Sternfolger

Balu

Mitglied
Sternfolger

Als Kind hattest du ihn eines Tages entdeckt und sofort gewusst, dass es dein Stern war.
Er wies dir von da an den Weg und leuchtete in deine Seele. So hell, dass die Menschen, welche dir begegneten, dieses Leuchten in deinen Augen erkannten und deine Nähe suchten um seine Kraft zu spüren.
Wenn der Himmel verhangen war, wusstest du, dass über den Wolken dein Stern auf dich wartete,
und dass es immer rechtzeitig aufklaren würde, damit er dir den richtigen Weg zeigen konnte.

Aber als aus dem Knaben ein junger Mann geworden war, da glaubtest du, die Richtung nun selbst zu kennen und fingst gar an zu zweifeln, ob er dir gut will.
So fingst du an, den Horizont zu ignorieren und maltest deine eigenen Bilder und Ziele an den Himmel.
Du folgtest den Wegen, die nicht über Berge und auch nicht durch die Täler führten, nahmst gierig, was an den Rändern auf dich wartete und dein Blick reichte nur noch bis zum nächsten Moment.

In einer klaren Nacht bist du aus deinem unruhigen Schlaf hochgeschreckt und wusstest sofort, dass etwas Unglaubliches geschehen war. Du suchtest den Himmel verzweifelt ab, immer wieder. Aber dein Stern war nicht mehr da oben und du glaubtest, ihn für immer verloren zu haben.

Trotzig hast du deine alten Wege fortgesetzt, hast die Ziele so häufig gewechselt, dass du am selbenTag von Süd nach Nord und wieder zurück marschierst bist. Die Arme, in denen du am Abend eingeschlafen bist, waren dir am nächsten Morgen schon fremd und um dich herum wuchs die Einsamkeit. In schlaflosen Nächten schautest du zum Himmel und die Sehnsucht brannte sich in deine Seele. Dein Stern jedoch schien für immer verschwunden.

Dein Haar begann grau zu werden, deine Schritte wurden kürzer und zögernd. Aus deinem Weg war ein ausgetretener Pfad geworden, da begegnete dir an einem sonnigen Morgen ein Kind.
Es hüpfte auf dich zu und summte eine fröhliche Melodie.
"Was macht dich so fröhlich?" fragtest du das Kind.
"Ich habe heute Nacht meinen Stern entdeckt", antwortete es glücklich.
"Dann pass gut auf, dass er nicht eines Tages verschwunden ist."
"Du bist aber dumm!" schalt das Kind, "Sterne können doch nicht verschwinden. Die sind immer da!"
"Meiner ist aber verschwunden", sagtest du traurig.
Das Kind legte seine Hand auf deine und lächelte. Seine Augen waren voller Licht.
"Wenn die Nacht uns den Blick auf die Sterne schenkt, dann will ich dir suchen helfen.
Und glaube mir, wir werden deinen Stern wiederfinden."
 

Clara

Mitglied
eigentlich eine schöne Idee - einen Stern zu haben -
einen, der einen leitet.
Aber auch Kinder haben Hoffnungen und Wünsche - und würden den Stern wie den lieben Gott bitten, irgendwas zu tun - oder zu lassen - ein Hilfsmäntelchen sozusagen, um auch die Situation des Kindes als Kind darzustellen. Das ganze etwas lebendiger zu gestalten und nicht nur als Rahmenhandlung.

Als es die Jugend erreichte gehts mir mit dem Text zu rasant und leer voran - auch hier könntest du den Jugendlichen skizzieren - wie er sich sah- und wann der Tag kam, wo er den Stern aus den Augen verlor.(vermutlich, als er erstmals verliebt war)

Das Ende finde ich wieder nett - bedient aber auch ein Klischee -
kann der Alte nicht auch einmal selbst wieder kindisch werden und seine Nöte dem Stern erzählen? Fände ich zeitgemässer.

Dieser Stern, an den kann man so einiges in der Erzählung "rannageln" und viele ganz andere und deutlichere Dinge zu erzählen.
 

Retep

Mitglied
Hallo balu,

da hattest du eine Idee, aus der sich viel machen lässt.

Einige Wendungen würde ich noch einmal überdenken:

- und leuchtete in deine Seele
und gleich danach:
- dieses Leuchten in deinen Augen

- Aber als aus [red]dem Knaben[/red] ein junger Mann geworden war

- und die Sehnsucht brannte sich in deine Seele

Könnte man den letzten Absatz nicht anders schreiben? Vielleicht auch weglassen, dann müsste der übrige Teil der Geschichte natürlich auch etwas verändert werden.

Gruß

Retep
 

mitis

Mitglied
ich weiß nicht warum, aber mich stört das "DU" in dieser an sich hübschen geschichte.
lg mitis
 

Balu

Mitglied
hej clara

vielen dank für deine spuren hier

nein, ich habe meine kinder nie dazu erzogen, mit dem mond oder den sternen oder irgendwelchen engeln zu sprechen

solche zwiesprache sollte ihnen von anfang an nur mit gott vorbehalten sein.

nein, so ein stern ist einfach da, um zu leuchten und um uns das gefühl von geführt sein zu geben, wenn es dunkel ist. leuchten kann er ja nur, weil das göttliche in ihm sich als licht äußert, so wie es uns zu einem lächeln oder eben zu den strahlenden augen verhilft.

ich möchte nichts ausbauen an diesem text, das will ich dem leser überlassen
und das ende soll den leser einfach daran erinnern, dass manche lösung im leben gefunden wird, wenn wir wieder unkompliziert und mit vertrauen denken , wie die kinder eben

liebe grüße dir
Knut
 

Balu

Mitglied
Retep,

danke für deine vorschläge , ich arbeite und überlege noch damit


Mitis

das du habe ich bewusst gewählt, weil es mehr abstand schafft

es ist letztendlich ein text, der in seinen bildern und sätzen gefahr läuft, den grat zwischen kitsch und gefühlvoll zu besteigen

in der ersten person wäre es mir zu rührselig

liebe grüße dir
Knut
 



 
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