Sein erster Hochzeitstag (gelöscht)

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Val Sidal

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@Marker

ein bemerkenswert ärgerlicher Text.

Ein erster Absatz, der bereits Schlimmes ahnen lässt:
Damians Blick ruhte auf den Namensschildern der alten Liegenschaft an der Schwarztorstraße 57, auf welchen der Name »Kusnezow« gleich doppelt aufgeführt war. Er drückte auf den schwarzen Türklingelknopf neben dem obersten Schildchen mit dem Namen »Ljudmila Kusnezow« und wartete.
– „schwarz“-Spielchen primitivster Art –, konturiert mit sprachlichen Ungelenkigkeiten, wie ein [blue]auf Namensschildern ruhender Blick[/blue] – ein Widerspruch in sich, denn entweder „ruht“ der Blick auf einem (dem gesuchten) Namensschild, oder bewegt sich auf der Suche nach einem bestimmten Namen. Mit einer Katastergenauigkeit (alte Liegenschaft an der Schwarztorstraße 57), die für die Story von keinem Belang ist und als Einstieg in eine Kurzgeschichte wie ein Stimmungstöter wirkt, wird dem Leser das zu erwartende Niveau der Geschichte angekündigt. Ich habe trotzdem weiter gelesen.

Er erfasste die slawischen Züge in ihrem knochigen Gesicht, die langen, fast zigeunerhaft schwarzen, fettigen Haare; die dichten Augenbrauen, die sich über ihrer Nasenwurzel berührten, und den dunklen Flaum über ihrer Oberlippe. Nicht gerade eine Schönheit, dachte er.
– solche subkutan rassistische Untermalungen finde ich empörend! Was bitteschön sind „slawische Züge“ und wie schwarz sind „fast zigeunerhaft schwarze, fettige Haare“?

Er nahm Platz, legte die Aktentasche mit dem Laptop und dem Antragsformular auf den Couchtisch, auf dem eine Vase mit zwar wunderschönen, jedoch fleischig stinkenden weißen Lilien stand. Den unangenehmen Geruch in der Nase, schaute er sich um. »Hübsch eingerichtet«, bemerkte er und nickte anerkennend.
»Ikea«, sagte Ljudmila Kusnezow und zuckte die Achseln. »Eine Russin die billige Schwedenmöbel kauft.«
»Trotzdem hübsch.«
»Danke. Was zu trinken? Einen Kaffee vielleicht?« Sie schlang die Finger ineinander.
Er gewahrte ihren ausländischen Akzent. »Gerne ein Glas Wasser.«
Wortlos verschwand sie in der Küche und kehrte wenig später mit zwei Gläsern zurück, reichte ihm eins und setzte sich dicht neben ihn.
Er nahm einen Schluck Wasser.
Sie trank Wodka.
– eine platte Klischee- und Plattitüden-Orgie ohne Sinn und Verstand.

Noch intensiver richtete sie ihre furchtbar großen Augen, in die ein Licht trat, auf ihn, ihren beutegierigen Blick, und ehe sich der Versicherungsvertreter dagegen wehren konnte, legte sie ihre behaarte Oberlippe an seinen Mund und schob ihm keuchend ihre Zunge zwischen die Zähne.
<...>
Aber sie gab nicht so schnell auf, versuchte es erneut, umarmte ihn und wollte ihn von Neuem küssen.
Wieder stieß er sie weg, heftiger diesmal. So heftig, dass sie ein paar Schritte nach hinten stolperte und auf ihrem Allerwertesten landete. Der Situation völlig unangemessen verfiel sie in ein kehliges Lachen. Es klang sarkastisch und hässlich.
Vollkommen nackt trat Ljudmila Kusnezow ihm entgegen. Für eine Weile ruhte ihr Blick kalt auf ihm; ihre Augen waren jetzt merkwürdig intensiv, wie kalligraphische Pinselstriche. In melancholischer Verlassenheit prangte eine buschige Schwärze unter ihrem schwangeren Bauch. Die Warzenhöfe ihrer vollen Brüste blickten wie ein zweites Augenpaar zu ihm hoch.
– sprachliche/stilistische Grausamkeiten, wo man hinschaut.

Purpurrot sprudelte der Wein in ihr Glas mit dem Blumenmuster. Ein Erbstück ihrer Großmutter. Sie genoss den vollen Geschmack auf der Zunge und ließ den Aromen Zeit, sich in ihrem Mund zu entfalten, ehe sie den ersten Schluck trank. Als sie nervös das Gedeck ein wenig umarrangierte, stieß sie versehentlich das Weinglas um. Es traf auf den Rand eines der Teller. Zerbrach in mehrere Teile. Rotwein ergoss sich über den Tisch.
Zur selben Zeit sprudelte ein Blutschwall aus dem Hals ihres Mannes, während ein russischer Metzger namens Sergej Kusnezow dessen Hals aufschlitzte, ehe er den Körper seines Opfers in der Badewanne zu zerteilen gedachte ? jenen geschändeten Körper, dem er zuvor Nase und Ohren abgeschnitten und an seinen hungrigen Hund Zoltan verfüttert hatte.
– was hier sprudelte, war ein Text, der einen ratlos vor der Frage stehen lässt: War das jetzt ernst oder Verarschung?
Doch er ist einfach nur grottenschlecht.

Wenn meine Bemerkungen die Absicht des Textes nicht treffen, dann – Pardon.
 

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Ach, welch garstige Kritik, Val Sidal, lass dich doch nicht durch meine KG aergern! Ist ja nur ein fiktiver Text, in welchem keine bewusste Verarschung steckt.
Eine versiffte Russin? Warum nicht? Koennte ja auch eine versiffte Schweizerin oder ein versiffter Schweizer (z.B. ich) sein, es gibt halt solche Typinnen und Typen, jenseits von intellektuellen Schoengeistern wie dem Herrn Sidal, dessen "Biography" einen wie mich vor lauter Respekt erbleichen laesst. Spiele er doch bitte grad jetzt zum Zwecke seiner Nervenberuhigung froehlichen Weisen auf der Konzertgitarre, der Herr Sidal, und verschone er mich bitte inskuenftig mit seinem naerrischen und aufgeblasenen, ja blasierten Atlmaenner-Gedoehns, ja?

Belustigt,
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