Marius Speermann
Mitglied
Es begann alles ganz harmlos. Michi war aus dem wohlverdienten Urlaub in Griechenland zurückgekommen und hatte mir ein Souvenir mitgebracht. Eine geschmackvolle Schreibtischlampe, die mit grüngefärbten Muscheln und Korallen verziert war. Der helmförmige Lampenschirm hatte klassisch griechische Motive mit diskusschwingenden Olympioniken. Der als Lampenständer fungierende Schwertgriff rundete das Ensemble ab.
Stolz schuf ich Platz auf meinem Schreibtisch, verschob die Computertastatur und konnte mich an der Lampe nicht genug sattsehen. Nur Natasha rümpfte die Nase. Wer kann es ihr schon verdenken, daß sie auch so etwas haben wollte, aber ich hatte es nun mal bekommen und nicht sie. Echte Freunde hat man oder eben nicht.
Am Wochenende darauf besuchten uns meine Eltern. Der Urlaub in der Türkei hatte ihnen sichtlich wohlgetan, und ihre Taschen bogen sich vor mitgebrachten Andenken. Miniaturen von griechischen und byzantinischen Heldenfiguren, die klassische Sagen nachstellten, tauchten aus ihren Taschen auf, zusammen mit dem Modell eines Amphitheaters. Ich war sprachlos und in Gedanken schon dabei, das Schlafzimmer umzuwidmen, als ich Natashas bitterem Unterton in der Stimme gewahr wurde. Nein, ich würde ihr ganz gewiß nicht erlauben, mit den Figuren die klassischen Sagen nachzuspielen.
Ein paar Wochen später kam unser alter Bekannter, Professor der Musik Dr. Flötelklöt aus dem Urlaub zurück. Drei Wochen Andalusien hatten ihn braungebrannt und entspannt entlassen. Meiner Schwäche für Kultur und Tanz bewußt, zog er aus seinem Umhang ein Mitbringsel in Form einer bauchförmigen Bodenvase mit aufgemalten Flamencotänzern hervor. Der Clou kam aber, als er den Schalter am Vasenboden betätigte. Heiße Flamencorhythmen, Geklatsche und verzweifelter Gesang erschallten aus dem im Vaseninneren eingebauten Lautsprecher. Ich war entzückt und räumte vom Eßtisch die alte Vase meiner Erbtante Blandine beiseite. Zu jeder Mahlzeit, die wir wegen des belegten Eßtisches am Boden einnahmen, konnten wir nun den leidenschaftlichen andalusischen Rhythmen lauschen.
Natasha wurde verstockt, aber ich verstand durchaus. Ihre schäbigen Freundinnen brachten niemals gedankenvoll ausgewählte Souvenirs mit.
Als mein Kollege Fredi an der Tür klingelte, wußte ich bereits, was zu erwarten war. Immerhin war er einige Wochen in Indien auf einer Dienstreise unterwegs gewesen und er hatte mir schon telephonisch eine Überraschung angekündigt. Ich konnte ihn nicht gleich sehen, als er vor der Tür stand. Ein ungefähr zwei mal drei Meter großer und ihn dickes Tuch verpackter Gegenstand versperrte mir die Sicht auf ihn. Fredis Stimme erklang leise von hinten und unter dem Einsatz von Morsezeichen und Geschrei gab er mir zu verstehen, daß sich in dem verpackten Gegenstand ein Erinnerungsstück ganz aus Ton verbarg. Ein original echter und wirklicher indischer Tonelefant, der mit Schmucksteinen verziert und künstlerisch hochstehend bemalt war.
Ich war gerührt. Fredi hatte sich so sehr bemüht und an mich gedacht. Selten sind Freunde und Kollegen so einfühlsam. Nachdem wir den Türstock aufgebrochen und durch die Mauer ein Loch geschlagen hatten, gelang es uns dem indischen Tonelefanten den passenden Rahmen zu verleihen. Aus dem Wohnzimmer entfernten wir mit vereinten Kräften die Sofalandschaft, rissen die Hängelampe aus der Decke, schoben die Bücherregale ins Schlafzimmer und bereiteten einen Platz in der Mitte. Zufrieden saßen Fredi und ich auf dem Boden im Eßzimmer und sahen von dort in das neu eingerichtete Wohnzimmer. Das Grau des Elefanten paßte hervorragend zum Farbton des unter dem aufgerissenen Parkett hervorstechenden Betons.
Die aus dem Schlafzimmer dringenden Geräusche klangen verdächtig nach Kettensäge und Preßlufthammer. Ich muß bei Gelegenheit Natashas Unwillen und Neid mit ihr ansprechen. Sie kann sich in ihren Emotionen doch nicht so gehen lassen.
Seit einer Woche sind wir nun auf Urlaub in Mexiko. Mit haßerfülltem Blick stürzte Natasha bereits bei der Ankunft am Flughafen in das nächste Souvenirgeschäft. Hätte ich nicht aufgepaßt, dann wäre sie mit dieser scheußlichen Korallenlampe und der überdimensionierten Toneidechse wieder herausmarschiert. Trotzdem gelang es ihr, dieses absolut unpassende Gewürzset in Form von altertümlichen Mayafiguren zu erwerben.
Sie muß noch einiges lernen. Souvenirs für unsere Freunde und Verwandten wollen nun mal geschmackvoll ausgesucht sein, wie zum Beispiel dieses entzückende Schachspiel mit Skelettfiguren.
Stolz schuf ich Platz auf meinem Schreibtisch, verschob die Computertastatur und konnte mich an der Lampe nicht genug sattsehen. Nur Natasha rümpfte die Nase. Wer kann es ihr schon verdenken, daß sie auch so etwas haben wollte, aber ich hatte es nun mal bekommen und nicht sie. Echte Freunde hat man oder eben nicht.
Am Wochenende darauf besuchten uns meine Eltern. Der Urlaub in der Türkei hatte ihnen sichtlich wohlgetan, und ihre Taschen bogen sich vor mitgebrachten Andenken. Miniaturen von griechischen und byzantinischen Heldenfiguren, die klassische Sagen nachstellten, tauchten aus ihren Taschen auf, zusammen mit dem Modell eines Amphitheaters. Ich war sprachlos und in Gedanken schon dabei, das Schlafzimmer umzuwidmen, als ich Natashas bitterem Unterton in der Stimme gewahr wurde. Nein, ich würde ihr ganz gewiß nicht erlauben, mit den Figuren die klassischen Sagen nachzuspielen.
Ein paar Wochen später kam unser alter Bekannter, Professor der Musik Dr. Flötelklöt aus dem Urlaub zurück. Drei Wochen Andalusien hatten ihn braungebrannt und entspannt entlassen. Meiner Schwäche für Kultur und Tanz bewußt, zog er aus seinem Umhang ein Mitbringsel in Form einer bauchförmigen Bodenvase mit aufgemalten Flamencotänzern hervor. Der Clou kam aber, als er den Schalter am Vasenboden betätigte. Heiße Flamencorhythmen, Geklatsche und verzweifelter Gesang erschallten aus dem im Vaseninneren eingebauten Lautsprecher. Ich war entzückt und räumte vom Eßtisch die alte Vase meiner Erbtante Blandine beiseite. Zu jeder Mahlzeit, die wir wegen des belegten Eßtisches am Boden einnahmen, konnten wir nun den leidenschaftlichen andalusischen Rhythmen lauschen.
Natasha wurde verstockt, aber ich verstand durchaus. Ihre schäbigen Freundinnen brachten niemals gedankenvoll ausgewählte Souvenirs mit.
Als mein Kollege Fredi an der Tür klingelte, wußte ich bereits, was zu erwarten war. Immerhin war er einige Wochen in Indien auf einer Dienstreise unterwegs gewesen und er hatte mir schon telephonisch eine Überraschung angekündigt. Ich konnte ihn nicht gleich sehen, als er vor der Tür stand. Ein ungefähr zwei mal drei Meter großer und ihn dickes Tuch verpackter Gegenstand versperrte mir die Sicht auf ihn. Fredis Stimme erklang leise von hinten und unter dem Einsatz von Morsezeichen und Geschrei gab er mir zu verstehen, daß sich in dem verpackten Gegenstand ein Erinnerungsstück ganz aus Ton verbarg. Ein original echter und wirklicher indischer Tonelefant, der mit Schmucksteinen verziert und künstlerisch hochstehend bemalt war.
Ich war gerührt. Fredi hatte sich so sehr bemüht und an mich gedacht. Selten sind Freunde und Kollegen so einfühlsam. Nachdem wir den Türstock aufgebrochen und durch die Mauer ein Loch geschlagen hatten, gelang es uns dem indischen Tonelefanten den passenden Rahmen zu verleihen. Aus dem Wohnzimmer entfernten wir mit vereinten Kräften die Sofalandschaft, rissen die Hängelampe aus der Decke, schoben die Bücherregale ins Schlafzimmer und bereiteten einen Platz in der Mitte. Zufrieden saßen Fredi und ich auf dem Boden im Eßzimmer und sahen von dort in das neu eingerichtete Wohnzimmer. Das Grau des Elefanten paßte hervorragend zum Farbton des unter dem aufgerissenen Parkett hervorstechenden Betons.
Die aus dem Schlafzimmer dringenden Geräusche klangen verdächtig nach Kettensäge und Preßlufthammer. Ich muß bei Gelegenheit Natashas Unwillen und Neid mit ihr ansprechen. Sie kann sich in ihren Emotionen doch nicht so gehen lassen.
Seit einer Woche sind wir nun auf Urlaub in Mexiko. Mit haßerfülltem Blick stürzte Natasha bereits bei der Ankunft am Flughafen in das nächste Souvenirgeschäft. Hätte ich nicht aufgepaßt, dann wäre sie mit dieser scheußlichen Korallenlampe und der überdimensionierten Toneidechse wieder herausmarschiert. Trotzdem gelang es ihr, dieses absolut unpassende Gewürzset in Form von altertümlichen Mayafiguren zu erwerben.
Sie muß noch einiges lernen. Souvenirs für unsere Freunde und Verwandten wollen nun mal geschmackvoll ausgesucht sein, wie zum Beispiel dieses entzückende Schachspiel mit Skelettfiguren.