Still

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HerbertH

Mitglied
Hallo Lap,

ein beeindruckendes Gedicht: Umrahmt von eher ruhige Stimmung verbreitenden Strophen bricht die zweite über den Leser herein, reißt ihn in die Ungewissheit einer unverstandenen Extremsituation. Dadurch erhält auch die scheinbar ruhige letzte Strophe einen neuen Unterton, und dann beginnt man auch der Ruhe in der ersten Strophe nicht mehr zu trauen.

Mir gefällt es. Hitchcock-like

lG

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Lap,

mir ist noch eine weitere Ebene klargeworden, auf der man Dein Gedicht interpretieren kann: Strophe 2 könnte auch ein Traumbild sein, eine Phantasie während der schlaflosen Nacht. In dieser Zeit verschwimmt oft die Grenze zwischen Realität und (Alb-)Traum.

Das ist mir übrigens erst klargeworden, als ich versucht habe, ein ähnliches Gedicht selbst zu schreiben.

lG

Herbert
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ja Herbert,

genau diese Gedanken kommen einem dann. Irgendwie sind die grauen Stunden auch mit Grauen und Grausamkeit verknüpft. Nicht immer nur im Traum.
Aber man sagt ja seiner Liebsten nicht am Frühstückstisch: Heute Nacht hätte ich Dich fast erwürgt.

Aber ich will niemand vergraulen,

cu
lap
 
B

Beba

Gast
Ein Alptraum, aber durchaus realistisch! Wer kennt nicht den Hass, den man auf alles entwickeln kann, was einem vom ersehnten Schlaf abhält.

Ciao,
Bernd
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hm - ich versteh es nicht ganz - warum blutet das Bett? Und irgendwie wirkt es eher so, als SOLLTE da ein Wecker sein, damit der Schläfer erwacht und von Fesseln befreit? Das macht aber den Sinn, den du hier dem LyrI nahe legst, dass der Schläfer erwürgt werden soll von diesem, eher unsinnig - wenn er aber würgen will und nur sich selbst quasi Fesseln anlegt - warum blutet dann überhaupt irgendwas? Mich verwirrt dein Text nur - ich versteh ihn einfach nicht so recht...

LG, Rhea
 
H

Heidrun D.

Gast
Hallo lap,

ich kann mir hier noch ein wenig Verdichtung vorstellen:

Still

Im grauen Berg vor mir
atmest du benachtet und still

Meine Hände liegen in Fesseln
kein Wecker im blutenden Bett

Morgen schlafe ich -
bewacht von dir
Grüßle
Heidrun
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Rhea,

stell Dir Möglichkeiten vor.

Jemand will aus einem blutigen Traum geweckt werden.

Der Wecker unterbricht die Stille, das Grauen.

Es muss nicht einmal das Wecksignal sein, um Normalität vorzugaukeln, allein das Ticken könnte schon reichen.

Oder der Wecker ist ein Gedanke, eine Erinnerung, etwas, dass ein Handeln oder einen Gedanken verhindert / beendet.

Die Stille steht im Mittelpunkt. Das Stillsein.

Ich habe es ganz bewusst nicht in eine konkrete Richtung getrieben, da es das ja auch nie tut.

cu
lap
 

Mandelbaum

Mitglied
Hallo Lapismont,
ich stimme Rhea zu, auch für mich passt das "blutende Bett" nicht. Du erklärst es selbst mit "blutigem Traum". Zwischen einem blutendem Bett und einem blutigen Traum kann ich leider keine Verbindung sehen.
LG
Mandelbaum
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Mandelbaum,

ich will das Bild gar nicht erklären, ich bot Rhea nur Möglichkeiten an.

Letztlich ist es ja wirklich eine Frage der Leserinterpretation, ob er ein vom Autor gewähltes Bild überhaupt als etwas wahrnimmt, dem eine Bedeutung beiliegt.

Vermutlich stört die Personifizierung. Ein Bett, das blutet.
Aber wollte ich sagen,"Da ist Blut im Bett" würde die insistierte Bedeutung verschoben.

@Heidrun,

Deine Verknappung besonders der letzten Strophe, kippt die Bedeutung. Es soll kein Schutz vermittelt werden.
Im besten Fall ist die Beziehung nur durch eine zeitliche Scheide asynchron. Gemeinsames Nebenher im Wechsel der Schlafzyklen. Spannend ist die Stille, wenn der andere da, aber unbewusst ist. Schutzbedürftig nur, wenn da Gefahr wäre. Und ist da welche? Droht etwas aus der anderen Seite des Bettes? Wer wacht da? Und was bewacht er?

cu
lap
 



 
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