber ich komme zu keinem ergebnis.
ich hatte schon zwei solcher erlebnisse, davon war eines nicht ganz so harmlos, wie es sonst eigentlich bei exhibitionisten üblich ist, aber ich hatte nicht das gefühl, dass das thema verharmlost wird. allerdings habe ich mich auch nicht für den rest meines lebens damit herumgetragen, dass mir irgendein gestörter idiot mal seinen schwanz gezeigt hat. dadurch, dass kyra das ganze geschehen fast klinisch genau beschreibt (ich entsinne mich auch nicht an eine wertung, wenn ich den text revue passieren lasse) scheint doch erst auf, was für eine armselige existenz dieser typ doch ist. angst habe ich keine bekommen ;-)
liebe grüsse
elsa
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
sehr

einfühlsam geschriebene geschichte. armes schwein, der exhibitionist, aber wesentlich sympathischer als ein vergewaltiger. man liest sich. lg
 

Kyra

Mitglied
mein nicht vorhandener Schwanz ;-)

Hallo,

es freut mich, wenn Euch die Geschichte gefallen, oder zumindest nicht zu sehr abgeschreckt hat. Der Kern liegt wohl darin, dass ich sehr gerne selber einen Schwanz hätte, naja, vielleicht im nächsten Leben ;)
So gesehen war nicht nur die Geschichte "pervers" auch die Schreiberin ist es ein wenig....

Viele Grüße

Kyra
 
E

ElsaLaska

Gast
wunschschwänze

höhöhö kyra,
jetzt musste ich aber doch lachen wegen deines outings....
es ist nicht so, dass mich die aussage völlig unerwartet getroffen hätte, immerhin merkt man deinem text ja die liebe zum geschilderten gegenstand deutlich an ;-)
aber der nachteil an der ganzen geschichte ist doch, dass das dingens immer so blöd aussen rumhängt (was ja dann auch diese ganzen kompensierungsgeschichten auslöst: mein pimmel ist nicht ganz so, also brauche ich ein riesenauto usw.), er macht sich damit automatisch zum gegenstand einer bewertung.
so wie eben brüste bei frauen gemessen gewogen, aufgeblasen werden müssen. naja, es gibt sicherlich perversere wünsche und vorstellungen (bäh. dieses albinoaal dings geht mir nicht aus dem kopf...pfui...aber schön pfui!)
es revanchiert sich
elsa
 
Ich

mag diese Geschichte von dir auch mal wieder besonders. Und Kyra: Ätsch, ich hab einen! Ich kann S. sehr gut verstehen und dich auch. Ich könnte dir meinen mal leihen, wenn du willst. Aber Vorsicht an dieser Stelle: Haischwänze sind groß und agressiv. Ansonsten mögen Haie aber dominante Frauen, da passt das ja ganz gut ;) . Alles Liebe vom (riesigen) Grauhai.
 

Kyra

Mitglied
Schwänze und kleine Grauhaie

@ Elsa
ja rumhängen tut er, aber er kann so tolle Sachen machen, hart, weich, spucken....er ist wie ein rotes Feuerwehrauto, ein wunderbares Spielzeug ;)... haben wollen!!!
@ kleiner Grauhai,
kann es sein dass gewisser Grauhai sich unter dem falschen Namnen "m." mir in einem anderen Forum unbemerkt, da unter Wasser, genähert hat? ..., er muss aufpassen, sonst gibt es Haifischflossensuppe :D



Ganz liebe Grüße an Euch beide

Kyra
 
ich

muß dich enttäuschen Kyra. Ich habe nie einen anderen Namen als Kolja oder Grauhai oder Hai. Ansonsten würde ich mich dir per E-Mail nähern, unter Wasser.
 

Kyra

Mitglied
OOCHH

muß dich enttäuschen Kyra.
das ist aber schade, aber ich hatte es schon gemerkt ;)
ich kam wegen "dominant" drauf, weil ich das da geantwortet habe.....


Liebe Grüße
von Kyra die heute Geburtstag hat!!!!!
 

Svalin

Mitglied
Happy birthday :)

Na dann darf man ja gratulieren! Übrigens auch zu der Geschichte ;-)

Alles Gute wünscht
Martin
 

lara_star

Mitglied
Happy Birthday!

Auch von mir ganz liebe Geburtstagsgrüße und Wünsche!
Ich kann das mit dem auch haben wollen gut verstehen, so manchmal fänd ich das auch ganz witzig, aber nicht ständig.
ich find 's auch toll, wie einfühlsam Du die Geschichte geschrieben hast.
Aber die Verlobte muß schon komisch sein, wenn sie so lang mit jemand zusammen ist und dann ohne ein Wort geht.
Hast Du mal den Film Happiness gesehen?
An den erinnert mich die Geschichte auch, weil der Film eben so ist, daß man die Freaks auf einmal versteht.
Und auch wenn mir schon mal n Exhibitionist begegnet ist, macht mir die Geschichte keine Angst oder so (stand irgendwo weiter oben) denn "er" tut mir ja nichts.
Aber den Anfang fand ich's fast ein wenig arg "Schwanz" fixiert. ;)

So long und lass Dich schön feiern heut!
Alles Liebe,
Lara
 
D

Dominik Klama

Gast
Der heilige Sebastian

Ein kleines Porträt von Sebastian, einem bebrillten „ZEIT“-Leser und Junggesellen, dessen höchstes Glück ist, seinen geliebten Penis vor Passanten zu entblößen.

> „Er war in einem Kunstmagazin darauf gestoßen, der Unterkörper eines Mannes, dem ein dicker, schlaffer Schwanz aus der Hose hing. Auf diesem Bild war es ein Schwarzer, die haben ja angeblich oft so lange Dinger.“

Das schwarzweiße Foto ist von Robert Mapplethorpe. Seine Wirkung beruht auf provokativen Kontrasten. Es ist ein schwarzer Mann, der einen seriösen, tatsächlich ein wenig spießig anmutenden Anzug trägt. Das Gesicht ist nicht zu sehen. Dass es ein Schwarzer ist, sieht man an dem Geschlechtsteil, welches groß, aber völlig schlaff ist. Der Kontrast zwischen der Schale, welche man eher einem weißen Bürokaufmann als einem Schwarzen zuordnen würde, und dem „Tierischen“ des Geschlechtsorgans. Dann aber auch wieder der Kontrast zwischen diesem „Tierischen“ und der großen Friedlichkeit, mit der es hier hängt.

Natürlich spekuliert Mapplethorpe, der schwul war, an Aids starb und viele schwule Sexmotive fotografiert hat, darunter ausgesprochen harte Sachen, Mapplethorpe, der oft eine geradezu klinische Klassik und Monumentalität in seinen Bilder hat, der schwarze Männer mit ihren maskulinen Muskelgebirgen immer wieder fotografiert hat, auf soziale Stereotypen. Dass die Schwarzen angeblich von Natur aus besser ausgestattet seien. Nun, wer Mapplethorpe-Fotos kennt, glaubt es „blind“. Das aber weiß Mapplethorpe sehr wohl: Die tatsächlich die Macht haben, sind die weißen Männer, nicht die schwarzen. Aber heimlich fühlen sich diese weißen Männer den schwarzen unterlegen, weil jene sexuell die größeren „Bestien“ seien und auch die größeren Schwänze hätten. Da tut sich im Bereich der menschlichen Begierden eine Sphäre auf, die mit den Mitteln von Besitz, Macht, Kapital, Regierung, Gesetz, Gericht, veröffentlichter Meinung nicht in Griff zu bekommen ist. Für Mapplethorpe war das eine gute Nachricht, dass die Herrschaft der Herrschenden nie total sein würde.

Gehe ich von meinen einerseits wenigen, andererseits auch zufälligen persönlichen Einblicken in dieser Materie aus, kann ich bestätigen: Ja, im Allgemeinen sind schwarze Männer besser ausgestattet, was das angeht, als weiße Männer. Allerdings wird die Bedeutung von großen Schwänzen von sozusagen jedermann auf der Welt furchtbar überschätzt: weiße Männer, schwarze Männer (und was sollen die gelben denn sagen?), schwule Männer, heterosexuelle Männer, Frauen. Schon mal, dass die Unterschiede sich meist etwas nivellieren, wenn die Geräte Maximalgröße erreicht haben. Und dann eben, dass nicht zählt, was man messen kann, sondern was man fühlt. Fühlt - erst mal ganz allgemein gesprochen, wie gerne man mit jemand zusammen ist. Und zuletzt auch ganz platt, technisch und organisch genommen: Die sensiblen Nervenenden, welche erotisierende Botschaften ans Gehirn melden, sitzen zum größten Teil außen an den Körpern, dort, wo die Schwänze eindringen – und nicht tief drin, da wo sie hinreichen, wenn sie besonders lang sind.

> „Sebastian fand seinen Schwanz wunderschön, groß, dick und vor allem sehr lang - ganz wie ein Schwanz aus einem Schwulenporno, den er mal bei einem Freund gesehen hat.“

Selbstverständlich sind Schwänze in Schwulenpornos und auch ganz allgemein in schwuler Aktfotografie, pornografisch muss die nicht sein, zumeist recht wohl proportioniert. Die Leute, die das machen, suchen sich entsprechende Modelle aus, weil sie wissen, was der Kunde gerne sehen möchte. Es gibt in schwulen Kreisen aber auch ein tieferes, grinsendes Volkswissen, das besagt: Wenn einer einen großen, dicken, langen Schwanz hat, kannst du drauf wetten, dass er den „nie benutzt“, sondern dass er selbst derjenige ist, der es gemacht bekommen möchte von den kürzeren Schwänzen. Warum das so ist, ist schleierhaft. Aber diese Tendenz ist feststellbar in der Natur.

> „Dann widmete er seine ganze Aufmerksamkeit seinem Schwanz, er nahm ein wenig Babyöl, verteilte es in seinen Handflächen und massierte ihn so lange, bis er leicht anschwoll und glänzte, wie ein fetter Albinoaal.“

Hm. Ich habe noch nie mit Öl masturbiert, obwohl das natürlich geht, bloß, dass man hinterher überall Ölflecken hat, die man waschen muss. Von daher hat es mich oftmals gewundert, dass in Filmkomödien aus den USA und von der Fraktion Teeny-Filme oder „gewagte“ Brüller-Komödien im Rahmen einer längeren Zelebration Handtücher (manchmal mehrere!) und Ölfläschchen bereit gestellt werden, wenn’s an das geht. Die Handtücher (muss man dann auch waschen) kann man aber einfach durch Haushaltskrepp-Rollen von Zewa oder so ersetzen (saugkräftig, wegwerfbar). Das Öl erkläre ich mir mittlerweile so: Viele Amerikaner sind beschnitten. Ein Membrum ohne Vorhaut mit sich tragen, unter anderem oft in engen Stoffhosen, führt wohl dazu, dass die Empfindlichkeit an manchen Stellen eine andere wird als beim gemeinhin unbeschnittenen jungen Mitteleuropäer. (Da fällt mir ein, über dieses Thema muss ich mit dem einen oder anderen türkischen Herren mal sprechen. Die sind auch beschnitten.)

> „Die Lust, die Sebastian in diesem Augenblick durchfuhr, war unbeschreiblich, es gab keine Gewöhnung. Seine Begierde war grenzenlos, er musste sich wegdrehen, um nicht sofort einen Orgasmus zu bekommen. ... Er kniff sich schmerzhaft in die Oberschenkel, um nicht sofort abzuspritzen.“

Das glaube ich dem Text einfach nicht. Als Mann ist mir auf die Art, wie man das kennt, in Wald und Flur, bei hellem Sonnenschein, als schockhafte Überraschung ein Penis noch niemals vorgezeigt worden. Als schwulem Mann sind mir aber schon Aberdutzende von Schwänzen vorgewiesen worden an schwulen Kontaktorten – die waren oft steif und wurden oft masturbiert. Allerdings waren die Männer nicht so Exhibitionisten wie Sebastian, sondern solche, die mit diesem Zeigen animieren wollten, Hand anzulegen. Was ein gewisser Unterschied ist. Ich kann bloß mitteilen, dass ich noch nie einen Schwanzzeiger gesehen habe, der tatsächlich zum Orgasmus gekommen wäre nur vom Vorzeigen her. Ich glaube nicht, dass das funktioniert. (Kann mich irren, besser Wissende mögen mich belehren!) Nicht ohne manuelle Nachhilfe. Der hier aber muss sich manuell davon abhalten, damit es nicht passiert!

In einem späteren Kommentar zu ihrem Text schrieb die Autorin, sie beneide die Männer manchmal um dieses Ding, es sei ein so schönes Spielzeug.

Ach... Na ja. Für mich gibt es eigentlich nur einen einzigen, nicht zu verachtenden Vorteil, den Schwanz zu besitzen. Man kann im Stehen pinkeln. Man muss dazu den Schlitz nur wenige Zentimeter öffnen. Was erlaubt, vor allem nachts, wenn einen die Natur ankommt, flugs sich gegen ein Gebüsch zu drücken. Kommt vielleicht ein Autofahrer, strahlt einen an im Vorbeifahren. Die sehen aber nur kurz einen stehen, umgewandt. Für Frauen wäre es peinlicher.

Ansonsten ist der „Vorteil“, einen Schwanz zu tragen, dass man somit ein Mann ist und keine Frau. Ob es allerdings nicht besser wäre, eine Frau zu sein, kann ich gar nicht wissen, weil ich noch nie eine war. Ansonsten, wie schon oben erwähnt wurde, sind die Unterschiede so groß auch wieder nicht. Wer sich, ob sein Penis zu kurz wäre und zu lange brauche, um steif zu werden, diese dummen Sorgen nicht machen muss, weil „er“ eine Frau ist, der muss sich dumme Sorgen machen über Brustgrößen und faltige Haut am Hals.

Und wunderbare, voll und ganz vergleichbare und befriedigende Orgasmen kann man sowohl mit dem Stängel wie mit der Büchse haben. Das kann ein Mann schon sagen. Besonders, wenn er schwul ist.

Was ich in dieser Geschichte sehr vermisse, ist etwas wie: Entwicklung, Konflikt, Wendepunkt, Handlung, Geheimnis. (Also nicht alles zusammen und nicht in dieser Reihenfolge, aber schon das eine oder andere davon.)

Dass wir als Leser auf der Seite von Sebastian stehen sollen, lernen wir schnell. Da wissen wir nicht, was das für einer ist. Auch das lernen wir bald, vielleicht zu bald. Erwarten würden wir dann vielleicht eine Konfrontation, einen Widerstand. Etwa, dass er festgenommen wird von der Polizei oder dass er sich in eine Frau verliebt, sehr zu seinem Schrecken, diese Liebe dann scheitert, weil die Frau ihn als Exhibitionisten kennen gelernt hat. Alles von dieser Art bleibt aus. Sebastian ist einfach ein fröhlicher kleiner Perverser und hat Spaß bei seinen Spielchen. Und Ende.

Das ruft Leserstimmen auf den Plan, die dem Text vergeben müssen, dass in ihm „böses“ Tun nicht gerechte Strafe erfährt. Nämlich, er ist von einer Frau verfasst, wenn er von einem Mann verfasst wäre, wäre es ein ganz anderer Text. Aha. Und: Wenn man mal drüber nachdenkt, weiß man ja, dass Exhibitionisten elende, kleine, schäbige Kreaturen sind. Aha. Weil, offenbar kann über Exhibitionisten nicht geschrieben werden, ohne dass diese in den Texten bestraft werden für ihre Neigung.

Ich halte jemanden, der so denkt, für jemanden, der immer noch nicht begriffen hat, wie die schöne Literatur überhaupt funktioniert. Demnach müsste in jedem Text, in dem jemand ermordet wird, stehen, dass Mord ein ganz schlimmes Verbrechen ist und dass alle Mörder bestraft werden sollen. Dasselbe so ähnlich über Taschendiebe, Schwarzfahrer, Steuerbetrüger, Leute, die leere Akkus in die Natur schmeißen. Nie dürfte ein Krieg vorkommen, ohne dass der Leser belehrt wird, dass Kriege verabscheuungswürdig sind. Niemals ein ausländerfeindlicher Spruch aus dem Munde einer Figur, ohne dass eine andere Figur was sagt gegen die Ausländerfeindlichkeit. Nie ein Vergewaltiger, ein Sadist, ein Drogenstrichfreier, ein Pädophiler, ein Bigamist, ein Heiratsschwindler, ein Spanner, ein Pornofilmsammler, ohne dass mit großer Verantwortung erklärt wird, dass es natürlich so nicht gehe, niemand habe das Recht, seine Gelüste auszuleben auf Kosten der von ihnen Betroffenen. Wunderbare, rechtschaffene Bücher, die ich niemals lesen würde!

Nein. Und dennoch fehlt mir was bei diesem „Sebastian“. Und andererseits bekomme ich von der Autorin etwas zu viel. Ich bekomme diese Geschichte von der toten Mutter, die zu Hause nicht mehr weggeht, die immer da ist mit ihrem Geruch. (Das ist ja nicht schlecht, wie sie den Geruch beschreibt.) Ich mag mich täuschen, aber für mich ist das ein Versuch, Sebastian auf psychologische Manier zu erklären. Er ist ein Exhibitionist, weil... Na, weil er nicht wirklich zusammensein kann mit einer Frau. Sondern immer nur zusammensein will mit seinem Schwanz, den er den Frauen angeblich voraus hat. Die Lust, ihnen zu zeigen, dass er hat, was sie nicht haben und von ihm nie bekommen werden. Er kann nicht zusammen sein mit Frauen, weil es da ein Problem gibt, mit einer Frau, die er nie mehr überwinden kann, weil sie nicht mehr am Leben ist: seine Mutter.

Solches Psychologisieren habe ich nicht gern. Mir erscheint das zu kurz gegriffen, zu simpel. Ich habe keine Ahnung, warum jemand Exhibitionist wird. Aber ich glaube nicht, dass die Mütter viel damit zu tun haben. Ich bin schwul. Und viele Leute haben lange Zeit gemeint, die Mütter hätten was damit zu tun, wenn Söhne schwul werden. Ich halte das für ausgemachten Blödsinn.

Ich will das auch nicht wissen in solchen Geschichten. Der findet es toll, junge Mädchen zu vergewaltigen und sie zu zerstückeln, weil... Interessiert mich nicht! Es gibt das. Und es wird nicht mehr oder weniger, weil ich weiß, warum es das gibt. Der zieht sich gerne Frauenkleider an, zeigt sich vor anderen Männern als Frau, verkehrt sexuell aber ausschließlich mit Frauen, weil... Ist mir egal! Ich glaube sowieso nie, dass das jemand endgültig aufklären kann, wieso das so ist. Wie man nie wissen wird, warum ich gerne Artischocken, aber Paprika ungern esse. Ich wäre zufrieden, eine in sich stimmige, spannende, unterhaltsame, gut geschriebene, detailreiche Geschichte von einem Transvestiten, Sexualmörder oder Exhibitionisten zu lesen, mehr brauche ich nicht. Nicht Bestrafung und nicht Erklärung.

Aber für eine solche Geschichte hätte ich gerne, dass sie mehr ist als: Das ist eine Orange. Eine Orange sieht so aus, schmeckt so, funktioniert so... Das ist ein Exhibitionist. Ein Exhibitionist tut das und das und funktioniert so und so. Und Ende.

Was mich interessieren würde, zum Beispiel, wie er sich scheuert an sich.

Ich hake jetzt mal, obwohl die Autorin sich darum vermutlich nicht sehr gekümmert hat, am Namen der Figur ein. Sebastian. Sebastian ist der „Heilige der Schwulen“. Einfach deswegen, weil er durch Pfeilschüsse auf öffentlichem Platz exekutiert wurde. Dies geschah seinerzeit offenbar (wo immer die Geschichte steht, in der Bibel steht sie schon mal nicht), nachdem man den Delinquenten mehr oder weniger die gesamte Kleidung ausgezogen hatte. (Na ja, gehen die Pfeile leichter ins Fleisch.) Da aber andererseits die gesamte christliche Tradition ein striktes Verbot hat, Körper, erst recht männliche Körper nackt zu zeigen (was jemand wie Mapplethorpe wusste und clever unterlief, nämlich, dass seine Nackten nicht nur unter Schwulen, sondern in Kunstjournalen gezeigt werden mussten), lief für Jahrhunderte alles auf Sebastian zu. Wenn ein Maler einen mehr oder weniger nackten Männerleib malen wollte, musste er Sebastian malen. Wenn jemand im Volk einen nackten Männerkörper sehen wollte, musste er in die Kirche gehen und zu Sebastian beten. So wurde Sebastian Heiliger der Schwulen.

Ich las einst eine schwule Kurzgeschichte aus den Niederlanden (Titel und Autor habe ich nicht mehr präsent). Die paraphrasiert das ungefähr so: Da ist ein älterer Mann, der sich in einen jungen, sehr schön aussehenden Mann verliebt. Die Neigung wird auch irgendwie erwidert. Der junge Mann ist bereit, sich mit dem Älteren einzulassen. Aber der Ältere sagt: „Nein, wir machen das jetzt nicht so, wie es alle machen. Unsere Geschichte soll eine ganz Große sein. Komm mit, ich führe dich an einen Ort, wo ich mit dir etwas machen werde, was wunderbar sein wird! Was du dir immer schon gewünscht hast.“ Die Sache gleitet ins Surreale, was man dort mitverfolgen kann, was ich hier plump so hinschreibe. Am Ende steht der Jüngling auf einer Art Bühne nur mit einem Lendenschurz gekleidet, ist gefesselt oder gebannt. Ihm werden kleine Nadeln in den Körper geschossen, was ihn anfangs schockiert, es zieht ein wenig, Blut fließt und dann immer mehr. Aber es ist nicht tödlich, es tut auch nicht mehr weh, der junge Mann merkt, es ist eine seltsame Lust. Der alte Mann schaut zu, der Körper des Jungen nimmt Nadel um Nadel auf, wird dadurch fixiert. Im Grunde geht seine Schönheit verloren. Der Alte schaut zu. Dem Jungen werden die Fesseln abgenommen, er bricht zusammen, blutüberströmt, kann sich nicht mehr rühren vor all den Nadeln im Leib. Der Mann tritt heran. Sie lächeln sich an. Der Junge: „Wie hast du herausgebracht, dass es das war, was ich mir wünschte?“ Der Alte: „Es stand dir im Gesicht geschrieben.“

Das ist eine gute Geschichte, weil sie alles Mögliche aussagt. Der Leser muss es hineinlesen, er kann ganz Verschiedenes reinlesen. Es könnte eine SM-Geschichte sein. Es könnte etwas sagen über erotische Beziehungen zwischen Jungen und Alten. An dieser Stelle hier will ich es als Narzissmus-Geschichte auffassen.

Der Junge ist so schön. Er ist zu schön. Und er weiß das. Niemand kann ihm wirklich nahe kommen, da niemand so perfekt ist. Das ist aber eine trostlose, eine tödlich einsame Liebe, dieser Narzissmus. Was der Junge nun bekommt, er bekommt die „Gnade“, Opfer sein zu können. Die Nadeln sind nicht Strafe, sind nicht Folter, sie sind die Anerkennung seiner Einzigartigkeit. Beweise seiner Schönheit. Sie machen ihn zum Heiligen Sebastian. Er wird über alle anderen Menschen gehoben. Zugleich zerstören sie den perfekten Körper auch, machen ihn schwach und fesseln ihn zu Füßen des Alten. Jetzt kann er berührt werden, was er zuvor nicht konnte.

Was ich damit sagen will: Sebastian ist der Heilige der Schwulen ja auch, weil er auf dieser Bühne steht und schön ist und gefesselt ist und niemand berühren kann und berührt werden kann von niemand. Es ist der Heilige der Schwulen, weil er Heiliger Narziss ist.

Und ein Exhibitionist – ist das nicht so etwas Ähnliches? Das Sexuelle ist an sich was Verbindendes, das unterschiedliche Menschen eint. Die Sexualität des Exhibitionisten vereint ihn nie mit jemandem, nur immer mit sich selbst. Das ist etwas, dem ein Exhibitionist in seinem Leben nicht immer entfliehen kann, an dem er sich mal wund reiben muss. Das wäre eine Geschichte, die man von den Exhibitionisten lesen könnte. Oben kommt davon aber nichts vor.
 
K

KaGeb

Gast
Hallo Dominik,

Papier ist geduldig, wie auch die Geschichte aus 2001. Der Autor selbiger hat seinen letzten Beitrag ebenfalls in 2001 verfasst.
Dennoch und ohne Hoffnung auf Antwort eine derartige Gedankenflut als Kommentar unterzubringen ist zwar löblich, aber IMHO hinsichtlich deines Aufwandes verschenkt. Aber "learning by doing" kann ja (d)ein Grundsatz sein.
Ist natürlich Ansichtssache, aber ich denke, eine normale Bewertung ohne Kommentar reicht bei sooo alten Texten durchaus. Jede Renaissance aus der Steinzeit merzt nämlich leider eine aktuelle Kopfgeburt auf der 1.Seite aus - und die gegenwärtig Rekonvaleszierenden würden sich über jegliche Zuwendung freuen

:)


LG dennoch, KaGeb
 
D

Dominik Klama

Gast
Weißt du was, KaGeb?

Dein Username ist mir jetzt schon oft untergekommen. Ich finde das sehr löblich, wie du immer diese ganz langen Antworten schickst, in denen du Punkt für Punkt detaillierte Vorschläge machst, wie man Texte verbessern könnte. Auch wenn ich oft nicht der Meinung bin, dass sie wirklich besser würden durch das, was du da sagst. Aber den Ansatz als solchen finde ich großartig.

Es war immer schon meine Absicht, möglichst viel und möglichst Verschiedenes von LL-Kollegen zu lesen. Ich wollte das immer ernst nehmen und das auch dadurch zeigen, dass ich mir Zeit und Mühe nehme, mich damit auseinanderzusetzen. Es wird immer alles zu lang, was ich schreibe. Ich mag das ja selber nicht, weil es mir schließlich ganze Tage kaputt macht, das zu verfertigen. Aber ich kann halt nicht anders. (So lange ich die Zeit noch habe. Das wird sich auch mal wieder ändern.)

Ich bin ganz schnell weg davon, in den Verzeichnissen das zu wählen, was auf der ersten Seite angezeigt wird. Ich wollte durchaus alte Sachen und auch Sachen von Leuten, die hier nicht mehr aktiv sind, ausgraben. Hab das lange gemacht, indem ich das pdf aufgemacht habe auf meiner Festplatte und dann irgendeine Seitenzahl eingetippt habe. Gehe zu Seite: 17529. Dort ein wenig reingelesen. Wenn es mir nicht zusagte, so lange weiter gescrollt, bis ich etwas lieber las. Dann das beantwortet.

Inzwischen habe ich (endlich) gemerkt, dass die LL eine Volltextsuche für einzelne Wörter hat, die blitzschnell arbeitet. Ich hab schon angefangen, mir eine Suchliste zu machen, in der natürlich Wörter stehen, die ich für möglichst selten halte. Sonst sind die Trefferlisten ja viel zu lang. Mit so einem Wort bin ich zu "Sebastian" gekommen. Ich sag das Wort jetzt nicht. Die Trefferliste umfasste aber nur 17 Werke. Und eins (nur eins!) von mir.

War mir wurschtegal, von wann das ist. Merkte dann erst später, dass die Autorin schon lange nicht mehr da ist. Was ich natürlich nicht so mag, denn somit liest auch sie meine Antwort nicht, auf die sie sonst mittels Nachricht des Systems aufmerksam gemacht würde.

Echt, mir reicht das in so einem Fall voll und ganz, wenn der jeweilige Originalautor es liest.

Dass ich in dem Moment, wo ich es abschicke, den aktuell Ersten vom jeweiligen Spartenverzeichnis verdränge (hier: Kurzgeschichten) ist mir ganz und gar recht. Ich find das gut, dass mal wieder irgendwas hoch kommt, was ewig vergessen war. Und, dass ich das tue, wirkt ja nicht so lange. Kurzgeschichten werden doch dauernd neue gepostet bzw. andere beantwortet, dannn stehen die obenauf. Ich schieße mich ja nun nicht ein, immer nur Kurzgeschichten oder nur Erotik oder nur Horror zu beantworten - und zu verdrängen.

In der Regel antwortet dann auch nicht gleich noch mal jemand. Also versinkt das alte Werk auch schnell wieder.

Inzwischen gibt es so viele Antworten von mir und sie werden immer länger und länger. Ich meine, da werden inzwischen viel Leute in der LL sein, die den Namen Klama kennen unter dem Siegel "der berüchtigte Endloslaberer". Die haben es vielleicht mal getan, dann aber beschlossen, von ihm lesen sie nie wieder was. Schon allein, weil es stets zu viel ist.

Dagegen hab ich gar nichts. Vielmehr habe ich beschlossen, das offensiv als Freibrief zu verstehen. Auf diese Leute brauche ich keinerlei Rücksicht mehr zu nehmen. Ich denke, irgendwann kommt dann doch wieder einer, gräbt so was aus, liest es, kommt ins Grübeln und schreibt selber was dazu. Kann ja ein Verriss sein von dem, was ich geschrieben habe. Ich gehe da von meinem eigenen Beispiel aus. Wenn ich das machen kann, Texte auffinden, die vor neun Jahren geschrieben wurden, die niemals bewertet worden sind, die niemals beantwortet wurden, die von Autoren kamen, die nach vier Wochen wieder gegangen sind (hatte ich alles schon), dann kommt irgendwann mal wieder so einer. Vielleicht, wenn ich längst nicht mehr da bin. Man ist nie so ganz alleine auf der Welt. Und im Internet schon mal gar nicht.

Außerdem, man kann sich alle Antworten in einer Liste anzeigen lassen, die ich je verfasst habe, das sind längst über 100, viele davon äußerst lang, bin ich der festen, wenn auch absurden Überzeugung, dass eines Tages jemand mal alle Antworten von mir am Stück lesen wird. Wenn das auch viele Tage dauern wird. Und für diesen einen Menschen habe ich sie geschrieben (abgesehen von den jeweiligen Originalautoren, die benachrichtig wurden vom System).

Der Rest der Welt ist egal. Zahlen, Quantitäten sind Schall und Rauch. Qualität ist wichtig. (Was auch heißt: Nicht unbedingt meine längsten Antworten sind die besten.)

Ach so: Diese seltsamen Versalien-Abkürzungen, die du immer benutzst, die verstehe ich gar nicht. IMHO, keine Ahnung, was das heißt.
 



 
Oben Unten