Spätchen

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Balu

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"Männer haben`s schweeer, nicht leiheicht"

Na super, Gröni! Morgens um sechs wär mir Tina lieber, weil ich da nur die Hälfte versteh und sie mich nicht daran erinnert, dass ich zu den bedauernswertesten Geschöpfen dieser Welt gehöre.

Aufstehen, jetzt gleich? Oder noch fünf Minuten? Oder zehn? Damit verkürzt sich die Zeit vor dem Spiegel auf Rasieren und Zähneputzen. Und beim Duschen mit menschenfreundlichen Temperaturen bleibt auch keine Zeit, meinen Revuekörper zu kommentieren. Also fünzehn Minuten länger im warmen Bett und die Hektik im Bad lässt jede Art von Nachdenken im Ansatz
sterben.

Diesen Zustand zwischen, wach sein und nicht wach sein wollen geniesse ich, weil das
Hirn damit beschäftigt ist, zu verhindern, dass ich wieder einschlafe.
Mehr als eine Aufgabe kann ich ihm morgens zwischen sechs und sieben nicht zumuten und wenn man der neuen Literatur glaubt, jener die sich mit dem Nichtauffinden der Butter im Schuhschrank und den Problemen beim Einparken im Tiefkühlfach beschäftigt, dann kann ich auch nach sieben nicht erwarten, dass die männlichen Gehirnwindungen mehr als einen Vorgang auf einmal erfassen können.
Stimmt genau. Während ich den Teebeutel aus der Tasse fische, schleicht sich heimlich eine mit feinster Erdbeermarmelade beladene Toastscheibe unter meinen Ellenbogen und nimmt keinerlei Rücksicht darauf, dass ich vor zehn Minuten das letzte, im Schweisse meines Angesichtes gebügelte, Hemd angezogen habe.

"Du bist das Beste, was mir passiieert ist" klingt es aus dem Radio. Die sind richtig witzig heute,
die vom Sender.

Kein Problem, das oberste Polohemd auf dem Bügelkorb sieht doch superglatt aus.
Kurze Ärmel? Ist doch noch über fünf Grad warm draussen und meine braungebrannten Arme mit richtigen Muskeln oben dran, die müssen doch jeder Frau zwischen zwanzig und achzig die wildesten Träume bescheren.
Wer schaut da schon auf ungebügelt?

Wenigstens hat die Hose nichts abgekriegt. Die ist nämlich neu, ganz neu und sitzt wie angegossen.
Mein Sohn hat gestern sehr einfühlsam bemerkt: Hmmm, neue Freundin? Nur Mut Papa, die zwei Kilo nimmst du auch noch ab, dann passt sie auch ausgeatmet.

Jetzt aber los, die zehn Stunden Job zieh ich locker durch, da können die jungen Spunde noch was lernen, von wegen Disziplin und Durchhaltevermögen. Und dass ich abends auf dem Zahnfleisch gehe, das müssen sie ja nicht wissen, die Jungen. Hauptsache, sie ziehen voller Anerkennung die linke Augenbraue hoch.

Heute Abend , wenn ich im Spiegel feststelle, dass ich mindestens zehn .... okay Tage.... jünger aussehe, als ich bin, werde ich ein Gedicht schreiben, nein eine Hymne werde ich schreiben,
darüber, dass man immer nur so alt ist, wie man sich fühlt.

Ein netter Mensch hat kürzlich behauptet, die Midlifecrise hätte bei manchen Männern Nachbeben.
So ein Blödsinn.
 

arle

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Irgendwie hab ich diese Geschichte doch glatt überlesen. Wäre schade gewesen, wenn ich sie jetzt nicht zufällig gefunden hätte. Mir gefallen ja diese wunderbar selbstironischen Momentaufnahmen immer ausnehmend gut. Da macht diese hier keine Ausnahme.

Immer reingequetscht in die enge Hose und Muskeln spielen lassen. Weiter so!

Und mit ein bisschen Übung wirst du es sicher auch schaffen, irgendwann die Straße zu überqueren UND dabei ein Kaugummi zu kauen.

Solidarische Grüße

Silvia
 



 
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