Sommerregen (Villanelle)

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Veil

Mitglied
Frau Holle spannt den feuchten Flachs und spinnt.
Gleich Silberfäden fällt aus grauem Zelt
ein Regenmeer, im Ahorn ruht der Wind.

Das Regenmeer, im Ahorn ruht der Wind,
tupft frisches Grün, liebkost und nährt die Welt.
Frau Holle spannt den feuchten Flachs und spinnt.

Der kühle Saft, der stumm vom Baumstamm rinnt,
tropft aus den Kronen weit, benetzt das Feld.
Ein Regenmeer - im Ahorn ruht der Wind.

Bald folgt die Zeit, die sonnenklar beginnt,
auch wenn seit vielen Tagen Regen fällt.
Frau Holle spannt den feuchten Flachs und spinnt.

Ihr feuchtes Tuch löscht Durst, ist wohlgesinnt,
denn was das Leben dringend braucht, enthält
das Regenmeer. Im Ahorn ruht der Wind.

Wenn es genug geregnet hat, gewinnt
das Gleichgewicht, wird wieder hergestellt.
Frau Holle spannt den feuchten Flachs und spinnt
ihr Regenmeer; im Ahorn ruht der Wind.
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Veil,
deine rinnenden, fallenden, tropfenden, nährenden Silberfäden haben mich wunderbar eingelullt und in meditative Stimmung versetzt. Sehr schön!

lg wüstenrose
 



 
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