Sprach's, tat's tun und ging

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T

Tabasco

Gast
Sprach’s, tat’s tun und ging

„Eine rauch ich noch, Charlie. Eine noch, dann geh ich. Nur eine noch.“
Sprach’s, tat’s tun und ging.

Gestern war ich alleine unterwegs. Für gewöhnlich tue ich das nicht. Zu Hause, ein Buch auf dem Schoß, behaglich in die Couch gewürfelt, einen Eistee auf dem Tisch und ein zarter Joint für’s Happening. So bin ich meist allein. Gestern war ich allein unterwegs. Dabei lernt man Menschen kennen. Noch und nöcher. Ich hab schon wieder vergessen, wie sie hießen. Es bedurfte einer großen Dosis Alkohol, um mich mit Fremden in Kontakt zu bringen. Aber ich erinnere mich und glaube, da ist nichts, wofür ich mich schämen sollte. Und als die Kneipe dann schloss, ging ich nicht allein nach Haus.

Vorgestern war ich im Kino, mit anderen Menschen. Aber ich kannte keinen von ihnen. Dabei saßen wir so dicht an dicht, Platz an Platz, wie eingepfercht. Als wollte man uns zwingen miteinander zu kommunizieren. Startete man einen Versuch, erhellte ein lautstarkes „Pssst“ die Kinoatmosphäre. Vielleicht war es der unangenehm fettige Popcorn-Geruch, der dazu führte, dass mir der Film nicht so recht gefiel.

„Eine rauch ich noch, Charlie, Eine noch, dann geh ich. Nur eine noch.“

Meine Freundin erwartete mich bereits. Letzte Woche hat sie mir einen eigenen Schlüssel für ihre Wohnung gegeben. Ich schloss die Tür auf und bewegte mich leise in Richtung Wohnzimmer, um sie zu überraschen. Da saß sie und grinste mich an. Ich war nicht still genug. Sie hatte mich kommen gehört. Als sie mir dann um den Hals sprang, dann zärtlich meine Schulter küsste, wobei sie mich fest umschlungen an sich presste, ließ sie folgende Worte verlauten.

„Ich liebe dich“
Sprach’s, tat’s tun und ging.

Tabasco 2002
 



 
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