Stadtgraben 1

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Kornblumen sind nur in der
Erinnerung noch, als Tage begannen
wie eine lange, lange Reise.

Staub an den Landwegen,
das Gezirpe, verdorrtes, gelbes Gras,
mit dir meine Zeit auf der Schaukel.

Stille am Abend, Stoppelfelder,
wo wir Laub abbrannten, Kartoffeln,
die uns die Lippen versengten.

Stege, Wege, nur für mich,
entlang der Weser, Muscheln,
Wellenschlag der Kutter.

Im kleinen Hafen, nach Westen,
hinter dem Findling, zu sitzen,
mit neuen, verwirrenden Namen.

Atemlos spielen auf der Eisdecke,
sie war so fest in meinem Traum
und brach als ich erwachte.

Bis der Sommer verschwand,
versteckten wir uns am Tage,
unter wildem Rhabarber.

Flüchteten über verbotene Zäune
in das wirre Paradies des Englischen Gartens
zu den Rosen der bewachsenen Seen.

So fern war dieser Ort wie das Meer,
einmal fuhren wir dort im Gewitter,
Salz und tote Wespen, Schlaf.

Wir zerschossen blinde Fenster,
die schwüle Mittagszeit, betrachten
das Treiben der Schwäne.

Von Mauern in Sandberge zu springen,
fror auf der Wanderung im Schnee
als einziger, fremd auf dem Weg.

Die Fahrt mit dem Rad, Schrebergarten,
hin und her zwischen beiden,
Kirschbäume auf den Wegen.

Grillengesang und die Suche danach,
Lupinen wurden untergegraben,
Kartoffelkäfer zertreten am Weg.

Blumen und Efeu, Holz für den Winter,
die Hütte vergeblich gebaut,
fern und heiß die Sonne am Sommerabend.

Wie der Weg die Weser entlang,
vorbei an den Fabriken, dem Galgenberg,
und links der Riese, Stelzen und beizender Gestank.

So hoch war kein Sommer mehr
barfuß über den steinigen Platz
menschenleer um Mittag alle Wege.

Mit dem Gesicht zu den Wolken
sich erzählend ihre wechselnde Gestalt,
Zeiten, so weit, kommende Geschichten.

Niemand gleicht diesem Verstummen
der späten Jahre, wie fern, am Ende
liegen Schnee und Frost alter Straßen.

Und wie fern was ich niemals vergaß
ein Weg zum Verwundern,
das Rot in dem du gehüllt.

Der Blick hinaus in den Garten,
im Oktober, alles erfriert, leer
alle Gedanken nur an dich.

Wir gehen ums Karree, ein
Peugeot 404, schwarz, fährt
uns langsam entgegen.

Träume von mir, vor
dem Film-Eck treffen sich Hände
in deinem Mantel.

Mit dem Fahrrad im August
auf die Felder, heiß, ihre
Milch und Brombeeren.

Bezahlt mit einer großen Münze
kamst du dir vor, kniend
vor dir auf dem Boden.

So warst du Kind und fern in dir
wie ein Hauch lag
ein Vergessen von Engeln.

Auf dem Hof, ein Kuß, nach
dem die Blicke gehn bei
jedem neuen Versuch.

Frei, damals, waren die Wege
in dir, bis du von den Sternen erwachtest
erschrocken bis auf den Verstand.

Verloren glänzt jener Streifen
Dämmerung herüber, der Weg durch Schnee
von der Schlittenfahrt am Immergrün.

Wie breit und wie steil war uns
jener leichte Hügel wie lang
der kurze Weg nach Haus.

Nacht lag über dem Hof
unter dem Vollmond
ging die Katze über den Schnee.

Eisblumen glitzerten an den Scheiben,
unter der Decke fuhren wir im
Panzer durch die eisige Nacht.

Unter mir spielten sie Skat
und fragten: wie ist es draußen,
klirrender Frost, sag ich, wer wechselt mich ab ?

Zwei Stümpfe als Unterleib,
der kleine Bettler, stand
auf einem rohgezimmerten Brett.

Der Größte in der Klasse
ließ man mich in Ruhe, niemand,
den ich schlug.

Mit dem Rücken an die Tafel gelehnt,
in der noch dämmrigen Klasse,
stand sie und lauschte dem fernen Chor.

Einmal fuhr ich in die Wortstraße,
ängstlich, sie könnte mich entdecken,
und wollte sie käme.

Die Sonne ging unter jenseits der Weser,
stumm saßen wir und ich lauschte
den Worten nach: l'oiseau-mouche.

Ein Dachziegel erschlug ihn,
der nicht bezahlen wollte,
so, sprach man, sterben die Freimaurer.

Nach Hamburg, dorthin fährt die Klasse,
und mit den Bus vorbei, langsam, die Herbertstraße,
durch den Tunnel, Bilder einer Hafenrundfahrt.

Das Gespräch an der Bushaltestelle,
nachts, verloren, bis auf einmal,
da kamst du vorbei.

1970, Sommer, ich saß auf dem Fußboden,
das Freigefühl, lachend über
alle Tage, weiße, schnelle Schuhe, war ich weg.

Ein Fahrrad war zwischen uns
während des ganzen Weges, dieser Dienstag,
das war leicht zu umgehen.

Und einmal, durch den wilden Bürgerpark
ging ich, und sah eure Zeichen
liegen auf dem Weg wie eine Strafe.

Als der Steg noch war, hinterm Haus,
mein Englisch war zu schlecht,
verwundert, blickt sie auf meine Hand.

Vorbei an der weißen Perdoni-Wand,
Menschen, Autos, Pferde, zum Milchladen,
still der Verkehr, oder ich wäre tot.

Die roten Goldfische im Bassin
waren so wichtig wie das Eis, sie
im hellen Kleid und ich verdunkelt.

Großmutter in ihrem Ohrensessel,
neben dem Radio, das grüne, glühende Auge,
still, aus Moskau der Kommentar, Vater horcht, Ruge spricht.

So fern sind die Kindertotenklänge
bei dir, mit ihrem durchsichtigen Kleid
kam sie und saß neben uns eine Weile.

Bücher gelesen, gesammelt seit ich mich weiß,
vergessen, wie auch die anderen vergessen werden,
mit dem es begann.

Karl May, Hornblower, dann Science Fiction,
sie hatte ein blaues Kleid, weißbepunktet,
ich, der einzige Spiegel-leser dort.

Sie war zweifach, vielleicht, nichts,
nach dem langen, heißen Spaziergang,
langer Damm: Agenten sterben einsam.

Als ich Goyas Erschießung malte
und nachdachte über Hannibal und Hollywood-Kino
war mir eine Tür offen wie eine Selbstverständlichkeit.

Weißt du wieviel Sterne stehen sang ich,
die Nacht davor, bleich wie das Licht des Mondes,
im kleinen Zimmer, bis ich schlief.

Weihnacht, der ruhige Weg durch den frischen Schnee,
an meinem Arm deine Hand, es war glatt,
menschenleer, und dunkel dein Lachen.

Diese heißen, langen Sonnabende, jeder
Weg hatte seine Schrecken, alles
geschah was noch Traum ist.

Nougatmilch trank ich am liebsten,
Nighthawks, vielleicht dort
hat alles Verwunderliche begonnen.

Ein kleines Rumglas mit einem Zuckerstück
am Sonntagnachmittag, der Glasschrank
voller Porzellantässchen und Kitsch.

Als er begraben worden war,
wie Kinder liefen wir nach
all den schweren, dunklen Gesängen.

Beifall für das Normale ich
hatte das nicht erwartet
verblüfft lauschte ich dem Blinden König.

Maggisuppenwürfel, das erste Gefühl
von Freiheit, die Idee, den Kinderwagen
als Pilotenkanzel.

Die Tage wie die Träume heute,
und in ihm wach, wenn man durch Straßen ging,
da blieb nichts ungesehn.

Bucheckern lagen auf dem nackten Waldboden,
Licht durch die Äste, so sehen sie aus, dreieckig,
Vater stoppte ein Auto, dreirädrig, Regen, Dunkelheit.

Es war als knipste er die Straßenränder an,
im VW hinten saß ich, verloren, schwarze Nacht,
später lernte ich, es war ein Fußhebel.

Es waren die stillen Heimwege im Herbst,
bleiche Nebel über den Wiesen zum Bürgerpark,
im eiskalten Zimmer, mit dem Rücken an der wärmenden Wand.

Links und rechts der Heizsonne war es bitterkalt,
splitternackt tanzte ich in dem Wärmekegel,
wagte mich außerhalb wie ein Kind, floh schnell zurück.

Der Regensonntag, hin und wieder,
Geräusch von Reifen, links,
schreiben jetzt, was wird - vielleicht.

Verdammt in alle Ewigkeit
Pfingsten, warm wie fern
durch stille Straßen.

Oder Onibaba, keine Schauburg,
nur der Geschmack von Nougat,
schwere Vorhänge, wie sternenfern.

Weihnacht, wer kotzt, Wunderkerzen
Geruch, und Befreiung am Abend,
tauchend in den Brunnen, Jakob erzählt.

Manchmal, nachts auf dem Hof, von
Schnee bedeckt, frierend im Nachthemd
unter dem Mond war ich froh.

Im Traum floh ich über die Zauntür
über den Ascheplatz, Pfützen ausweichend,
über die Auebrücke in einen Film.

Fußbäder, Sauerkraut, Abwasch,
jedes eine eigene dicke Geschichte,
Kellergewölbe: und Böden, Briefmarken.

Angst vorm Leeren des Briefkasten,
langsamer Weg nach Haus,
Vergeblichkeit zu begreifen, Freiheit.

Bei Ulrich Bücher gekauft,
Hutzelmännchen hinter Gebirgen,
Studio 65, dort gabs andere Milch.

Niemand, Lange Theke, erinnert sich
wie ich: Tilly, wie sie hieß.
Vorbei, Sir Winston.

Es ist in keine Hand geschrieben,
als ich den Wagen verließ,
wußten wir unsere Wege.

Dein Blick zurück von der Treppe
wie fern bist du, die Hand leicht erhoben,
für einen Augenblick steht die Welt still.

So ging ich nie zurück,
wie im Fieber, die Haut meint
sie hielte uns im Traum.

Monde seit dem sind vorbei,
schlaf, Engelein, schlaf,
wer schwingt sich: weißgedacht.

Mein Bär, gelb, lang wie mein Arm,
Holzwolle, sonst nichts in ihm,
totes Brummen wenn man ihn warf.

Sylvester Weserschlößchen,
Schnee, in der Stille -
ferne, kommende Tage.

Minigolf mit ihr, die
großen Augen ihres Kindes,
meine, von dem es bitter träumte.

Im Ohr Alexanderplatz,
Tag für Tag las man mir
meine Verse.

Sonntagnachmittag, ferne Geschichten
im Radio Müllers Lied, daß
ich Menschen sollte scheun.

Kopfsteinpflaster, etwas gewölbt,
Gaslaterne, bleicher Schein im Schnee,
wie neue Jahre begannen.

Endlose Nacht, Geschichten zu
erzählen, sich selbst wiegend
in dem Takt der Ahnung, frieren.

Wach lag ich lange, in der Nacht
als Großmutter starb, besuchte sie mich
von ganz fern, sah meine Angst und ließ es.

Am anderen Tag das stille Haus,
Schnee lag noch immer, kalt waren
die Stunden, gefroren zu Eis am Wall der See.

Sie sang Weißer als der Schnee, schlief
in ihrem Ohrensessel am Nachmittag, mit
mir auf dem Schoß, neben dem magischen Auge.

Schwimmen, schwimmen, in eine neue Welt,
weites, fröhliches Gefühl, Waffelbruch,
halbnackte Zeit, liegen auf brandheißen Steinen.

Einmal herumgehen, wie weit, so viel zu
sehen, sitzen, schauen, schauen, die Zehnmeter-
springer, endloser, unbegrenzter Tag.

Die verlorenen Sonntage, im dunklen Anzug
die heiße, staubige Straße entlang, durch
den Tunnel, den immer gleichen Weg.

Die Betontreppe hinauf, Bankreihen aus hellem Holz,
das alte Harmonium neben dem Altar,
bedeckt von einem grünen Tuch.

Kinderlieder, die sie dirigierte, die
letzten Worte am Kreuz, sagt meine
Schwester und deutet auf mich.

Bei Marchoni Rühreis, Skat, Rüdiger
gewinnt immer, selbstgewählte Freistunde,
Sommer, Kirsten kommt und geht.

Traf ihn auf dem Stahnwall,
Gespräch über Anzüge, Stoffe, Krawatten,
vierzehn waren wir, an diesem Sonntag.

In der Pause, so mit nach Bonbon
schmeckenden Zähnen war Edda,
täglich Kaffee (mit Zucker) hinter der Scheibe.

Die hellen Pfingsttage,
leere Straßen, Sonnabende,
kühler, dunkler Kinosaal.

Im Admiral zu fahren,
im Sommer durch Langendamm,
ferne, exotische Welt.

Nichts zusehen, im Keller,
rabenschwarz, nur fühlen,
warm, nahezu unbekannt.

Die vier Stufen, grau,
am Abend, die Alte, zitternd
der Kopf, meine Frage.

Der Garten, Schuppen, der
Gang zwischen den Häusern,
wo ich die Zwille vergrub.

Und Karin, die sich auf meine
Füße setzte, die
Spiele, Kinderzeug.

Niemand in dieser Stadt
sah mehr, Kino, tote, leere
Räume, Rauch, wie im Schlaf am Vorhang stehen.

Schneeweiße Locke, eine, im schwarzen Haar,
wir fuhren zum Hämelsee, sah beide,
barfuß im Himalaja, sind wie ein Gras.

Gespräch bevor der Bus kommt,
eine Zigarette verglimmt im Gras,
im Dunkel sind die Worte, ohne Gesicht.

Das bitterliche Hoffen auf den Tod des Vaters,
endloser schwarzer Garten, trüber Mond,
nicht abzuwaschen, mit wechselnden Kleidern.

So hoch zu werfen, im August die Kastanien,
mit Knüppeln und Ästen herunterzureißen,
Sauerampfer zu essen, vergessen die Nacht.

Baumhoch über der Aue, Vater ersoff
die Katzenjungen im Sack, am Abend
still lag der Platz, finster, niemand sprach.

Ein Platz, bedeckt mit Koksabfall, voller
Pfützen und Löcher, ein grüner Saum,
wilde Kamille, Gräser, weiße Röhren.

Als wir Memory spielten:
da, zum letzten Mal, haben
wir die Welt wichtig genommen.

Dunkles Gewölbe, in Reihen
mit Spinnenweben überzogen,
unter der Treppe wer weiß was.

Schwert und Schild, ein
Teddybär, Roller und Schachspiel,
Joseph und seine Brüder.

Kleine durchsichtige Spinnen um ihr
Muttertier, zwischen den Beinen
das Gefühl alles zu können.

Auf dem Dachboden Briefe, Müll,
Staub auf Truhen, Bilder, Möbelstücke.
Stille, nur das Knacken der Diele.

1963 wird der Ton schärfer im TV,
lauter die Kommentare, schlafe nicht,
Aus den nahen Lagern Panzergeräusche.

Als sie ohnmächtig lag, sie
nur langsam erwachte verstand ich
alles was ich sah.

Zu schnell trank ich die Remmer,
R., wenn ich verschwand, hat
es am Ende verstanden.

Aus Island zurück, im
Saskatchewan, mit halben
Bart, so wollte ich mich immer fühlen.

Kanzler, erzählte er mir von Sigrid,
ich öffnete den Mund, zeigte die Zähne,
so zu lächeln und ging.

Staubig waren die Wege, steinig,
lautlos wo ich ging unter der
mir kaum vertrauten Sonne.

Das erste Foto, Schwester vor der
rotbraunen Mauer, seltsam schief
das Lächeln und Bild.

Langsamer Gang zum Briefkasten
jeder Schritt machte mich wacher
damals begann alle Bereitschaft.

Versuch. Hallo Allo. Hoch-
haus, dunkel, man konnte sich
den Hals brechen, Dingh Pingh Meh.

Lange Tage bei Cola
und Sonne, auf Steinen liegen,
ohne Gebet, alles fern.

Küche nannte man den Waschraum,
Wärme, Nässe, Dunkelheit,
dort war ich gern, vielleicht.

Der Hof voller Wäsche, Leine
neben Leine, lustiges Laufen
durch die Reihen, vorbei.

Weiße Schwäne, noch in der Nacht
sieht man sie, Hals und Kopf vergraben
im Gefieder, schwebend über dem Teich.

Die Reise zum Big Apple, damit
begann jede Sehnsucht nach Stadt,
nach Weite und Verborgenheit.

Unerwartete Geschenke, Schild und Schwert,
Hesse Gesammelte Werke, Josephroman,
Schach - Monopolyspiel.

Tage, warm, auf der Wiese liegen,
im hellen warmen Licht, ohne Gedanken,
sie, vor dir, in zehn Jahren, New York.

Und dann die lange, staubige Straße
hinunter am Sonntag Nachmittag im
schwarzen Anzug, Onkel Tom.

Finsterer Oktobertag, dein Nebel
im Garten, kalt standen die Bäume,
schon am Morgen, Rauhreif auf allen Blüten.

Nach dem Gewitterregen stand das
Wasser bis zur ersten Treppenstufe,
warm hüllte die Luft die letzten Tropfen.

Mit zehn dachte ich alles zu kennen,
erinnere dich, Brigittes Entwurf,
der erste erfolgreiche Versuch.

Warme Luft, über staubige Wege
in die Stadt, Sonntag Nachmittag,
verlassene Winkel, müde.

Gedanken an das immerbewegte Ich
in den großen, fernen Städten
meiner zukünftigen Zeit.

Das Verenden der Spiele,
Sehnsucht nach den kopfbewegenden
Träumen zurückliegender Jahre.

In den Pausen der Gang
zum Milchladen, vorbei am
Mädchengymnasium.

Das brüchige Eis, da war
ich noch klein, als ich spielte
und spielend beinahe ertrank.

Mir im Stacheldraht beide
Schenkel aufriß, die Narben kamen später
und bleiben solang mir die Haut gehört.

Kindertotenlieder, seltsamer Gesang,
ungewohnt fremd, ein lichter Tag
fremd in der Idee, er verstand mehr.

Der Gang über den Berg, dort
zeigte er, dort war ich Kind,
lief ich, trank ich, die erste Zigarette.

Nur die Ferne war konkret
'wenn ich mal groß bin'
alles war dann.

Der Ofen im kleinen Zimmer, manchmal
kochten wir dort, neben dem
stinkenden Aquarium.

Im rosa Hemd mit der Rose
zwischen den Zähnen, Tasche in
der Hand durch den Tunnel.

Sir Winston Nächte,
Rum Cola bis in den Morgen
sie, im Dämmerlicht, keinen Namen.

Unter dem Mistelzweig,
an diesem Sylvester war es bitterkalt,
Sekt an der Bar, völlige Stille.

Oder Sonne, entlang der Aue,
knirschender Schnee, das ist kein Sand,
Gedächtnis, verlassene Ruhe, ein Wort.

Das Erschrecken, sich sehen in
den Fensterscheiben, das also,
so siehst du aus. Nie.

Und den Seilen zu folgen
in andere Gegenden, Gedanken
zu lesen, seltsam vertraut.

Sich trauen und leben
schwimmen, tauchen, dort,
endlich, alles zu können.

Vor der Scheibe zu stehen,
27° Celsius, die heißen Steine unter dem Fuß,
so wirst du leben, ohne Sieg.

Und kein Gehen, sehen,
sehen was kommt.
Und kein Bleiben, schreiben,
weiter, was war.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Lester,

ein sehr bemerkenswertes Gedicht, gut durchgehalten, mit vielen Bildern und recht überzeugend erscheint es mir.
Es scheint ein schwermütiges Gedicht zu sein, ein Gedicht vom Abschied. Bei der Erwähnung Goyas sehe ich vor mir Donatas Banionis in der Rolle von Goya, ich glaube in einem Film von Konrad Wolf, bin mir nicht völlig sicher. Der Tod schwingt immer mit, doch auch die Hoffnung. Und am Ende wird die streng dreizeilige Struktur aufgelöst in vier Zeilen, gehen und sehen, Geh und Sieh!, und schreibe.
 

lester

Mitglied
..danke für deine Anmerkung. ja, der 4-Zeiler markiert die Mitte von insgesamt 307 Versen. Leider passte der ganze Text nicht rein, mußte ihn teilen. Bin mir nicht sehr sicher, ob die Form und der (doch sehr private d.h nicht nachvollziehbare) Inhalt mehr bringt als nur eine gewisse 'Stimmung' beim Lesen.

Gruß
lester
 



 
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