Dies ist der erste Text den ich dem Horrorgenre widme. Ich muss leider vorweg schreiben, dass ich bisher noch nie viel Interesse in diese Kategorie investiert habe mal von einem kleinen Stephen King Ausrutscher abgesehen und nicht sicher bin den allgemeinen Geschmack getroffen zu haben. Weil ich bei längeren Texten nach einer Weile immer unsicher werde ob sich das Weiterschreiben lohnt setze ich es hier ins Forum um nachzufragen ob es das wirklich wert wäre. Man möge mir daher bitte fehlendes das Ende und Rechtschreibfehler verzeihen. Die Welt der Dunkelheit in der sich die Geschichte ist Erfindung des Rollenspielverlags White Wolf. Alle Rechte sind wie üblich
vorbehalten. Ich danke vorweg fürs lesen und hoffe auf Kritik aller Art damit man mal wieder was zum kauen hat.
'Krepier du verdammtes Mistvieh' brüllte der Mann auf der anderen Seite während sein mitgeführtes Kleinkaliber bereits begann Tod und Verderben auszuspeien.
Die Akustik der leerstehenden Lagerhalle ließen seine Stimme und das Geräusche der abgefeuerten Waffe wie Kanonendonner klingen und waren dementsprechend schmerzhaft mitanzuhören. Ich unterdrückte noch rechtzeitig meinen Reflex, die Ohren zuhalten zu wollen schon alleine um wenigstens den Eindruck von Würde aufrechtzuerhalten.
Stattdessen besann ich mich die gelassene Haltung zu bewahren mit der ich die Pose machte und die, so hoffte ich, meinen Gegenüber einschüchtern würde. Zumindest im Ansatz schien dies sogar zu funktionieren. Die ersten drei Kugeln pfiffen um Armeslänge an mir vorbei und verschwanden harmlos in der Rückwand.
Von den Resultaten seiner weniger berechneten Aktion wohl zu Einsicht gekommen nahm mein Gegenüber die Pistole nun in zwei Hände, zielte und drückte solange ab, bis die Waffe nur noch ein protestierendes Klicken von sich gab.
Wieder machte ich mir keine Mühen den Geschoßen auszuweichen sondern beließ es darauf weiterhin meinen schießwütigen Angreifer anzustarren, in der Hoffnung mehr von ihm erkennen zu können. Noch als sein Gesicht langsam an Form anzunehmen begann erreichte mich die nächste Welle. Ich muss zugeben, dass er sich dieses Mal wirklich Mühe gegeben hatte mich ernsthaft zu treffen. Mehr als zwei seiner Geschoße flogen so nahe an meinem Gesicht vorbei, dass ich den Zugwind spürte welche sie mit sich herzogen und die meinen Wange streichelte wie eine geflüsterte Unheilsbotschaft. Als ich damit anfangen wollte meinen Plan der direkten Machtdemonstration aufzugeben und stattdessen zur Seite zu springen oder ähnliches, um mich in Sicherheit zu bringen, durchschlug einer der Biester meine linke Schulter.
Ich konnte spüren wie es seinen Weg durch harten Knochen bahnte, wie es von dem überraschend geringen Widerstand im Körper selbst motiviert weiterglit um dann doch kurz vor dem Ende zum Stillstand kam.
Es hinterließ einen unangenehmen stechenden Schmerz und die Wucht des Aufpralls nebst der Überraschung doch noch getroffen worden zu sein lies mich einen Schritt zurücktaumeln.
Der Verursacher dieser Unannehmlichkeit schien indessen überrascht, dass sein finaler Glückstreffer nicht wie erhofft zu meinem sofortigen Ableben geführt hatte und er hatte Pech falls er annahm, dass ich nach diesem noch weiterhin gewillt sein würde Zielscheibe für ihn zu spielen. Des ganzen Dramas überdrüssig griff ich nun endgültig in meine Manteltasche.
Die 45.er, die seit langem zu meinem ständigen Begleiter geworden war, glimmerte in dem schwachen Licht seicht was ein seltsames Gefühle der Romantik in mir hochkommen lies. Mein Gegenüber der wohl erkannte was genau ich da hervorholte wirkte ebenfalls gänzlich von Emotionen ergriffen und versuchte noch verzweifelt aus seiner Hose etwas herauszuzerren vermutlich ein Ersatzmagazin. Ich lies ihm gebührend einige Sekunde lang hektisch an sich herumfuchteln, registrierte, dass er nicht rechtzeitig fertig sein würde bis zu Sonnenaufgang und verpasste ihm eine Kugel wohin auch immer. Zu mehr als dem Treffen waren auch meine Fertigkeiten mit Schusswaffen letztendlich nicht in der Lage. Die Wirkung erschien zuerst dieselbe zu sein ignoriert man den erschrockenen Aufschrei und dass er bereits kurze Zeit später gekrümmt vor Schmerz auf dem Boden lag. Ich hielt es für angebracht nun vollendst in den Schein des Lichtkegels zu treten den ich vorher im Falle einer raschen Flucht vermieden hatte. Immer noch war sein Gesicht im Schatten verborgen doch ich bedurfte nur der Stimme um herauszufinden was genau ich zu erwarten hätte. Er richtete sich in seinen Qualen auf, blickte mir ins Gesicht und die nun von Todesnähe geschwächte Stimme hauchte leise die verblüfften Worte: 'Eine Frau...?' bevor er wieder in sich zusammensackte und starb.
Nun zumindest war es kein großer Verlust für die Menschheit gewesen dachte ich zu mir. Trotzdem war ich verärgert ihn getötet zu haben. Nicht das es mir hierbei um Moral und dergleichen ging oder das sein Tod mich in irgend einer Weise berührte sondern schlicht die Tatsache, dass mit seinem Ableben Fragen unbeantwortet blieben, die ich den anderen Männern die mir aufgelauert waren ebenfalls nicht mehr stellen konnte. Trotzdem lies ich es mir nicht nehmen den Verstorbenen nach allem zu durchsuchen was mir hilfreich sein könnte. Die Brieftasche schien vor unserem Zusammentreffen wie bei den Beiden anderen vorsichtshalber entleert worden zu sein und enthielt nichts weiter als ein paar zerknitterte Geldscheine. Sonst gab es nichts an dem Mann was darauf hinweisen konnte wer er war. Fast als hätte er nur dafür existiere um mit einer Knarre wild in der Gegend rumzuballern. Ich steckte die Brieftasche ein und nahm aber auch noch Waffe und Patronenhülse mit bevor ich ging. Ich erachtetet es nicht als die Mühe wert ihn im Meer zu versenken. Der Hafen war ein reinstes Moloch von Korruption und geplatzten Drogenhandels, bei dem des Öfteren jemand den Tod fand. Wenn ich Glück hatte würde die Polizei falls sie sich überhaupt hierher traute sich damit vergnügen den Toten zu bergen und wieder zu verschwinden ohne die Einschüsse an der gegenüberliegenden Wand zu bemerken.
Falls es bis dahin überhaupt noch eine Leiche zu finden gab...
Bevor ich den Gedanken zu Ende führen konnte vernahm ich das klirrende Geräusch. Es war die Kugel welche es vorhin nicht geschafft hatte mich vollkommen zu durchschlagen. Die Regeneration hatte bereits begonnen und auf jegliches Zutun meinerseits verzichtet. Dieses Gefühl, die Kontrolle über meinen eigenen Körper zu verlieren, beunruhigte mich schon seit geraumer Zeit und noch etwas in dieser Nacht fiel mir unangenehm auf. Als ich dabei war mich in Richtung Ausgang zu bewegen wandte ich mich plötzlich wie aus einem Reflex heraus erneut der in Dunkelheit verborgenen Leiche zu ohne, dass ich den Grund dafür hätte erahnen könne. Der Betonboden auf dem wohl schon seit Jahren niemand mehr Fuß gesetzt hatte wies auf fundamentale Risse hin die sich über den gesamten Gebäude verteilten. Es glich einem kleinen Wunder, dass die Grundmauern nicht bei der Schießerei zusammengebrochen waren. Doch weniger die verfallene Bruchbude war mir wichtig als vielmehr das was in ihren Adern floss. Die Wunde war sofort tödlich gewesen soviel lies sich schon aus dem immensen Blutfluss der sich in den Rinnen gebildet hatte erkennen. Und er floss in meine Richtung. Ohne zu wissen wie mir geschah beugte ich mich vor und tauchte meine Finger so tief in den Miniatur-Strom wie nur eben möglich und hob sie zu meinem Gesicht. Einen kurzen Augenblick lang betrachtete ich die Flüssigkeit wie sie begann meine Hand hinunter zu kriechen. Welch süßlicher Lebenssaft der mit solcher Verlockung soviel Verderben brachte. Doch von solchen Gedanken wähnte ich mich am diesen Zeitpunkt frei als ich die Substanz an meine Lippen führte und wie süßliche Nektar auf meiner Zunge zergehen ließ. Ja, es war Nahrung für mich so wie für andere Brot und Wasser fürwahr ausgereicht hätten. Doch diese Leute waren unwissend und würden niemals sich an denselben Geschmack gütlich tun wie ich es in diesem Moment tat, dem ich sogar meine gesamte Existenz verdankte. Verflucht waren diejenigen, die niemals solch ein Gefühl der Wollust empfinden würden wie ich es kennen und lieben gelernt hatte.
Doch nicht Angenehmes kam ohne einen Fluch. Als diese Offenbarung der absoluten Gaumenfreude begann meine Kehle hinunterzufließen wurde ich einer anderem dunkleren Gefühl übermannt welche immer zur selben Zeit wie dem Geschmack auftraten. Das unbändige Verlangen nach mehr. Und nicht nur das Verlangen nach Trinken sondern auch dafür zu töten, Kehlen zu zerreißen und ihnen ihres Lebens zu berauben nur allein des Hungers wegen. Ich hatte nicht damit gerechnet gerade jetzt wieder von diesen dunklen Gedankengängen verfolgt zu werden, hatte ich noch zuvor meiner Trieb nach Nahrung befriedigt. An diesem Ort schien es irrational, unpassend und vor allem wie ich mit Schrecken feststellte unkontrollierbar. Meine Zähne verformten sich im Mund und schnitten mir beinahe in die Unterlippen. Ich musste weiter mich den Strom hocharbeiten in Richtung Hauptgewinn. Zur Befriedigung von dem was ich zum Opfer gefallen war und dem ich niemals Herr werden könnte. Ich stellte mir vor wie meine Zähne sich in sein schutzlosen Fleisch bohrten, wie ich begann sein für ihn nun nutzlose Körperflüssigkeit auszusaugen und wie ich erst damit aufhören würden wenn nichts mehr davon übrig war.
Aber warum sollte ich das eigentlich wollen?
Diese plötzliche Frage die im meinem Kopf einschlugen brachte mich in die Realität zurück. Erschrocken prallte ich vom Leichnam zurück den ich mich vorher kriechend wie ein Raubtier genähert hatte und mir dabei auch noch meine Hose sowie Hände mit Blut besudelt hatte.
Alles war so schnell wieder vorbei gewesen wie es meinem Kopf hoch gekrochen war doch trotzdem war es für mich der verstöhrendste Augenblick seit langem gewesen. Ich lies die Beißerchen die mir so spontan hervor gewachsen waren wieder einfahren, die sich fügten wie getadelte Kinder. Angewidert von diesem unerwartenten Ausbruch eines unbekannten Ichs welches ich nicht verstand war ich froh das verfluchte Viertel hinter mir zu lassen und zu meinen Wagen zurückzukehren den ich vorsichtshalber in einem nahen Stadtviertel geparkt hatte wo er mit höherer Wahrscheinlichkeit später noch stehen würde.
Kriminalität ist wahrhaftig eine Krankheit in sich.
Endlich wieder Zuhause angekommen war es mir endlich wieder möglich einigermaßen klar denken zu können. Das begann damit, dass ich laut fluchte und die Sauerei betrachtete die sich auf meiner Kleidung und nun auch auf meinem Sitz ausbreitete. Dieser Abend war alles andere als erfolgreich gewesen. Ich stieß die Tür auf und hechtete in das Mehrstöckige Mietsgebäude, leise betend, dass meinen Nachbarn die ich eigentlich so gut wie nie zu Gesicht bekam mich nicht in den neuen Koloraturfarben bekleidet erwischen mögen. Wie ein Wunder gelangte ich tatsächlich unbeobachtet zu meiner Wohnungstür die ich rasch überwand und für meinen Geschmack etwas zu heftig ins Schloss fallen ließ. Einen Moment horchte ich sogar ob ich jemanden mit dem lauten Geräusch aufgeschreckt haben könnte. Nachdem sich auch nach mehreren Minuten kein Geräusch zu vernehmen war entledigte ich mir bereits im Flur von meiner verräterischen Kleidung bis ich nur noch Bluse und Unterwäsche am Leib trug. Daraufhin eilte ich rasch zum Badezimmer und wusch so gut es ging die Blutspuren von meinen Körper welche sich scheinbar weigern wollten von meinen Körper abzulassen. Eine stärkere Dosis von Bellas Orange Shampoo löste zumindest dieses Problem. Als ich wieder aus der Dusche trat wurde es mir schlagartig bewusst, dass ich vergessen hatte mich vorher zu entkleiden, so dass auch mein letzter kläglicher Rest von Privatsphäre der an meinem Körper herunterhing quasi unbrauchbar gemacht wurde. Ich stieß einen weiteren Fluch in dieser Nacht der Verdammten aus und huschte zur Küche. Mein Ziel war eine unscheinbare Mulde unter dem Waschbecken in welcher ich Reinigungsmittel aller Art lagerte. Ich suchte mir das Stärkste aus welches ich finden konnte, packte mir den Lappen den ich unachtsam über den Wasserhahn gehängt hatte und war schneller wieder aus der Wohnung und am Wagen als ich oben überhaupt angekommen war. Zumindest schien mein Urteilsvermögen noch zu funktionieren denn das Zeug welches ich genommen hatte erwies sich als wirkungsvoller als gedacht. Leider verätze es mir auch den Sitz bis fast auf die Polster aber letztendlich ging es mir zu sehr um die Effizienz die Spuren eines Mordes zu verwischen als sich um meinen kleinen Ford Sorgen zu machen. Als ich mich nun endgültig frei von jeglichen Indizien wähnen konnte kehrte ich nun mehr erleichtert zum Haus zurück. Nach all der Hektik war es mir schlichtweg egal ob irgendwelche Gaffer wohl aus ihren Fenstern oder aus einem Türspalt heraus meinen halbnackten Körper betrachteten. Doch der wahren Katastrophe wurde ich erst gewahr als ich wieder in meine Wohnung zurückkehrte. Es gab einen Zeugen in dieser Kriminalgeschichte. Scottie hatte sich wohl während ich überstürzt und mit Waschmittel bewaffnet, welches wohl früher einmal für die moderne Kriegsführung hergestellt worden war auf meinen Wagen losging, es irgendwie geschafft unbemerkt an mir vorbei zu schleichen an all den Türen vorbei die ich unachtsam offen stehen gelassen hatte und zurück in sein geliebtes Revier in welchen er mich großzügiger Weise leben lies. Er hatte meine von Blut getränkte Kleidung selbstredend bemerkt sowie der allgemeine Geruch des Grauens welches sich hier ausgebreitet hatte. Mit vorwurfsvollen Augen starrte er mich an als er mich an der Tür erspähte vor ihm die Beweise meines schlimmen Verbrechens. Doch zeugte dies glücklicherweise nicht etwa davon, dass er plötzlich zum Märtyrer der Gerechtigkeit entartet war sonder schlichtweg, dass er die Straßen dieser großen und für ihn noch vielmehr als für alle anderen tödlichen Stadt gewagt hatte in dem Zutrauen, dass Jemanden zu gegebener Stunde ihm Tor und Tür zu seinem Reich wieder öffnen würde und er seinen rechtmäßigen Platz auf seinem Thron, welchen ich schlicht als Bett bezeichne, einnehmen konnte zusammen mit einem Napf bestens ausgelesenen Futter. Möglichts mit kleinen Feinheiten meiner neusten Kreationen aufgebessert. Doch dieses Mal war niemand da gewesen der ihn erwartete. So war er ziellos umhergestreift womöglich schon darüber grübelnd wie es zu diesem Verrat gekommen war. Schließlich hatte er mein Auto bemerkt und mich wie von einer Furie gehetzt in das Haus stürmen sehen. Nun in der Erwartung auf eine Antwort saß er nun da den Schwanzspitze bedrohlich hebend und senkend. Von Schuldgefühlen fast sprichwörtlich ins Gesicht geschlagen sprach ich einige beruhigende Worte und da er mich nicht zu verstehen schien beschloss ich aufs Althergebrachte zurückzugreifen und wandte mich der Küche zu. Diese Botschaft verstand er wiederum zu gut und stand bereits ungeduldig wartend auf dem Küchentisch bevor ich überhaupt ansatzweise einen Schritt hätte tun können.
Die Entschuldigung war von unserer Majestät gnädig angenommen.
Mit den weltlichen Problemen nun einigermaßen in Einklang gekommen blieb da noch die Kleidung mit der ich mich in der nächsten Nacht beschäftigen würde. Zuerst war ich damit zufrieden es in die schon seit langem unbrauchbar gewordenen Badewanne zu werfen damit ich dessen Anblick nicht länger ertragen müsste. Dann gab es noch den nicht weiter erwähnenswerte Fleck auf dem Fließ welcher es hinterließ, den ich ebenfalls auf Morgen verschob auch wenn das Reinigen dann wohl zur reinen Tortur ausarten würde. Allerdings gab eh keine Besucher welchen dies hätte auffallen können. So beließ ich es auf der unermüdlichen Gleichgültigkeit die sich bei mir eingestellt hatte. Zum ersten Mal seit ich zum Hafengelände aufgebrochen war fiel mein Blick erneut auf eine Uhr und wieder war es diejenige die ich über meiner Haustür aufgehängt hatte. Perplexerweise fiel mir dabei auf, dass ich selbst nie eine Uhr trug. Das war doppelt seltsam zieht man mit in Betracht wie wichtig Zeit doch für mich im speziellen darstellte. Ich schüttelte den Gedanken wieder ab. Falls ich mal wieder Raphael besuchen sollte würde ich ihn vielleicht mal nach einer fragen. Das heißt falls dieser Crack-Head neben Autoradios die mit größter Hektik entfernt worden waren und anderen in ähnlicher Weise beschädigtes elektronischen Schnik-schnak auch noch Uhren mit abgerissenem Arm verkaufte.
Obwohl ich auf dem Arm wahrlich verzichten konnte vor allem in diesem Augenblick. Seit dem ich an meinem Schreibtisch gesessen hatte und wieder zurückgekehrt war waren ungefähr zwei Stunden vergangen. Nicht länger bedarf es also einen Menschen umzubringen und sich die Weste danach einigermaßen wieder rein zu waschen. Allerdings hatte auch die Entscheidung des Toten den Schauplatz dieser nach seinen eigenen Worten 'apokalyptischen' Schlacht ausgerechnet dort zu wählen wo man ihn nicht hätte schreien hören meine Beseitigungsaufgabe deutlich vereinfacht. Falls mir jemand auf der Straße mit einer gezogenen Waffe begegnet wäre so hätte es deutlich schlimmere Komplikationen.
Ich machte mir nichts vor. Ich hatte Glück einem solchen Volltrottel begegnet zu sein. Wieder in meinem kleinen Allzwecksessel rollte ich mich rüber zum Computer um erneut meine Emails zu überprüfen. Glücklicherweise hatte ich in der Eile vergessen ihn abzuschalten so blieb mir zumindest unnötige Tipperei erspart. Das überwiegende Weiß auf dem Monitor ließ es wie einen direkten Kontrast zu all dem Blut wirken welches ich heute bereits zu Gesicht bekommen hatte. Bei dem Gedanken wurde mir plötzlich übel obwohl ich nicht einmal hätte sagen können was der Grund dafür war. Ich löschte sofort die Mail an der Spitze der Liste welche mich mit den in dicken roten Buchstaben geschriebenen Worten 'Ich weiß was du bist' gelockt hatten. Allerdings nicht ohne vorher noch die Adresse aufzuschreiben so wenig sie mir auch noch nutzen mochte. Die Meisten die dahinter folgten waren minder interessant. Neben den verfluchten Kettenmails durch die ich mich Nacht für Nacht kämpfen musste war scheinbar auch der gesamte Rest des Internets nur damit beschäftig mir mit Schnäpchenpreise von Rasierapparaten den letzten Rest Verstand an welchen ich mich verzweifelt klammerte zerstören zu wollen.
Alles in allem war der so hoch gepriesene Datenhigway im Grunde eine riesige und ziemlich kostspielige Verschwendung wenn man es nicht genauer einstudierte was bei mir leider nicht der Fall war. Nur zwei Botschaften schenkte ich genauere Aufmerksamkeit. Die Eine war von Elsa verfasst worden und ich brauchte sie nicht einmal zu öffnen um zu wissen was drinstehen würde. Tatsächlich schrieb sie dort mit ihren süßlich umschriebenen Worten die ich bereits von ihr gewohnt war von der Bitte mich so schnell wie möglich bei ihr zu melden da sie 'etwas hatte was dich interessieren wird'. Egal wie sie ihre Aufforderungen immer und immer wieder neu definierte es lief letztendlich immer darauf hinaus zu ihr zu kommen möglichst bevor Madame ungeduldig wurde. Und dafür wollte sich keiner verantwortlich wähnen da dies für gewöhnlich mit höchst unerfreulichen Konsequenzen verbunden war. Sie war eine hitzige nicht destotrotz geschickte Monarchin die wusste wie man ihre Untertanen bei Laune hielt auf die eine oder andere Weise. So sehr sie auch versuchte ihre Autorität mit Blumen zu verdecken so würde sie immer wie ein unheilvoller Schimmer aus ihnen herausbrechen bis die sie Umgebene Schönheit gänzlich verschlungen oder abgetötet wurde. Sie hatte mir bereits früh zu Gemüt geführt wie die Dinge liefen und mir danach verboten die Narben verheilen zu lassen gefolgt von der Drohung mir beim nächsten Mal schlimmere zu verpassen. Seither hatte ich es nicht mehr gewagt einer ihrer 'Bitten' abzuschlagen.
Ich schaute noch einmal nach wann die Mail verschickt worden war. Es war genau um drei Uhr siebenundzwanzig gewesen nur wenige Minuten bevor ich abgereist war. Sie würde mich vor dem nächsten Sonnenuntergang wohl nicht erwarten. Mit dieser Tatsache zufrieden ließ ich auch diese Nachricht im Papierkorb verschwinden. Am liebsten hätte ich auf meinem Monitor einen simulierten Stiefel gesehen der sie dorthin beförderte. Doch das Programm beließ es auf der simplen 'Wirklich löschen?' Frage die ich mit einem heftigen Hämmern auf der Tastatur beantwortete. Soviel zu dem Wochenende der Recherche die ich doch vorher noch so sorgsam vorbereitet hatte. Diese Frau hatte das einmalige Talent die beste Planung wie ein Bauklotzhäuschen zusammenbrechen zu lassen. Ich vermutete es war für sie ein persönliches Hobby um mir so viel Freiheit zu rauben wie nur eben möglich.
Die zweite Mail war von meiner Mutter.
Eigentlich hätte ich damit rechnen müssen trotzdem traf es mich wie jeden einzelnen Monat zuvor seitdem ich den Kontakt zu ihr so abrupt abgebrochen hatte.
vorbehalten. Ich danke vorweg fürs lesen und hoffe auf Kritik aller Art damit man mal wieder was zum kauen hat.
'Krepier du verdammtes Mistvieh' brüllte der Mann auf der anderen Seite während sein mitgeführtes Kleinkaliber bereits begann Tod und Verderben auszuspeien.
Die Akustik der leerstehenden Lagerhalle ließen seine Stimme und das Geräusche der abgefeuerten Waffe wie Kanonendonner klingen und waren dementsprechend schmerzhaft mitanzuhören. Ich unterdrückte noch rechtzeitig meinen Reflex, die Ohren zuhalten zu wollen schon alleine um wenigstens den Eindruck von Würde aufrechtzuerhalten.
Stattdessen besann ich mich die gelassene Haltung zu bewahren mit der ich die Pose machte und die, so hoffte ich, meinen Gegenüber einschüchtern würde. Zumindest im Ansatz schien dies sogar zu funktionieren. Die ersten drei Kugeln pfiffen um Armeslänge an mir vorbei und verschwanden harmlos in der Rückwand.
Von den Resultaten seiner weniger berechneten Aktion wohl zu Einsicht gekommen nahm mein Gegenüber die Pistole nun in zwei Hände, zielte und drückte solange ab, bis die Waffe nur noch ein protestierendes Klicken von sich gab.
Wieder machte ich mir keine Mühen den Geschoßen auszuweichen sondern beließ es darauf weiterhin meinen schießwütigen Angreifer anzustarren, in der Hoffnung mehr von ihm erkennen zu können. Noch als sein Gesicht langsam an Form anzunehmen begann erreichte mich die nächste Welle. Ich muss zugeben, dass er sich dieses Mal wirklich Mühe gegeben hatte mich ernsthaft zu treffen. Mehr als zwei seiner Geschoße flogen so nahe an meinem Gesicht vorbei, dass ich den Zugwind spürte welche sie mit sich herzogen und die meinen Wange streichelte wie eine geflüsterte Unheilsbotschaft. Als ich damit anfangen wollte meinen Plan der direkten Machtdemonstration aufzugeben und stattdessen zur Seite zu springen oder ähnliches, um mich in Sicherheit zu bringen, durchschlug einer der Biester meine linke Schulter.
Ich konnte spüren wie es seinen Weg durch harten Knochen bahnte, wie es von dem überraschend geringen Widerstand im Körper selbst motiviert weiterglit um dann doch kurz vor dem Ende zum Stillstand kam.
Es hinterließ einen unangenehmen stechenden Schmerz und die Wucht des Aufpralls nebst der Überraschung doch noch getroffen worden zu sein lies mich einen Schritt zurücktaumeln.
Der Verursacher dieser Unannehmlichkeit schien indessen überrascht, dass sein finaler Glückstreffer nicht wie erhofft zu meinem sofortigen Ableben geführt hatte und er hatte Pech falls er annahm, dass ich nach diesem noch weiterhin gewillt sein würde Zielscheibe für ihn zu spielen. Des ganzen Dramas überdrüssig griff ich nun endgültig in meine Manteltasche.
Die 45.er, die seit langem zu meinem ständigen Begleiter geworden war, glimmerte in dem schwachen Licht seicht was ein seltsames Gefühle der Romantik in mir hochkommen lies. Mein Gegenüber der wohl erkannte was genau ich da hervorholte wirkte ebenfalls gänzlich von Emotionen ergriffen und versuchte noch verzweifelt aus seiner Hose etwas herauszuzerren vermutlich ein Ersatzmagazin. Ich lies ihm gebührend einige Sekunde lang hektisch an sich herumfuchteln, registrierte, dass er nicht rechtzeitig fertig sein würde bis zu Sonnenaufgang und verpasste ihm eine Kugel wohin auch immer. Zu mehr als dem Treffen waren auch meine Fertigkeiten mit Schusswaffen letztendlich nicht in der Lage. Die Wirkung erschien zuerst dieselbe zu sein ignoriert man den erschrockenen Aufschrei und dass er bereits kurze Zeit später gekrümmt vor Schmerz auf dem Boden lag. Ich hielt es für angebracht nun vollendst in den Schein des Lichtkegels zu treten den ich vorher im Falle einer raschen Flucht vermieden hatte. Immer noch war sein Gesicht im Schatten verborgen doch ich bedurfte nur der Stimme um herauszufinden was genau ich zu erwarten hätte. Er richtete sich in seinen Qualen auf, blickte mir ins Gesicht und die nun von Todesnähe geschwächte Stimme hauchte leise die verblüfften Worte: 'Eine Frau...?' bevor er wieder in sich zusammensackte und starb.
Nun zumindest war es kein großer Verlust für die Menschheit gewesen dachte ich zu mir. Trotzdem war ich verärgert ihn getötet zu haben. Nicht das es mir hierbei um Moral und dergleichen ging oder das sein Tod mich in irgend einer Weise berührte sondern schlicht die Tatsache, dass mit seinem Ableben Fragen unbeantwortet blieben, die ich den anderen Männern die mir aufgelauert waren ebenfalls nicht mehr stellen konnte. Trotzdem lies ich es mir nicht nehmen den Verstorbenen nach allem zu durchsuchen was mir hilfreich sein könnte. Die Brieftasche schien vor unserem Zusammentreffen wie bei den Beiden anderen vorsichtshalber entleert worden zu sein und enthielt nichts weiter als ein paar zerknitterte Geldscheine. Sonst gab es nichts an dem Mann was darauf hinweisen konnte wer er war. Fast als hätte er nur dafür existiere um mit einer Knarre wild in der Gegend rumzuballern. Ich steckte die Brieftasche ein und nahm aber auch noch Waffe und Patronenhülse mit bevor ich ging. Ich erachtetet es nicht als die Mühe wert ihn im Meer zu versenken. Der Hafen war ein reinstes Moloch von Korruption und geplatzten Drogenhandels, bei dem des Öfteren jemand den Tod fand. Wenn ich Glück hatte würde die Polizei falls sie sich überhaupt hierher traute sich damit vergnügen den Toten zu bergen und wieder zu verschwinden ohne die Einschüsse an der gegenüberliegenden Wand zu bemerken.
Falls es bis dahin überhaupt noch eine Leiche zu finden gab...
Bevor ich den Gedanken zu Ende führen konnte vernahm ich das klirrende Geräusch. Es war die Kugel welche es vorhin nicht geschafft hatte mich vollkommen zu durchschlagen. Die Regeneration hatte bereits begonnen und auf jegliches Zutun meinerseits verzichtet. Dieses Gefühl, die Kontrolle über meinen eigenen Körper zu verlieren, beunruhigte mich schon seit geraumer Zeit und noch etwas in dieser Nacht fiel mir unangenehm auf. Als ich dabei war mich in Richtung Ausgang zu bewegen wandte ich mich plötzlich wie aus einem Reflex heraus erneut der in Dunkelheit verborgenen Leiche zu ohne, dass ich den Grund dafür hätte erahnen könne. Der Betonboden auf dem wohl schon seit Jahren niemand mehr Fuß gesetzt hatte wies auf fundamentale Risse hin die sich über den gesamten Gebäude verteilten. Es glich einem kleinen Wunder, dass die Grundmauern nicht bei der Schießerei zusammengebrochen waren. Doch weniger die verfallene Bruchbude war mir wichtig als vielmehr das was in ihren Adern floss. Die Wunde war sofort tödlich gewesen soviel lies sich schon aus dem immensen Blutfluss der sich in den Rinnen gebildet hatte erkennen. Und er floss in meine Richtung. Ohne zu wissen wie mir geschah beugte ich mich vor und tauchte meine Finger so tief in den Miniatur-Strom wie nur eben möglich und hob sie zu meinem Gesicht. Einen kurzen Augenblick lang betrachtete ich die Flüssigkeit wie sie begann meine Hand hinunter zu kriechen. Welch süßlicher Lebenssaft der mit solcher Verlockung soviel Verderben brachte. Doch von solchen Gedanken wähnte ich mich am diesen Zeitpunkt frei als ich die Substanz an meine Lippen führte und wie süßliche Nektar auf meiner Zunge zergehen ließ. Ja, es war Nahrung für mich so wie für andere Brot und Wasser fürwahr ausgereicht hätten. Doch diese Leute waren unwissend und würden niemals sich an denselben Geschmack gütlich tun wie ich es in diesem Moment tat, dem ich sogar meine gesamte Existenz verdankte. Verflucht waren diejenigen, die niemals solch ein Gefühl der Wollust empfinden würden wie ich es kennen und lieben gelernt hatte.
Doch nicht Angenehmes kam ohne einen Fluch. Als diese Offenbarung der absoluten Gaumenfreude begann meine Kehle hinunterzufließen wurde ich einer anderem dunkleren Gefühl übermannt welche immer zur selben Zeit wie dem Geschmack auftraten. Das unbändige Verlangen nach mehr. Und nicht nur das Verlangen nach Trinken sondern auch dafür zu töten, Kehlen zu zerreißen und ihnen ihres Lebens zu berauben nur allein des Hungers wegen. Ich hatte nicht damit gerechnet gerade jetzt wieder von diesen dunklen Gedankengängen verfolgt zu werden, hatte ich noch zuvor meiner Trieb nach Nahrung befriedigt. An diesem Ort schien es irrational, unpassend und vor allem wie ich mit Schrecken feststellte unkontrollierbar. Meine Zähne verformten sich im Mund und schnitten mir beinahe in die Unterlippen. Ich musste weiter mich den Strom hocharbeiten in Richtung Hauptgewinn. Zur Befriedigung von dem was ich zum Opfer gefallen war und dem ich niemals Herr werden könnte. Ich stellte mir vor wie meine Zähne sich in sein schutzlosen Fleisch bohrten, wie ich begann sein für ihn nun nutzlose Körperflüssigkeit auszusaugen und wie ich erst damit aufhören würden wenn nichts mehr davon übrig war.
Aber warum sollte ich das eigentlich wollen?
Diese plötzliche Frage die im meinem Kopf einschlugen brachte mich in die Realität zurück. Erschrocken prallte ich vom Leichnam zurück den ich mich vorher kriechend wie ein Raubtier genähert hatte und mir dabei auch noch meine Hose sowie Hände mit Blut besudelt hatte.
Alles war so schnell wieder vorbei gewesen wie es meinem Kopf hoch gekrochen war doch trotzdem war es für mich der verstöhrendste Augenblick seit langem gewesen. Ich lies die Beißerchen die mir so spontan hervor gewachsen waren wieder einfahren, die sich fügten wie getadelte Kinder. Angewidert von diesem unerwartenten Ausbruch eines unbekannten Ichs welches ich nicht verstand war ich froh das verfluchte Viertel hinter mir zu lassen und zu meinen Wagen zurückzukehren den ich vorsichtshalber in einem nahen Stadtviertel geparkt hatte wo er mit höherer Wahrscheinlichkeit später noch stehen würde.
Kriminalität ist wahrhaftig eine Krankheit in sich.
Endlich wieder Zuhause angekommen war es mir endlich wieder möglich einigermaßen klar denken zu können. Das begann damit, dass ich laut fluchte und die Sauerei betrachtete die sich auf meiner Kleidung und nun auch auf meinem Sitz ausbreitete. Dieser Abend war alles andere als erfolgreich gewesen. Ich stieß die Tür auf und hechtete in das Mehrstöckige Mietsgebäude, leise betend, dass meinen Nachbarn die ich eigentlich so gut wie nie zu Gesicht bekam mich nicht in den neuen Koloraturfarben bekleidet erwischen mögen. Wie ein Wunder gelangte ich tatsächlich unbeobachtet zu meiner Wohnungstür die ich rasch überwand und für meinen Geschmack etwas zu heftig ins Schloss fallen ließ. Einen Moment horchte ich sogar ob ich jemanden mit dem lauten Geräusch aufgeschreckt haben könnte. Nachdem sich auch nach mehreren Minuten kein Geräusch zu vernehmen war entledigte ich mir bereits im Flur von meiner verräterischen Kleidung bis ich nur noch Bluse und Unterwäsche am Leib trug. Daraufhin eilte ich rasch zum Badezimmer und wusch so gut es ging die Blutspuren von meinen Körper welche sich scheinbar weigern wollten von meinen Körper abzulassen. Eine stärkere Dosis von Bellas Orange Shampoo löste zumindest dieses Problem. Als ich wieder aus der Dusche trat wurde es mir schlagartig bewusst, dass ich vergessen hatte mich vorher zu entkleiden, so dass auch mein letzter kläglicher Rest von Privatsphäre der an meinem Körper herunterhing quasi unbrauchbar gemacht wurde. Ich stieß einen weiteren Fluch in dieser Nacht der Verdammten aus und huschte zur Küche. Mein Ziel war eine unscheinbare Mulde unter dem Waschbecken in welcher ich Reinigungsmittel aller Art lagerte. Ich suchte mir das Stärkste aus welches ich finden konnte, packte mir den Lappen den ich unachtsam über den Wasserhahn gehängt hatte und war schneller wieder aus der Wohnung und am Wagen als ich oben überhaupt angekommen war. Zumindest schien mein Urteilsvermögen noch zu funktionieren denn das Zeug welches ich genommen hatte erwies sich als wirkungsvoller als gedacht. Leider verätze es mir auch den Sitz bis fast auf die Polster aber letztendlich ging es mir zu sehr um die Effizienz die Spuren eines Mordes zu verwischen als sich um meinen kleinen Ford Sorgen zu machen. Als ich mich nun endgültig frei von jeglichen Indizien wähnen konnte kehrte ich nun mehr erleichtert zum Haus zurück. Nach all der Hektik war es mir schlichtweg egal ob irgendwelche Gaffer wohl aus ihren Fenstern oder aus einem Türspalt heraus meinen halbnackten Körper betrachteten. Doch der wahren Katastrophe wurde ich erst gewahr als ich wieder in meine Wohnung zurückkehrte. Es gab einen Zeugen in dieser Kriminalgeschichte. Scottie hatte sich wohl während ich überstürzt und mit Waschmittel bewaffnet, welches wohl früher einmal für die moderne Kriegsführung hergestellt worden war auf meinen Wagen losging, es irgendwie geschafft unbemerkt an mir vorbei zu schleichen an all den Türen vorbei die ich unachtsam offen stehen gelassen hatte und zurück in sein geliebtes Revier in welchen er mich großzügiger Weise leben lies. Er hatte meine von Blut getränkte Kleidung selbstredend bemerkt sowie der allgemeine Geruch des Grauens welches sich hier ausgebreitet hatte. Mit vorwurfsvollen Augen starrte er mich an als er mich an der Tür erspähte vor ihm die Beweise meines schlimmen Verbrechens. Doch zeugte dies glücklicherweise nicht etwa davon, dass er plötzlich zum Märtyrer der Gerechtigkeit entartet war sonder schlichtweg, dass er die Straßen dieser großen und für ihn noch vielmehr als für alle anderen tödlichen Stadt gewagt hatte in dem Zutrauen, dass Jemanden zu gegebener Stunde ihm Tor und Tür zu seinem Reich wieder öffnen würde und er seinen rechtmäßigen Platz auf seinem Thron, welchen ich schlicht als Bett bezeichne, einnehmen konnte zusammen mit einem Napf bestens ausgelesenen Futter. Möglichts mit kleinen Feinheiten meiner neusten Kreationen aufgebessert. Doch dieses Mal war niemand da gewesen der ihn erwartete. So war er ziellos umhergestreift womöglich schon darüber grübelnd wie es zu diesem Verrat gekommen war. Schließlich hatte er mein Auto bemerkt und mich wie von einer Furie gehetzt in das Haus stürmen sehen. Nun in der Erwartung auf eine Antwort saß er nun da den Schwanzspitze bedrohlich hebend und senkend. Von Schuldgefühlen fast sprichwörtlich ins Gesicht geschlagen sprach ich einige beruhigende Worte und da er mich nicht zu verstehen schien beschloss ich aufs Althergebrachte zurückzugreifen und wandte mich der Küche zu. Diese Botschaft verstand er wiederum zu gut und stand bereits ungeduldig wartend auf dem Küchentisch bevor ich überhaupt ansatzweise einen Schritt hätte tun können.
Die Entschuldigung war von unserer Majestät gnädig angenommen.
Mit den weltlichen Problemen nun einigermaßen in Einklang gekommen blieb da noch die Kleidung mit der ich mich in der nächsten Nacht beschäftigen würde. Zuerst war ich damit zufrieden es in die schon seit langem unbrauchbar gewordenen Badewanne zu werfen damit ich dessen Anblick nicht länger ertragen müsste. Dann gab es noch den nicht weiter erwähnenswerte Fleck auf dem Fließ welcher es hinterließ, den ich ebenfalls auf Morgen verschob auch wenn das Reinigen dann wohl zur reinen Tortur ausarten würde. Allerdings gab eh keine Besucher welchen dies hätte auffallen können. So beließ ich es auf der unermüdlichen Gleichgültigkeit die sich bei mir eingestellt hatte. Zum ersten Mal seit ich zum Hafengelände aufgebrochen war fiel mein Blick erneut auf eine Uhr und wieder war es diejenige die ich über meiner Haustür aufgehängt hatte. Perplexerweise fiel mir dabei auf, dass ich selbst nie eine Uhr trug. Das war doppelt seltsam zieht man mit in Betracht wie wichtig Zeit doch für mich im speziellen darstellte. Ich schüttelte den Gedanken wieder ab. Falls ich mal wieder Raphael besuchen sollte würde ich ihn vielleicht mal nach einer fragen. Das heißt falls dieser Crack-Head neben Autoradios die mit größter Hektik entfernt worden waren und anderen in ähnlicher Weise beschädigtes elektronischen Schnik-schnak auch noch Uhren mit abgerissenem Arm verkaufte.
Obwohl ich auf dem Arm wahrlich verzichten konnte vor allem in diesem Augenblick. Seit dem ich an meinem Schreibtisch gesessen hatte und wieder zurückgekehrt war waren ungefähr zwei Stunden vergangen. Nicht länger bedarf es also einen Menschen umzubringen und sich die Weste danach einigermaßen wieder rein zu waschen. Allerdings hatte auch die Entscheidung des Toten den Schauplatz dieser nach seinen eigenen Worten 'apokalyptischen' Schlacht ausgerechnet dort zu wählen wo man ihn nicht hätte schreien hören meine Beseitigungsaufgabe deutlich vereinfacht. Falls mir jemand auf der Straße mit einer gezogenen Waffe begegnet wäre so hätte es deutlich schlimmere Komplikationen.
Ich machte mir nichts vor. Ich hatte Glück einem solchen Volltrottel begegnet zu sein. Wieder in meinem kleinen Allzwecksessel rollte ich mich rüber zum Computer um erneut meine Emails zu überprüfen. Glücklicherweise hatte ich in der Eile vergessen ihn abzuschalten so blieb mir zumindest unnötige Tipperei erspart. Das überwiegende Weiß auf dem Monitor ließ es wie einen direkten Kontrast zu all dem Blut wirken welches ich heute bereits zu Gesicht bekommen hatte. Bei dem Gedanken wurde mir plötzlich übel obwohl ich nicht einmal hätte sagen können was der Grund dafür war. Ich löschte sofort die Mail an der Spitze der Liste welche mich mit den in dicken roten Buchstaben geschriebenen Worten 'Ich weiß was du bist' gelockt hatten. Allerdings nicht ohne vorher noch die Adresse aufzuschreiben so wenig sie mir auch noch nutzen mochte. Die Meisten die dahinter folgten waren minder interessant. Neben den verfluchten Kettenmails durch die ich mich Nacht für Nacht kämpfen musste war scheinbar auch der gesamte Rest des Internets nur damit beschäftig mir mit Schnäpchenpreise von Rasierapparaten den letzten Rest Verstand an welchen ich mich verzweifelt klammerte zerstören zu wollen.
Alles in allem war der so hoch gepriesene Datenhigway im Grunde eine riesige und ziemlich kostspielige Verschwendung wenn man es nicht genauer einstudierte was bei mir leider nicht der Fall war. Nur zwei Botschaften schenkte ich genauere Aufmerksamkeit. Die Eine war von Elsa verfasst worden und ich brauchte sie nicht einmal zu öffnen um zu wissen was drinstehen würde. Tatsächlich schrieb sie dort mit ihren süßlich umschriebenen Worten die ich bereits von ihr gewohnt war von der Bitte mich so schnell wie möglich bei ihr zu melden da sie 'etwas hatte was dich interessieren wird'. Egal wie sie ihre Aufforderungen immer und immer wieder neu definierte es lief letztendlich immer darauf hinaus zu ihr zu kommen möglichst bevor Madame ungeduldig wurde. Und dafür wollte sich keiner verantwortlich wähnen da dies für gewöhnlich mit höchst unerfreulichen Konsequenzen verbunden war. Sie war eine hitzige nicht destotrotz geschickte Monarchin die wusste wie man ihre Untertanen bei Laune hielt auf die eine oder andere Weise. So sehr sie auch versuchte ihre Autorität mit Blumen zu verdecken so würde sie immer wie ein unheilvoller Schimmer aus ihnen herausbrechen bis die sie Umgebene Schönheit gänzlich verschlungen oder abgetötet wurde. Sie hatte mir bereits früh zu Gemüt geführt wie die Dinge liefen und mir danach verboten die Narben verheilen zu lassen gefolgt von der Drohung mir beim nächsten Mal schlimmere zu verpassen. Seither hatte ich es nicht mehr gewagt einer ihrer 'Bitten' abzuschlagen.
Ich schaute noch einmal nach wann die Mail verschickt worden war. Es war genau um drei Uhr siebenundzwanzig gewesen nur wenige Minuten bevor ich abgereist war. Sie würde mich vor dem nächsten Sonnenuntergang wohl nicht erwarten. Mit dieser Tatsache zufrieden ließ ich auch diese Nachricht im Papierkorb verschwinden. Am liebsten hätte ich auf meinem Monitor einen simulierten Stiefel gesehen der sie dorthin beförderte. Doch das Programm beließ es auf der simplen 'Wirklich löschen?' Frage die ich mit einem heftigen Hämmern auf der Tastatur beantwortete. Soviel zu dem Wochenende der Recherche die ich doch vorher noch so sorgsam vorbereitet hatte. Diese Frau hatte das einmalige Talent die beste Planung wie ein Bauklotzhäuschen zusammenbrechen zu lassen. Ich vermutete es war für sie ein persönliches Hobby um mir so viel Freiheit zu rauben wie nur eben möglich.
Die zweite Mail war von meiner Mutter.
Eigentlich hätte ich damit rechnen müssen trotzdem traf es mich wie jeden einzelnen Monat zuvor seitdem ich den Kontakt zu ihr so abrupt abgebrochen hatte.