Wer hätte das gedacht? Hier ist die Koproduktion von
Maren, Rhea, Stator und mir, die als Fingerübung entstand, und die ich auf Stators Anregung jetzt hier mit kleinen glättenden Änderungen einstelle.
Maren, Rhea, Stator und mir, die als Fingerübung entstand, und die ich auf Stators Anregung jetzt hier mit kleinen glättenden Änderungen einstelle.
Sonettenkranz "Genau das sind die Leselupenforen"
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Was für ein Glück, wenn Worte sich verwinden,
so wie der Kranz, den man der Jungfrau reicht,
so grundlos tief verfasst und doch so leicht.
Es fordert viel Geduld sie auch zu finden.
Das ist des Autors wahre Eigenschaft,
aus ihr bezieht er seine Energie.
Besonnenheit erschafft die Poesie
in deren Handlung keine Lücke klafft.
Denn das wär doch fatal für den Erfinder
wenn Leser seine Werke nicht verstehen.
So mancher Dichter schreibt ja auch für Kinder,
dann sollte es sich auch um diese drehen.
Es sei ein jedes Werk, nichtsdestominder,
so wie man es bislang noch nicht gesehen.
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So wie man es bislang noch nicht gesehen,
erscheint ein Thema aus dem grauen Dunst
und schwingt mit weiten Schwingen sich zur Kunst
hinauf. Wie konnte das so schnell geschehen?
Er grübelt noch, wie er es sagen soll,
da sprudeln schon die Worte dieses Themas
an ihm vorbei heraus, bar jeden Schemas,
und tanzen elegant die Zeilen voll.
Bestürzt besieht er sich der Worte Toben,
den Schneesturm, den sie ihm ins Zimmer wehen,
entsetzte Blicke schickt er gleich nach oben.
Wem tritt er mit dem Ausbruch auf die Zehen?
Wer soll ihn denn nach diesen Worten loben,
wo aus Erdachtem Handlungen entstehen?
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Wo aus Erdachtem Handlungen entstehen,
sich formen zu Erzählungen, Geschichten,
zu inhaltschweren, tragischen Gedichten
gewoben, eh der Schreiber sich versehen.
Der Welten Auf- und Untergang beschrieben,
der Menschen Ach und Weh beklagt, belächelt,
dem Atemlosen wortreich Luft gefächelt
und manches auf die Spitze auch getrieben.
Wenn Witz zur Ironie, gar zum Sarkasmus
sich wandelte und aufs Papier sich streute,
wenn Blumen mittels Bienchen zum Orgasmus
verleiten, wird der Dichter Wege finden,
die Worte zu verknüpfen, was ihn freute,
Die jeden Leser fesselnd an sich binden.
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Die jeden Leser fesselnd an sich binden,
sind meist Geschichten die das Leben schrieb.
Was uns den Schauer in den Nacken trieb
kann aus dem Kopf nicht mehr so schnell verschwinden.
Wer seine Zugstation dereinst verpasst,
weil ihn ein Buch so sehr in seinem Zauber hielt,
dass alles Drumherum auf Nebenrollen zielt,
der hat den wahren Zweck der Dichterei erfasst.
Das ist doch klar, wer mag schon Langeweile?!
Doch fällt so schnell nichts in des Schreibers Schoße,
und oft zerfällt der Stoff in Einzelteile.
Doch führt die Muse erst den Dolch zum Stoße
dann wünscht' er, dass sie lang' dabei verweile.
So sitzt der Dichter da und plant das Große.
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So sitzt der Dichter da und plant das Große,
das wahre Meisterwerk soll nun entstehen,
er will die Muse mit Gewalt, nicht flehen,
will, dass sie dient, hätt' gern sie auf dem Schoße.
Nie diente sie, denn das hat sie nicht nötig,
erscheint nur wann sie will, nicht wenn sie sollte,
wenn ihr ein Dichter keine Achtung zollte,
dann blieb sie fern. Sie ist nicht anerbötig!
So harrt er nun, der Schreiberling des Wollens,
der Druck nur Meisterwerke zu erschaffen,
er lastet schwer. Die Muse, Bild des Schmollens,
erscheint ihm nicht, er findet sie gemein.
Er wünschte doch, dass alle ihn begaffen,
doch schreibt er nur für's stille Kämmerlein.
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Doch schreibt er nur für's stille Kämmerlein?
Er will dies Fatum lieber nicht bedenken,
dies ignorierend sich das Hirn verrenken,
und träumt davon, die Muse doch zu frein.
Er will, er muss der Welt noch Verse schenken,
es will heraus, es drängt sich aus der Brust,
kein Wort zuviel, das rechte Metrum, Lust
erfinden, Bilder schaffen, Worte lenken.
Nur Ruhe braucht er, dann wird's diesmal klappen.
Er spürt es tief im Herzen, so wird's fein
uns munden, freut sich schon auf leck're Happen.
Des Dichters Festmahl ist kein Gänseklein,
er reitet resch auf Phantasiens Rappen
bei Kerzenlicht und fahlem Dämmerschein.
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Doch schreibt er nur fürs stille Kämmerlein,
wo niemand sieht, wie sehr er manchmal leidet
und jedes Wort zum Werk ganz streng vermeidet.
Die Angst vor Häme drückt ihn schwer wie Stein.
Dort schafft er Welten, lässt sie sich entfalten,
und wenn ihm danach ist, auch wieder untergehen.
Was für ein Abenteuer, zuzusehen,
dem Werden der erfundenen Gestalten.
Da fühlt er sich zum Schöpfertum ermächtigt.
Was steht und fällt bestimmt er ganz allein.
Als Gott ist man zu jeder Tat berechtigt.
So flieht er dem realen Tun und Sein
und hat am Text schon öfters übernächtigt,
bei Kerzenlicht und fahlem Dämmerschein.
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Bei Kerzenlicht und fahlem Dämmerschein
ergreift ihn die Erkenntnis wie im Sturme,
er sei doch ohne Muse gleich dem Wurme,
der kriecht durchs Dunkle, Kalte, winzig klein.
Er drängt den Stolz zurück, hebt an zu bitten,
erklärt und findet Worte sie zu locken
und bietet ihr das Canapé zum Hocken
in seiner Näh' zu weilen wohl gelitten.
Und siehe da! Die Muse so gebeten,
schleicht leis' herbei, sie lässt sich bei ihm nieder
und sieh, die er mit Füßen schier getreten,
sie treibt ihn nun, wie Wasser treibt die Floße
wohl wissend, schmunzelnd, streckt die feinen Glieder:
Sein Fazit liegt zu oft bei Quatsch mit Soße!
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Sein Fazit liegt zu oft bei: Quatsch mit Soße!
Da ist der Dichter mit sich selbst nicht fein.
Die Muse hört's und macht sich wieder klein,
lässt ihn zurück inmitten seiner Chose.
Er grübelt, zweifelt, legt die Stirn in Falten,
glaubt nicht daran, dass es ihm noch gelingt
und eines Tags ein Werk zum Leser dringt.
Ihm bleibt, sein reiches Schaffen zu verwalten.
Es stapeln sich im Eck die Kurzgeschichten,
die sich ihr Schicksal dort mit Lyrik teilen.
Sie zu bewerten traut er sich mitnichten.
Besinnt er sich, so fällt ihm ein, zuweilen,
er muss auf Wichtiges schon lang verzichten:
ihm fehlt das Feedback auf die vielen Zeilen.
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Ihm fehlt das Feedback auf die vielen Zeilen,
so fleht und jammert er die Muse an.
Die schert sich leider keinen Deut daran,
wie er auch bittet, bettelt, zu verweilen.
Die Muse lacht und reicht Papiere hin,
die er beschrieben schon vor langer Zeit,
sagt: "Lies nur selbst, bist du dazu bereit?"
Er liest und staunt, versteht hernach den Sinn:
Für sich, für Liebste hat er einst gedichtet.
Manch Herz mit schönen Worten sich erkoren
und meistens ungefragt das Werk verrichtet.
Doch hat er nie den Spaß daran verloren,
Geschichten nicht nach Feedback schwer gewichtet,
die sein Gehirn im Lauf der Zeit geboren.
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Die sein Gehirn im Lauf der Zeit geboren,
die Dinge sind es, die ihn jetzt erdrücken.
Es schmerzt vom falschen Sitzen ihm der Rücken
und Rauschen füllt, statt Stille, seine Ohren.
Es ist ein hartes Brot, das Verseschmieden,
der Klang der Wörter fordert Harmonie.
Doch mit der Zeit fiel er in Agonie
und findet nimmer mehr den inn'ren Frieden.
Weil niemand da ist, mal zu applaudieren,
die wunde Seele aufmunternd zu heilen.
Er spürt die Lust am Dichten zu verlieren,
hängt angeschlagen, ratlos in den Seilen.
Ihn retten könnte, vor dem Kollabieren,
ein Ort, wo Gleichgesinnte gern verweilen.
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Ein Ort, wo Gleichgesinnte gern verweilen,
weil der Gedankenaustausch sie vereint,
wo man zusammen lacht, und wer da meint
den großen Drang, sich andren mitzuteilen
an dieser Stelle sorglos auszuleben,
der sei willkommen. Aber nur im Traum.
Der Dichter glaubt an die Erfüllung kaum,
ist nahe dran sich selber aufzugeben.
Wie sehr wünscht er sich lang schon im geheimen,
dass seine Kunst, die scheinbar angeboren,
und sich artikuliert in wilden Reimen,
mal wahrgenommen wird, auch von Lektoren.
So wär, wo einmütig die Verse keimen
ein Mekka für geschundene Autoren.
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Ein Mekka für geschundene Autoren,
zu dem sie reisend ihre Hadsch vollenden,
um sich und uns ein wenig Ruh zu spenden?
Das Ziel ist neuer Sprit für Reimmotoren,
und volle Kraft für frische Versesporen,
und mehr noch für die lieben Lyriklenden,
die müssen stetig rege Samen senden,
denn daraus nur wird ein Gedicht geboren.
So müßt es idealerweise sein,
und könnt man dies mit andern glücklich teilen,
wärs Paradies im vollen Wonnenschein.
Doch öfter hängt man etwas in den Seilen,
das Paradies ist Dichtern oft nur Schein,
die sich mit Wortgewalt auch manchmal keilen.
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Die sich mit Wortgewalt auch manchmal keilen,
sie raufen, dass Gedankenfetzen fliegen,
sie wechselnd obenauf sind, unterliegen
und wieder Glück und Leid des Dichtens teilen.
Man liest die and'ren, wühlt in ihren Werken
grad wie ein Trüffelschwein um zu entdecken,
was sie in ihren Versen tief verstecken
an raren Perlen, die sich dortselbst stärken
bis sie erlesen werden, filetiert
von Dichterfreunden, doch auch Feindautoren
zerlegen Zeilen, rupfen, skeletiert
bleibt dann zurück, was mutig man beschworen,
es wird mit Lob, mit Häme mariniert.
Genau das sind die Leselupenforen!
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Genau, das sind die Leselupenforen!
Begrünte Seiten, virtueller Art,
wo man mit Lob sowie Kritik nicht spart.
Ein Ort der Denker und der Diktatoren.
Die Mischung macht's, so ist's auch dort, wie immer,
so manche Diskussion verläuft recht heiß
und doch, am Ende schließt sich meist der Kreis.
Zurück bleibt der Erkenntnis heller Schimmer.
So ruft die Seiten auf, wem Austausch wichtig,
und wer die Muse sucht, der kann sich binden.
Sie fliegt ihm zu, verschafft ihm folgerichtig,
in Kopf und Herz befreites Wohlempfinden.
Und dies Gefühl ist nicht gebührenpflichtig!
Was für ein Glück, wenn Worte sich verwinden.
15 (Meistersonett)
Was für ein Glück, wenn Worte sich verwinden,
so wie man es bislang noch nie gesehen,
wo aus Erdachtem Handlungen entstehen,
die jeden Leser fesselnd an sich binden.
So sitzt der Dichter da und plant das Große,
doch schreibt er nur für's stille Kämmerlein,
bei Kerzenlicht und fahlem Dämmerschein.
Sein Fazit liegt zu oft bei: Quatsch mit Soße!
Ihm fehlt das Feedback auf die vielen Zeilen,
die sein Gehirn im Lauf der Zeit geboren.
Ein Ort, wo Gleichgesinnte gern verweilen,
ein Mekka für geschundene Autoren,
die sich mit Wortgewalt auch manchmal keilen:
genau das sind die Leselupenforen!