Sorry, dass ich da bin- ein Ausschnitt

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julimaus

Mitglied
Dies ist keine vollständige Kurzgeschichte, aber ein Abschnitt aus ihr- und der erste, der existiert. Ich werde sehen, wie ich mit der ganzen Geschichte vorankomme und würde mich natürlich über Kommentare eurerseits freuen.




Gelangweilt stand Maria an einer Bushaltestelle. Den langen Weg, den sie jedes Mal zurücklegen musste, wenn sie aus der Stadt kam, nahm sie für das kleine Haus, das ihre Eltern erst kürzlich in einem entlegenen Wohngebiet gekauft hatten, nur widerwillig in Kauf.
Sie sah sich um, suchte mit den Augen erfolglos nach einem Platz, wo sie sich setzen konnte und wandte sich schließlich wieder der Straße zu.
Sie liebte es, die Menschen auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu beobachten. Sie musste es sich jedes Mal von neuem klar machen, dass jeder von ihnen irgendwo sein Zuhause, seine Familie und seine Lieblingscouch hatte. Jeder hatte sein Menü für das heutige Abendessen, seine kleinen und großen Probleme und seinen Kreis von geliebten Menschen. Sie war von dem Gedanken fasziniert, dass jeder ein fester Teil in einem dichten Netz von zwischenmenschlichen Beziehungen war. Wäre die Welt ohne sie anders gewesen? Würde jemand die Lücke bemerken, die ein Mensch, der nie geboren war, erzeugen würde und wäre dann dieses Loch in dem Netz unscheinbar klein oder so riesig, dass es das ganze Gefüge stören oder gar zerstören würde? Gäbe es ein solches Loch überhaupt? Vielleicht wäre es nur bei großen, wichtigen Menschen da, bei Knotenpunkten, an denen andere Beziehungen zusammenliefen. Sie, Maria, war sicherlich kein solcher Knotenpunkt.
In der Ferne donnerte es. Das Geräusch riss Maria aus dem immer trübseliger werdenden Netz ihrer eigenen Gedanken. Oder vielleicht war es eine Gestalt, die sich gerade in ihr Blickfeld geschoben hatte.
Es war ein Mädchen, schlank und braunhaarig, das einen Kasten auf dem Rücken trug, worin sich zweifellos ein Cello verbarg. Die Cellospielerin blickte sich kurz um, lächelte Maria unverbindlich zu und drehte sich dann um, um den Fahrplan zu lesen.
Ihr Gesicht, das von einigen Strähnen, die aus dem Zopf herausgeglitten waren, umrahmt wurde, hatte etwas an sich, was Marias Blicke anzog. Sie hatte eine bestimmte Ausstrahlung, schien seriös zu sein, vertrauenswürdig und unverkennbar sympathisch.
Maria hatte plötzlich das dringende Verlangen, sich mit ihr zu unterhalten. Das war nicht neu, oft spürte sie einfach, dass sie mit jemandem gut auskommen würde. So zum Beispiel ihre beste Freundin, die sie beim Volleyball kennen gelernt hatte und mit der sie nun bis spät in die Nacht telefonieren konnte, ohne dass ihr irgendwann der Gesprächsstoff ausging. Doch beim Volleyball oder auch in der Schule war es ja nicht so schwer, ein Gespräch zu beginnen, auf Anhieb ein Thema zu finden, zu dem beide etwas sagen konnten, ohne dass unangenehmes Schweigen entstand. Wie sollte sie dieses Mädchen ansprechen?
Maria hörte ein leises Plätschern und bemerkte erst dann, dass es nun angefangen hatte zu regnen. Sie warf der Cellospielerin einen kurzen Blick zu, doch diese sah gerade in eine andere Richtung. Vielleicht, wenn sie den gleichen Bus nahm wie Maria selbst, würde ein zwangloses Gespräch zustande kommen. Smalltalk eben.
"Hey, wie geht's?" - "Ah... nicht so, Sauwetter." - "Ja, stimmt." Vermutlich würde sie an diesem Punkt nicht mehr wissen, wie es weitergehen sollte. Kein Wunder, dass es Zeiten gab, wo es als höchst gebildet galt, sich einen Nachmittag über das Wetter unterhalten zu können. Oder über andere unpersönliche Themen.
Marias Bus fuhr vor und sie legte die wenigen Meter von ihrem überdachten Stehplatz rennend zurück um nicht nass zu werden. In der Bustür sah sie schnell nach hinten, doch die Cellospielerin hatte sich nicht bewegt. Sie sah nach rechts, in Richtung der S-Bahn.
 
A

Arno1808

Gast
Hallo julimaus

gerne gebe ich dir einige Kommentare zu deinem Text.
Ich denke, es ist am einfachsten, wenn ich sie direkt an den entsprechenden Stellen einbringe.

Vorab: Deine Geschichte ist sehr schön und ich bin gespannt, wie sie weitergeht!

Gruss

Arno

Ursprünglich veröffentlicht von julimaus
Dies ist keine vollständige Kurzgeschichte, aber ein Abschnitt aus ihr- und der erste, der existiert. Ich werde sehen, wie ich mit der ganzen Geschichte vorankomme und würde mich natürlich über Kommentare eurerseits freuen.




Gelangweilt stand Maria an einer Bushaltestelle.
Den langen Weg, den sie jedes Mal zurücklegen musste, wenn sie aus der Stadt kam, nahm sie für das kleine Haus, das ihre Eltern erst kürzlich in einem entlegenen Wohngebiet gekauft hatten, nur widerwillig in Kauf.
Der zweite Satz erscheint mir für den Anfang als zu lang(zu viele Kommas). Vielleicht könntest du ihn etwas splitten, um dem Leser den Einstieg zu erleichtern.
Beispiel:
[blue]Gelangweilt stand Maria an der Bushaltestelle und dachte mit Widerwillen an den langen Weg, der vor ihr lag. Von der Stadt bis zu dem kleinen Haus, das ihre Eltern unbedingt in einem entlegenen Wohngebiet kaufen mußten, waren es jedes Mal dreißig(?) Minuten.
[/blue]

[blue]Sie[/blue] sah sich um, suchte mit den Augen erfolglos nach einem Platz, wo [blue]sie[/blue] sich setzen konnte und wandte sich schließlich wieder der Straße zu.
[blue]Sie[/blue] liebte es, die Menschen auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu beobachten. [blue]Sie[/blue] musste es sich jedes Mal von neuem klar machen, dass jeder von ihnen irgendwo sein Zuhause, seine Familie und seine Lieblingscouch hatte.
Du weißt, was ich meine?

Jeder hatte sein Menü für das heutige Abendessen, seine kleinen und großen Probleme und seinen Kreis von geliebten Menschen. Sie war von dem Gedanken fasziniert, dass jeder ein fester Teil in einem dichten Netz von zwischenmenschlichen Beziehungen war. Wäre die Welt ohne sie anders gewesen? Würde jemand die Lücke bemerken, die ein Mensch, der nie geboren war, erzeugen würde und wäre dann dieses Loch in dem Netz unscheinbar klein oder so riesig, dass es das ganze Gefüge stören oder gar zerstören würde? Gäbe es ein solches Loch überhaupt? Vielleicht wäre es nur bei großen, wichtigen Menschen da, bei Knotenpunkten, an denen andere Beziehungen zusammenliefen. Sie, Maria, war sicherlich kein solcher Knotenpunkt.
In der Ferne donnerte es. Das Geräusch riss Maria aus dem immer trübseliger werdenden Netz ihrer eigenen Gedanken. Oder vielleicht war es [strike]eine[/strike][blue] die[/blue] Gestalt, die sich gerade in ihr Blickfeld geschoben hatte.
Es war ein Mädchen, schlank und braunhaarig, das einen Kasten auf dem Rücken trug, worin sich zweifellos ein Cello verbarg. Die Cellospielerin blickte sich kurz [blue]um[/blue], lächelte Maria unverbindlich zu und drehte sich dann [blue]um[/blue], [blue]um[/blue] den Fahrplan zu lesen.

Du merkst es?

Ihr Gesicht, das von einigen Strähnen, die aus dem Zopf herausgeglitten waren, umrahmt wurde, hatte etwas an sich, was Marias Blicke anzog.

[blue]Einige Strähnen waren aus ihrem Zopf geglitten und bildeten nun einen unregelmäßigen Rahmen für dieses Gesicht, das Marias Blicke magisch anzog.[/blue]
- Der Lesefluß!


Sie hatte eine bestimmte Ausstrahlung, schien seriös zu sein, vertrauenswürdig und unverkennbar sympathisch.
Maria hatte plötzlich das dringende Verlangen, sich mit ihr zu unterhalten. Das war nicht neu, oft spürte sie einfach, dass sie mit jemandem gut auskommen würde. So zum Beispiel ihre beste Freundin, die sie beim Volleyball kennen gelernt hatte und mit der sie nun bis spät in die Nacht telefonieren konnte, ohne dass ihr irgendwann der Gesprächsstoff ausging. Doch beim Volleyball oder auch in der Schule war es ja nicht so schwer, ein Gespräch zu beginnen, auf Anhieb ein Thema zu finden, zu dem beide etwas sagen konnten, ohne dass unangenehmes Schweigen entstand. Wie sollte sie dieses Mädchen ansprechen?
Maria hörte ein leises Plätschern und bemerkte erst dann, dass es nun angefangen hatte zu regnen. Sie warf der Cellospielerin einen kurzen Blick zu, doch diese sah gerade in eine andere Richtung. Vielleicht, wenn sie den gleichen Bus nahm wie Maria selbst, würde ein zwangloses Gespräch zustande kommen. Smalltalk eben.
"Hey, wie geht's?" - "Ah... nicht so, Sauwetter." - "Ja, stimmt." Vermutlich würde sie an diesem Punkt nicht mehr wissen, wie es weitergehen sollte. Kein Wunder, dass es Zeiten [strike]gab[/strike][blue] gegeben hatte[/blue], wo es als höchst gebildet galt, sich einen Nachmittag über das Wetter unterhalten zu können. Oder über andere unpersönliche Themen.
Marias Bus fuhr vor und sie legte die wenigen Meter von ihrem überdachten Stehplatz rennend zurück um nicht nass zu werden. In der Bustür sah sie schnell nach hinten, doch die Cellospielerin hatte sich nicht bewegt. Sie sah nach rechts, in Richtung der S-Bahn.
[/B]
 

julimaus

Mitglied
Danke

Hi Arno
Danke sehr für deine Kommentare, ich werde sie zu Herzen nehmen. Es hat doch immer Vorteile, den Text von jemand anders lesen zu lassen, die Wiederholungen wären mir wahrscheinlich nie aufgefallen.

Juli
 
A

annabelle g.

Gast
Das ist - nicht uninteressant.
"Sie, Maria, war sicherlich nicht so ein Knotenpunkt."
Das sichere Empfinden, das KEIN Loch gerissen wird - damit kann ich was anfangen.
Der Titel macht mir Schwierigkeiten, er mir ist zu lapidar -die Geschichte hätte einen besseren verdient.
Ich frage mich, ob eher der Anfang oder eher das Ende der Geschichte fehlt. Mir wäre der Anfang lieber. Ein Ende mit der Cellospielerin, die in die andere Richtung schaut, während der Bus für Maria kommt ist gut. So banal, wie Leute, die aneinander vorbeirennen und sehen, nun mal sind.

Annabelle
 

julimaus

Mitglied
hi annabelle
ich weiß es noch nicht, aber ich glaube, ich werde diesen teil eher in die mitte setzen. wahrscheinlich wird auch die geschichte anders heißen, denn ich stimme dir zu, was den titel angeht. aber erstmal muss ich das ganze noch wachsen lassen.

juli
 



 
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