Skizzenhaft

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Kaetzchen

Mitglied
Ihr Rücken schmerzt. Sie sitzt in unbequemer Haltung auf einem Stuhl, mitten im Zimmer. Auf dem Fußboden erscheinen zwei blasse Vierecke, die zu grellen Flächen hochgedimmt werden und den Eindruck von Wärme erwecken. Da sie nichts anhat, würde sie gern ihren Stuhl auf diese Stelle rücken und ihr Frösteln in den Schatten ihres Körpers verbannen.
Doch sie darf sich nicht bewegen.
Ein leichtes Ratzen, welches die Stille hörbar macht und ein kurzes rotes Funkeln fesseln Ihre Aufmerksamkeit. Schon lange ist es ihr Wunsch, diesen schwarzen Zeichenstift mit seinem am Ende aufgeklebten Glitzersteinchen zu besitzen.
Eigentlich machen ihn die Hand, die ihn führt und die Augen, die ihm vorausschauen erst so wertvoll. Wenn die Finger ihn locker und fast mit Zärtlichkeit umfassen, gelingt jeder Strich. Manchmal ist es nicht auszumachen, wen die Augen liebevoller betrachten, wenn sie ihren Körper erkunden und dann wieder den Stift beobachten. Die Blicke ruhen oft so eindringlich und erforschend auf ihrer Haut, daß sie warme Feuchtigkeit zu spüren glaubt. Dann schicken ihre Gefühle spannende Fantasien den Tatsachen voraus. Der Stift, den sie nicht mehr aus den Augen lässt, verselbstständigt sich allmählich.
Sie spürt, wie er ihre Haut kitzelt, ihre Lippen mit sanften Strichen streift und die halbgeöffneten Augenlider nachzeichnet, um Ihnen einen verträumten Blick zu geben. Auf ihrem Hals färbt er mit flachgelegter Mine einen Schatten und formt so auch ihre Rundungen, die er mit Blütenknospen schmückt. Mit seiner abgenutzten Spitze vertieft er ihren Bauchnabel und zieht dann weiter nach unten. Ihre Schenkel beben, als er diese mit kräftigen Linien formt. Ihre Erwartung steigt - doch plötzlich fällt der Stift zu Boden, rollt nach und nach langsamer werdend weiter und bleibt mit einem letzten Aufblitzen auf der erleuchteten Fläche liegen, noch immer verfolgt von ihrem Blick. Doch unerwartete Worte zerreißen endgültig die Stille und lassen ihre Fantasie verblassen:
„Pause, entspann dich!“
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Die Blicke ruhen oft so eindringlich und erforschend auf ihrer Haut, daß sie warme Feuchtigkeit zu spüren glaubt. Dann schicken ihre Gefühle spannende Fantasien den Tatsachen voraus. Der Stift, den sie nicht mehr aus den Augen lässt, verselbstständigt sich allmählich.
Da hast du uns Männern aber was angeboten...

Schön, mal wieder von dir zu hören/lesen!

Es grüßt
Dyrk
 

fion

Mitglied
Hi Kaetzchen,

die zu grellen Flächen hochgedimmt werden
Achtung - Oxymoron! Dimmen geht nur in eine Richtung, und zwar runter.

Ein leichtes Ratzen, welches die Stille hörbar macht
Ratzen steht meiner Meinung nach für das umgangssprachliche - Schlafen.
Kratzen ist an der Stelle vollkommen OK. Stifte und Federn kratzen über das Papier.

LG
Fion
 

Kaetzchen

Mitglied
Hi Fion
Habe mir schon gedacht, das es mit dem hochdimmen Probleme geben wird. Dimmen bedeutet regulieren, dachte man kann ja auch nach oben regulieren.
Kratzen ist definitiv eindeutiger.
Danke für deinen Kommentar.
LG
Kaetzchen
 

Kaetzchen

Mitglied
Ihr Rücken schmerzt. Sie sitzt in unbequemer Haltung auf einem Stuhl, mitten im Zimmer. Auf dem Fußboden erscheinen zwei blasse Vierecke, die zu grellen Flächen reguliert werden und den Eindruck von Wärme erwecken. Da sie nichts anhat, würde sie gern ihren Stuhl auf diese Stelle rücken und ihr Frösteln in den Schatten ihres Körpers verbannen.
Doch sie darf sich nicht bewegen.
Ein leichtes Kratzen, welches die Stille hörbar macht und ein kurzes rotes Funkeln fesseln Ihre Aufmerksamkeit. Schon lange ist es ihr Wunsch, diesen schwarzen Zeichenstift mit seinem am Ende aufgeklebten Glitzersteinchen zu besitzen.
Eigentlich machen ihn die Hand, die ihn führt und die Augen, die ihm vorausschauen erst so wertvoll. Wenn die Finger ihn locker und fast mit Zärtlichkeit umfassen, gelingt jeder Strich. Manchmal ist es nicht auszumachen, wen die Augen liebevoller betrachten, wenn sie ihren Körper erkunden und dann wieder den Stift beobachten. Die Blicke ruhen oft so eindringlich und erforschend auf ihrer Haut, daß sie warme Feuchtigkeit zu spüren glaubt. Dann schicken ihre Gefühle spannende Fantasien den Tatsachen voraus. Der Stift, den sie nicht mehr aus den Augen lässt, verselbstständigt sich allmählich.
Sie spürt, wie er ihre Haut kitzelt, ihre Lippen mit sanften Strichen streift und die halbgeöffneten Augenlider nachzeichnet, um Ihnen einen verträumten Blick zu geben. Auf ihrem Hals färbt er mit flachgelegter Mine einen Schatten und formt so auch ihre Rundungen, die er mit Blütenknospen schmückt. Mit seiner abgenutzten Spitze vertieft er ihren Bauchnabel und zieht dann weiter nach unten. Ihre Schenkel beben, als er diese mit kräftigen Linien formt. Ihre Erwartung steigt - doch plötzlich fällt der Stift zu Boden, rollt nach und nach langsamer werdend weiter und bleibt mit einem letzten Aufblitzen auf der erleuchteten Fläche liegen, noch immer verfolgt von ihrem Blick. Doch unerwartete Worte zerreißen endgültig die Stille und lassen ihre Fantasie verblassen:
„Pause, entspann dich!“
 

Wipfel

Mitglied
Hochdimmen ist richtig

Ein Dimmer macht ja beides. Er dimmt - regelt die Spannung runter und rauf. Diese Kritik ist ein Quatsch aus Unkenntnis. Gedimmtes Licht lässt nicht erkennen, ob es vom Tiefpunkt oder vom Hochpunkt der Spannungsregulierung erreicht wurde. Es ist gedimmt. Fertig. Hochdimmen vom Nullpunkt - warum nicht? Als Elektriker fällt mir kein sprachliches Gegenargument ein. Ob über Phasenanschnittssteuerung oder einem klassischen Transformator - immer gibt es einen Nullpunkt, und von dem kann man nur hochdimmen. Legitim wäre ein neues Verb dafür - ich fürchte, es wird sich nicht durchsetzen.

Grüße von wipfel
 

Kaetzchen

Mitglied
Ihr Rücken schmerzt. Sie sitzt in unbequemer Haltung auf einem Stuhl, mitten im Zimmer. Auf dem Fußboden erscheinen zwei blasse Vierecke, die zu grellen Flächen hochgedimmt werden und den Eindruck von Wärme erwecken. Da sie nichts anhat, würde sie gern ihren Stuhl auf diese Stelle rücken und ihr Frösteln in den Schatten ihres Körpers verbannen.
Doch sie darf sich nicht bewegen.
Ein leichtes Kratzen, welches die Stille hörbar macht und ein kurzes rotes Funkeln fesseln Ihre Aufmerksamkeit. Schon lange ist es ihr Wunsch, diesen schwarzen Zeichenstift mit seinem am Ende aufgeklebten Glitzersteinchen zu besitzen.
Eigentlich machen ihn die Hand, die ihn führt und die Augen, die ihm vorausschauen erst so wertvoll. Wenn die Finger ihn locker und fast mit Zärtlichkeit umfassen, gelingt jeder Strich. Manchmal ist es nicht auszumachen, wen die Augen liebevoller betrachten, wenn sie ihren Körper erkunden und dann wieder den Stift beobachten. Die Blicke ruhen oft so eindringlich und erforschend auf ihrer Haut, daß sie warme Feuchtigkeit zu spüren glaubt. Dann schicken ihre Gefühle spannende Fantasien den Tatsachen voraus. Der Stift, den sie nicht mehr aus den Augen lässt, verselbstständigt sich allmählich.
Sie spürt, wie er ihre Haut kitzelt, ihre Lippen mit sanften Strichen streift und die halbgeöffneten Augenlider nachzeichnet, um Ihnen einen verträumten Blick zu geben. Auf ihrem Hals färbt er mit flachgelegter Mine einen Schatten und formt so auch ihre Rundungen, die er mit Blütenknospen schmückt. Mit seiner abgenutzten Spitze vertieft er ihren Bauchnabel und zieht dann weiter nach unten. Ihre Schenkel beben, als er diese mit kräftigen Linien formt. Ihre Erwartung steigt - doch plötzlich fällt der Stift zu Boden, rollt nach und nach langsamer werdend weiter und bleibt mit einem letzten Aufblitzen auf der erleuchteten Fläche liegen, noch immer verfolgt von ihrem Blick. Doch unerwartete Worte zerreißen endgültig die Stille und lassen ihre Fantasie verblassen:
„Pause, entspann dich!“
 

Kaetzchen

Mitglied
Danke Wipfel
für deine Erklärung. Dann bleibe ich lieber beim hochdimmen, das gefällt mir besser weil die Sonne die Lichtflecken so allmählich intensivieren soll.
Herzliche Grüße
Kaetzchen
 

fion

Mitglied
Hi Kaetzchen,

ich habe die beschriebene Szene (in deiner Story) erst später verstanden (die Hübsche sitzt Model).


mitten im Zimmer. Auf dem Fußboden erscheinen zwei blasse Vierecke, die zu grellen Flächen hochgedimmt werden und den Eindruck von Wärme erwecken.
...blasse Vierecke, die immer heller werden und das Gefühl von Wärme verbreiten.
Ist nur ein Vorschlag.

@ Wipfel,

in dem Fall geht es vielleicht nicht so sehr um das Handwerk aus dem Baumarkt, sondern um das Handwerk aus Duden und Pons.
To dim - ist englisch und bedeutet: Abblenden, trüben, ab- und verdunkeln, dämpfen. Neu-Deutsch: dimmen.
Im Original also nur runter.


LG
Fion
 

Kaetzchen

Mitglied
Hi Fion
Danke für deine Erklärung und deinen Vorschlag. Wenn ich darf würde ich deinen Satz so übernehmen, ein besserer fällt mir nicht ein.
Viele Grüße
Kaetzchen
 
G

Gelöschtes Mitglied 16391

Gast
Liebe/s Kaetzchen,

ich bin ein ungeduldiger Leser, vor allem bei Texten im Internet. Deinen Text habe ich dreimal gelesen. Beim ersten Lesen habe ich nichts verstanden, beim zweiten konnten große Teile deines Textes mit Bedeutung gefüllt werden, beim dritten Lesen wurde ich schon wieder ungeduldig.

Das bedeutet mitnichten, dass dein Text schwach ist, im Gegenteil. Er ist nicht gefällig und eigentlich mag ich es sogar, wenn sich kurze Texte zunächst wie Rätsel präsentieren und dann immer klarer werden. Wäre der Text gedruckt in einem Buch mit schönem Deckel, ich würde länger an ihm arbeiten.

Meine Sicht: Der erste Abschnitt beschreibt das Modell, bzw. dessen Gedanken, es wird angeleuchtet.

Dann überlappt die Perspektive, meine ich. Wird aus der Sicht des zum Akt sitzenden Modells erzählt oder aus der zur Papier gebrachten Replikation dieses Modells. Diese Unklarheit, vielleicht durch aunaufmerksames Lesen produziert, vergällt mir den Text ein bißchen.

Dennoch gefällt mir das Experimentelle, das Spiel mit der Perspektive sehr gut.

LG,

CPMan
 

Kaetzchen

Mitglied
Lieber CPMan
Danke das du dir über meinen Text Gedanken gemacht hast. Es ist für mich interessant die Interpretation aus deiner Sicht zu erfahren.
Eigentlich habe ich die Perspektive nicht gewechselt, es geht immer nur um das Model.
Sie sitzt Model, beobachtet die Sonnenflecken auf dem Fußboden, himmelt den schönen Stift an, beobachtet die Hand und die Augen des Zeichners, wird erregt durch seine Betrachtung ihres Körpers und dann geht die Fantasie mit ihr durch, sie glaubt den Stift auf ihrer Haut zu spüren, als ob der Zeichner sie damit berührt. Dann hört sie wie er sagt - Pause...
Da ich oft mit Modellen zu tun hatte, mute ich euch vielleicht zu viel Vorstellungskraft zu? Aber ein bißchen Geheimnis finde ich gut.
Liebe Grüße
Kaetzchen
 

Kaetzchen

Mitglied
Ihr Rücken schmerzt. Sie sitzt in unbequemer Haltung auf einem Stuhl, mitten im Zimmer. Auf dem Fußboden erscheinen zwei blasse Vierecke, die immer heller werden und das Gefühl von Wärme erwecken. Da sie nichts anhat, würde sie gern ihren Stuhl auf diese Stelle rücken und ihr Frösteln in den Schatten ihres Körpers verbannen.
Doch sie darf sich nicht bewegen.
Ein leichtes Kratzen, welches die Stille hörbar macht und ein kurzes rotes Funkeln fesseln Ihre Aufmerksamkeit. Schon lange ist es ihr Wunsch, diesen schwarzen Zeichenstift mit seinem am Ende aufgeklebten Glitzersteinchen zu besitzen.
Eigentlich machen ihn die Hand, die ihn führt und die Augen, die ihm vorausschauen erst so wertvoll. Wenn die Finger ihn locker und fast mit Zärtlichkeit umfassen, gelingt jeder Strich. Manchmal ist es nicht auszumachen, wen die Augen liebevoller betrachten, wenn sie ihren Körper erkunden und dann wieder den Stift beobachten. Die Blicke ruhen oft so eindringlich und erforschend auf ihrer Haut, daß sie warme Feuchtigkeit zu spüren glaubt. Dann schicken ihre Gefühle spannende Fantasien den Tatsachen voraus. Der Stift, den sie nicht mehr aus den Augen lässt, verselbstständigt sich allmählich.
Sie spürt, wie er ihre Haut kitzelt, ihre Lippen mit sanften Strichen streift und die halbgeöffneten Augenlider nachzeichnet, um Ihnen einen verträumten Blick zu geben. Auf ihrem Hals färbt er mit flachgelegter Mine einen Schatten und formt so auch ihre Rundungen, die er mit Blütenknospen schmückt. Mit seiner abgenutzten Spitze vertieft er ihren Bauchnabel und zieht dann weiter nach unten. Ihre Schenkel beben, als er diese mit kräftigen Linien formt. Ihre Erwartung steigt - doch plötzlich fällt der Stift zu Boden, rollt nach und nach langsamer werdend weiter und bleibt mit einem letzten Aufblitzen auf der erleuchteten Fläche liegen, noch immer verfolgt von ihrem Blick. Doch unerwartete Worte zerreißen endgültig die Stille und lassen ihre Fantasie verblassen:
„Pause, entspann dich!“
 
G

Gelöschtes Mitglied 16391

Gast
Hallo Kaetzchen,

ich bin's nochmal. Danke für deine Rückmeldung. Hab mir deinen Text jetzt nochmal mit dem von dir gegebenen Hintergrundwissen durchgelesen und verstehe meine Irritation besser. Tatsächlich werden dem gewöhnlichen Leser die hellen Vierecke wohl auch künftig vor ein Rätsel stellen, eine Überlegung wäre, noch einen Hinweis darauf zu geben.

Außerdem irritieren mich nach wie vor die aufgeklebten Glitzersteinchen am Ende des Zecihenstifts, da Glitzersteinchen mich eher an die Utensilien meiner Tochter denken lassen, Prinzessin Lilifee lässt grüßen. Für mich wird der Zeichner dadurch entwertet, zum Amateur statt Profi.

Der Knackpunkt ist m.E. dieser Satz: Sie spürt, wie er ihre Haut kitzelt. Das ist so direkt, dass ich davon ausging, das gezeichnete Aktmodell auf Papier empfände so, nicht jenes aus Fleisch und Blut.

Alternative: Ihr war, als kitzelte er (der Stift) ihre Haut.

Aber vielleicht möchtest du so stark im Vagen, im Ungefähren bleiben, das ist auch okay. Immerhin hast du mich durch das Vage dazu animiert, deinen Text viermal zu lesen :)

Ein letzter Aspekt noch, der mir durch unsere unterschiedliche Schreibweise von Model vs. Modell (mit doppeltem -l) klar wurde:

http://www.das-textteam.de/wow-archiv.php?wow_id=38&char=M

Liebe Grüße,

CPMan
 

Kaetzchen

Mitglied
Hi CPMan
Noch mal Dank für deine Meinung.
Ich möchte doch mehr im Vagen bleiben, das Gedicht heißt ja auch - Skizzenhaft. Immerhin hast du es deshalb 4 mal gelesen und dich damit auseinander gesetzt, das freut mich.
Ich kann mir nicht denken, was zwei erleuchtete Vierecke auf dem Fußboden sonst sein können als Sonnenflecke, die das Fenster formt.
Was den Stift betrifft, besitze ich tatsächlich so einen. Er ist völlig schwarz, auch die Mine und hat am Ende einen roten Stein. Es gibt ihn im Künstlerladen zu kaufen und er gefällt mir. Ich liebe das Auffällige.
Liebe Grüße
Kaetzchen
 



 
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