Stahlbeichtstühle retten Leben.

5,00 Stern(e) 1 Stimme

pleistoneun

Mitglied
Sich selbst liebkosend wand sich der Kahlköpfige im engen Beichtstuhl hin und her und lauschte.
Der nächste betrat den Holzverschlag mit Betbank und beichtete eine Geschichte, die annähernd so schlüpfrig war wie der Zuhörer jenseits der vergitterten Trennwand. Diesen zog es zusammen und gleich streckte er sich wieder, so pikant war das Erzählte. Aber und abermal biss der Lauscher erregt in die Holzverkleidung des Beichtstuhles. Das Holz ächzte bei manch einer Erzählung und der Zuhörer stöhnte im Gleichtakt ob der so großen Anstrengung, die ihm durch die Last der abgeladenen Sünden widerfuhr.
Eine ganz besondere Geschichte erregte soweit seine Neugierde, dass er ein Tabu, das größte, brach. Er lugte etwas aus seiner sicheren, dunklen, feuchten und engen Kammer hervor, um das Gesicht des Sünders zu sehen.
Schwitzend streckte der alte, etwas übergewichtige Lauscher seinen Kopf noch weiter gen Berichterstatter und reckte seinen Hals noch mehr.
Der Erzähler rutschte aufgeregt auf der holzspanübersähten, raufasrigen Sitzbank hin und her. Die Spannung war kaum noch zu ertragen, der Zuhörer war schon so nahe, dass er den Sünder beinahe berühren konnte und kam noch etwas weiter aus seinem so sicher anmutenden Versteck, um gleich darauf von einem dicken Gesäß auf der Holzbank zerquetscht zu liegen zu kommen.
Der arme Holzwurm.
In einem Stahlbeichtstuhl wäre das nicht passiert!
 



 
Oben Unten