Spinne am Morgen

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Inge Anna

Mitglied
Spinne am Morgen

Bedrohlich dieser Tag begann;
ein garstig Spinnentier
saß auf dem Rand der Badewann',
der Atem stockte mir;
doch eh' an Notwehr ich gedacht,
hat sich das Biest davongemacht.

Ein schlechtes Omen rückte an,
das spürte ich genau.
Was stand wohl auf dem Reiseplan?
Mir ward im Magen flau.
Die Dusche tropfte, sie blieb kalt;
im Boiler schien was durchgeknallt.

Der Bäcker hupte vor dem Haus;
wo hing mein Hauskleid bloß?
Ganz ohne konnt' ich nicht hinaus,
da brauste er schon los.
Zur Hölle mit der Ungeduld,
an allem war die Spinne schuld.

Des Kühlschranks Frühstücksangebot
versprach kein üppig Mahl;
ich schmierte Harzer Käs' aufs Brot,
der kurz vor dem Verfall,
spülte mit reichlich Kaffee nach,
ertränkte so das Ungemach.

Jedoch des Harzers Fluidum,
setzte im Raum sich fest,
und nebenan fiel etwas um.
Vom Morgenfrust gestresst,
eilte ich zu dem Poltergeist,
forschte, wer da mit Steinen schmeißt.

Mein Sittich flog vergnügt umher,
genoss der Freiheit Glück.
Ich starrte auf ein Scherbenmeer.
Des Hauses schönstes Stück
nahm Abschied, müllgerecht zerschellt;
der Vogel fühlte sich als Held.

Und schon kam er im Sturzflug an,
mein Kopf schien ihm genehm;
er nutzte ihn als Landebahn,
saß zweifellos bequem.
Sein Blitzgeschenk war feucht und warm,
ein Morgengruß aus Vogeldarm.

Und was ich dann als nächstes tat,
möge man mir verzeih'n.
Ich lag auf Knien in unserm Bad:
Wo mag die Spinne sein?
Sie hat sich nie mehr hergetraut,
doch mir 'nen ganzen Tag versaut.
 

Herr Müller

Mitglied
Kummer und Sorgen

Wieder ein sehr lustiges Werk von Dir. So leid mir das für Deinen Tag tut, ich habe jedenfalls gelacht. :)

In eckigen Klammern Vorschlag von mir:

Und was ich dann als nächstes tat,
möge man mir verzeih'n.
[das mag man mir verzeih´n]
Ich lag auf Knien in unserm Bad:
Wo mag die Spinne sein?
Sie hat sich nie mehr hergetraut,
doch mir 'nen ganzen Tag versaut
 



 
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