St. Martin-Geschichte

anemone

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In diesem Jahr musste St. Martin abends beim Martinszug ein neues Pferd reiten. „Da ich es nicht kenne, werde ich es mir zunächst einmal ansehn“, sagte er sich, denn er wollte nicht sein blaues Wunder mit ihm erleben.

Er ging auf die Stute zu. Sie stand allein in der Wiese von Bauer Grote und hatte wegen der Kälte eine Pferdedecke übergestülpt. Unruhig stob sie davon, als ein Windstoß die Blätter einer Birke in der Wiese hochwirbelte.
Als St. Martin an das Gatter trat, kam sie neugierig auf ihn zu. Sie ließ sich von ihm streicheln und lauschte auf seine Worte, die beruhigend klangen.

„Warum lässt man dich hier in der Wiese so allein?“ fragte St. Martin. Es kam ihm vor, als würde sie mit dem Kopf nicken und er gab ihr eine Mohrrübe. St Martin besah sich die Wiese.

In ihr stand ein Gefäß mit frischen Wasser und es dämmerte schon. „Wenn ich morgen mit dir reiten soll inmitten der Kinder und der Fackeln, darfst du aber nicht so ängstlich sein, wie jetzt!“ Doch gleich beim nächsten Windstoß stob sie wieder ängstlich in die Ecke der Weide
Und auch alles Zureden nützte nicht viel.

„Es hat keinen Sinn“ sagte der Mann. „Ich muss mit dem Bauern reden!“ Er sah noch einmal in die erschrockenen Augen seines Gegenübers und nahm den Weg Richtung Bauernhof.

Bauer Grote war gerade beim Melken der Kühe und sah flüchtig von seiner Arbeit auf.
„Wird das Pferd draußen bleiben?“ fragte ihn St. Martin. „Ja Pfreili! Es hat doch alles, was es braucht, Eine warme Decke; zu Saufen hat es auch. Was soll es noch brauchen?“

„Ich will es gerne mitnehmen, um mich daran zu gewöhnen!“ äußerte sich St. Martin.
„Soso“ sagte der Bauer, „Hast du denn Platz?“
„Nein, das nicht, aber es ist nicht so wichtig! Ich nehm es einfach mit in meine Wohnung!“
Bauer Grote schüttelte verwundert seinen Kopf.

„Weißt du wie man das Gatter öffnet?“
fragte er nur. „Ich komm schon klar!“ sagte St Martin und bald darauf sah man ihn mit dem Pferd an der Hand in Richtung Dorf ziehen.

Es war gar nicht so einfach für ihn, das Pferd in die Wohnung zu bekommen. Er hatte sich das alles etwas leichter vorgestellt. Doch die Unruhe der Stute ließ schon bald nach und man kann schon behaupten, dass es sich um eine wohlerzogene Stute handelte.
„Es kann ja nicht schaden!“ sagte St Martin. „Wir werden und aneinander gewöhnen und morgen mögen wir uns so sehr, dass es eine Freude sein wird, die Kinder zu beglücken.“
Er nahm dem Pferd die Decke ab, denn in der Wohnung war es angenehm warm, schaltete die Heizung aus und legte sich mit dem Pferd auf den Fußboden. Alle vorhandenen Mohrrüben verteilte er um das Pferd und bald darauf schliefen sie ein.

Am nächsten Morgen weckte ihn das Pferd, indem es mit den Nüstern nach ihm blies.
Zunächst erschreckte sich St. Martin, doch dann erinnerte er sich wieder und flugs sprang er auf seine Beine und führte das Pferd hinaus ins Freie. Er band es dort fest und besorgte Hafer.

Als er ihm in die Augen sah, war sämtliche Angst verschwunden. Er sattelte die Stute
Und machte seinen ersten Ausritt mit ihr.

Am Abend dann gab es keinerlei Komplikationen.
Hara lief majetätisch zwischen den Fackeln und den Kindern einher, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Nur, dass der Carlo Clasen ausrerechnet in den Pferdeapfel treten musste, das war sein Pech!
 



 
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