Stephan

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Grand

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Mit zittrigen Fingern drückt er die dürre Zigarette aus der Schachtel. Der künstliche Lichtschein dämmert über ihm; der Lagereingang starrt düster, denn er ist unter einer Brücke ausgehöhlt. Gleichgültig rasen Autos vorbei, kein Blick wendet sich ihm zu, keiner weiß von ihm. Es ist kalt hier. So kalt.
Er setzt sich auf einen Karton hin; grüne Weinflaschen reihen sich auf. Seine weichen Lippen schmauchen weißen Rauch aus einem Mundwinkel. Dunkle Bartstoppeln stellen sich bis zu seiner Wange hoch, sie richten sich stramm auf. Empfindsam bebt der Nasenflügel.
Es stinkt nach Urin.
Seine blauen Augen heben sich ins Dunkel auf, das Motorbrausen schallt nach. An einem Pfeiler blättert ein ausgebleichtes Flugblatt, bloß Scheinwerferlichter hellen es noch auf. Das Datum ist unlängst vergangen. Vor unserer Zeit, nach unserer Zeit.
Er hält sich an der Zigarette fest, ein kalter Windzug zerzaust ihm das Haar; die Spitzen sind blond eingefärbt, als sei ein Eigelb über ihn zerschlagen. Niemand sieht ihn.
Stille überkommt ihn, er hört den Vogelsang. Leise, wie eine Erinnerung. Den Himmel vermag er nicht über sich entdecken. Das dämmrige Licht glitzert auf seinem gefrorenen Antlitz. Noch einmal saugt er an der Zigarette, holt den Rauch in sich ein und wirft den verlischenden Stängel von sich; schwach glimmt es auf. Er reibt sich die Arme und geht in den Laden zurück. Die eiserne Lagertür fällt hinter ihm zu, der Wind pfeift in den Angeln.

Im Laden starren die Regale zerwühlt; Erbsendosen reihen sich verloren bei der Tiernahrung ein, das Küchenpapier liegt umgestürzt. Anklagend schauen Kunden zu ihm hin. Es ist deine Arbeit, bezahlt wirst du hierfür. Er beugt sich herab und hebt die Rollen Küchenpapier auf. Es ist seine Arbeit. Das gelbe Licht blendet ihn.
Er schaut niemand an, die Arme räumen mechanisch Waren ein. „Ich suche Irische Butter“, fragt man ihn. Bitte sehr, zeigt er, sieh durch mich hindurch.
Er ist so leer, die Bierflaschen stehen über ihn; sie füllen ihn auf, Ruhe überkommt ihn. Zwischen seinen Kollegen, da ist er lebendig. Sie sehen ihn noch.
„Vielen Dank“, heißt es da schnippisch, doch hört er kaum hin. Die Chefin weist schon zum Lager hin, er muss noch Ware nachlegen. Er schleppt die Kartons nach. Sie wiegen schwer auf, sie gleichen Eisenketten. Er marschiert vor, den Kopf geneigt, dass die Kunden ihm nicht die Augen einsehen können. Seine Arbeit muss er tun. Er tut sein Bestes.
Die Käse aus dem Karton ins Kühlregal sortieren. Sie ist dreieckig geschnitten. Nebeneinander liegen sie, angeschmiegt, passend. In Pärchen.
Er hält inne, für einen Moment. Atmet ein.
Es ist kalt. Die Menschen gehen an ihm vorbei, die Einkaufswagen rattern. In ihm ist es still, es schmerzt.
Neuerlich neigt er sich nieder, greift nach Käse. Immer weiter, stundenlang. Seine Hände zittern. Abends bloß auf das Sofa hinfallen, die Bierflasche fließt über.
Vielleicht wartet ein Kollege ihm auf. Vielleicht.
Ich brauch dich nicht.
Er braucht eine Zigarette. Die Gedanken raucht er aus, sie steigen zum Himmel auf, den er nicht erkennt.
Sein Licht erlischt.
 

Wipfel

Mitglied
Mister Grand,

hier stimmen oft die Bezüge nicht, da musst du noch mal ran! Zum Beispiel:
Der künstliche Lichtschein [strike]dämmert[/strike] [blue]funzelt (denn dämmern ist ein fortwährender Vorgang)[/blue] über ihm; der Lagereingang starrt düster, denn er [red](Wer? Der Lagereingang oder der der Prot?)[/red]ist unter einer Brücke ausgehöhlt
usw.

Grüße von wipfel
 



 
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