Sonntag abends

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tinchen

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Wenn ich mich beschreiben sollte, würde ich schon die Begriffe außergewöhnlich und einmalig benutzen. Wenn ich mir vorstelle, dass meine Freundinnen oder meine Schwester, meine Kommilitonen oder alte Bekannte, oder sogar meine Mutter die Frage beantworten sollte, ob auf mich das schöne Sprichwort passt, dass „in jedem Menschen etwas einmaliges steckt, was kein anderer besitzt“, sehe ich sie vor mir, wie sie alle zustimmend nicken ohne lange zu überlegen.

Und meistens halte ich mich auch für etwas anders.
Natürlich bin ich nicht so wie die typischen Frauen bzw. wie das typische Frauenbild diese beschreibt, habe nicht den Lippenstift und den Spiegel jederzeit parat in meiner Tasche (etwas unähnlicheres als eine Handtasche können sie sich gar nicht vorstellen) liegen. Und ganz sicher bin ich nicht so wie man sich einen normalen Sozialarbeiter vorstellt, mit Karottenjeans und dem selbst-gebatiktem T-Shirt, das ich trage, wenn ich gerade mal wieder zu einer Diskussionsrunde mit grünem Tee unterwegs bin. Auch sehe ich mich nicht mit den Charaktereigenschaften des typischen Nesthäkchens bestückt.
Aber in manchen Situationen bin ich so normal, gewöhnlich und typisch wie vielleicht jeder Mensch auf dieser Welt.

Dann ist es wahrscheinlich wieder einer dieser Sonntag abende.

Sonntag abende waren noch nie mein Ding. Na ja vielleicht noch als ich zur Schule gegangen bin, mich nicht jedes Wochenende mit meinen Freunden getroffen hatte, weil diese ein paar Kilometer entfernt wohnten und meine Eltern mit vier Kindern genug Fahrdienste hatten, als das sie bei dem besagten Augenzwinkern des verwöhnten Nesthäkchens sofort gesprungen wären. Da barg der Sonntagabend endlich das Ende des Wochenendes und der Montag morgen war nicht mehr so weit. Dann konnte man sich endlich wieder über diesen überaus süßen Jungen aus der Parallelklasse austauschen, der einen doch wirklich am letzten Freitag, als es nach der sechsten Stunde nach Hause ging angerempelt hatte. Und das dies nicht purer Zufall war....das hätte damals keiner bezweifelt.

Wie schon sehnsüchtig erwähnt: Das waren noch nette Sonntage.
Irgendwann steigerte sich die Bedeutung von diesem Abend ins unermesslich Negative.
Als die ersten peinlichen Knutschorgien am Samstagabend stattfanden und es nicht gerade zu den tollsten Vergnügungen gehörte, den ehemals noch angebeteten, aber nun nur noch als sabbernden Frosch gesehenen Typen aus der Parallelklasse, am Montag morgen lächelnd vor dem Bioraum wieder zu treffen.
Außerdem, was gab es schlimmeres, wenn das Wochenende zu Ende ging und 5 endlose Tage mit unnützen Dingen wie Schule vollgestopft waren und der ganze Spaß des Wochenendes schon wieder vorbei war und es bis zum nächsten Lichtjahre zu dauern schien.

Trotzdem würde ich diese Sonntag abende noch zu den Besseren zählen.
Irgendwann war man dann endlich den Stress los, hatte das Abi geschafft und endlich würde man nun das Studentenleben in vollen Zügen genießen können. Seit der 12. Jahrgangstufe begann ich mich auf diese Zeit zu freuen.
Ich hätte dabei bedenken sollen, dass ich mich dann lieber in einen Mann hätte verlieben sollen, der nicht gerade aus meinem Heimatdorf kam. So wurden die eh schon nicht so tollen Sonntag abende durch eine herzzerreißende Abschiedszeremonie ausgeweitet. Mit der Wochenendbeziehungen bekam der Sonntag erst die richtige Note – besonders wenn man ein männliches Exemplar der ausgefallen verständnisvollen Art abbekam; nicht das ich so einen gehabt hätte.
Also freute ich mich an Wochenenden schon ab Freitags auf den ach so tollen Sonntagabend. Sonntag nachmittags gab es dann meistens noch eine Runde Sex. Nicht nur weil man solche Lust und Leidenschaft besaß. Nein, die Aussicht auf 5 Tage ohne Sex zeigten mir das gar keiner besser ist als schlechter Sex.


Die Folge ist verständlich. Irgendwann gab es keine Wochenendbeziehung mehr.
Nein, getrennt hatte ich mich natürlich nicht. Ich wechselte das Studienfach und natürlich auch den Studienort. So steigerte sich der Wert des Sonntagabend wieder etwas ins Positive.
Da der Sex aber der gleiche blieb, tauschte ich den Freuden dann vorsichtshalber auch. Aber gegen das Singleleben.
Herrlich waren diese Sonntag abende. Mit der Freundin ins Kino, einen gemütlichen Fernsehabend, bei dem nur Tränen für die ach so schöne Lovestory vergossen wurden, aber nicht aus Trennungsschmerz.

Das sich dies der Teufel des Sonntag abends nicht lange gefallen lies, war eigentlich klar. Schon irgendwie blöd, aber der Sonntagabend entwickelte sich immer mehr zum Pärchenabend, denn auch andere wollten die Erfahrung von Wochenendbeziehungen in bezug auf Sonntag abende machen. Noch blöder wurde es, als auch die die ihren Freuden auch in der Woche sehen konnten, diesen Abend nutzten, um eventuell vergessenen, nachholbedürftigen Sex zu erleben. Die Steigerung kam dann, als ich feststellte, das auch meine letzte Single - Freundin jemand „ganz besonderen“ kennen gelernt hatte.
Also, nicht das ich ihnen nicht allen diesen harmonischen, romantischen und erotischen (je nachdem aus welchem Grund dieser Part stattfand) Abend gönnte.

Ich gönnte und gönne mir nur nicht diesen einsamsten Part des mittlerweile wieder manchmal als so lang empfundenen Wochenende.
Wenn der Sonntag Nachmittag anbrach, begannen bei mir, einer Person mit sehr ausgeprägtem Optimismus meist schon die Vorbereitungen für den Abend. Man könnte sie auch als Vorkehrungen beschreiben.
Die erste Stufe dieser war eine nette Verabredung für den Sonntag Nachmittag. Ein Zeitpunkt an dem meine Freundinnen noch nicht in Sachen Liebe eingespannt waren und somit die Möglichkeit für einen Spaziergang, einen netten Plausch bei einem schönen Milchcafe´ in der Eisdiele oder auch mal eine kleine Joggingrunde gegeben war.

Erfolgversprechend war diese Stufe meiner Sonntagabend - Vorbereitung leider nur am Anfang, obwohl sie trotzdem nicht aus dem Plan entfernt wurde. Denn irgendwann begannen diese Gedanken an das „danach“ und die ersten wehmütigen Erinnerungen schon während ich durch den Wald lief, den Schaum des Cafe´ Latte schlürfte.

Aber ein guter Film konnte immer die Laune heben, einen für ein paar Stunden in andere Welten versetzen.
Zur Information, ich bin von Sternzeichen Fisch, folglich sehr einfühlsam – der geborene Träumer.
Doch die Programmdirektoren der großen Fernsehsender hatten genau wie ich den Trend der Sonntag abende gut und genau beobachtet: Liebesfilme in Hülle und Fülle.
Also auch ein fehlgeschlagener Teil meiner Vorbereitungen.

Damit gibt sich eine Optimisten wie ich es bin aber noch lange nicht geschlagen.
Es gibt Bücher – in meiner Bücherei meide ich den Bereich „Liebe“. Aber jeden Sonntagabend zerfleischte Frauenkörper, das siegreiche Raumschiff, der psychopathische Kinderarzt?
Außerdem reichten manchmal schon kleine Satzteile, einzelne Wörter, um mich von meinem festen Willen, diesen Sonntagabend nicht gewinnen zu lassen, abbringen konnten.

Wer nun glaubt, das Wörter nicht so eine starke Wirkung besitzen können, meinen als ach so groß beschriebenen Optimismus zu brechen, dem sollte ich eine weitere Leidenschaft von mit verraten: Musik.
Ich weiss, sie werden jetzt nicken. Damit habe ich gewonnen.
Was kann einen stärker beeinflussen, als Musik. Eine Zeitlang habe ich dann auf ruhigere Musik wie Soul verzichtet. Aber, egal was es war. Irgendeine Melodie, eine Liedzeile raffte dann meinen letzten Rest an Optimismus dahin und ich gab mich letztendlich geschlagen.

Dann verwandelte ich mich, war nicht mehr ungewöhnlich, stark und vor allem realistisch.
Und wenn es eh schon soweit war, der Sonntag gewonnen hatte, stand ich auf, holte den Rotwein hervor, der immer bereitstand für die schon erwartete Pleite, entzündete die Kerzen und machte die Lieblings - CD – die ich mit meinem Vorwissen für gewisse Stunden speziell zusammen gestellt hatte – an.
Denn auch wenn der Sonntagabend mich wieder besiegt hatte in Bezug auf meinen Optimismus und meinen Ehrgeiz, mich dieser Stimmung und diesen Gedanken zu widersetzen, meine Eigenschaft keine halben Sachen zu machen konnte er nicht bezwingen.

Dann löschte ich das grelle Licht der Lampen und konnte mich, wenn ich den Kampf verloren hatte entspannen. Bis der Morgen kam, konnte ich mich freuen, genießen.

Denn dann fing ich an zu träumen.

Da gab es diesen Mann, den ich auf einer Party einer Freundin getroffen hatte. Er war schön. Also nicht im normalen Sinne. Für mich war er schön. Und er hatte mich angelacht und mit mir geredet, mit mir getanzt. Dann hatte er sich irgendwann von mit verabschiedet und fragte mich schelmisch, ob ich jetzt den obligatorischen Abschiedskuss erwartete. Ich sagte nichts.

Jetzt hörte ich gerade das Lied zu dem wir an diesem Abend getanzt hatten. Wenn wir gerade nicht zusammen gesprochen hatten, trafen wir uns sofort in dem als Tanzfläche ausgeschriebenen Flur, wenn dieses Lied ertönte.
Heute Abend fragte er mich wieder nach dem Abschiedskuss. Ich lächelte ihn schüchtern an und beugte mich zu ihm vor, um ihn nur kurz zu küssen. Er lächelte als ich mich wieder zurück gebeugt hatte und fragte, ob er mich wieder sehen dürfte.

Ein anderes Mal war ich zum zweiten Mal in Afrika unterwegs. An meiner Seite war mein Freund. Das letzte mal hatten wir uns zum ersten Mal geküsst.

Eigentlich hatte nur ich ihn geküsst, und er hatte mich zurück gewiesen, so wie ich es ein paar Monate vor unserem Abflug getan hatte.

Heute konnte ich mich aber gut daran erinnern, wie er mich nach diesem Kuss in die Arme genommen hatte und er mich bevor wir wieder nach Deutschland geflogen waren am letzten Abend mit zum Strand genommen hatte. Nur wir beide, hatte er vor dem Abendessen zu mir gesagt und mich geheimnisvoll angelächelt.
Als wir dann im noch warmen Sand am Pazifik saßen, hatte er meine Hand genommen und gesagt, dass er noch mal mit mir diesen wunderschönen Kontinent besuchen würde. Und das wir dann nicht nur die letzten fünf Tage als Paar verbringen würden.

Wie schon erwähnt waren wir nun schon das zweite Mal in Afrika. Und nur wir beide. Wir waren ein unschlagbares Team, die besten Freunde und das leidenschaftliche Paar. Bei uns gab es keinen Sex, nur aufgrund der Aussicht ein paar Tage voneinander getrennt zu sein. Wir schliefen miteinander, weil wir einander so sehr begehrten.

Irgendwann war der Wein dann leer, die CD zu Ende, die Kerzen abgebrannt.
Dann schloss sich langsam die Tür zum „Was wäre, wenn“ – Reich.

Meist fühlte ich mich dann gut, freute mich über meine Erlebnisse, über den tollen Sex, die erlebte Leidenschaft, die Reisen in die fernen Länder mit den wunderschönsten Landschaften, über meine Karriere als Tänzerin, Sängerin oder als Professorin.
Manchmal strahlte ich, wenn ich im Bett lag und über meinen außergewöhnlichen Tag nachdachte.

Wenn ich so recht überlege, war der Montag morgen der schlimmere Teil. Meist war ich erst dann wieder im Stande zu realisieren, das ich nicht anders gehandelt hatte, keine andere Entscheidung getroffen hatte, alles genauso war, wie am morgen davor, als hätte der Sonntagabend nicht existiert.
Manchmal schaffte ich es aber nicht mit dieser Welt einzuschlafen.
Manchmal kamen dann Tränen. Manchmal kam die Wut.

Wenn dann die Realität kam, machte ich ebenso keine halben Sachen. Dieser Kampf war leichter zu gewinnen.
Wie schon erwähnt, halte ich mich für einen außergewöhnlichen Menschen, ehrgeizig, tolerant, interessiert, intelligent, einfühlsam, aber auch egoistisch.
Ich finde mich verdammt toll, genauso wie ich bin.
Und das ich so bin wie ich bin, das verdank ich den Entscheidungen, die ich getroffen habe bzw. nicht getroffen habe.

Heut ist wieder Sonntag.
Die Vorbereitungen sehen diese Mal anders aus.
Ich hatte diese Woche ein Idee.

Ich habe vor mir das Glas Wein stehen, das Zimmer wird nur von den Flammen der Kerzen erleuchtet und gleich werde ich die CD anstellen.
Heut werd ich meine Reisen, meine Begegnungen und Entwicklungen genießen.
Heut werde ich das Glück meiner Träume ohne Kampf und Widerwillen in mich aufnehmen, mich selbst damit glücklich machen.
Jeden Sonntagabend in Zukunft.
Bis ich wieder die reale Möglichkeit habe, sie zu leben.
 

Rainer

Mitglied
hallo tinchen,

zuerst: dein text und die aussage gefallen mir. deswegen werde ich dir auch sagen, was mir nicht gefällt; wo du noch etwas verbessern könntest.

deine sätze sind teilweise zu kompliziert. z.b

Als die ersten peinlichen Knutschorgien am Samstagabend stattfanden und es nicht gerade zu den tollsten Vergnügungen gehörte, den ehemals noch angebeteten, aber nun nur noch als sabbernden Frosch gesehenen Typen aus der Parallelklasse, am Montag morgen lächelnd vor dem Bioraum wieder zu treffen.
den satz mußte ich dreimal lesen. seine aussage war mir zwar schon nach dem ersten lesen klar, aber die sprachmelodie reißt mich nicht mit, führt nicht zur befriedigung.

du springst recht heftig in den zeiten hin und her, manchmal wußte ich nicht, wo wir gerade sind. z.b. dein sonntagabendtraum von afrika.

jetzt oute ich mich mal als rechtschreibschwacher mensch:
ich glaube, sonntagabend wird zusammengeschrieben, samstagabend schreibst du ja auch so.

zusammengefasst:

dein text ist noch nicht fertig, bitte stelle ihn fertig. du kannst hier etwas sehr schönes machen. wenn ich etwas mehr zeit habe, und du es möchtest, werde ich mal anfangen deinen text stümperhaft zu lektorieren.

laß mal was von dir hören, verändere schon ein bißchen,

bis später

rainer
 



 
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