Sommergewitter

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Es war einmal ein kleiner Junge namens Simon, der in einer warmen Sommernacht in seinem Bettchen lag und friedlich schlief. Draußen zog ein schweres Gewitter auf, und schon bald schreckte Simon in seinem Bettchen hoch. Mit weit aufgerissenen Augen schaute er erschrocken zum Fenster. Der Regen prasselte mit schweren Tropfen gegen die Scheiben. Plötzlich ein Blitz und lauter Donnerknall. Simon schrie auf vor Angst, und zog sich mit einem Ruck die Bettdecke über den Kopf. Als der Donner langsam verhallte, hörte er eine zarte Stimme:
„Simon, was hast Du denn? Hab doch keine Angst!“ Simon war noch ganz starr vor Schreck. „Hallo, Simon“, rief die Stimme erneut, „guck doch mal!“
Langsam und immer noch ängstlich lugte Simon unter seiner Bettdecke hervor und sah in die Richtung aus der die Stimme kam. Dino, sein Stoffdrache, saß auf der Fensterbank, den Kopf auf seinen kleinen Pfötchen gestützt und strahlte ihn an; sein feuerroter Schwanz wippte lustig auf und ab. „Komm, Simon, das musst Du Dir unbedingt ansehen!“
„Nein, Dino, ich habe Angst“, rief Simon.
„Aber warum denn, ich habe doch auch keine Angst, und das sieht wirklich ganz toll aus“.
Jetzt wurde Simon neugierig, kletterte aus seinem Bettchen und ging langsam zum Fenster. Als er sah, wie der Wind an den Bäumen zerrte, und der Regen peitschend zur Erde fiel, schauderte er zusammen.
„Na, ist das nicht toll,“ fragte Dino.
„Nein“, antwortete Simon, „das ist unheimlich. Sieh doch wie der Wind die Bäume biegt, und alle Blumen liegen mit ihren Köpfen auf dem Boden, es geht doch alles kaputt“.
„Aber, Simon“, sagte Dino, „die Bäume freuen sich, alle losen Blätter und Äste fallen jetzt ab, damit die Bäume nicht mehr so schwer zu tragen haben. Die Blumen freuen sich auch, nach der großen Hitze trinken sie den frischen Regen und werden morgen doppelt schön sein“.
Simon wurde nun nachdenklich und sagte: „Ja, schon, aber Blitz und Donner machen mir doch so viel Angst“.
„Blitz und Donner, Simon, gehören dazu, sonst wäre der Wind nicht stark genug und der Regen zu wenig. Hier im Haus kann uns doch auch gar nichts passieren, aber die Bäume und Blumen freuen sich“.
Jetzt verstand Simon, und sah mit einem kleinen Lächeln hinaus in die tobende Welt. Er nahm seinen Dino, kletterte zurück in sein Bettchen und schlief friedlich ein.

Als er wach wurde, war es draußen schon hell. Sofort lief Simon mit Dino auf dem Arm zum Fenster und sah hinaus. Im Garten lagen viele Blätter und kleine Äste. Die Blumen standen stolz und aufrecht auf der Wiese, und waren viel schöner als am Tag zuvor.
Simon drückte seinen Dino ganz fest an sich und lächelte zufrieden. Von nun an fürchtete er sich nicht mehr, wenn ein Gewitter aufzog, sondern freute sich mit den Blumen und Bäumen.

Jutta Rydzewski
 



 
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