Sinn des Lebens

Yossarian

Mitglied
A:
Was ist der Sinn des Lebens ?

B:
Wie kann ich so was wissen...

A:
Wenn du deinen Sinn nicht kennst, kannst du dir ja genauso gut eine Kugel durch den Kopf jagen.

B:
Kennst du den Sinn des Lebens ?

A:
Natürlich nicht.

B:
Also warum tust du es nicht ?

A:
Mir eine Kugel durch den Kopf jagen ?
Weil ich keine Pistole habe...

B:
Dann spring vor einen Zug...

A:
Aber ich will mich gar nicht umbringen...

B:
Ich dachte das Leben wäre sinnlos ?

A:
Wer sagt dass ?

B:
Na du, gerade eben...

A:
Das würde ich nie behaupten, weil das Leben auf jeden Fall einen Sinn hat.

B:
Wie kannst du in dieser Sache so sicher sein ?
Ich denke du kennst den Sinn gar nicht...

A:
Sieh mal. Alles was existiert, ganz gleich wie groß oder klein, es hat, muss einen Sinn haben, sonst würde es nicht existieren. Nehmen wir mal ein Glas als Beispiel. Ich weiß, dass es der Sinn eines Glases ist Getränke zu speichern. Wenn es nicht so wäre, hätte Niemand jemals ein Glas erfunden. Das Problem des Glases ist, es weiß selbst nicht welchen Zweck es erfüllt und wird ihn auch nie erfahren, weil es nicht über seinen Horizont hinausschauen kann. Wir stehen über dem Horizont des Glases und wissen deshalb um seinen Nutzen.

B:
Wenn das so ist, habe ich keinen Grund mich umzubringen, weil mein Leben auf jeden Fall seinen Zweck erfüllt.

A:
Ist es aber nicht deprimierend ihn niemals zu erfahren ? Zu wissen, dass es unmöglich ist ihn jemals zu erfahren ?

B:
Vielleicht. Wäre es aber nicht deutlich frustrierender die Gewissheit zu haben, dass der einzige Sinn deines Seins ist, Getränke zu speichern ?

A:
Nein, denn der entscheidende Punkt ist, dass du damit immerhin einen Sinn hast.
Ohne die Gewissheit nämlich ist dein Leben von deinem eigenen Standpunkt aus gesehen, und nur diesen wirst du jemals haben, vollkommen sinnlos.

B:
Du bist also der Meinung ich sollte mir eine Kugel durch den Kopf jagen, weil es keine Möglichkeit gibt den Sinn meiner Existenz zu erfahren, der damit für mich bedeutungslos wird und jede einzelne Handlung meinerseits überflüssig macht, da sinnlos.

A:
Genau.

B:
Wenn ich mich aber umbringe, erfülle ich doch meinen Zweck nicht.

A:
Das ist richtig.

B:
Damit wäre es doch unklug sich umzubringen, weil es zwar aus meiner Sicht durchaus korrekt wäre dergleichen zu handeln, aber meine Existenz damit auch von anderen Perspektiven aus gesehen zur Sinnlosigkeit verkommt. Es ist zwar richtig, dass ich alles stets nur von mir selbst aus betrachten kann, aber tatsächlich, wie du sehr richtig erkannt hast, hat diese Sicht keinen Sinn. Es zählt letztendlich nämlich nur die Sicht desjenigen, der meinen wahren Zweck kennt. Wenn ich mich umbringe habe ich diesen nicht erfüllt, hätte also gar nicht erschaffen werden dürfen, weil du selbst sagst, dass alles existente auch seinen Sinn haben muss.

A:
Was du zu übersehen scheinst, ist, dass sich durch deinen Tod sogleich alle Schwierigkeiten lösen. Wenn du dich nämlich umbringst aufgrund der Annahme dein Leben habe keinen Sinn, dann liegst du im Augenblick der Tat damit genau richtig, du hast deinen Zweck also erkannt, der in diesem Falle keiner ist. Du erfüllst dadurch, dass du deine sinnlose Existenz beendest deine Aufgabe.

B:
Das würde bedeuten, ich habe schon jetzt die Gewissheit den Sinn des aus meiner Sicht sinnfreien Leben zu erkennen, indem ich mich umbringe und damit mein Leben über meinen Horizont hinaus sinnlos mache.

A:
Das könnte so stimmen. Aber Gewissheit, dass du Gewissheit bekommst, hast du letztendlich trotzdem nicht.

B:
Was spielt es denn deiner Meinung nach für eine Rolle ob du ein aus deiner Sicht sinnloses Leben führst, oder eventuell die Gewissheit bekommst, dass dein Leben sinnlos gewesen ist, das Resultat wird in beiden Fällen gleich bleiben.

A:
Zumindest hast du eine Chance durch deinen Tod Gewissheit zu bekommen.

B:
Aber du hast doch jetzt von dir selbst gesehen auch die Gewissheit, dass dein Leben sinnfrei ist.

A:
Unter diesem Punkt betrachtet muss ich dir recht geben, scheinbar spielt es wirklich keine Rolle...

B:
Wieso recht geben ?
Ich bin nicht der Meinung, dass es keine Rolle spielt.
Stelle dir nur vor, es wäre so und alle Existenzen würden für die Gewissheit in den Tod gehen. Zwar wüssten sie dann mit Sicherheit, dass ihr Leben sinnlos war, aber mit einem Schlag würde sich damit das ganze Universum im Nichts auflösen.

A:
Dann bleibt einem nichts übrig als in Sinnlosigkeit der Dinge zu harren ?

B:
Man könnte höchstens versuchen seinem Leben einen aus der eigenen Sicht plausiblen Sinn zu geben um die Zeit des sinnfreien Wartens bis man, um noch einmal auf das Glas zurück zu kommen, spröde und alt geworden, zusammenbricht.

A:
Gläser halten sich lange, da kann man nur hoffen, vorher vom Tisch zu fallen.

B:
Ironischerweise würde man durch den Versuch seinen Leben einen Sinn zu geben, vermutlich genau diesen erfüllen.

A:
Leider würde dies, falls es denn so sein sollte, für uns völlig bedeutungslos bleiben...
 



 
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