Sein oder Nichtsein

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S

Sandra

Gast
Hallo Viola,

ich bin ja nach wie vor eine begeisterte Leserin deiner Lyrik. Wenn ich mir nun die Mundartgedichte anschaue und dieses hier, dann zeigst du eine beachtliche lyrische Vielseitigkeit.
Ich finde, dass jeder Satz für sich wunderschöne Bilder trägt. Alleine die ersten beiden Zeilen heben mich in eine ganz besondere Stimmung.
Deine tanzenden Sinne
wie Irrlichter im Moor
Ich habe nichts zu meckern, außer ;) - müsste es nicht hier der Dativ sein?
Zwerge die auf deine[blue]m[/blue] Weg
Schatten werfen
Wieder so ein schönes Bild. Wirklich gelungen!
LG
Sandra
 
K

Klopfstock

Gast
Also, ich denke "auf deinen Weg" ist schon richtig -
sie werfen die Schatten auf ihn, den Weg - also
"Zwerge, die auf deinen Weg Schatten werfen"....

Wenn die Schatten dann liegenbleiben, dann liegen sie
auf dem Weg, also "auf deinem Weg";)

Ansonsten sehr, sehr schön, liebe Vivi!!!

Liebe Grüße
von Klopfstock:)
 
S

Sandra

Gast
Du hast recht, Irene. Da habe ich mich geirrt. Sorry! Habe es jetzt nach nochmaligem Lesen und deinem Komm. gemerkt. ;)

Ist ja noch nichts passiert. ;)

LG
Sandra
 

Vivi

Mitglied
Liebe Sandra! Habe mich erst gescheut, diesen Text einzustellen. Ich habe die Schizophrenie meiner Stiefmutter über Jahre miterlebt. Ich hoffe meine Worte konnten ihr Zerrissensein aufzeigen.
Danke, daß Du immer mal bei mir reinschaust und lieben Gruß Viola.

Hallo Klopfstock! Ich glaube man könnte auch auf deinem Weg schreiben. Aber ich lasse mal so stehen.
Danke für Deine Hilfe, herzlichst Viola
 
S

Sandra

Gast
wunderschöne Bilder ...

ist vielleicht nicht die richtige Bezeichnung, wenn man den Inhalt deiner Zeilen treffend beschreiben und gerecht werden möchte.
Ich erlas aus deinen Zeilen auch einen sehr zerrissenen Menschen. Vielleicht auch krankhaft verwirrt, aber nicht zwingend. Ich denke, deshalb bleibt der Text kompatibel.

LG
Sandra
 

Jongleur

Mitglied
Hallo Vivi,
keine leichte Aufgabe, von außen, aus dem Blickwinkel des Betrachters, eine Vorstellung von dieser Art der schweren Persönlichkeitsstörung zu geben.
Deine Meilensteine:
- tanzende Sinne
- sinnverwirrtes Ich
- zerrissene Welt

Gefällt mir, gibt einen Eindruck, bleibt dennoch beobachtend, nicht wertend. Sehr sensibel angegangen.

tanzende Sinne wie Irrlichter im Moor gefällt mir sehr gut.
Letzte Zeile erste Strophe: Hier habe ich ein Problem; für mich bezieht sich sprachlich das Bewusstsein getrübt als Apposition zu den "Zwergen". Ich vermute, es soll zu diesem "Du" gehören. Verwirrend.

Dann das Bild der Kirschblüten als Symbol für das sinnverwirrte Ich, sie werden zu Schnee. Ein sehr schönes Bild.

Gestutzt habe ich beim deine Seele erfriert, damait ist der Vorgang so endgültig - und das wache, gesunde Dasein ein für alle Mal beendet. Auch das Gedicht kommt mir dadurch abgeschlossen und beendet vor.
Da Schizophrenie meist in Schüben verläuft, könnte ich mir für Krankheit (und Gedicht) das nicht endgültige "friert" vorstellen.

Für die dritte Strophe hätte ich von Sprachgefühl und medizinischer Diagnostik/Logik her Anregungen:

2. Zeile könnte ich mir, parallel zum "zerrissen" gut ein "farbig verschattet" vorstellen, zum heftigen "zerreißen" also auch ein ausgeprägterer Schatten auf der Seele.

Das "beschönt" ist mir sehr fremd. Eine Neuschöpfung, die mir nichts bringt. (beschönigen, verschönen) - Trifft auch auf das nächste "be"-Suffix-Verb "beschattet".

Und ob das Sein "schmerzlos" gespalten ist? Vielleicht rein darauf bezogen, dass es kein Chirurgenschnitt ist, der durchgeführt wurde. Ich stelle mir Verlust der Wirklichkeit, des Bezuges zu Menschen und Lebensumfeld - und auch das spätere Zurückgleiten in Realität mit dem Wissen um das vorherige Abgleiten, die Anderswelt, durchaus schmerzhaft vor. Kein sichtbarer Schnitt, kein sichtbares Blut, aber höchste Not.

Noch eine Idee zum Titel:
Kann es sich im Verlauf eines schizophrenen Lebens nicht um "Sein und Nichtsein" handeln, je nach Phase, in der sich die Kranke befindet?
Grüße vom Jongleur
 

Vivi

Mitglied
Hallo Jongleur! Zunächst einmal danke, für die Mühe um diesen Text. Muß mal in aller Ruhe über Dein Für und Wider
nachdenken. Bin etwas in Zeitnot.
Lieben Gruß Viola
 

Vivi

Mitglied
Hallo Jongleur! Keine leichte Aufgabe für mich zu erklären.
Wollte das Verwirrtsein leicht farblich gestalten, so wie die Dinge ihrer Einbildung glichen.
Die Zwerge, also selbst kleine Dinge trübten schon das Bewußtsein, die so über ihre farbige Phantasie Schatten legten.
(farbig beschattet)Vielleicht besser: farbig überschattet?)
Verschattet, ist für mich eine Neuschöpfung.
Von Stimmen beschönt sollte ausdrücken, die Stimmen die sie hörte bestärkten ihr Tun.
Und in Schüben, wie Du denkst, verlief die Krankheit nicht.
Ihre Bewußtseinsspaltung war ihr schmerzlos. Uns umso schmerzlicher, da wir immer abwägen mußten ob manches Wahrheit oder Einbildung war.
Man könnte es als Sein und doch Nichtsein beschreiben.
Hoffe ich habe nicht zu "verwirrend" erklärt und danke Dir für die Mühe meinen Text zu entwirren.
Herzliche Grüße Viola
 
N

normsche

Gast
Nochmal zu den Zwergen:

Zwerge die auf deinen Weg
Schatten werfen

... auf deinen Weg ... im Sinne des Geichtes richtig.
... auf deinem Weg ... würde heißen, dass die Zwerge auf deinem Weg stehen und von dort aus die Schatten werfen, sie werfen aber von woanders (von unten, hihi) Schatten auf den/einen/jenen/solchen/diesen/deineN Weg.

Ich kenne da ein Zitat "Zwerge werfen lange Schatten" einer Rockband aus dem Frankfurter Raum, daher?
Ansonsten gelungene Lyrik. Danke.
 

Vivi

Mitglied
Hallo normsche! Danke für den Lobkomm. Die Zwerge, die Schatten werfen, sind eigentlich nur ein Symbol.
Gruß Viola
 



 
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