Sommernacht am Meer

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anbas

Mitglied
Sommernacht am Meer

Stille legt sich über Dünen
sanfter Wind verweht was war
auf verlass ‘nen Bohlenwegen
schlendert noch ein Liebespaar

Hinter schweren Wolkenbergen
ist der Mond nicht mehr zu sehn
nach und nach erlöschen Lichter
wo die Menschen schlafen geh ‘n

Noch vereinzelt schreien Möwen
sie verstummen mit der Zeit
Grillenzirpen, Blätterrascheln
– das Konzert der Dunkelheit

Meeresrauschen aus der Ferne
nur ein Leuchtturm hält noch Wacht
und ganz zart klingt Liebesflüstern
durch die warme Sommernacht
 
A

Architheutis

Gast
Hallo anbas,

ein schönes Gedicht. Der Rhythmus zeigt den Könner.

Einzig die zweite Strophe gefällt mir nicht. Für sich genommen gibt es daran nichts zu mäkeln. Ich sehe nur keinen Zusammenhang zum maritimen Kontext der übrigen Strophen.

Dünen (Strophe 1)
Möwen (Strophe 2)
Meeresrauschen, Leuchtturm (Strophe 4)

Wolkenberge und Menschen, die zu Bett gehen in Strophe 3. Und?

Meine bescheidene Meinung:
Das Gedicht gewönne durch Weglassen der 3. Strophe (vielleicht als ein Notat für ein anderes Gedicht zu gebrauchen?)

Gruß,
Archi
 
B

Beba

Gast
Hallo anbas,

mir ging es ähnlich wie Archi. Ein schöner Text mit ebenso schönen Bildern. Aber der zweite Abschnitt harmoniert nach meinem Empfinden irgendwie nicht so recht mit dem Rest. Es wirkt beinahe ein wenig, als hätte der Autor das Gedicht noch etwas aufblasen wollen, als wäre eben dieser Abschnitt später, nach dem ersten Schaffensprozess hineingeschoben worden. Ist natürlich nur mein subjektiver Eindruck. ;) Durch Verzicht würde der Text nach meinem Geschmack gewinnen.

LG
Beba
 

anbas

Mitglied
Hallo Ihr beiden,

vielen Dank für Eure Rückmeldung. Den zweiten Vers zu streichen, fällt mir schwer - obwohl ich Euch recht geben muss. Werde aber noch mal ein oder zwei Nächte drüber schlafen.

Der zweite Vers ist nicht, wie Beba vermutet, als letztes entstanden, sondern so als zweiter, wie er dort steht. Allerdings ist er sehr eng mit der Situation verbunden, in der mir die Idee zu dem Gedicht kam - nur ist in ihm tatsächlich der "maritime" Hintergrund nicht (mehr) erkennbar. Hier die Auflösung für das Bild (mein inneres Bild), das dahinter steht:
Ich war gerade auf Amrum im Urlaub. Bescheidenes Wetter, aber genau in der Vollmondnacht saß ich auf einer Aussichtsdüne, schaute Richtung Meer, der Mond verschwand hinter den tiefhängenden Wolken und in der Ferne sah ich die Lichter von Sylt und Norddorf, dem Ort auf Amrum, in dem ich mein Quartier hatte. Na ja, und so gehörten die Lichter und die Idee, dass sie nach und nach ausgehen und es dunkler wird, mit zu der Grundidee zu dem Gedicht.

Soweit zu dem Film in meinem Kopfkino. Fällt echt schwer, mich davon zu trennen. Aber ich befürchte, ich kriege den Text nicht so geändert, dass das alles rüberkommt. Und so wird es wohl eher dabei bleiben, dass der Vers wie ein Fremdkörper wirkt und ich ihn daher rausnehmen muss. Aber die ein bis zwei Nächte nehme ich mir trotzdem ;).

Noch mal vielen Dank und liebe Grüße

Andreas
 
B

Beba

Gast
Hi Andreas,

der Leser schaut von draußen drauf, und nur so kann sein Kommentar sein. Nun lese ich deine Erklärung, und ich kann sie nachempfinden und dich verstehen. Es wäre schade, wenn du nun den Text umstellen würdest, nur um es den Kritikern recht zu machen. Es ist dein Text, dein Empfinden, ein Teil von dir. Nach dem, was du hier erklärt hast, kannst du ihn eigentlich nur lassen, wie er ist!

LG
Beba

p.s. Ein Text, mitten aus dem wahren Leben, dem wahren Empfinden, ist eben nicht stromlinienförmig oder gar nach Maß! Deiner ist wohl solch einer! Danke, dass du mich daran erinnerst, ich selbst erwarte es für meine Texte schließlich auch. ;)
 

anbas

Mitglied
Danke Beba,

doch es ist auch eine Gradwanderung zwischen "meinem Text, den ich so lasse, wie er ist" und dem Wunsch, dass er auch von den Lesern verstanden wird.

LG

Andreas
 
B

Beba

Gast
Verstanden wird er gewiss! Dafür ist er allemal umd in jedem Falle gut genug. ;) Ob man ihn bis ins Detail erfühlt, das ist die Frage.

LG
Beba
 

anbas

Mitglied
OK, trotzdem noch mal eben "aus der Hüfte geschossen" eine Änderung, in der die Lichter bleiben (wirklich wunderschön, diese Lichterspiele am Meer bei Nacht) und das "Schlafengehen der Menschen" auf der Strecke bleibt. Doch mir geht es mehr um die Stimmung, den "Tanz" der Lichter:
Hinter schweren Wolkenbergen
ist der Mond nicht mehr zu sehn
in der Ferner schwache Lichter,
Schiffe, die vor Anker geh ‘n
Was meinst Du / was meint ihr? Ich könnte mit dieser Änderung gut leben (vermutlich auch nach den zwei Nächten :D).

LG

Andreas
 
B

Beba

Gast
"schwache Lichter" finde ich eher sehr blass. Man sollte eben nicht aus der Hüfte schießen. ;) Nimm sie dir ruhig, die zwei Nächte oder auch mehr ... ;)

LG
Beba (der viel zu oft selbst aus der Hüfte schießt!)
 
Lieber Andreas,

schlaf nicht nur eine oder viereinhalb Nächte über diese Sommernacht an der Nordsee und lass bitte jedes einzelne Wort an seinem ursprünglichen Platz.

Ich empfinde dein Gedicht, so wie es jetzt ist, als stimmig. Die zweite Strophe stört nicht, im Gegenteil; sie unterstreicht die Entwicklung, das Voranschreiten der Nacht. Alles wird stiller und dunkler, die meisten Menschen und Tiere schlafen. Was schließlich gegen Ende des Gedichts bleibt und daher im Mittelpunkt steht, das ist die immerwährende Dünung und das Flüstern der Liebenden.

Wunderschön *seufz*

Baki, mit jeder Falte ein hoffnungsloser Romantiker



Post scriptum

Wie schrieb da noch meine heimliche Verlopte, die olle Piratin...

Der Mond malt eine Straße auf das Wasser
die mich zu ihm führt
Fledermäuse begleiten mich
und die aus dem Hang gefallenen Baumkronen
spenden Schatten
Stetig rollt die Brandung
es gluckst im Sand
ich fühle mich eins
mit den Gezeiten
Ihre ewige Wiederkehr
hält mich fest und
gibt mir Geborgenheit
im Strom der Zeit
 

anbas

Mitglied
So, nun sind es doch ein paar Nächte mehr geworden.

Je länger ich drüber nachdenke, möchte ich es doch so lassen, wie es ist. Ich sehe es auch so, wie unser Falter Gerhard ;), dass mit der zweiten Strophe näher beschrieben wird, wie Nacht voranschreitet. Zwar gefällt mir auch der Gedanke, die Lichter auf dem Meer und die Schiffe mit aufzunehmen, doch ob das für eine weitere Strophe reicht und diese dann auch noch in den Gesamttext passt, ist fraglich. Daher lasse ich es bis auf Weiteres so, wie es ist - aber ich habe auch schon Texte nach mehr als zwanzig Jahren z.T. grundlegend überarbeitet :D.

Liebe Grüße

Andreas
 

Dr Time

Mitglied
wunderschön

Finde ich wunderschön. Gebe Archi aber Recht, was die 2.Strophe angeht. Wie wäre es, wenn du erste und zweite Strophe tauschst und anstatt
wo die Menschen schlafen geh'n
schreibst:

"Wo die Boote schlafen geh'n" ?

Ach und ... darf ich es vertonen?

Stephan
 

anbas

Mitglied
Sommernacht am Meer

Hinter schweren Wolkenbergen
ist der Mond nicht mehr zu sehn
nach und nach erlöschen Lichter
wo die Menschen schlafen geh ‘n

Stille legt sich über Dünen
sanfter Wind verweht was war
auf verlass ‘nen Bohlenwegen
schlendert noch ein Liebespaar

Noch vereinzelt schreien Möwen
sie verstummen mit der Zeit
Grillenzirpen, Blätterrascheln
– das Konzert der Dunkelheit

Meeresrauschen aus der Ferne
nur ein Leuchtturm hält noch Wacht
und ganz zart klingt Liebesflüstern
durch die warme Sommernacht
 

anbas

Mitglied
Hi Stephan,

danke für die tolle Rückmeldung! Die Idee mit dem Tausch der ersten beiden Verse finde ich super und habe sie sofort übernommen. Ich werde es aber bei den "schlafengehenden Menschen" belassen.

Dass Du den Text vertonen willst, finde ich in sofern spannend, da ich selber auch Lieder schreibe, aber hier gar nicht auf die Idee einer Vertonung gekommen bin. Kla mach mal - ich möchte es dann aber irgendwann auch hören ;).

Liebe Grüße

Andreas
 

Dr Time

Mitglied
Als Texter wirst du natürlich der Erste sein, der es zu hören bekommt. Ich schreib Dir dann eine Nachricht zweks e-mail Austausch.
Liebe Grüße
 

anbas

Mitglied
Bin sehr gespannt :)!
Gleichzeitig ist das ein wenig Balsam auf meine geknickte Künstlerseele - musste heute wegen einer Erkältung einen Auftritt (abendfüllend mit Liedern, Gedichten, Kurzgeschichten) absagen, den ich sonst am kommenden Donnerstag gehabt hätte.
LG
Andreas
 

anbas

Mitglied
Sommernacht am Meer

Hinter schweren Wolkenbergen
ist der Mond nicht mehr zu sehn
nach und nach erlöschen Lichter
wo die Menschen schlafen geh ‘n

Stille legt sich über Dünen
sanfter Wind verweht was war
auf verlass ‘nen Bohlenwegen
schlendert noch ein Liebespaar

Nur vereinzelt schreien Möwen
sie verstummen mit der Zeit
Grillenzirpen, Blätterrascheln
– das Konzert der Dunkelheit

Meeresrauschen aus der Ferne
einsam hält ein Leuchtturm Wacht
und ganz zart klingt Liebesflüstern
durch die warme Sommernacht
 



 
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