Selbst-mit-leid....

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Sta.tor

Foren-Redakteur
Hallo DC,

zwei kleine Tipps:

Ein Vöglein hold sang ihm ein Lied
er lauschte seinen Klängen
darin erklang es traurig schön
er solle sich [red]er[/red]hängen.

Aus seiner Augen wundem Rand
[red]blutrote[/red] Tränen flossen
sich aufzuhängen, allerhand
drum hat er sich erschossen.

Ich meine, es liest sich so besser.

VG Sta.tor
 
D

DerKleinePrinz

Gast
Guten Abend Druidencurt,

ich habe ein komisches Gefühl bei deinem Gedicht. Soll es nun lustig sein, oder doch traurig?
Da ist jemand, welcher wohl des Lebens müde ist, ein Vöglein gibt ihn den Rat sich zu erhängen, aber weil er das zu umständlich findet gibt er sich die Kugel? Sehr skurril wie ich finde.

Sta.tor sind schon zwei herbe Schnitzer aufgefallen, welche er auch gut verbessert hat. Wenn mich nicht alles täuscht stimmt noch etwas nicht:

Ein [blue]Vöglein[/blue] hold sang ihm ein Lied
er lauschte [red]seinen[/red] Klängen
In Bezug auf Vöglein kann nach meinem Verständnis nicht seinen stehen, sondern es müsste dessen heißen.

So wie dein Gedicht jetzt erscheint halte ich es für ziemlichen Nonsens, aber mal schauen ob die anderen dem Ganzen mehr entnehmen können.

Dennoch liebe Grüße
Der Kleine Prinz*
 

Grand

Mitglied
Hi Druidencurt,

den Vorschlag von DerKleinePrinz anstatt [red]seinen[/red] [blue]dessen[/blue] einzusetzen würde ich ablehnen, da ich Genitivformen von Realtivpronomen in Gedichten nicht als sehr schön empfinde; es klingt nach Papierdeutsch.
Die Vorschläge Sta.tors dagegen hören sich ganz gut an.

Auch empfinde ich die Entscheidung, anstatt sich zu erhängen sich zu erschießen nicht als skurril. Zwar kann auch beim Erschießen allerhand schief gehen (kommt drauf an, wo man den Pistolenlauf ansetzt), doch kann das Erhängen in einigen Fällen sehr qualvoll sein.
Der Tod tritt nämlich durch Verschiebungsbrüche der Halswirbel oder einer Zerquetschung des Rückenmarks ein. Solche Wirbelbrüche erwirken eine sofortige Bewusstlosigkeit und behindern die Atmung, wodurch der Erhängte wohl kaum noch sein Bewusstsein wiedererlangen mag.
Das Herz jedoch kann durchaus noch bis zu 20 Minuten weiter schlagen, davon gehen Fachleute heute aus. Allerdings gestaltet sich so der Idealfall.
Wenn der Knoten nicht korrekt plaziert ist, stirbt der Selbstmörder einen Tod durch Erdrosselung.

Als Selbstmordpraxis ist das Erschießen da viel schneller und die Hemmschwelle liegt bei manchen Menschen vielleicht auch niedriger.


LG,

Grand
 
D

DerKleinePrinz

Gast
Guten Tag Druidencurt und Grand,

wenn ich mich nochmals einmischen darf.

den Vorschlag von DerKleinePrinz anstatt seinen dessen einzusetzen würde ich ablehnen, da ich Genitivformen von Realtivpronomen in Gedichten nicht als sehr schön empfinde; es klingt nach Papierdeutsch.
Den Vorschlag von Grand, nämlich den meinen abzulehnen, würde ich ebenfalls ablehnen. Das hat den Grund, dass es hier nicht um Empfindungen oder Beamtensprache geht, sondern um einen richtigen Gebrauch der deutschen Sprache.

Liebe Grüße
Der Kleine Prinz*
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Hallo DKP ;)

die deutsche Sprache im allgemeinen und im lyrischen unterscheiden sich doch sehr. Was in korrekter Umgangssprache als unabdingbar betrachtet wird, weicht in der Kunst leicht auf. Gerade in der Lyrik. Manche Verskonstruktionen sind schon sehr abenteuerlich, werden aber im allgemeinen akzeptiert, wenn der Klang dadurch nicht gestört wird. Auch in der Grammatik wird manchem Schnitzer nachgesehen (Zeit und Fall), wenn es die Geschichte zulässt.
Auch ein Heine hat hier und dort gepatzt.:eek:

Viele Grüße
Sta.tor
 

Grand

Mitglied
Hallo DerKleinePrinz,

du würdest jawaohl auch nicht so sprechen, oder? Oder benutzt du in deinem alltäglichen Sprachgebrauch dessen?
Mir wurde durch meinen altertümlichen Stil hier schon Künstlichkeit vorgeworfen, aber Papierdeutsch ist ebenso gekünstelt & hat in der Lyrik erst recht nichts verloren. In (fast) jedem Stilhandbuch wird ein dessen als ein No-go bezeichnet.

Vielleicht könnte man statt seinen und auch ohne Verwendung des bösen dessen ;) einfach folgendes schreiben:
Ein Vöglein hold sang ihm ein Lied[blue],[/blue]
er lauschte [blue]den[/blue] Klängen
Dies ist ein Vorschlag, der mir auf Anhieb alternativ einfällt.

Gruß,
Grand
 
D

DerKleinePrinz

Gast
Lieber Grand,

mir ging es einzig und allein um die Sprache, welche meiner Meinung nach fehlerhaft war im Gedicht. Das habe ich richtig gestellt, ob der Autor was damit anfangen kann oder nicht kann ich nicht beurteilen, jedenfalls weiß er um das Problem.

Und ja, ich benutze dessen im Alltag, es kommt immer drauf an wie ich mich fühle. Wenn ich Lust habe mich eloquent auszudrücken dann tue ich das. Aber das gehört natürlich nicht in diesen Faden.

Dein Vorschlag macht die Metrik kaputt, da dann eine Silbe fehlen würde. Hörst du das nicht wenn du es dir laut vorliest?

Das es Stilhandbücher gibt war mir noch nicht mal bewusst, verlass dich lieber auf dein Gefühl und kreiere deinen eigenen ;)

Liebe Grüße
Der Kleine Prinz*
 
Hallo..

auch ich finde die Version von Sta.tor ist ein guter Vorschlag.

Was die Sprache betrifft..das ist bei Reimgedichten oft ein "Problem"..denn diese wird gelegentlich dem Reim "geopfert".

Gruß
A.D.
 

Grand

Mitglied
Hi DerKleinePrinz,

da haben wir es wieder einmal, dass ich die Metrik nicht beachtet habe. Du hast natürlich recht, mein Fehler.

Dass ich ab und zu einen Blick in Stilhandbücher werfe, heißt nicht, dass ich keinen eigenen Stil besitze oder entwickeln möchte. Ich schaue mir Verschiedenes an und entscheide dann, was mir gefällt und was ich gut verwenden kann. Aber das gehört auch nicht hierhin.

Ich verstehe natürlich, dass seinen irritierend wirken kann udn einen falschen bezug herstellen kann; in einem Prosatext würde ich es in jedem Fall anders darstellen (aber auch nicht mit dessen ;)).
Ich will hier aber auch nicht dauernd auf diesem Wort rumreiten. Du hast schon recht, dass wir die eigentliche Entscheidung dem Autor überlassen sollten.

Es war mir aber dennoch ein Vergnügen mit dir darüber zu diskutieren.

Gruß,
Grand
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Und was sagt nun DC zur aktuellen Diskussion? Wieder mal nichts. Vermutlich, wenn überhaupt, zieht er das Ding nach eineinhalb Monaten noch mal ans Tageslicht und verabschiedet sich dann wieder auf unbestimmte Zeit.
Der alte trullala.

VG Sta.tor
 
H

Heidrun D.

Gast
Grüß dich, Druide,

mir gefällt dein Text, wenn du ihn auch mit Leichtigkeit noch ein wenig aufpeppen könntest, am meisten durch veränderte Zeichensetzung.

Was hältst du von:

Ein Vöglein hold sang ihm ein Lied,
er lauschte seinen Klängen.
Darin erklang es traurig schön,
er solle sich erhängen.

Aus seiner Augen wundem Rand
gar viele Tränen flossen:
Sich aufzuhängen? Allerhand!
Drum hat er sich erschossen.
Ganz ausgezeichnet gefällt mir V 1 in Strophe 2. - Ebenso die eher lakonische Gesamtaussage, die sich quer zur romantischen Sprache stellt.

Gut gemacht!
Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo DC,

ich finde den Text total witzig. Jeder hat ja eine anderen Sinn für Humor. Was ich hier so witzig finde, ist die Tatsache, dass er nicht, wie erwartet, es nun aufgegeben hat sich zu töten, sondern nur eine andere Todesart wählte. Schon der Titel "Selbstmitleid" sagt ja aus, dass es sich hier um einen witzigen Text handelt.

Zur Grammatik:

Der Vogel singt seine Klänge. Der Mensch lauscht seinen Klängen, nämlich den Klängen des Vogels. Grammatikalisch ist das richtig. Klar "dessen" ginge auch und wäre noch deutlicher in der Aussage. Die Verbesserungsvorschläge von Sta.tor sind astrein. An Deiner Stelle würde ich sie übernehmen, weil sie vom Metrum her der Geschichte noch den richtigen Schwung geben.

Also ich habe jedenfalls gelacht.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
D

DerKleinePrinz

Gast
:D

Der Vogel singt seine Klänge. Der Mensch lauscht seinen Klängen, nämlich den Klängen des Vogels. Grammatikalisch ist das richtig.
Och, gibts doch nicht, ich dachte die Diskussion wäre vorbei^^

Hätten wir einen Vogel wäre es natürlich richtig, liebe Vera. Aber wir haben ein Vöglein (das Vöglein!), ...
 

Walther

Mitglied
Richtig,

lb. DKP,

haben wir. Und jenau dieserhalb ist DCs Formulierung auch völlig korrekt. Wiewohl ich ihm drüber hinaus raten tätentatentute, Sta.Tors Vorschläge zu übernehmen, wenn er aus dem Eumeln ob dieser leicht schrägen Debatte mal rausgekommen ist.

Aber die paßt ja voll zu diesem Gedicht. Das ist ja auch kultig schräg. :D

Grüße W.

PS.: Ich finde dieses Gedicht herrlich. Schwarzer Humor in super Form!
 
D

DerKleinePrinz

Gast
Oh Mann mittlerweile bin ich echt verwirrt :)

Für den Fall dass ich mich irrte (und der scheint sehr wahrscheinlich zu sein) bitte ich um Entschuldigung!
Ich kauf mir demnächst ein Grammatiklehrbuch...
 

Vera-Lena

Mitglied
Grammatiklehrbuch :D

Ich liebe meine Texte
Du liebst deine Texte
Er liebt seine Texte

Der Mensch liebt seine Texte
Die Frau liebt ihre Texte
Das Kind liebt seine Texte


Gern geschehen. :)
 



 
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