Somebody Said

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Annabeth

Mitglied
(Zur Flutkatastrophe)

Somebody said there’d be rain on Christmas Eve, and there was. Somebody said, serves you right, but we celebrated nonetheless.
Jemand sagte, es würde Regen geben an Weihnachten, und es regnete. Jemand sagte, geschieht euch recht, aber wir feierten trotzdem.


Wenn nur endlich etwas passieren würde,
hatte ich noch am Abend zuvor
gedacht.
Dann kam das Wasser.
Warten und staunen und schrecken
und fragen, warum?
War ich das?,
durchzuckt es mich,
zerrissen zwischen
hier und dort,
gespalten wie der
Osten vom Westen,
solch
grausamer Zufall,
War ich das?

Wie ein Krieger Gottes, Rache vor den
blinden Augen,
dies ist die
Strafe;
falsch gesehen, Prediger:
Welcher Gott
hebt die Hand,
mit der er trägt und streichelt,
und legt sie wie den Nachthimmel
lichtlos über das Land,
das ihm dient?
Prediger,
dein Gott ist aus Krieg geboren,
er handelt wie ein Kind
und lässt nur sein Haus stehen

Überrollt uns die Welle,
so sterben wir nicht;
Auf Plakaten sind Verbote:
Kein Gesicht darf einfach gehen,
und aus Trümmern wie ein Phönix
dunstet Wasser, ja, wir bauen alles wieder auf!
Sieh her,
wie verzweifelt wir doch
im Treibsand nach Verschluckten tasten,
nein,
ob nun
dem falschen Wunsch hörig
oder von Rache bekränzt,
aufgeben
werden wir nicht
 

george

Mitglied
Alle Achtung.

Ein nicht einfacher, dennoch starker, ungewöhnlicher, sprachgewaltiger
Text, leider bisher wenig beachtet. Ein Text, der nicht einfach versucht, die Katastrophe mit Gefühlduselei zu zu übermalen und für eigene Äusserungen zu instrumentalisieren, sondern einer, welcher der Dimension der Vernichtung durch Fragen nach eigener Schuld näherkommt.

Die innere Größe der Verlorenen, der unbedingte Wille, weiter zu machen, dennoch, trotz eigener Schwäche, das sehe ich hier zum Ausdruck gebracht.

Grüße
Jürgen
 



 
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