Seelenspiel
"Hab ich Dich endlich!", sagte sie.
Überrascht schaute er in den Spiegel und sah das Gesicht der Friseurin hinter ihm. Die junge Frau starrte ihn entsetzt an, als könne sie nicht glauben, was sie gerade gesagt hatte.
"Bitte?", frage Paul nicht gerade geistesgegenwärtig.
Die Frau schüttelte den Kopf und hielt sich mit der einen Hand erschrocken den Mund zu. In der anderen allerdings hielt sie die funkelnde, spitze Schere, die sie an seinen Hals drückte.
Er fand es erstaunlich, wie ruhig er blieb. Er betrachtete die Friseurin noch einmal genauer. Der kleine, schlanke Körper war in ein bauchfreies Top und eine dunkle Jeans gequetscht. Blonde, vielleicht schulterlange Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Dazu hatte sie ein nettes, etwas naives Gesicht mit kugelrunden, braunen Augen. Plötzlich kamen mir die Augen bekannt vor.
"Hab ich Dich endlich", presste sie zwischen ihren Fingern hervor.
"So lange habe ich gewartet, so viele Leben lang. Und jetzt..."
Fest drückte sie ihm die Schere gegen den Hals. Doch ihre Augen zeigten nur Entsetzen. Weit aufgerissen starrte sie ihn an und hätte wahrscheinlich am liebsten geschrieen. Doch aus ihrem Mund kam nur ein gefährliches Knurren. Sie schien zerrissen zu sein, zwischen dem, was sie sagte und dem, was sie verstand.
Eigentlich hatte Paul gar nicht vor gehabt zum Friseur zu gehen. Er war in seiner Mittagspause durch die Stadt gehetzt, um ein paar letzte Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Auf dem Weg zurück ins Büro war er dann an dem Salon vorbeigekommen und stehen geblieben. Durchs Fenster hatte er die junge Friseurin gesehen und das Bedürfnis verspürt, sich von ihr die Haare waschen zu lassen. Er freute sich auf warmes Wasser und die Entspannung. Ein Blick auf die Uhr hatte ihm zwar verraten, dass er spät dran war, doch eh er sich versah, hatte er auf dem Stuhl gesessen.
Und nun blickte Paul in ihre Augen. Er war sich sicher dass er sie nicht kannte. Aber in ihren Augen war etwas, das irgendwo tief in ihm einen leichten Ton anschlagen lies. Wie ein fernes Leuten in der Nacht. Lag es in ihren Augen? Oder dahinter?
"Machen sie keinen Quatsch" sagte Paul.
"Legen sie das Ding weg!"
Als Schweiss auf seine Stirn trat, schloß er seine Augen. Dann ballte er seine feuchten Hände zu Fäusten und drückte sich etwas tiefer in den Stuhl, als ob er dadurch der scharfen und tödlichen Spitze entkommen könnte.
Er riß sich zusammen und sah ihr im Spiegel wieder in die Augen.
Der Ton, der eben in ihm angeschlagen wurde, wurde lauter. Er schwoll an zu einem Klingeln, einem Alarm-Ton, einem Wecker!
Die Schere zitterte in ihrer Hand. Die Frau war offensichtlich nicht mehr Herr ihrer Sinne.
Er kannte sie nicht, da war sich Paul sicher. Doch irgendetwas erkannte er an ihr. Krampfhaft versuchte er sich zu erinnern. Vielleicht war da was in seiner Jugend gewesen? Hatte er sie mal gekannt und dann sitzengelassen? Auf einer Party, ein One-Night-Stand? So aufregend war sein Leben zwar nicht verlaufen, aber das ein oder andere Abenteuer hatte er schon erlebt. Nein, er konnte sich an ihr Gesicht nicht erinnern.
Das Klingeln verstummte. Dafür erwachte etwas in Paul, etwas das geweckt worden war. Er spürte, wie es langsam und vorsichtig in ihm wuchs, wie es sich in seinem Kopf ausbreitete und ihn in den Hintergrund drängte. Dieser Teil von ihm, der schon immer dort gewesen war und nun die Kontrolle an sich riss.
Sein Mund öffnete sich gegen seinen Willen. Die Stimme, die er hörte, klang rau und fremdartig.
"Wieso zögerst Du? Stich zu!"
Paul sah wie ihre Augen blitzten und fühlte, wie sein Körper aus dem Sessel sprang.
Kurz darauf beugte sich Pauls Körper über den leblosen Körper der jungen Frau. Nur ein kleiner Blutstropfen in ihrem Mundwinkel zeigte an, dass sie nie wieder atmen würde.
Seine fremde Stimme sagte: "Du warst schon wieder zu langsam. Immer wieder bist Du zu zögerlich. Du hättest mich direkt erledigen sollen."
Er wischte sich die Hände ab.
"3:0", murmelte er. "Das Roulette der Wiedergeburt. Wir sehen uns wieder. Irgendwann..."
Damit verschwand es aus Paul und lies ihn fassungslos über der Leiche stehen, bis kurz darauf die Polizei eintraf.
"Hab ich Dich endlich!", sagte sie.
Überrascht schaute er in den Spiegel und sah das Gesicht der Friseurin hinter ihm. Die junge Frau starrte ihn entsetzt an, als könne sie nicht glauben, was sie gerade gesagt hatte.
"Bitte?", frage Paul nicht gerade geistesgegenwärtig.
Die Frau schüttelte den Kopf und hielt sich mit der einen Hand erschrocken den Mund zu. In der anderen allerdings hielt sie die funkelnde, spitze Schere, die sie an seinen Hals drückte.
Er fand es erstaunlich, wie ruhig er blieb. Er betrachtete die Friseurin noch einmal genauer. Der kleine, schlanke Körper war in ein bauchfreies Top und eine dunkle Jeans gequetscht. Blonde, vielleicht schulterlange Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Dazu hatte sie ein nettes, etwas naives Gesicht mit kugelrunden, braunen Augen. Plötzlich kamen mir die Augen bekannt vor.
"Hab ich Dich endlich", presste sie zwischen ihren Fingern hervor.
"So lange habe ich gewartet, so viele Leben lang. Und jetzt..."
Fest drückte sie ihm die Schere gegen den Hals. Doch ihre Augen zeigten nur Entsetzen. Weit aufgerissen starrte sie ihn an und hätte wahrscheinlich am liebsten geschrieen. Doch aus ihrem Mund kam nur ein gefährliches Knurren. Sie schien zerrissen zu sein, zwischen dem, was sie sagte und dem, was sie verstand.
Eigentlich hatte Paul gar nicht vor gehabt zum Friseur zu gehen. Er war in seiner Mittagspause durch die Stadt gehetzt, um ein paar letzte Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Auf dem Weg zurück ins Büro war er dann an dem Salon vorbeigekommen und stehen geblieben. Durchs Fenster hatte er die junge Friseurin gesehen und das Bedürfnis verspürt, sich von ihr die Haare waschen zu lassen. Er freute sich auf warmes Wasser und die Entspannung. Ein Blick auf die Uhr hatte ihm zwar verraten, dass er spät dran war, doch eh er sich versah, hatte er auf dem Stuhl gesessen.
Und nun blickte Paul in ihre Augen. Er war sich sicher dass er sie nicht kannte. Aber in ihren Augen war etwas, das irgendwo tief in ihm einen leichten Ton anschlagen lies. Wie ein fernes Leuten in der Nacht. Lag es in ihren Augen? Oder dahinter?
"Machen sie keinen Quatsch" sagte Paul.
"Legen sie das Ding weg!"
Als Schweiss auf seine Stirn trat, schloß er seine Augen. Dann ballte er seine feuchten Hände zu Fäusten und drückte sich etwas tiefer in den Stuhl, als ob er dadurch der scharfen und tödlichen Spitze entkommen könnte.
Er riß sich zusammen und sah ihr im Spiegel wieder in die Augen.
Der Ton, der eben in ihm angeschlagen wurde, wurde lauter. Er schwoll an zu einem Klingeln, einem Alarm-Ton, einem Wecker!
Die Schere zitterte in ihrer Hand. Die Frau war offensichtlich nicht mehr Herr ihrer Sinne.
Er kannte sie nicht, da war sich Paul sicher. Doch irgendetwas erkannte er an ihr. Krampfhaft versuchte er sich zu erinnern. Vielleicht war da was in seiner Jugend gewesen? Hatte er sie mal gekannt und dann sitzengelassen? Auf einer Party, ein One-Night-Stand? So aufregend war sein Leben zwar nicht verlaufen, aber das ein oder andere Abenteuer hatte er schon erlebt. Nein, er konnte sich an ihr Gesicht nicht erinnern.
Das Klingeln verstummte. Dafür erwachte etwas in Paul, etwas das geweckt worden war. Er spürte, wie es langsam und vorsichtig in ihm wuchs, wie es sich in seinem Kopf ausbreitete und ihn in den Hintergrund drängte. Dieser Teil von ihm, der schon immer dort gewesen war und nun die Kontrolle an sich riss.
Sein Mund öffnete sich gegen seinen Willen. Die Stimme, die er hörte, klang rau und fremdartig.
"Wieso zögerst Du? Stich zu!"
Paul sah wie ihre Augen blitzten und fühlte, wie sein Körper aus dem Sessel sprang.
Kurz darauf beugte sich Pauls Körper über den leblosen Körper der jungen Frau. Nur ein kleiner Blutstropfen in ihrem Mundwinkel zeigte an, dass sie nie wieder atmen würde.
Seine fremde Stimme sagte: "Du warst schon wieder zu langsam. Immer wieder bist Du zu zögerlich. Du hättest mich direkt erledigen sollen."
Er wischte sich die Hände ab.
"3:0", murmelte er. "Das Roulette der Wiedergeburt. Wir sehen uns wieder. Irgendwann..."
Damit verschwand es aus Paul und lies ihn fassungslos über der Leiche stehen, bis kurz darauf die Polizei eintraf.