Sterntaler (Parodie)

Es war einmal vor langer Zeit ein armes kleines Mädchen. Es war ganz allein auf der Welt, denn seine Eltern hatte es umgebracht. Und es hatte auch kein Dach über dem Kopf und kein Bett, um darin zu schlafen, denn das Haus hatte es angezündet. Alles, was das Kind noch besaß, war das, was es auf dem Leibe trug, und ein Stückchen Brot, das es einem armen Bettler gestohlen hatte.
Einsam zog das Mädchen durch die Lande. Einmal begegnete es einem armen Mann. Als er das Kind erblickte, überlegte er sich, wie er schnell an das Brot kommen konnte, denn vielleicht gelang es ihm ja, das Brot gegen ein Fläschchen Schnaps zu tauschen. Er dachte sich, so arm, wie ich aussehe, kann ich doch einfach nett nach dem Brot fragen, vielleicht ist das Kind ja dumm genug und gibt es mir. Freundlich bat er darum das Mädchen, es möge ihm doch das Brot geben. Von seinen Eltern wusste das Mädchen, dass es gut war, Armen zu helfen. Also reichte es dem Mann das Brot, aber als dieser sich dankend verbeugte, schlug das Mädchen ihn nieder und nahm sich das Brot zurück. "Ich bin auch arm", sagte es laut, "Ich muss mir selbst helfen."Und es zog weiter.
Einige Tage später begegnete dem Mädchen ein Kind. Das Kind sah die Mütze des Mädchens und dachte sich, wie es dem Mädchen die Mütze abnehmen könne, denn wenn man zwei Mützen habe, könne man eine verkaufen. Schnell sprang das Kind das Mädchen an und stahl ihm die Mütze vom Kopf. Aber das Mädchen hielt das Kind fest, ehe es mit der Mütze entkommen konnte. Das Kind blickte angstvoll zu dem Mädchen auf, doch dieses lächelte freundlich. "Behalt ruhig die Mütze, du bist ärmer als ich und den Armen sollen die Menschen helfen." Da lachte das Kind, doch im nächsten Moment stieß das Mädchen es zu Boden, so dass es auf einen Stein aufschlug. Das Mädchen nahm sich die Mütze wzurück und sagte: "Jetzt bin ich ärmer gewesen als du, also musstest du mir die Mütze wieder geben, um etwas Gutes zu tun. " Dann wanderte das Mädchen weiter.
Eines Tages begegnete ihm ein Junge. Der Junge war nicht arm, aber er wollte nicht arbeiten. So bat er das Mädchen um sein schmutziges Hemd, damit er wie ein Bettler aussähe. Das Mädchen gab ihm das Hemd nicht, denn er war nicht ärmer als es selbst. Statt dessen stieß es den Jungen in einen Fluss und nahm alle Kleider und alles Geld, das er bei sich hatte.
Und so kam es, dass es wieder Nacht wurde. Es war die erste Nacht, in der das Mädchen nicht fror. Und wie es so auf einem Hügel stand und alles hatte, Brot, Mütze, Hemd und Geld, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel. Und obgleich die Kleider des Mädchens sehr schmutzig waren, hatte es auf einmal frische an, die wundervoll schön und teuer waren. Das Mädchen streckte die Arme aus, um die fallenden Sterne aufzufangen. Doch da wurden die Sterne zu harten, blanken Talern, die trafen das Mädchen und begruben es unter sich. Am nächsten Morgen liefen die Menschen herbei und sammelten schnell so viele Taler ein, wie sie tragen konnten. Und unter diesen fanden sie schöne neue Kleider, die sehr teuer waren. Ein Kind jedoch fanden sie nicht.
 



 
Oben Unten